Heimkinder....

Begonnen von Heimkind1945, 14:47:37 Sa. 09.Juni 2007

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Martin Mitchell

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Offizielle Zeremonie: ,,Geste der Verantwortung"

Zitat.
ÖSTERREICH – profil.at - Profil//shortlist

[ @ http://www.profil.at/shortlist/oesterreich/oesterreich-ehemalige-heimkinder-parlament-7670103 ]

Österreich inmitten: Ehemalige Heimkinder im Parlament

Erniedrigte und gequälte ehemalige Heimkinder [ siehe @ http://www.profil.at/oesterreich/heimkinder-klagen-an-oesterreich-6499707 ] rücken im Parlament ins Zentrum.

Von Edith Meinhart [ siehe @ http://www.profil.at/autoren/edith-meinhart ] ( 06.11.2016 )

Es ist der würdigste Rahmen, den die Republik aufzubieten hat. Am 17. November werden im historischen Sitzungssaal im Parlament, wo sonst Präsidenten angelobt werden, ehemalige Heimkinder sitzen, die in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen erniedrigt und gequält wurden. Nationalratspräsidentin Doris Bures (Foto) nennt den bedeutungsschweren offiziellen Akt ,,Geste der Verantwortung". Der Staat holt damit die Männer und Frauen, die er in den 1950er- bis 1970er-Jahre im Stich gelassen hat, ins Zentrum. Buchstäblich, denn die Saalmitte gehört den Betroffenen, das offizielle Österreich rückt – zum ersten Mal und ganz gegen das Protokoll – zur Seite. Kanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Kardinal Christoph Schönborn werden Reden halten; das Herz der Veranstaltung aber bilden die Geschichten der Betroffenen. Schauspielgrößen Karl Markovics, Regina Fritsch, Wolfgang Böck, Florian Teichtmeister und Miriam Fussenegger werden sie von der Regierungsbank aus vortragen. Die Zeremonie löste im Vorfeld einiges an Emotionen aus.

,,Wir wollen jenes Zeichen der Anerkennung setzen, das sich viele Betroffenen wünschen. Aber es soll kein Schlussstrich sein, sondern ein Mosaikstein in der Aufklärungsarbeit, die leider erst sehr spät begonnen hat", sagt Bures. Einen Nachteil des repräsentativen Saals konnte sie auch nach viel Kopfzerbrechen nicht wettmachen: Er fasst nur 630 Sitze, davon sind 40 Prozent für National- und Bundesräte fixiert; einige bleiben aus feuerpolizeilichen Gründen frei. Die 300 Plätze für Heimkinder wurden nach der Reihenfolge der Anmeldungen und gewichtet nach Bundesländern vergeben. Für alle, die nicht zum Zug kamen, aber gerne dabei wären, überträgt der ORF die Zeremonie live. Bisher gibt es weltweit wenig vergleichbare Zeremonien, in Deutschland warten die Heimkinder noch darauf.

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Not only must justice be done; it must also be seen to be done.
Recht muss nicht nur gesprochen werden, es muss auch wahrnehmbar sein, dass Recht gesprochen wird.
IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND GESCHIEHT VIELFACH BEIDES NICHT.

Martin Mitchell

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Auch in Marburg Pharmatests an Heimkindern

Link zum Fernsehrbericht (Video der »Hessenschau«, gestern Di. 08.11.2016 um 19:30 Uhr gesendet als erste Nachricht!)

http://hessenschau.de/tv-sendung/video-24198~_story-medikamente-heimkinder-100.html


Zitat.
Heimkinder aus Hessen wurden in der Vergangenheit offenbar stärker für Arzneimitteltests missbraucht als bisher bekannt. Im Jahr 1957 soll den Kindern ohne ihr Wissen das starke Beruhigungsmittel Decentan verabreicht worden sein. Nach hr-Informationen sollen neben einer Diakonie-Einrichtung in Schwalmstadt auch zwei Heime in Marburg betroffen sein.
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QUELLE: Textauszug vom Artikel:[/color] http://hessenschau.de/panorama/auch-in-marburg-pharmatests-an-heimkindern,medikamente-heimkinder-100.html

Zitat.
Bei den Marburger Einrichtungen handelt es sich um die damaligen Kinderheime Bethanien und St. Elisabeth. Laut einer Arzneimittelstudie aus dem Jahr 1963, die hr-iNFO und hessenschau vorliegt, wurde dort an 30 Mädchen und Jungen ein Impfstoff gegen Kinderlähmung getestet. Die Heimkinder waren demnach sechs Monate bis elf Jahre alt.

Zuvor war durch die wissenschaftliche Arbeit einer Pharmazeutin bekannt geworden, dass es ähnliche Tests auch in einem Hephata-Heim in Schwalmstadt-Treysa gegeben hat. Dort soll 1957 ein neues Medikament des Darmstädter Pharmakonzerns Merck erprobt worden sein, das gegen Psychosen entwickelt wurde.

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QUELLE der Formulierung dieses Beitrags ingesamt: "Religionskritik-Wiesbaden" (FREIGEISTERHAUS.DE 08.11.2016, um 21:21 Uhr).
Die bei der »Hessenschau« angegebene QUELLE ist: ,,Veröffentlicht am 08.11.16 um 15:56 Uhr - Michael Przibilla, epd"

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Zitat.
BUNDESPRESSEPORTAL

Donnerstag, 10. November 2016 11:33

[ @ http://www.bundespresseportal.de/hessen/10-hessen/dr-daniela-sommer-spd-schockiert-ueber-medikamententests-an-heimkindern-lueckenlose-aufklaerung-unabdingbar.html ]

Dr. Daniela Sommer: SPD schockiert über Medikamententests an Heimkindern – lückenlose Aufklärung unabdingbar

(BPP) Zu den aktuellen Presseberichten über Medikamententest an Heimkindern ohne deren Wissen in den 1950er Jahren in Hessen sagte die stellvertretende Vorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, heute in Wiesbaden:

,,Was über die Medikamententest an Heimkindern in Treysa bekannt geworden ist, schockiert und macht betroffen. Es gibt keinen Grund, an der Richtigkeit der wissenschaftlichen Studie zu zweifeln, die das Unrecht von damals ans Licht gebracht hat. Was seinerzeit im Kinderheim Treysa – und womöglich auch in anderen Heimen – geschehen ist, lässt sich weder rechtfertigen noch entschuldigen. Missbrauch an den Schwächsten der Schwachen kann und darf nicht hingenommen werden, auch wenn er Jahrzehnte zurückliegt. Es ist zynisch, wenn sich die beteiligten Pharmaunternehmen wie Merck darauf zurückziehen, man habe ,nicht rechtswidrig' gehandelt. Und auch der Verweis darauf, dass andere Pharmaunternehmen ebenfalls solche Tests vorgenommen hätten, taugt nicht zur Entlastung.

Alle damals Verantwortlichen müssen nun ihren Teil zur schonungslosen Aufklärung des Geschehenen beitragen. Und von den beteiligten Unternehmen können die Opfer von damals tätige Reue verlangen: Sie müssen von denen, die ihnen Leid zugefügt haben, entschädigt werden.

Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag kann sich gut vorstellen, dass der Landtag zu dem Themenkomplex ein Hearing durchführt, bei dem die Betroffenen, die Leitungen der Einrichtungen und die Pharmaunternehmen Stellung nehmen. Das Thema muss öffentlich aufgearbeitet werden, damit das Unrecht nicht vergessen wird."

Quelle: spd-fraktion-hessen.de

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Auch dies gehört mit zur Geschichte und Nachgeschichte der diakonischen Einrichtung "Gut an der Linde" (Teilanstallt der "Bergischen Diakonie Aprath" ("BDA")) und den auch dort, in den 1950er und 1960er Jahren (wie sich jetzt erst heraustellt und auch bewiesen werden kann) stattfindenden Medikamentenversuchen und Verabreichungen an minderjährige(n) Schutzbefohlene(n).

Offener Brief der Opfervertreter "Gut an der Linde"

wiedergegeben @ http://jacobsmeinung.over-blog.com/2016/04/offener-brief-der-heim-opfergruppe-gut-an-der-linde.html


Und siehe auch @ https://es-la.facebook.com/VEHeV/posts/756821851084972

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt von den Autoren, sondern ausdrücklich erwünscht von ihnen!

Zitat.
Offener Brief der Heim-Opfergruppe "Gut an der Linde"

Posted on April 14, 2016

Anschließend: Brief des Bloggers [Helmut Jacob] an die Leitung der Diakonie Aprath unter dem Offenen Brief der Opfervertreter


Offener Brief der Opfervertreter

Ehemaligengemeinschaft Fürsorgehölle "Gut an der Linde"
Ansprechpersonen/Sprecher Reiner Gläser, Siegfried Heinen, Axel Weiner, Brian Neuburg, Michael Schierer

Offener Brief - mit der dringenden Bitte um Weiterleitung

An Bergische Diakonie Aprath
Vorstand Jörg Hohlweger
Otto-Ohl-Weg 10,
42489 Wülfrath

Betrifft: Umgang mit ehemaligen Heimkindern und Schwerbehinderten

Sehr geehrter Herr Hohlweger,

wovor haben Sie Angst?

Mit Schreiben vom 17.03.2016 haben Sie Ihre Entscheidung vom 09.03.2016 zurück genommen, dass die Bergische Diakonie Aprath (BDA) nur noch über Ihren Anwalt mit uns, den ehemaligen Heimkindern aus der Fürsorgehölle Gut an der Linde (1959 bis 1971), kommuniziert. Mit Schreiben vom 09.04.2016 (Anlage) wiederum haben Sie genau diese Entscheidung erneut zurückgenommen und das klärende Gespräch am 19.04.2016, zu dem Sie uns eingeladen haben, abgesagt.

Das ist der Gipfel der Ignoranz! Ihre Verhaltensweise ist in Deutschland ein Novum. So verächtlich ist noch kein Vorstand mit ehemaligen Heimkindern umgegangen. Bei Ihnen sogar mit Ehemaligen, die, aufgrund der unmenschlichen Erziehungsmethoden in Ihrer Fürsorgehölle zu Schwerbehinderten geworden sind.

Die Hinhaltetaktik und die Unwahrheiten die Sie über die Fürsorgehölle und uns verbreiteten, sind unerträglich. Seit Ihrer Amtseinführung 2011 drangsalieren Sie uns damit. Das Gebot ,,Liebe deinen Nächsten", hat für Sie in Bezug auf uns offensichtlich keine Bedeutung. Unsere Kindheit in der Fürsorgehölle war schon schlimm. Jetzt, Jahrzehnte später, wo einige versuchen ihre Traumatisierungen zu verarbeiten und Licht in das Dunkel ihrer prägenden Kindheit und Jugend in der Fürsorgehölle bringen wollen, bekriegen Sie uns erneut. Sie sind Pfarrer?

Eingangs ihrer Absage echauffieren Sie sich darüber, dass unser ehemaliger Heimkamerad Reiner Gläser Ihnen eine Zahlungsaufforderung in sechsstelliger Höhe geschickt hat. Sie wissen, dass an der Ruhruniversität Bochum ein neuropsychologisches Gutachten, Link:
http://amd.co.at/anti/moitzfeld/Gutachten/G/Gutachten_G.pdf zur Frage der Schädigungsfolgen früherer Heimunterbringung in der BDA für Reiner Gläser erstellt wurde. Der Grad der Schädigung (GDS) = Grad der Behinderung (GDB) ist 70%. Reiner Gläser ist also als schwerbehindert eingestuft worden. Die Contergan Opfer der Firma Grünenthal erhalten bei einem Schädigungsgrad von 70% eine Rente von 5.069 Euro monatlich. Die Opfer aus Ihrer unmenschlich betriebenen Fürsorgehölle erhalten nichts von Ihnen.

Auch wenn die Schädigungen durch Contergan und die BDA Erziehungsmethoden kaum vergleichbar sind, am Ende bleibt ein Grad der Behinderung, der nicht zu differenzieren ist. Ihre Behauptung in dem Zusammenhang, so war es der Presse zu entnehmen, wir hätten Entschädigungen vom Fonds Heimerziehung erhalten, sind unzutreffend. Die Leistungen des Fonds sind keine Entschädigungen sondern nur kleine Anerkennungsleistungen, zum Großteil für Fernseher, Computer, Möbel etc.. Auch die Leistungen der kirchlichen Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung sind keine Entschädigungen, sondern Anerkennungsleistungen für das Leid aufgrund sexualisierter Gewalt bzw. Missbrauch durch Bedienstete der BDA. Diese Leistungen sind zwar besser als nichts, aber kein Freikauf von der Schuld und Verantwortung der BDA. Die Zeit kann auch Schuld und Verantwortung nicht tilgen!

Man muss Ihnen die Frage stellen, was Ihnen die körperliche Unversehrtheit Ihrer Schutzbefohlenen oder ehemaligen Schutzbefohlenen Wert ist. Offensichtlich nichts. Mit der Entlassung aus der Fürsorgehölle waren wir abgeschrieben. Die Gehirnwäsche und Einschüchterung hatten zur Folge, dass es Jahrzehnte gedauert hat, bis wir gewagt haben die Misshandlungen öffentlich zu machen und Wiedergutmachung zu fordern. Sie nehmen das zum Anlass für Machtdemonstrationen und bekriegen uns, anstatt vernünftig zu kooperieren.

Mit der Absage des Gespräches und der erneuten Drohung mit Ihrem Rechtsanwalt haben Sie alle christlichen, diakonischen und moralischen Werte über Bord geworfen. Das Leitmotiv des Gefängnispfarrers Karl Heinersdorf, des Gründers der BDA ,,niemand und nichts aufgeben" hat für Sie offensichtlich keinen Wert. Uns, die ehemaligen Heimkinder, haben Sie aufgegeben. Ihr Schreiben mit der Absage haben Sie sogar anmaßend in der ,,wir" Form verfasst. Damit haben Sie mitgeteilt, dass nicht nur Sie selber, sondern alle BDA Mitarbeiter uns aufgegeben haben. Sie wollen nur noch über Ihren Anwalt mit uns kommunizieren. Das Recht, so für die gesamte BDA zu sprechen, haben Sie nicht. Sprechen Sie Ihre abstrusen Beschuldigungen und den Kommunikationsabbruch für sich aus, nicht für alle BDA Mitarbeiter. Das sind größtenteils anständige Menschen.

Dass die Gründe, die Sie für den Kommunikationsabbruch anführen, vorgeschoben sind, ist leicht ersichtlich. Ein Grund soll der Umstand sein, dass wir, fünf ehemalige Heimkinder, mit vier Begleitpersonen kommen wollten. Zwei davon Anwälte, die beiden anderen Wissenschaftler, die sich mit den Folgen der Heimerziehung beschäftigt haben.

Herr Professor Dr. rer. nat. Burkhard Wiebel von der Ruhruniversität, der bereit war zu kommen und sein Team haben im Rahmen einer Forschungsarbeit, alle Ehemaligen, die zu dem Treffen kommen wollten, aufwendig untersucht und neuropsychologische Gutachten zur Frage der Schädigungsfolgen früherer Heimunterbringung in der BDA erstellt. Der Grad der Schädigung (GDS), also Grad der Behinderung (GDB), aus der unmenschlichen Heimerziehung in der BDA wurde bei allen mit 70% bis 100% festgestellt. Die Gutachten belegen, dass Behauptungen der BDA Vorsitzenden, uns sei kein Schaden erwachsen, unwahr sind. Zudem wurden vom Fonds Heimerziehung der Bundesrepublik Deutschland und der kirchlich- diakonischen Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung (FUVSS), reihenweise Missbrauchs- und Misshandlungsopfer der BDA anerkannt. Ihre in der Presse nachzulesenden Behauptungen, es habe keine systematischen Misshandlungen gegeben, sind ebenfalls unwahr.

Frau Dr. Silvia Wagner, Pharmazeutin, die bereit war zu kommen und ihr Team beschäftigen sich an der Universität Düsseldorf mit den Schäden durch Medikamentenversuche und Verabreichungen, insbesondere von Psychopharmaka und Neuroleptika an Heimkindern. Nachweislich wurden in der BDA Fürsorgehölle in abartiger Weise Heimkinder mit Psychopillen traktiert. Das war eine Form der vielfältigen Misshandlungen; vermutlich wollen Sie das auch nicht hören.

Nehmen Sie die Tatsachen endlich zur Kenntnis und hören Sie auf, alles abzustreiten und uns öffentlich als Lügner darzustellen. Die unmenschliche und abartige BDA Heimerziehung hatte zur Folge, dass aus gesunden Kindern Schwerbehinderte wurden. Es besteht kein Zweifel daran, dass auch die Versorgungsämter den Grad der Behinderung erforderlichenfalls bestätigen, wie Professor Wiebel und sein Team ihn festgestellt haben. Professor Wiebel ist auf dem Gebiet eine in Fachkreisen und öffentlichen Institutionen anerkannte Kapazität. Offensichtlich wollen Sie seine Forschungsergebnisse, die belegen, dass in der BDA Schwerbehinderte produziert wurden, nicht hören.

Sich selber räumen Sie in der Einladung das Recht ein, ihren Rechtsanwalt und ihre Kommunikatonsfachfrau mitzubringen, uns sprechen Sie Vergleichbares ab. Offensichtlich hatten Sie vor, uns in dem Gespräch einzulullen und mit den Missbrauchszahlen abzuspeisen, die Sie uns jetzt genannt haben. Der wahre Grund ist, unserer Meinung, dass diese Absicht, durch die Personen die wir hinzuziehen wollten, Ihnen nicht realisierbar erscheint.

Tatsache ist, bevor wir als Kinder in die Fürsorgehölle deportiert wurden, waren wir gesund. Das Heim war ausdrücklich ausgerichtet auf gesunde Jungen mit normaler Intelligenz. Nur mit solchen funktionierte das abartige Marktkonzept. Große Gruppen, unausgebildeter Erzieher, Zöglinge als unbezahlte Hilfserzieher, Zwangsarbeit usw.. Behinderte oder Geisteskranke, hätten nicht gepasst. Behinderte oder Geisteskranke erfordern bekanntlich mehr kostenintensive Betreuung und sind bei Zwangsarbeiten schlecht verwertbar.

Der Zweite Grund ihrer Absage ist, dass ehemalige Heimkinder es doch tatsächlich gewagt haben, Sie um Auskunft gemäß § 34 BDSG, also Auskunft über die bei Ihnen gespeicherten Daten, zu bitten. Einer hat sich sogar, weil Sie die Bitte um Bestätigung des Eingangs ignoriert haben und die Abfrage nicht beantwortet haben, mit einer Beschwerde an den Landesdatenschutzbeauftragten gewandt. Sie schreiben, das stände im Widerspruch zu unserer Mitteilung, dass wir kein Interesse an juristischen Schritten hatten. Diese Verfälschung der Tatsachen ist nicht nachvollziehbar. Datenabfragen gem. § 34 BDSG und Beschwerden sind ein in Deutschland zig-tausendfach praktiziertes Recht und kein juristischer Schritt, zumal weder die Abfragen noch die Beschwerde über Juristen lief. Sie schreiben, dass Sie davon ausgegangen sind uns die Informationen im Rahmen des Gesprächstermins zu geben. Wir sind keine Hellseher, Sie haben uns nicht informiert. Wir mussten davon ausgehen, dass Sie auch diese Auskunft, wie viele andere davor, verweigern. Datenabfragen müssen auch schriftlich beantwortet werden, dazu kommen wir nicht nach Wülfrath. Das als Grund für die Absage und den Kommunikationsabbruch zu nennen, ist auch abwegig. Dass dieses ebenfalls vorgeschoben ist, ist auch leicht erkennbar.  

Ein Schritt in die richtige Richtung war nach monatelangem Abwiegeln Ihre Mitteilung, dass von der Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung bisher 24 als Opfer sexualisierter Gewalt bzw des Missbrauchs durch BDA Mitarbeiter anerkannt wurden. Ihre Einlassung, Sie seien nicht verpflichtet uns die Zahlen zu nennen, sehen wir aber anders. Unseres Erachtens sind Sie nicht nur verpflichtet uns die Zahlen zu nennen, schließlich haben wir ein Recht auf das Wissen um unsere Vergangenheit, sondern auch verpflichtet, diese öffentlich zu machen.

Wir stehen mit ca. 30 Ehemaligen in Kontakt, die wir auf die Möglichkeit der Anerkennung hingewiesen haben. Von diesen wurden mehr als zwei Drittel als Missbrauchsopfer anerkannt. Hochgerechnet bedeutet das, dass über die Jahre in der Fürsorgehölle Gut an der Linde und dem Nachbarheim mehrere Hundert oder sogar Tausend missbraucht wurden. Es war so, dass fast jeder sexualisierte Gewalt durch BDA Mitarbeiter erfahren hat. Das ist keine Kleinigkeit die Sie verschweigen dürfen. Das was viele Ehemalige über Missbrauch berichtet haben und die Anzahl der anerkannten Opfer belegen, dass die BDA ein Paradies für Kinderschänder war. Aufgrund des Umgangs mit dem Problem ist es heute noch immer so.

Jeder von uns hat es tagtäglich selber erlebt, oder bei Heimkameraden mitbekommen. Sexualisierte Gewalt und Missbrauch, war genau so Teil des Systems, wie Prügel, Isolierzimmer, Zwangsarbeit, Essenszwang, Erbrochenes essen müssen, eiskalte Duschen wegen Bettnässen, Zwang in urintriefender Bettwäsche zu schlafen, militärische Drillmethoden, Zwangsmedikation, Ausgangssperren usw.

Gut an der Linde war die Hölle auf Erden. In Publikationen behauptet der BDA Vorstand, dass nur ein Missbrauchsfall bekannt sei. Das ist nachweislich unzutreffend.

Tatsache ist, dass von den Ehemaligen die wir kennen fast alle vom Fonds Heimerziehung und der kirchlichen- bzw diakonischen Fachstelle als Missbrauchs- oder Misshandlungsopfer anerkannt wurden. Tatsache ist, dass bei vielen eine Schwerbehinderung festgestellt wurde, die aus dem Heimaufenthalt resultiert. Tatsache ist, dass Behauptungen vom BDA Vorstand, es sei kein Schaden feststellbar, unzutreffend sind.

Unser dringendstes Anliegen, mit Verantwortlichen der BDA darüber zu sprechen, wie man mit der verursachten Schädigung und einem möglichen Schadensausgleich umzugehen gedenkt, ist aufgrund Ihres verantwortungslosen Kommunikationsabbruchs jetzt nicht mehr möglich.

Wir glauben zwar nicht, dass Sie die Bereitschaft dazu haben, trotzdem ist es Ihnen nochmals anzuraten den Umgang mit uns zu ändern. In der Anlaufstelle des Heimkinderfonds im Landschaftsverband Rheinland, ist man aufgrund der vielen Berichte ehemaliger Heimkinder aus Gut an der Linde und dem Nachbarheim der BDA zu der Überzeugung gekommen, dass die[se] Heime die schlimmsten waren. Jetzt, Jahrzehnte später, müssen wir feststellen, dass auch der Umgang der BDA Verantwortlichen, also Ihrer, mit uns Ehemaligen das schlimmste ist, was man sich aus der Richtung der Heimträger vorstellen kann.

Weil Sie uns neuerdings wieder mit Ihrem Rechtsanwalt drohen, stellen wir vorsichtshalber fest, dass dieses Schreiben zwar nach bestem Wissen und Gewissen erstellt wurde, aber keinen Anspruch auf Richtigkeit in allen Details erhebt – wir sind keine Juristen.

Wie Sie mit Mitmenschen umgehen, die als Kinder in der BDA die Hölle erlebt haben, ist unglaublich. Nach wie vor missachten Sie die Empfehlungen des Runden Tisches Heimerziehung und helfen uns, bis auf kleine Alibi Aktionen, nicht.
Wenn Sie uns nicht helfen, müssen wir eben andere um Hilfe bitten.

So verächtlich wie Sie mit ehemaligen Heimkindern und Behinderten umgehen, macht das sonst kein Verantwortlicher.

Mit freundlichen Grüßen, für unsere Ehemaligengemeinschaft

Siegfried Heinen
Reiner Gläser
Michael Schierer
Axel Weiner
Brian Neuburg

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Und siehe auch, diesbezüglich, den Beitrag @ https://dierkschaefer.wordpress.com/tag/forensik/ (bezüglich einem vorhergehenden Brief vom 06.04.2014 an die "Bergische Diakonie Aprath")

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt von den Autoren, sondern ausdrücklich erwünscht von ihnen!
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Martin Mitchell

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INTERVIEW MIT DER FORSCHERIN DOKTORANDIN SILVIA WAGNER, PHARMAZEUTIN (10.11.2016) @ http://www.fr-online.de/rhein-main/interview--verantwortung-tragen-alle-,1472796,34924616.html

Dieses Interview liegt zwar schon ein paar Tage zurück, ist und bleibt aber weiterhin aktuell.

Silvia Wagner, Verfechterin der Rechte und Interessen ehemaliger Heimkinder, sagt ,,Verantwortung tragen alle" !!


Zitat.
Frankfurter Rundschau

Rhein-Main und Hessen
Hessische Landespolitik und Berichte aus dem Rhein-Main Gebiet


10. November 2016

INTERVIEW


,,Verantwortung tragen alle"

Von PITT VON BEBENBURG

Die Krefelderin Sylvia Wagner forscht für ihre Doktorarbeit über Medikamentenversuche an Heimkindern. Mit der FR spricht sie im Interview über die skandalösen Vorgänge, die erst nach Jahrzehnten bekannt werden.

Frau Wagner, Sie haben die Medikamentenversuche an Heimkindern recherchiert. Jahrzehntelang waren sie nicht bekannt. Warum kommen sie jetzt erst heraus?

SILVIA WAGNER: Das ist eine gute Frage. Warum das so ausgeblendet wurde, ist schwer zu erklären. Das ist noch zu prüfen.

Sie sind auf Medikamentenversuche in Hessen und vielen anderen Bundesländern gestoßen. Entlastet es einzelne Träger, wenn sie so verbreitet waren?

SILVIA WAGNER: Nein. Das ist ja gerade das Schlimme, dass es so normal gewesen ist.

Wer trägt aus Ihrer Sicht Verantwortung: die Ärzte, die Pharmafirmen, die Heime, die ihrer Schutzpflicht nicht nachgekommen sind, oder die Politik?

SILVIA WAGNER: Alle tragen Verantwortung. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Die Ärzte vor Ort, die diese Studien durchgeführt haben, tragen einen großen Teil dieser Verantwortung. Aber auch die Behörden.

Pharmafirmen wie Merck oder Behring haben ihre Archive für Ihre Forschung geöffnet. Gibt es also eine Bereitschaft, sich dieser Verantwortung zu stellen?

SILVIA WAGNER: Das ist unterschiedlich bei den Pharmafirmen. Es gibt welche, die wirklich kooperativ sind. Dann gibt es welche, die sagen: Wir haben keine Unterlagen mehr. Dann gibt es auch welche, die haben wahrscheinlich noch Dokumente, wollen aber niemanden reinlassen.

Welche Geste gegenüber den Betroffenen wäre heute noch möglich und nötig?

SILVIA WAGNER: Auf jeden Fall wäre es nötig, die Verantwortung zu übernehmen und es aufzuarbeiten.

Das Kinderheim in Treysa hat sich bestürzt geäußert, dass es dort solche Medikamententests in den 50er Jahren gegeben haben soll. Obwohl Sie schon seit einigen Jahren die Geschichte von Misshandlung und Vernachlässigung im Heim aufgearbeitet und mit Betroffenen gesprochen haben, sei das Thema Medikamententest nie aufgetaucht.

SILVIA WAGNER: Das ist gut möglich. Es kann sein, dass es dazu keine Unterlagen gibt, weil der Arzt die Dokumente mitgenommen hat.

Dieses Heim sucht Zeugen, um das aufarbeiten zu können.

SILVIA WAGNER: Das ist der richtige Schritt, weil die ehemaligen Heimkinder berichten können, wie sie Medikamente bekommen haben und welche Untersuchungen gemacht worden sind. Es gab in verschiedenen Heimen unterschiedliche Untersuchungen. Manchmal wurden Blutbilder erstellt oder EEG-Messungen durchgeführt. Wahrscheinlich wurde bei einigen aber auch die Lumbalpunktion gemacht. Das ist ein schmerzhafter Eingriff, wo aus dem Rücken Liquor abgesaugt wird, umgangssprachlich Hirnwasser. Daran kann man sehen, ob das Medikament im Gehirn anlangt und was dort passiert.

Sie weisen auf Bezüge von der Nazi-Zeit bis in die frühe Bundesrepublik hin. Was haben Sie herausgefunden?

SILVIA WAGNER: Bei einigen Ärzten ist tatsächlich eine personelle Kontinuität aus der NS-Zeit gegeben. Zum Beispiel bei Hans Heinze, der während der NS-Zeit die Kinderfachabteilung in Brandenburg-Görden aufgebaut hat. Er hat Kinder in den Tod geschickt und Versuche vorgenommen, bei denen Gehirne nach dem Tod seziert wurden. Nach der NS-Zeit konnte dieser Mann Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wunstorf werden. Sein Sohn war an der Uni Gießen tätig und hat ebenfalls Test-Medikamente angefordert. Er ist später auch nach Wunstorf gegangen.

Das Denken war ungebrochen, dass es geboten sei, Medikamente ohne Rücksicht auf die Menschen zu testen?

SILVIA WAGNER: Ja. In meiner Arbeit habe ich einige Protokolle aus Sitzungen in den Behringwerken in Marburg zitiert, in denen es um Tests mit Impfstoffen ging. Es wird ganz klar gesagt: Wir müssen das jetzt an Menschen testen.

Was muss noch geschehen, in der Forschung und der Politik, um die Aufklärung vorwärtszubringen?

SILVIA WAGNER: Erst mal muss der Wille da sein. Dann braucht es Mittel. Es müssen Forschungsaufträge vergeben werden, und die Behörden müssen sich dafür öffnen. Behörden waren involviert. Auch da müssen die Akten geöffnet werden.

Interview: Pitt von Bebenburg
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Pitt von Bebenburg
Landtags-Korrepondent, Wiesbaden [ http://www.fr-online.de/wir-ueber-uns/landtags-korrespondent--wiesbaden,4353508,4592032,view,authorProfile.html ]

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Siehe die neue allumfassende Stellungnahme von dem Evangelischen Pfarrer i.R. Dierk Schäfer, Diplom-Pädagoge und Diplom-Psychologe, in seinem Blog, Dierk Schaefers Blog vom Di. 15.11.2016, um 20:21 Uhr (MEZ/CET) »,,Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären."« @ https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/11/15/das-eben-ist-der-fluch-der-boesen-tat-dass-sie-fortzeugend-immer-boeses-muss-gebaeren/

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!

Zitat.
,,Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären."

Muss[1]? Sie tuts.

Die Vergehen und Verbrechen an den ehemaligen Heimkindern sind in diesem Blog übergenug beschrieben worden. Sie sind auch wissenschaftlich belegt. Schlimm genug.

Im Sinne des Schillerzitats waren sie der Auftakt zu weiterem Bösen,
1. Verleugnung,
2. Drohung,
3. Vertuschung,
4. Relativierung,

und mündeten darin, die Opfer von damals über den Runden Tisch zu ziehen zur Schonung der Kassen von Staat (Bundesländer), Kirchen und ausbeuterischen Firmen [d.h., über zwei Jahre hinweg, in Berlin: 2009 und 2010, ,,über den bundesrepublikanischen»Runden Tisch Heimerziehung« zu ziehen" - MM].

Zu diesem zweiten Akt des Bösen gehörte auch die Ausgrenzung der ehemaligen Heimkinder aus Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien [über acht lange Jahre hinweg: 2009 bis 2016 - MM].

Das betrügerische Ergebnis des Runden Tisches Heimerziehung wird nun getoppt mit einer Lösung für die Menschen mit Behinderung[2], die
1. lange auf sich warten ließ,
2. deren Organisierung noch nicht geklärt ist, auch ist
3. noch nicht klar, in welcher Höhe es zu Zahlungen kommen wird; die
4. voller Kautelen steckt, um Zahlungen zu verhindern/einzuschränken und die ohnehin schon im Planungsstadium
5. eine deutliche Benachteiligung der Betroffenen darstellt, gemessen an den ohnehin betrugswürdigen Zahlungen an ehemalige Heimkinder aus den Erziehungsanstalten.

Muss ich noch den langen Zeitraum nennen seit dem Runden Tisch [Heimerziehung] der ,,Moderatorin"[3] Antje Vollmer? Jedenfalls dürften eine Reihe von Betroffenen in diesem Zeitraum gestorben sein, kostensparend. Auf die Kosten achten die üblichen Verdächtigen und sie haben Erfolg.

Mich als Pfarrer (i.R.) und Theologen schmerzt, dass wieder einmal die Kirchen mit dabei sind. Dabei ist noch nicht einmal in allen Erziehungseinrichtungen anerkannt, dass sie für die ihnen anvertrauten Kinder nicht nur in Einzelfällen eine ,,Erziehungshölle" darstellten.[4]

[Und auch ,,Medikamententests an Schutzbefohlenen" / ,,Medikamententests an Zöglingen" / ,,Medikamententests an Insassen" / ,,Medikamentetests an Psychiatriepatienten" / ,,Medikamententests an Behinderten" / ,,Medikamententests an Zustimmungsunfähigen" / werden von einigen noch immer geleugnet. - MM].

,,Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären."

Muss? Diese hats getan.

Winkt den aktuellen Tätern die Hoffnung auf den Tod der Opfer? Da täuschen sie sich. Denn wenn über eine böse Sache endlich Gras gewachsen ist, kommt bestimmt ein alter Esel, der es wieder runterfrisst. Das Internet hilft ihm dabei.[5]

Und die Betroffenen? Viele sind aus der Kirche ausgetreten[6]. Sie wissen warum und erzählen ihre Geschichte ihren Kindern und Kindeskindern, weil sie sich nicht auf das Jüngste Gericht verlassen wollen.[7]

––––––––––––––––––––––––

[ Fußnoten ]

[1] Schilller, Wallenstein http://gutenberg.spiegel.de/buch/wallenstein-3306/9

[2] http://jacobsmeinung.over-blog.com/2016/11/behinderte-ehemalige-heimkinder-werden-auch-sie-betrogen.html?utm_source=_ob_share&utm_medium=_ob_twitter&utm_campaign=_ob_sharebar

[3] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

[4] hier eine kirchlich Einrichtung. Man lese den aktuellen offenen Brief der Betroffenen: http://jacobsmeinung.over-blog.com/2016/04/offener-brief-der-heim-opfergruppe-gut-an-der-linde.html

[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/09/09/wenn-die-ohrenzeugen-der-augenzeugen-verstummt-sind-beginnt-die-geschichtsschreibung/

[6] Aus dem Staat und den Bundesländern können sie halt nicht austreten, doch sie haben zu schätzen gelernt, was sie diesem Staat wert sind.

[7]
https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2011/07/das-jc3bcngste-gericht2.pdf

dierkschaefer | 15. November 2016 um 20:21 | Tags: Ehemalige Heimkinder, Behinderten-Einrichtungen, Behindertenheime, Betrug, heimkinder, Heimkinderforschung, Menschen mit Behinderung | Kategorien: Deutschland, Ethik, Föderalismus, Bundesländer, Firmenethik, Geschichte, Gesellschaft, heimkinder, Kinder, Kinderheime, Kinderechte, Kindeswohl, Kirche, kirchen, Kriminalität, Kriminologie, Leben, Moral, Recht, Religion, Soziologie, Staat, Täter, Theologie | URL: http://wp.me/pulUf-1Vc

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Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!
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Not only must justice be done; it must also be seen to be done.
Recht muss nicht nur gesprochen werden, es muss auch wahrnehmbar sein, dass Recht gesprochen wird.
IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND GESCHIEHT VIELFACH BEIDES NICHT.

admin

Ich möchte Martin Mitchel für sein kontinuierliches Engagement für die Sache der Heimkinder danken.
Dieses Forum ist dazu da, denjenigen eine Stimme zu verleihen, die gedemütigt werden und in der öffentlichen Diskussion viel zu wenig vorkommen.

Martin Mitchel hat zahlreiche Gegner, die versuchen ihn zu diffamieren und zu mobben. Ich mußte Leute sperren, die sich gegen die wichtige Aufklärungsarbeit stellten und Anti-Martin-Mitchel Websites betrieben und ihn hier im Forum angriffen und beleidigten.

Die Geschichte der Heimkinder ist ein dunkles und kaum aufgearbeitetes Kapitel Bundesdeutscher Nachkriegsgeschichte. Hier lebte der Faschismus weiter, autoritärer und menschenverachtender Umgang mit jungen Menschen in Institutionen der Kirche und des jungen "demokratischen" Staates.

Ich wünsche Hernn Mitchel Durchhaltevermögen, viele Leser und viel Wirkung seiner Beiträge.

Onkel Tom

Ich finde es auch sehr gut, das er hartnäckig an der Sache bleibt.
Mittlerweile glaube ich, das die Thematik Heimkinder-Misshandlungen
längst unter dem Teppich geraten wären, wenn Martin nicht so fleißig
wäre.
Die Behörden und Landschaftsverbände tun sich schwer damit und der
Zugang zu Entschädigung und Entschädigungshöhe ist der 2. Punkt,
wo sich erkennen lässt, das die Verantwortlichen des Geschehen am
liebsten so dazu verhalten alles wie eine Laus vom Pelz zu bekommen.

(Typisch D)

Glücklicherweise lebt Martin außerhalb der Greifbarkeit dieses Landes,
was garantiert, nicht auf misteriöse Weise pllötzlich Mundtot zu sein..

Viel Glück und Kraft zum Weitermachen
Lass Dich nicht verhartzen !

Martin Mitchell

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Im Gegenzug dem mir gegenüber von »admin« in seinem Beitrag (Beitrag 1116 hier in diesem Thread ^^^) vom Do. 17.011.2016 um 21:37 Uhr und »Onkel Tom« in seinem Beitrag (Beitrag 1117 hier in diesem Thread ^^^) vom Fr. 18.011.2016 um 00:37 Uhr ausgesprochenen DANK und BESTEN WÜNSCHE, möchte auch ich mich bei ihnen beiden für ihre langjährige Unterstützung in dieser Sache bedanken!!

Mit freundlichen Grüßen aus Australien

Martin MITCHELL

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Martin Mitchell

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"Ralf Aust"+"Heimkind"+"Franz Sales Haus"
"Heimkinder in Deutschland für Medikamententests missbraucht"
"Bittere Vergangenheit: Heimkinder als ,,Menschenmaterial" für medizinische Versuche"

Kölner Stadt-Anzeiger (18.11.2016) @ http://www.ksta.de/panorama/bittere-vergangenheit-heimkinder-als--menschenmaterial--fuer-medizinische-versuche-25118070
Passauer Neue Presse (19.11.2016) @ http://www.pnp.de/2299316 oder auch http://www.pnp.de/nachrichten/heute_in_ihrer_tageszeitung/journal/2299316_Heimkinder-fuer-Medizinversuche-missbraucht.html !!
STERN (19.11.2016) @ http://www.stern.de/gesundheit/heimkinder-in-deutschland-fuer-medikamententests-missbraucht-7200454.html
FRANCAIS-EXPRESS (19.11.2016) @ http://de.francais-express.com/nachrichten/panorama/-19987-bittere-vergangenheit-heimkinder-als-menschenmaterial-fur-medizinische-versuche/
MOPO (19.11.2016) @ http://mobil.mopo.de/news/panorama/schock-studie-als-heimkind-fuer-pillen-tests-missbraucht-25126238
QUELLE: dpa
QUELLE: ksta - Kölner Stadt-Anzeiger
QUELLE: pnpPassauer Neue Presse
QUELLE: STERN
QUELLE: Berliner Zeitung
QUELLE: MOPO - Hamburger Morgenpost
FOTOS: Ralf Aust (privat); und dpa


Zitat.
19.11.2016

Heimkinder für Medizinversuche missbraucht

Arzneimittelforscherin deckt weiteres Leiden deutscher Kinder in der Nachkriegszeit auf – Spätfolgen der Nazi-Ideologie

von Elke Silberer


Berlin. Schläge, sexueller Missbrauch, seelische Gewalt. Man dachte, alles zu wissen über das Leben und Leiden von Heimkindern in der Nachkriegszeit. Doch nun tut sich ein weiterer Abgrund auf: Medikamentenversuche.

Ralf Aust erinnert sich noch daran, dass es Probleme in der Schule gab. Mit elf Jahren kam er dann nach Essen ins Heim. Die Eltern durften ihn zwei Stunden im Monat sehen. Über 50 Jahre später schwingen bei dem 63-Jährigen Wut und Verbitterung mit. Er hat viel geweint damals – geweint und gebrüllt, wie viele andere Kinder auch. "Nach dem Mittagessen mussten wir uns hintereinander aufstellen, die Hand aufhalten und bekamen eine Tablette. Die mussten wir schlucken und hinterher den Mund aufmachen und zeigen, dass sie weg ist." Bei Kindern, die sich weigerten, habe die Schwester mit ihrem Finger nachgeholfen, bis in den Rachen. Anschließend war Ruhe. Mit dem Kopf auf verschränkten Armen auf dem Tisch seien sie eingeschlafen. Ob er im Essener Franz-Sales-Haus Versuchsobjekt von Medikamententests war – er weiß es nicht.

Arzneimittelforscherin Sylvia Wagner hat mit der Veröffentlichung von ersten Ergebnissen ihrer Studie zu Medikamententests am Heimkindern in den 50er und 60er Jahren ungläubiges Entsetzen ausgelöst. Eigentlich hätte man nach der historischen Aufarbeitung von Missbrauch durch den Runden Tisch Heimerziehung 2010 annehmen können, das Schlimmste zu wissen. Wagner hat nach eigenen Angaben Belege für bundesweit rund 50 Versuchsreihen an Heimkindern gefunden. Sie geht davon aus, dass wahrscheinlich Tausende Säuglinge, Kinder und Jugendliche als Versuchsobjekte für bis dahin unerprobte Medikamente herhalten mussten – etwa wie 1960 die 139 Säuglinge, Kinder und Jugendliche im Westberliner Elisabethstift für einen Impfstoff gegen Kinderlähmung. Oder für Tests mit Medikamenten, die den Sexualtrieb hemmten, und mit Psychopharmaka wie dem beruhigenden Decentan.

Allein mit Decentan hat es laut Wagner Tests in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern gegeben. Für die Wissenschaftlerin ist das alles nur die Spitze des Eisbergs. "Ich stoße auf immer neue Studien für Medikamententests. Denen kann ich gar nicht alle nachgehen." Sie ist erstaunt, wie offen in Fachzeitschriften vor allem über Impfversuche an Heimkindern berichtet wurde.

Für Pädagogik-Professor Christian Schrapper [Universität Koblenz - Landau] zeigen sich darin Auswirkungen der Nazi-Zeit. In den "Fürsorgeanstalten" der 50er und 60er Jahre habe man den Geist nationalsozialistisch geprägter Vorstellungen über Minderwertigkeit wiedergefunden. Daraus ergebe sich das Verständnis von Heimkindern als "Menschenmaterial, was für medizinische Versuche genutzt werden kann".

Laut Arzneimittelforscherin Wagner gab es in den 50er und 60er Jahren für die Durchführung von Pharmastudien in Westdeutschland keine rechtsverbindlichen und sanktionierbaren Vorschriften. Bis zur Verabschiedung des Arzneimittelgesetzes 1978 wurden demnach Studien zum Nachweis der Sicherheit von Firmen nur in eigenem Interesse durchgeführt.

Der Pharmakonzern Merck hatte bei Bekanntwerden von Wagners Studie mitgeteilt, man habe damals unterschiedlichsten Einrichtungen die Testung des Neuroleptikum Decentan ermöglicht. Die Verantwortung liege bei dem Arzt, der das Medikament verabreicht habe. Der Konzern hatte Wagner in sein Archiv gelassen, wo sie die bisher einzigen 28 Nachnamen von Versuchskindern im Essener Franz-Sales-Haus fand. Trotzdem hat das Haus bisher nur einen ausfindig machen können.

Ralf Aust hat nach seiner Entlassung aus dem Heim ein normales Leben gelebt, sagt er. Mit den Berichten über die Studie holen ihn die Ereignisse von damals wieder ein. "Das soll nie wieder passieren", sagt er. Darum erzählt er in aller Öffentlichkeit von sich.

dpa

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Martin Mitchell

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ERSTENS – NACHRICHTEN (23.11.2016) @ https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Medikamenten-Tests-in-Schleswig-Noch-mehr-Faelle,heimkinder196.html

Zitat.
NRD.de - Nachrichten

RECHERCHEPOOL SCHLESWIG-HOLSTEIN

Stand: 23.11.2016 14:00 Uhr - Lesezeit: ca.6 Min.

Medikamenten-Tests in Schleswig: Noch mehr Fälle

von Julia Schumacher, Eike Lüthje, Stefan Eilts


Im ehemaligen Landeskrankenhaus Schleswig hat es mehr Versuchsreihen mit Psychopharmaka gegeben als bislang bekannt. Das zeigen Recherchen von NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin. Demnach bekamen in verschiedenen Testreihen in den 50er- und 60er-Jahren fast 1.000 Probanden in der jugendpsychiatrischen Abteilung Psychopharmaka verabreicht. Die entsprechenden Wirkstoffe waren für Erwachsene bereits auf dem Markt. Ein Schleswiger Mediziner erprobte die Mittel und ihre möglichen Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen.

Mehrere Fachaufsätze analysiert

Die Pharmazeutin Silvia Wagner hatte Mitte Oktober Forschungsergebnisse präsentiert, nach denen es bundesweit Medikamententests mit Heimkindern gegeben hat. Zwei dieser Versuchsreihen aus den Jahren 1966 und 1969 hatten in Schleswig stattgefunden. Reporter von NDR 1 Welle Nord und dem Schleswig-Holstein Magazin haben in verschiedenen Bibliotheken nun etwa 30 weitere Fachaufsätze über den Umgang mit Medikamenten ausfindig gemacht, die allesamt im damaligen Landeskrankenhaus Schleswig verfasst wurden. Bei sechs Aufsätzen finden sich Hinweise darauf, dass in ihnen medizinische Versuchsreihen an Kindern beschrieben werden. In vier davon erkennen Experten einen eindeutigen Versuchsaufbau zur Erprobung von Medikamenten. Diese Aufsätze wurden alle von ein und demselben Mediziner verfasst.

Hinweise auf weitere Studien

Der älteste Fund ist aus dem Jahr 1956, die anderen Aufsätze stammen aus den 60er-Jahren. In ihnen beschreibt der Mediziner, welche Mittel er wie vielen Kindern gegeben hat, welche Erfolge er beobachten konnte und welche Nebenwirkungen auftraten. Die unterschiedlichen Medikamente sind in der folgenden Blätterbox zusammengefasst:

Megaphen

Ein Aufsatz von 1956 drehte sich um das Neuroleptikum Megaphen mit dem Wirkstoff Chlorpromazin, das an 23 "anstaltsgebundenen Sonderschulkindern" beiderlei Geschlechts getestet wurde. Ziel der Versuchsreihe war es, eine Möglichkeit zu finden, weniger "zappelige" Schulkinder in den Klassen zu haben. Der Wirkstoff wirkt sedierend.

Melleretten

1962 ging es um die Erfahrungen mit dem Psychosedativum Melleretten mit dem Wirkstoff Thioridazin. Melleretten-Tropfen und -Saft wurden bei insgesamt 120 Patienten systematisch angewendet: "Das Krankengut umfasste hauptsächlich verhaltensgestörte, schwachsinnige Kinder."

Aolept

1966 beschrieb der Mediziner Erfahrungen mit dem Neuroleptikum Aolept. Beteiligt waren 141 Kinder und Jugendliche. Unter Nebenwirkungen heißt es im Aufsatz: "Daß es in 3 Fällen während der Aolept-Medikation zu einem Krampfanfall kam, kann ein Zufall sein." Außerdem zeigten zehn Probanden "Muskelverkrampfungen an den Augen, des Rückens und der mimischen Muskulatur."

Megaphen und andere

In einem weiteren Aufsatz werden Erfahrungen mit zwei Präparaten geschildert. Zum Beispiel "wurden 60 Kinder mit Megaphen bzw. Pactal und Serpasil beschickt." Der Mediziner beschreibt Nebenwirkungen wie Störungen im Bewegungsablauf, Tremor, Ataxie, sowie Schwitzen, Schwindel, Frösteln und niedrigen Blutdruck.

Knapp 1.000 nicht einwilligungsfähige Probanden

Zählt man die genannten Probanden aus allen nun bekannten Studien zusammen, kommt man auf insgesamt 967. Der Hamburger Medizinethiker Philipp Osten kritisiert vor allem die Studie rund um das Neuroleptikum Aolept mit 141 Probanden: "Das ist ein klassischer, groß angelegter Arzneimittelversuch mit einem bereits am Markt etablierten Stoff, um die Indikation bei einzelnen Krankheitsbildern auszuloten." Für Osten ist das Vorgehen in Schleswig ein Beleg für grundlegende strukturelle Probleme in der damaligen Zeit. Was heute undenkbar ist, sei damals regelmäßig geschehen.

Die Kieler Medizinethikerin Alena Buyx betrachtet das Vorgehen in Schleswig als ethisch unzulässig: "Kinder sind nicht einwilligungsfähig und in diesem Fall scheint es so zu sein, dass es auch keine stellvertretende Einwilligung gegeben hat." Auch zur damaligen Zeit durfte keine Forschung an nicht einwilligungsfähigen Personen betrieben werden, erklärt Buyx. Diese Frage danach, ob ein Patient einwilligen kann oder eben nicht, ist für die Medizinethikerin die alles entscheidende: "Ich glaube, das waren keine Frankenstein-Forscher, die da zu Tage getreten sind, aber sie haben ethische Prinzipien verletzt, weil sie nicht nach einer Einwilligung gefragt haben."

15 Tabletten, zwei bis drei Spritzen und Säfte

Auch [ ... diese Frau ... ] kann sich nicht erinnern, ob sie in ihrer Zeit im Landeskrankenhaus Schleswig jemand nach ihrer Einwilligung für Medikamentengaben gefragt hätte. "Gesprochen hat der Arzt nicht mit mir. Er gab vor allem Anweisungen." Und diese Anweisungen waren: 15 Tabletten, zwei Spritzen und zweimal Säfte am Tag, seltener Spritzen in den Arm - so erinnert sie sich.

Im Alter von 15 Jahren verbrachte [ ... diese Frau ... ] fünf Monate in Schleswig auf dem Hesterberg. Sie selbst sagt, sie sei gesund gewesen, "vielleicht sogar zu gesund." Sie beschreibt sich als energiegeladene Jugendliche, die neugierig auf die Welt war. Diese Energie habe sie bald nicht mehr gespürt, denn die Tabletten, Spritzen und Säfte hätten sie so benommen gemacht, dass sie nicht mehr habe aufstehen können: "Und meine Zunge war so geschwollen, dass ich nicht mehr sprechen konnte." Jahrzehntelang habe sie nicht verstanden, was damals passiert sei, fühlte sich als Opfer von Sadisten, so [ ... diese Frau ... ]: "Erst als ich das Wort Medikamentenversuche gehört habe, schien mir einiges klar zu werden."

Wissenschaftliche Aufarbeitung: Erste Ergebnisse Ende 2018

Ob sie tatsächlich Teil der Versuchsreihen war, lässt sich bislang nicht belegen. Laut Auskunft der Landesregierung liegen keine Unterlagen aus der damaligen Zeit vor, aus denen hervorgeht, ob und welche Patienten Teil von Versuchsreihen waren. Sozialministerin Kristin Alheit hatte im Oktober eine wissenschaftliche Aufarbeitung zugesagt. In der Folge hatte es aber Kritik am tatsächlichen Aufarbeitungs-Willen gegeben.

Das Sozialministerium verweist auf eine wissenschaftliche Studie, die bundesweit in Auftrag gegeben wurde und Missstände in psychiatrischen und Behinderten-Einrichtungen aufarbeiten soll. Eine solche Studie mache nur bundesweit Sinn, da die betroffenen Pharmafirmen bundes- und weltweit tätig seien, so ein Sprecher. Für die Arbeit der Wissenschaftler sind drei Jahre veranschlagt, erste Ergebnisse sollen Ende 2018 vorliegen.

Verbindung zwischen Pharmabranche und Mediziner?

Welche Rolle Pharmakonzerne genau bei den Versuchsreihen in Schleswig gespielt haben, ist unklar. Allerdings deuten gleich mehrere Stellen in den Fachaufsätzen darauf hin, dass es Verbindungen zwischen dem Mediziner, der die Versuchsreihen durchführte, und einzelnen Unternehmen gab. So schreibt der Schleswiger Arzt in einem seiner Aufsätze: "Aufrichtig möchte ich den Bayer-Werken und den Ciba-Werken für die großzügige Überlassung von Versuchsmengen danken." An anderer Stelle heißt es, die Industrie habe ihm Präparate zur Erprobung an die Hand gegeben.

Von Bayer heißt es dazu, es gebe intern keine Unterlagen. Vom Ciba-Nachfolger Novartis gab es keine Stellungnahme. Auch das Unternehmen Merck hatte Medikamente für eine Versuchsreihe zur Verfügung gestellt. Von dort hieß es: Merck habe in den 60er-Jahren entsprechende Studien in Auftrag gegeben, dabei aber nicht gegen geltendes Recht verstoßen. Zum konkreten Beispiel Schleswig äußerte sich das Unternehmen nicht.

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ZWEITENS – INTERVIEW (23.11.2016) @ https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Das-war-ethisch-unzulaessige-Forschung,heimkinder206.html

DRITTENS – KOMMENTAR (23.11.2016) @ https://www.ndr.de/nachrichten/Echte-Aufarbeitung-sieht-anders-aus,heimkinder204.html

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Namen von Personen teilweise geschwärzt von cyberactivist.
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Martin Mitchell

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KOMMENTAR (23.11.2016) @ https://www.ndr.de/nachrichten/Echte-Aufarbeitung-sieht-anders-aus,heimkinder204.html

Zitat.
NRD.de - Nachrichten

[ ein Foto des Redakteurs Stafan Eilts ]

NDR Redakteur Stefan Eilts meint, dass echte Aufklärung anders aussieht.

KOMMENTAR

Stand: 23.11.2016 14:00 Uhr - Lesezeit: ca.3 Min.


Echte Aufarbeitung sieht anders aus

von Stefan Eilts [ siehe sein Profil @ http://www.ndr.de/wellenord/wir_ueber_uns/eilts150.html ]

Es klang so gut: Eine umfassende Aufarbeitung sollte es geben. Das war die klare Ansage aus dem [Schleswig-Holsteinischen Landes]Haus von Sozialministerin Kristin Alheit. Auch eine Entschädigung für Opfer stellte das Ministerium in Aussicht. NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin hatten Anfang Oktober über Medikamenten-Versuchsreihen an Kindern und Jugendlichen in der Jugendpsychiatrie im ehemaligen Landeskrankenhaus Schleswig berichtet.

Sechs Wochen später zeichnet sich ab, dass sich die historische und finanzielle Aufarbeitung hinziehen dürfte. Das Ministerium rühmt sich [nun] damit, gemeinsam mit den anderen Ländern und dem Bund einen Fonds beschlossen zu haben. Aus diesem Fonds sollen [nun] auch mögliche Opfer der bundesweiten Versuchsreihen Gelder beantragen dürfen: Es winken einmalig bis zu 9.000 Euro und möglicherweise zusätzlich ein paar tausend Euro Rentenersatzleistungen. Insgesamt können pro Betroffenem maximal 14.000 Euro zusammenkommen.

Wer bekommt wirklich Geld?

Das hört sich positiv an, hat aber einen gewaltigen Haken: Ehemalige Heimkinder, die schon aus einem anderen Fonds Gelder erhalten haben, sollen nun nichts mehr bekommen. Im Klartext: Wer bereits eine Entschädigung erhalten hat, weil er in einem staatlichen Heim zum Beispiel sexuell missbraucht wurde, der darf für das mit medizinischen Versuchsreihen verbundene Leid keine weiteren Gelder mehr erwarten. Diese Einschränkung dürfte einen Großteil der Opfer betreffen.

Auch die historische und wissenschaftliche Aufarbeitung habe man gemeinsam mit dem Bund auf den Weg gebracht, heißt es aus dem Ministerium. Eine wissenschaftliche Studie soll in Auftrag gegeben werden. Die Wissenschaftler sollen das weite Feld sämtlichen Unrechts erforschen, das es in psychiatrischen und Behinderten-Einrichtungen in BRD und DDR gegeben hat. Die bundesweiten Medikamentenversuche werden nur ein Teil dieser Arbeit sein, die konkreten Geschehnisse in Schleswig wiederum davon nur einen Bruchteil ausmachen. Mit ersten Ergebnissen ist erst in zwei Jahren zu rechnen. Für die mutmaßlich Betroffenen, die endlich Klarheit darüber haben wollen, was mit ihnen geschehen ist, ist das eine quälend lange Zeit.

Aufarbeitung wird sich jahrelang hinziehen

Es gebe kaum Unterlagen zur damaligen Zeit, erklären Alheit und ihre Staatssekretärin Langner. Und ja, vielleicht existieren wirklich kaum noch Patientenakten. Aber es gibt unzählige Hinweise darauf, dass es neben den ursprünglich bekannt gewordenen Versuchsreihen weitere ähnliche Fälle gegeben hat. Was genau damals konkret geschah und wie dies rechtlich zu bewerten ist, ist heute schwer zu beurteilen. Aber die Ministerin hätte nur einen Beamten für einen halben Tag in die entsprechenden öffentlich zugänglichen Bibliotheken schicken müssen und hätte zumindest schnell relevante Unterlagen auf dem Tisch gehabt. Es wäre auch ein Zeichen an die ehemaligen Heimkinder gewesen, dass ihre Schilderungen ernst genommen werden. Stattdessen bleibt der Eindruck zurück, dass die Landesregierung [Schleswig-Holstein] dem Thema keine große Priorität zuspricht.

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Martin Mitchell

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JETZIGE BEKANNTGEBUNG UND AUFRUF AN BETROFFENE VON BETHEL SELBST

BETHEL --- v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

QUELLE: https://www.bethel.de/medikamentenversuche-in-bethel.html

Zitat.
[ kein Datum angegeben ]
[ ungefährer Zeitraum der Veröffentlichung: Mitte November 2016 ]


Medikamentenversuche in Bethel

[ Mit einem Foto in dem verschiedene Medikamente abgebildet sind ]

Kontaktstelle und wissenschaftliche Untersuchung

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen wollen jetzt nachforschen, ob und wie an Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung neue Medikamente getestet wurden. Es geht um den Zeitraum der 1950er bis 1970er Jahre und die Frage, ob im Falle von Tests das Einverständnis der Betroffenen oder ihrer Angehörigen dafür vorlag. Jüngst hat eine Forschungsarbeit beim Pharmakonzern Merck Hinweise auf Medikamentenversuche in verschiedenen Heimen der Psychiatrie und Behindertenhilfe hervorgebracht.

Für Fragen von eventuell Betroffenen oder Angehörigen von Betroffenen steht in Bethel die ,,Kontaktstelle Medikamentenversuche" zur Verfügung. Interessierte können sich an Sylke Albes-Reichel oder Ulrich Kachel wenden unter der Telefonnummer 0521/ 144-3232 zu den üblichen Bürozeiten oder über Mail: sylke.albes-reichel[at]bethel.de oder ulrich.kachel[at]bethel.de .

In den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel werden jetzt die Medikamentenvergabe und Medikamententests bei Heimkindern sowie die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie durch eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung geklärt. Dies kündigte Bethels stellvertretender Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Günther Wienberg im Gesundheitsausschuss des Landtages NRW an. In Bethel sei im fraglichen Zeitraum die große Mehrzahl der betreuten Kinder und Jugendlichen an Epilepsie erkrankt gewesen, so Prof. Wienberg Anfang November. Bis zum Beginn der 1950er Jahre habe es nur wenige Möglichkeiten der medikamentösen Therapie der Epilepsie gegeben. In den 1950er und 1960er Jahren wurden aber große Behandlungsfortschritte durch neue Medikamente erzielt. Insofern sei es wahrscheinlich, so Günther Wienberg, dass auch in Bethel neue Medikamente in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie erprobt wurden. Aus Hinweisen der Firma Merck geht hervor, dass 38 junge Patienten in Bethel neue Medikamente bekommen haben sollen; Namenslisten gibt es dafür nicht.

Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung durch Medizinhistoriker und Mediziner sind nach ersten Schätzungen wahrscheinlich mehrere tausend Patientenakten, denn die Akten aus der damaligen Zeit sind weitestgehend in Bethel erhalten. Nach einer Vorstudie noch in diesem Jahr wird die eigentliche Studie 2017 beginnen und voraussichtlich mindestens zwei Jahre dauern.

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Das Gleiche, in genau demselben Wortlaut, hier mit Datumsangabe ,,11.11.2016", ist auch hier zu finden:

QUELLE: https://www.bethel.de/presse/presse-detail/artikel/medikamentenversuche-in-bethel.html ( Ohne das Foto in dem verschiedene Medikamente abgebildet sind )

Ja, es sind tatsächlich zwei verschiedene Bethel-Seiten, aber die eine Seite mit Foto und ohne Datum, und die andere ohne Foto aber mit Datum.

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Fritz Linow

Bethel hat ja durchaus eine gewisse Tradition, wenn es um Verbrechen geht:
http://www.deutschlandradiokultur.de/als-die-grauen-busse-kamen.1278.de.html?dram:article_id=192502

Die Diskussionsstränge auf Wikipedia zu den entsprechenden Artikeln belegen sehr schön, wie versucht wird, diese Anstalt und das ganze bodelschwinghsche Prinzip reinzuwaschen.

Martin Mitchell

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Ich habe diesen Text
Ich habe diese Text-Passagen
bisher mit keiner Suchmaschine im Internet finden können;

nicht mit GOOGLE;
nicht mit YAHOO;
nicht mit BING und
nicht mit NINEMSN

Boardnutzerin »xyz1« war ja so freundlich und informierte alle Nutzerinnen und Nutzer des HEIMKINDER-FORUM.DE – und auch alle anderen, die da sonst noch hier mitlesen – erstmalig am Fr. 25.11.2016, um 08:59 Uhr im Thread »Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND«, in dem gesagten Forum @ http://heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/18400-Medikamententests-an-Heimkindern-in-WESTDEUTSCHLAND/?postID=531118#post531118 bezüglich dem Inhalt des ,,überregionalen" Teils einer Zeitung und einer Bekanntgebung, die sie darin gelesen habe, und hat diese Bekanntgebung seither sogar auch noch einmal wiederholt; der Name dieser Zeitung, von der sie zitiert, wurde aber leider keinerzeit von ihr genannt.


Zitat.
Hier ein paar Auszüge aus dem Artikel:

Versuchskinder in Heimen

Die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat Vertreter betroffener Einrichtungen und der Aufsichtsbehörden für heute
[Fr. 25.11.2016] zu einem Runden Tisch geladen, um den Medikamenten-Vorwürfen nachzugehen.

Aus Hinweisen der Firma Merck geht hervor, dass 38 junge Patienten in Bethel neue Medikamente bekommen haben sollen. Namenslisten gibt es dafür nicht. Aus Unterlagen der Firma Merck geht hervor, dass Heimkindern Psychopharmaka oder Sexualtrieb-Hemmer verabreicht wurden. Der Konzern sieht die verordnenden Ärzte in der Verantwortung.

Kontaktnummer für Betroffene: von Bodelschwinghsche Stiftungen, Telefon: 0521-144-3232; Franz Sales Haus
[, Telefon]: 0201-2769202

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Kann natürlich aber auch sein, dass sich diese Bekanntgebung nur in einer Druckausgabe einer Zeitung irgendwo befand.

Wann das möglicherweise war, weiß ich nicht.

Wo das möglicherweise war, weiß ich auch nicht.

Wer es jedoch weiß, und nicht dazu verpflichtet ist es geheim zu halten, könnte uns allen ja mal auch diesbezüglich Bescheid geben: Name der Zeitung, bitte, und natürlich auch das Datum und die Uhrzeit dieser offiziellen Bekanntgebung, bitte.

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Fritz Linow


Martin Mitchell

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Danke sehr!
Es ist nicht vergessen! - auch von mir nicht.

Zitat von: Fritz Linow am 20:23:48 So. 27.November 2016
Bethel hat ja durchaus eine gewisse Tradition, wenn es um Verbrechen geht:
http://www.deutschlandradiokultur.de/als-die-grauen-busse-kamen.1278.de.html?dram:article_id=192502


Die Diskussionsstränge auf Wikipedia zu den entsprechenden Artikeln belegen sehr schön, wie versucht wird, diese Anstalt und das ganze bodelschwinghsche Prinzip reinzuwaschen.
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Martin Mitchell

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Jetzt hier in Bezug auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Zitat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2016, NR. 271 - SEITE 3 - Politik

[ Der Artikel füllt die gesamte ,,SEITE 3" dieser Ausgabe dieser Tageszeitung ] [ Online ist der Artikel jedoch nirgens aufzuspüren. ] [ Dieser Artikel sollte, meines Erachtens, keinem Betroffenen vorenthalten bleiben. ]

[ Zu dem Autor dieses FAZ-Artikels, Reiner Burger, siehe
WIKIPEDIA @ https://de.wikipedia.org/wiki/Reiner_Burger ]

Autor: Reiner Burger


Die Tabletten-Kinder

Medikamente wurden noch bis in die siebziger Jahre an Heimkindern und ,,milieugeschädigten" Jugendlichen getestet. Ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen.

[ Artikel mit vier Fotos --- eins davon mit der Beschriftung: Die tägliche ,,Dröhnung": Heimarzt Waldemar Strehl auf einem Bild von 1959Foto Franz Sales Hausʹ Wilhelm Strickum ]

Tabletten, Tabletten, Tabletten. ,,Wir bekamen immer für irgend etwas Medikamente.", erinnert sich Anton Turinsky [ Karl-Anton Turinsky ! ]. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder kam er 1955 ins Franz Sale Haus in Essen, ein katholisches Heim für behinderte und auffällige Kinder. Ihre Mutter hatte psychische Probleme, ihr Vater fühlte sich mit den zappeligen Zwillingen überfordert. Es hieß, wir hätten erblich bedingt eine Belastung, wurden von Heim zu Heim im Rheinland herumgereicht. Damals hatte man ganz schnell den Stempel ,Schwachsinnʻ." Gerade fünfeinhalb waren die beiden, als sie schließlich das Sales-Haus aufnahm. ,,Manche besonders unruhigen Kinder bekamen morgens, mittags, abends Pillen. Sie wussten schon, wenn sie sich in Reih und Glied aufzustellen hatten", erzählt Turinsky. ,,Die Schwestern kamen mit einem Serviertablett, auf dem die Medikamente lagen. Dann wurde noch in den Mund geschaut, ob man die Pille wirklich geschluckt hatte. Tabletten gehörten für uns Heimkinder zum Alltag."

Anton Turinsky war erschüttert, als er vor wenigen Wochen eine Liste des damaligen Heimarztes Waldemar Strehl zu Gesicht bekam. Unter dem Datum 28. Januar 1958 führte der Mediziner detailliert Protokoll über den experimentell-hochdosierten Einsatz des kurz davor vom Pharmahersteller Merck auf dem Markt eingeführten Neuroleptikums Decentan an 29 Bewohnern des Heimes, die meisten von ihnen im Alter von fünf bis dreizehn Jahren. Die Nebenwirkungen waren dramatisch. Bei mehreren Probanden vermerkte Dr. Strehl Blick-, Starr und Schreikrämpfe. ,,Zunge war wie gelähmt", heißt es bei einem Jungen, bei einem anderen: ,,Nach erneuter Behandl. mit 8 mg (4 Tabl.) Schrei- und Blickkrämpfe, Torsionsspasmen, Meningismus". Neben dem Namen des damals acht Jahre alten Anton Turinsky finden sich ähnliche schockierende Einträge.

Die Pharmazeutin Silvia Wagner stieß bei ihren Recherchen auf die Strehl-Liste. Wagner schreibt derzeit ihre Doktorarbeit über Arzneimittelstudien an Heimkindern. Sie wertete zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen aus den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren aus und recherchierte im Bundesarchiv oder bei Pahrmaunternehmen wie Schering und den ehemaligen Behringwerken. ,,Besonders offen und hilfreich war man bei Merck in Darmstadt", sagt Wagner. ,,Während andere Unternehmen ihre Unterlagen teilweise schon vernichtet haben, ist bei Merck alles vorbildlich abgelegt, deshalb konnte ich auch die Liste von Dr. Strehl finden."

Vor kurzem veröffentlichte Wagner eine Vorstudie mit ihren bisher wichtigsten Ergebnissen über dieses, wie sie formuliert, ,,unterdrückte und verdrängte Kapitel der Heimgeschichte. Wagner fand Belege für etwa fünfzig Versuchsreihen mit Kindern in Heimen in ganz Deutschland zwischen 1957 und 1972. In keinem einzigen Fall stieß sie auf Hinweise, dass die Betroffenen oder ihre Eltern vorab um ihre Einwilligung gefragt worden wären. Nach ihren Recherchen ist die Pharmazeutin überzeugt, dass seinerzeit viele neue Medikamente auch an Heimkindern getestet wurden. ,,Diese Funktionalisierung von Kindern und Jugendlichen zu Versuchpersonen stellt eine Form von Gewaltanwendung dar, die jene Gewalt ergänzte und unterstützte, die sie in ihren Heimen ohnehin schon erfuhren", sagte Wagner. ,,Sie wurden unter Missachtung ihrer Bedürfnisse und Rechte zu bloßen Forschungsobjekten degradiert.

Zumindest in einem, schon 2011 von Bochumer Historiker Uwe Kaminsky entdeckten Fall geschah das sogar mit Billigung der Behörden: 1966 fand im Heim Neu-Düsselthal in Düsseldorf eine Psychopharmaka-Versuchsreihe mit ,,schwererziehbaren" Kindern statt. Verabreicht wurde ihnen das Neuroleptikum Truxal der Troponwerke. Die zuständigen Landesbehörden hatten zunächst Bedenken: Sie bezweifelten, dass die gewonnenen Ergebnisse für die Heimarbeit relevant seien, und fürchteten den ,,Widerstand der Eltern der in einer besonderen Testreihe einbezogenen Kinder". Schließlich einigten sich die Behörden einfach mit dem für den Test verantwortlichen Mediziner von der Rheinischen Landesklinik Düsseldorf darauf, dass es sich bei dem Vorhaben nicht um einen Test ,,im Sinne eines experimentellen Medikamentenversuchs" handele. Eine Einwilligung hielt das Landesjugendamt nun nicht mehr für nötig. Schließlich habe das Amt als ,,Träger von Erziehungsrechten und -pflichten" an Stelle der Eltern die ,,bestmögliche Hilfe" zu gewährleisten.

Noch Anfang der siebziger Jahre fand unter ebendiesen Vorzeichen in der Rheinischen Landesklinik für Jugendpsychiatrie Viersen-Süchteln eine Studie mit dem Neuroleptikum Dipiperon statt, das das Pharmaunternehmen Janssen zur Verfügung gestellt hatte. Bei den Probanden handelte es sich überwiegend um ,,milieugeschädigte Kinder, die aus sehr ungünstigen sozialen Verhältnissen" stammten. Sie waren zwischen zwölf und vierzehn Jahre alt. Die Ärzte nahmen ,,hirnorganische Störungen und milieureaktive Störungen" an, wie es in Unterlagen von damals heißt.

Im Landeskrankenhaus in Schleswig wurde ebenso wie in den Bodelschwinghschen Anstalten Bethel (Bielefeld) vor Markteinführung das Medikament Encephabol anfang der sechziger Jahre auch an Epilepsie-Patienten im Kindesalter gestestet. Die Mediziner setzten damals große Hoffnungen in neue Medikamente, beschränkten sich die Behandlungsmöglichkeiten von Epilepsien doch lange im Wesentlichen auf Brompräparate. Erst später wurden Fortschritte mit anderen Arzneimitteln erzielt. Über ,,38 ausgiebig geprüfte Fälle", in denen er das Mittel mit Testbezeichnung B6/II eingesetzt hatte, berichtete der in Bethel zuständige Arzt an Hersteller Merck. Nach Durchsicht eigener Akten geht Bethel davon aus, dass keine rechtskräftige Einwilligung der gesetzlichen Vertreter der Kinder vorlag. ,,Wenn dem tatsächlich so ist, hat es sich bei den Versuchen schon damals um Grundrechtsverstöße gehandelt", sagt Günther Wienberg vom Vorstand der Bodelschwinghschen Stiftungen. Bethel werde das Thema ,,Medikamentenvergabe, Medikamentenversuche und Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie" umfassend aufarbeiten.

Sabine Bernschneider-Reif hat sich ein Aktenkonvolut auf ihrem antiken Arbeitstisch parat gelegt. Bernschneider-Reif ist Leiterin der Abteilung ,,Corporate History" von Merck. Das älteste chemisch-pharmazeutische Unternehmen in der Welt ist sehr geschichtsbewusst. Zur Abteilung Unternehmensgeschichte zählen ein Museum, eine historische Bibliothek und eben ein großes Archiv, das Medizin- und Wissenschaftshistoriker aus dem In- und Ausland schätzen. ,,Wir unterstützen selbstverständlich auch die Aus- und Aufarbeitung des Heimkinder-Themas", sagt Bernschneider-Reif. Sie nimmt die Liste des Essener Heimarztes Dr. Strehl aus dem Konvolut. Die Pharmazeutin und Historikerin schüttelt den Kopf, als sie die Ergebnisse der Anwendungen des Essener Heimarztes noch einmal liest. Vieles bleibt auch für Bernscheider-Reif ein Rätsel. Nach welchen Kriterien wählte der Mediziner seine Probanden aus? War die hohe Dosierung Willkür? Welche Beziehung bestand überhaupt zwischen Merck und dem Mediziner? ,,Grundsätzlich ist es wichtig das gesamte Thema im Kontext des historischen Erfahrungsraums zu sehen", sagt Bernscheider-Reif.

Tatsächlich ist aus heutiger Sicht undenkbar, was damals Rechtslage und gängige Praxis war. Es gab seinerzeit noch kein Zulassungsverfahren für Medikamente. Wie bei der pharmakologischen Prüfung gab es in den fünfziger Jahren auch für klinische Studien keine verbindlichen Regelwerke, vielmehr lagen Umfang und Ausgestaltung des Verfahrens praktisch im Ermessen von Ärzten und pharmazeutischer Industrie. Selbst nach Inkrafttreten des Arzneimittelgesetzes im Jahr 1961 gab es kein vorgeschriebenes Zulassungsverfahren. Das änderte sich erst 1976. Bis dahin handelte es sich bei den ,,Prüfberichten" von Kliniken und niedergelassenen Ärzten oft um unsystematische Rückmeldungen mit Allgemeinformeln und nicht selten einfach nur um wohlfeile Unbedenklichkeitbescheinigungen. Hatte ein Unternehmen alle notwendigen Unterlagen eingereicht, war das Bundesgesundheitsamt verpflichtet, ein neues Medikament zu registrieren, auch wenn es nicht wirksam oder gar gesundheitlich bedenklich war.

Die Mediziner hatten für sich in Anspruch genommen, selbst festlegen und steuern zu können, welche Arzneimittel von Nutzen sind und welche nicht, schreibt der Historiker Niklas Lenhard-Schramm in seinem im Sommer [
2016] vorgelegten Standardwerk über den Contergan-Skandal. Im Fall Contergan hatte das zur Folge, dass sich kaum ein Mediziner an die Behörden wandte, als erste gravierende Nebenwirkungen bekannt geworden waren. Lenhard-Schramm bezeichnete das als Genehmigungspraxis ,,im Sinne eines Laissez-faire".

Wie ungeordnet das Überprüfungsprozedere für neue Medikamente ablief, lässt sich bei Decentan exemplarisch nachzeichnen. Unter der Bezeichnung ,,T57" wurde die Arznei in verschiedenen Kliniken getestet – darunter auch die Kinderstation der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren im bayrischen Allgäu oder das Hapheta-Heim im nordhessischen Treysa. Mit Blick auf die Markteinführung am 1. Dezember 1957 wandten sich Vertreter der ,,Wissenschaftlichen Abteilung" von Merck an weitere Krankenhäuser, Universitätskliniken und niedergelassene Ärzte. Noch in einem ,,Sammelbericht Berlin" von Ende Januar 1958, heißt es trotz der ,,insgesamt zahlreichen Fälle an vielen Prüfstellen" ergebe sich, ,,wie zu erwarten war, kein einheitliches Bild über Indikationen, Dosierungen, Wirksamkeit, Nebenerscheinungen". In jenen Tagen besuchte auch ein Merck-Vertreter Dr. Strehl im Essener Franz Sales Haus, nahm vermutlich die Liste entgegen und ließ sich ,,die für uns sehr deprimierenden Ergebnisse" ausführlich darlegen. Er habe nicht verschwiegen, dass er die von Strehl gewählte Dosierung ,,für viel zu hoch" halte, heist es im Besuchsprotokoll des Merck-Vertreters. Strehl sei ,,offenbar an medikamentösen Nebenwirkungen bei seinen Zöglingen", bei denen es sich zumeist um Patienten mit ,,erethischem Schwachsinn", also Unruhezustände handelte, ,,einiges gewöhnt". Für die Einführung in der Heimpraxis halte Strehl Decentan für nicht geeignet, heißt es in dem Protokoll. Trotzdem setzte der Mediziner den Einsatz dann in geringerer Dosierung fort. Im März 1958 berichtete ein Merck-Vertreter dann über ,,gute Erfolge" an seine Zentrale in Darmstadt. Strehl arbeite nun mit Vier-Milligramm-Tabletten in der Dosierung 3- 5-mal täglich und habe die Acht-Milligramm-Tabletten abgesetzt. ,,Die Schwestern des Hauses fordern laufend die 4-mg-Dragees nach, da sie somit endlich Ruhe auf den Stationen haben und die Kinder auch tadellos schulfähig gehalten werden."

Ein Merck-Sprecher legt wert auf die Feststellung, das sein Unternehmen seinerzeit nicht rechtswidrig gehandelt habe. ,,Daher stellt sich die Frage nach Wiedergutmachung nicht. Sollten sich Dritte nicht entsprechend der Gesetzeslage verhalten haben, bedauern wir das selbstverständlich.

Das [
katholische] Franz Sales Haus in Essen ist viel mehr als ein Haus – es ist [wie das evangelisch-lutherische Bethel in Bielefeld - MM] eine kleine Stadt für Menschen mit geistigen, psychischen und mehrfachen Behinderungen. In der katholischen Einrichtung gibt es [heute - MM] einen Biobauernhof und das moderne Hotel ,,Franz", in dem Bewohner mitarbeiten und [heute - MM] gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben genießen. Über die Grenzen Essens hinaus als besonders gelungenes Beispiel für Inklusion gilt der [seit 10. Mai 1978 bestehende - MM] Sportsverein ,,DJK Franz Sales Haus" in dem Menschen mit und ohne Behinderung Sport treiben. Als vorbildlich gilt das Haus auch im Umgang mit seiner eigenen Geschichte. Als vor einigen Jahren erstmals über die skandalöse Pädagogik in vielen Heimen in der Nachkriegszeit, die Misshandlungen und den sexuellen Missbrauch von Heimkindern berichteten, zählte das Sales-Haus zu den ersten Einrichtungen, die unabhängige Forscher mit einer Aufarbeitung beauftragten. 2012 legte der Historiker Bernhard Frings von der Ruhr Universität Bochum seine Studie vor. Hinweise auf einen Medikamententest fand der Forscher im Heimarchiv damals nicht.

Umso mehr wurde Heimdirektor Günther Oelscher nun von den neuen Rechercheergebnissen überrascht. ,,Wir werden auch diese Frage von unabhängigen Wissenschaftlern aufklären und einordnen lassen und unsere Aufarbeitung vervollständigen", verspricht Oelscher. Im Dezember [
2016] will das Kuratorium des Hauses einen entsprechenden Beschluss fassen. Wie die Bodelschwinghschen Stiftungen in Bethel will auch das Sales-Haus an einem Forschungsprojekt der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) teilnehmen.

Steffens hat die Verantwortlichen aller nordrhein-westfälischen Einrichtungen, in denen es nach bisherigem Kenntnisstand zu Medikamententests an Heimkindern gekommen ist, am 25. November [
2016] in ihr Ministerium zu einem Treffen eingeladen. ,,Klar ist, dass die eigentliche Aufarbeitung und Dokumentation durch unabhängige Personen erfolgen muss", sagt Steffens. Nur zu erforschen, was genau damals in den verschiedenen Heimen geschah, reiche aber nicht aus. ,,Um die Dimension der Geschehnisse mehr als ein halbes Jahrhundert später angemessen bewerten zu können, brauchen wir eine fundierte zeitgeschichtliche Einordnung." Den Auftrag für eine Studie zum historischen Kontext und zur rechtlichen Aufarbeitung will das Land vergeben. Das Projekt werde ,,aber leider Zeit in Anspruch nehmen".

Dabei gibt es schon ein ganze Reihe von Grundlagenstudien, die man nur systematisch auswerten muss. Zum rechtlichen Rahmen findet sich viel in der – von Steffens selbst in Auftrag gegeben – Contergan Studie. In einer umfangreichen LVR Studie über die Nachkriegsgeschichte der öffentlichen Heimerziehung im Rheinland schilderte der Historiker Kaminsky vor fünf Jahren, wie es in der Nachkriegszeit allmählich in Mode kam, ,,schwererziehbare" Kinder mit Medikamenten zu sedieren: Zum einen ging es darum, bei den Kindern ,,die pädagogischen Angriffsflächen zu verbreiten", wie 1967 der Düsseldorfer Landesobermedizinalrat formulierte. Die neuen Mittel galten in der Heimerziehung als Fortschritt. Zum anderen führten die Überbelegung vieler Heime und die unzureichende pädagogische Ausbildung vieler Erzieher zu permanenter Überforderung. Viele Erzieher wussten sich nicht anders als mit körperlicher Gewalt zu helfen.

,,Die Medikamentengabe fanden viele als ,Modernisierung des Erzieherhandelnsʻ weil körperliche Disziplinierungsmaßnahmen bei erziehungsschwierigen Kindern entfallen konnten", sagt Kaminsky. Er spricht von einer ,,Medizinierung der Pädagogik". Die Dokumentenfunde von Silvia Wagner machten deutlich, wie regelmäßig Heimkinder Opfer von Versuchsreihen werden konnten.

Im Franz Sales Haus herrschte seinerzeit schon deshalb eine ,,ärztlich-medizinische" Dominanz, wie Frings in seiner Studie über das Essener Heim schreibt, weil es neben Dr. Strehl keinen Heilpädagogen oder Psychologen gab. Er entschied mit seinen Gutachten weitgehend allein über die Lebenswege der Kinder. Häufig riet er, trotz eigentlich positiver Entwicklung, zum Verbleib der Kinder und Jugendlichen im Heim. Die meisten waren wie Anton Turinsky und sein Zwillingsbruder von einem Amtsarzt oder einer Landesklinik mit der Diagnose ,,Schwachsinn", ,,moralischer Schwachsinn" oder ,,erethischer Schwachsinn", die aus der Zeit des Nationalsozialismus übernommen wurden, nach Essen geschickt worden. Und viele Eltern nahmen das Etikett ,,Schwachsinn" in Kauf, weil sie hofften, dass ihr ,,Sorgenkind" im Sales-Haus die beste Förderung bekommt.

Bis zu seinem Wechsel an eine andere Einrichtung im Frühjahr 1969 konnte Strehl im Sales-Haus, schalten und walten, wie er wollte. Sogar zur Bestrafung setzte er laut Friggs Medikamente ein: Immer wieder sollen Zöglingen sogenannte ,,Betonspritzen" oder ,,Kotzspritzen" verabreicht worden sein, die zu heftigen Erbrechen oder verübergehender Bewegungsunfähigkeit führten.

Strehl sei für die Schwestern wie ein Heiliger, ein Gott in Weiß gewesen, erinnert sich Anton Turinsky. ,,Wenn wir untersucht wurden, mussten wir immer in einer Reihe stehen mit nackten Oberkörpern. Die Nonnen ermahnten uns: Keine Widerworte, wenn der Doktor spricht." An den Test, auf den er mit zu heftigen Nebenwirkungen reagierte, kann sich Turinsky nicht erinnern, auch nicht an ,,medikamentöse" Strafen. ,,Aber an die tägliche Dröhnung in meiner Kindheit kann ich mich gut erinnern. Zwei Stunden Mittagsschlaf mussten wir täglich machen, damit die Nonnen ihre Ruhe hatten, das ging nur mit Tabletten."

Nein, eine Entschuldigung wegen der vielen Medikamente und wegen des Tests mit Decentan an ihm erwarte er nicht, sagt Turinsky. ,,Von den Verantwortlichen lebt ja niemand mehr." Was ihn vielmehr umtreibe, sei das Etikett ,,Schwachsinn", dass man ihm damals aufdrückte. Turinsky zieht seinen Lebenslauf aus einer Dokumentenmappe hervor. Als er 1968 das Sales-Haus verließ, machte er eine Bäckerlehre. Später arbeitete er bei einem Konditor in Düsseldorf. Von einer Mehlstauballergie ließ er sich nicht unterkriegen, sondern schulte zum Feinmekaniker um. Bis zu seiner Rente war Turinsky Vorarbeiter, Schichtleiter und Ausbilder in einem High-Tech-Unternehmen beschäftigt. ,,Ich habe so ziemlich alles gemacht, wofür man mich in meiner Kindheit und Jugend für zu doof gehalten hat."

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Der Artikel umfasst insgesamt ungefähr 18000 Zeichen, einschließlich Leerzeichen.
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Der im obigen Artikel erwähnte und mehrfach zitierte Betroffene Karl-Anton Turinsky kommt auch zu Wort in:

medikamentenversuche-100.pdf
Medikamentenversuche an Heimkindern | Manuskript [
ohne Datum ]
Bericht: Knud Vetten
(ein ARD-Polit-Magazin ,,FAKT" PDF-Dokument von insgesamt 4 Seiten Länge).

DER WESTEN ( 19.10.2016 ) @
https://www.derwesten.de/staedte/essen/schreikrampf-und-gelaehmte-zunge-pharmatests-an-heimkindern-id12289864.html

Westdeutsche Allgemeine Zeitung ( 19.10.2016 ) @ https://www.waz.de/staedte/essen/schreikrampf-und-gelaehmte-zunge-pharmatests-an-heimkindern-id12289864.html?page=2

ZEIT ONLINE ( 09.11.2016 ) @ https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-11/missbrauch-heimkinder-franz-sales-haus-essen-medikamententests/komplettansicht

WELT PANORAMA ( 01.12.2016 ) @ https://www.welt.de/vermischtes/plus159880279/Schreikraempfe-die-sich-wiederholten-Roter-Kopf.html

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Not only must justice be done; it must also be seen to be done.
Recht muss nicht nur gesprochen werden, es muss auch wahrnehmbar sein, dass Recht gesprochen wird.
IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND GESCHIEHT VIELFACH BEIDES NICHT.

Martin Mitchell

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re Christliche Gemeinde Evangelische Brüdergemeinde Korntal - Diakonie der Brüdergemeinde Korntal (im Verbund dem Diakonische Werke der Evangelischen Kirche in Deutschland) im Rampenlicht

Es handelt sich hier um das Kinderheim ,,Flattichhaus" in Korntal in Baden-Württemberg.

QUELLE: LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG (28.11.2016) @ http://www.lkz.de/lokales/stadt-kreis-ludwigsburg_artikel,-%E2%80%9ETaeglich-ein-Becherle-mit-Smarties%E2%80%9C-_arid,396038.html


Zitat.
LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG

Ludwigsburg, 28. November 2016


MISSBRAUCHSSKANDAL

,,Täglich ein Becherle mit Smarties"

Neue, schwere Vorwürfe gegen die Heimerziehung in Korntal: Im Flattichhaus, dem kleineren der beiden Heime der Evangelischen Brüdergemeinde, sollen Mädchen jahrelang mit Psychopharmaka sediert worden sein. Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, geriete neben der pietistischen Gemeinschaft auch das Kreis-Jugendamt in Erklärungsnot.

,,Wir alle haben zum Essen jeden Tag unser Becherele mit Smarties bekommen", erinnert sich Frau A. Der Grund: Die Kinder ihrer Gruppe sollten ruhig gestellt werden. Diese Praxis soll in den 1960er und 1970er Jahren im Flattichhaus gang und gäbe gewesen sein – auch wenn die Psychopharmaka nicht in allen Gruppen am Esstisch verabreicht, sondern Mädchen dazu Tag für Tag der Reihe nach einbestellt worden sein sollen. Frau A. war später für einige Zeit drogenabhängig, was sie auf die Medikation in Korntal zurückführt. Nichts sei einer Sucht förderlicher als Arzneimittelmissbrauch in der Kindheit.

Mehrere Frauen berichteten am Samstag bei einem Treffen des Netzwerks Betroffenenforum über ihre ,,Erziehung" mithilfe von Psychopharmaka. Verordnet hätten die Medikamente zwei Ärztinnen – darunter eine Psychiaterin –, die vom Jugendamt nicht nur in Korntal, sondern auch andernorts mit der Behandlung von Heimkindern beauftragt gewesen seien. Ob die beiden Ärztinnen den Mädchen die fraglichen Medikamente auf Wunsch der Heimleitung oder aus eigenen Stücken verschrieben haben, ist offen. Aus dem größeren der beiden Korntaler Kinderheime, dem Hofmannhaus, sind aber keine vergleichbaren Fälle bekannt. Hier waren andere Ärzte tätig als die von den Betroffenen beschuldigten Medizinerinnen. Im Flattichhaus stechen fünf Fälle heraus:

Frau B. berichtet, sie habe im Flattichhaus über längere Zeit Bellergal erhalten. Dabei handelt es sich um ein Barbiturat, das in Deutschland 2007 vom Markt genommen wurde. Verabreicht wurde die Arznei Frau B. wegen morgendlicher Schwindelgefühle – ein Symptom, das bei Kindern und Jugendlichen in Wachstumsphasen nicht unüblich ist. Die offenbar gewünschte Sedierung trat im Fall von Frau B. übrigens nicht ein: Sie habe sich ,,high" gefühlt – und sei ,,wie ein Engelchen durch die Luft geschwebt". Tatsächlich gehörte Bellergal zu den Schlafmitteln, die bei Kindern und Senioren nicht nur beruhigend, sondern auch stimulierend wirken können. Schon 1978 geriet ein evangelisches Kinderheim in Hannover wegen der Verabreichung von Bellergal an Heimkinder in die Schlagzeilen.

Frau A. und Frau C. über die Langzeitbehandlung mit Truxal, Atosil und Haldol. Alle drei Medikamente sind sogenannte Neuroleptika, die zur Sedierung und teils auch zur Behandlung schwerer psychotischer Störungen verabreicht werden. Atosil und Truxal gelten als ,,niederpotent" (schwach wirkend) und werden vor allem zur Beruhigung gegeben, dagegen wurde das hochpotente Haldol schon kurz nach seiner Markteinführung in den frühen 1960er Jahren als Mittel der Wahl bei Schizophrenie und Halluzinationen angesehen.

Frau D. erhielt jahrelang Ergenyl. Auch dabei handelt es sich um ein Neuroleptikum, das zur Behandlung von Epilepsie sowie in den manischen Phasen im Falle der bipolaren (manisch-depressiven) Störung verordnet wird. In diesen Jahren habe die behandelnde Ärztin ihre Hirnströme regelmäßig durch Elektroenzephalogramme (EEG) überwacht. Irgendwelche Anfälle hat Frau D., die das Medikament von sich aus absetzte, als sie aus Korntal wegzog, zeitlebens nicht gehabt. Als sie ihrem Frauenarzt anlässlich ihrer ersten Schwangerschaft von ihrer jahrelangen Ergenyl-Einnahme berichtete, war dieser entsetzt – das Medikament kann während der Schwangerschaft zu Missbildungen des Fötus' führen. Ein von dem Mediziner sofort verordnetes, neues EEG ergab laut Frau D. keinerlei Hinweise darauf, dass sie je an Epilepsie gelitten hätte.

Frau E. erhielt jahrelang ein Herzmittel, das sie noch beschreiben, an dessen Namen sie sich jedoch nicht mehr erinnern kann. Herzkrank ist Frau E. bis heute niemals gewesen. ,,Warum verschreiben Ärzte Kindern ein Herzmittel, die gar keine Probleme mit dem Herz haben", fragt sie. Es ließe sich ebenso fragen, weshalb eine Ärztin bei einem Mädchen, das keine Epileptikerin ist, regelmäßig die Wirkung eines Epilepsie-Mittels per EEG überprüft.

Antworten auf diese und andere Fragen werden die Betroffenen möglicherweise nie erhalten – selbst der Nachweis einer bewussten Fehlmedikation mit dem Ziel ihrer Sedierung dürfte ihnen schwer fallen. Denn es existieren zumindest im Fall der genannten fünf Betroffenen keine Patientenakten mehr. Wohl aber tauchen zumindest in der Vormundschaftsakte von Frau C. regelmäßig nennenswerte Arzt- und Arzneikosten auf. Bezahlen musste die das Jugendamt des Landkreises, dessen Vertrauen die beiden beschuldigten Ärztinnen genossen haben sollen.

STEFFEN PROSS

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Alle farbigen Hervorhebungen in diesem Bericht hinzugefügt von MM

Opfervertreter Detlef Zander hat seither folgenden kurzen Leserbrief dazu geschrieben:

Zitat.
Detlev Zander

JEDER BETROFFENE HAT DAS RECHT MIT RESPEKT UND WERTSCHÄTZUNG BEHANDELT ZU WERDEN!

Wer Missbrauch überlebt hat, gehört zu den mutigsten und stärksten Menschen in unserer Gesellschaft, ausgestattet mit Sensibilität, Mitgefühl und einem hohen Maße an Kreativität.
Diese Menschen sind über sich selbst hinausgewachsen und haben Unvorstellbares geleistet - nur viele von Ihnen wissen das gar nicht!

http://www.heimopfer-korntal.de

Plattling/Korntal, den 29.11.2016
Detlev Zander

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IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND GESCHIEHT VIELFACH BEIDES NICHT.

Martin Mitchell

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Zitat von: Martin Mitchell am 05:47:12 Mo. 28.November 2016.
Ich glaube, über eine weitgehende Nachfrage in den social medien, jetzt den ,,Großen Bericht" / das ,,Thema des Tages" in dem ,,überregionalen Teil" einer ganz bestimmten Tageszeitung aufgespürt zu haben:

Wer sich Zugang verschaffen kann, sollte, meines Erachtens, unbedingt folgenden diesbezüglichen sehr langen und detaillierten Artikel in der FAZ lesen und studieren. - Der Artikel sollte keinem Betroffenen vorenthalten bleiben.


Lesezeit ca. 15 Minuten


Zitat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2016, NR. 271 - SEITE 3 - Politik

[ der Artikel füllt die gesamte ,,SEITE 3" dieser Ausgabe dieser Tageszeitung ]

Autor: Reiner Burger


Die Tabletten-Kinder

Medikamente wurden noch bis in die siebziger Jahre an Heimkindern und ,,milieugeschädigten" Jugendlichen getestet. Ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen.
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QUELLE: http://plus.faz.net/evr-editions/2016-11-19/40608/292698.html
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Siehe die neue Stellungnahme von dem Evangelischen Pfarrer i.R. Dierk Schäfer, Diplom-Pädagoge und Diplom-Psychologe, in seinem Blog, Dierk Schaefers Blog vom Mi. 30.11.2016, um 20:08 Uhr (MEZ/CET) »Heimkinder als Verfügungsmasse« @ https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/11/30/heimkinder-als-verfuegungsmasse/ aufgrund des langen Artikels kürzlich erschienenen in der FAZ.

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!

Zitat.
Mi. 30.11.2016 um 20:08 Uhr

Heimkinder als Verfügungsmasse

Als Versuchskaninchen wurden sie auch benutzt. Seit Sylvia Wagner über Arzneimittel­studien an Heimkindern publiziert hat[1] , purzeln die Meldungen geradezu aus dem Medien. Immer mehr Heime und Fälle werden genannt, auch aus dem Ausland[2] . Die FAZ veröffentlichte am 19. November [2016] einen ganzseitigen Artikel über ,,Tablettenkinder" an recht prominenter Stelle[3] .

Die Heimereignisse sind also noch vielfältiger, als sie bisher dargestellt wurden. Doch überraschend kommt das nicht. Es ist nur ein weiteres unterdrücktes und verdrängtes Kapitel der Heimgeschichte.

Ich sehe bisher fünf Phasen.

Die erste Phase ist durch das Stichwort ,,Schläge im Namen des Herrn" (SPIEGEL-Redakteur Wensierski) zu umreißen. Es ging um die Vorkommnisse in den Heimen, die man aufgrund der damaligen pädagogischen Kenntnisse – vorsichtig formuliert – als hinderlich für den weiteren Werdegang vieler ehemaliger Heimkinder bezeichnen kann. Die Heimkinder nennen die alltäglichen Demütigungen, Gewalttätigkeiten, Zwangsarbeit und Bildungsverweigerung ,,Verbrechen". Die folgenden Phasen resultieren aus dieser ersten.

Als diese Vorkommnisse nicht mehr geleugnet werden konnten, kam die zweite Phase: der Runde Tisch Heimkinder, ,,moderiert" von Frau Vollmer. Hier saßen wenige ehemalige Heimkinder einer Phalanx von kompetenten Interessenvertretern von Staat und Kirchen gegenüber – und sie wurden gezielt betrogen.
[4] Die Medien schreiben bis heute von Entschädigungen, obwohl die bescheidenen Geldzuwendungen erklärtermaßen keine sein sollen, denn dann gäbe es einen Rechtsanspruch. Das durfte nicht sein, ebensowenig wie man bereit war, die Zwangsarbeit als solche zu deklarieren und zu vergüten. Auch heute noch renommierte Firmen blieben verschont. Bleibende Körperverletzungen blieben unberücksichtigt wie grundsätzlich auch die Kinder aus Behindertenheimen und Kinderpsychiatrien.

Die dritte Phase begann mit dem Bekanntwerden des umfangreichen sexuellen Missbrauchs in den Erziehungseinrichtungen und mündete in den separaten Runden Tisch Missbrauch. Missbrauch war am ersten Runden Tisch bereits zur Sprache gekommen, war jedoch kein eigenes Thema, wie auch die Medikamentierung der ehemaligen Heimkinder. Viele berichteten, wenn auch nicht von Versuchen, so doch von Medikamenten zur Ruhigstellung mit psychotropen Substanzen. Das hat nicht weiter interessiert.

Nun beginnt die vierte Phase mit der Aufdeckung umfangreicher medizinischer Versuche an ehemaligen Heimkindern. Medikamente waren nicht das einzige. Ich erinnere mich an die Schilderung eines ehemaligen Heimkindes, der wegen Bettnässen in der Universitätsklinik Tübingen mit Elektroschocks am Penis behandelt wurde bis zur Verschmorung des Gewebes.

Eine fünfte Phase wird gerade eingeleitet mit der Errichtung einer Stiftung ,,Anerkennung und Hilfe" für die ehemaligen Heimkinder aus Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien.

Das Schicksal der Kinder in den Heimen hat die Forschung beflügelt, wie auch jetzt aktuell in der Medikamentensache. Die Heimkinder sehen nach meiner Kenntnis dabei hauptsächlich, dass für die Forschung Geld bereitgestellt wird (wie auch für die Verwaltung ihrer Anträge), aber kein Geld für halbwegs angemessene Entschädigungen. Ein Großteil der ehemaligen Heimkinder lebt in äußerst bescheidenen Verhältnissen, allein schon bedingt durch heimverursachte Bildungsmängel.

Ich teile die Skepsis der ehemaligen Heimkinder, dass auch für die neu bekannt werdenden Fälle wieder nur ,,Almosen" übrig bleiben werden, – auf Antrag und unter retraumatisierenden Bedingungen. Unsere Medien werden wieder von Entschädigungen sprechen. Sie sollten besser recherchieren.

Bewertung: Schutzbefohlene können zu den verschiedensten Zwecken ,,verzweckt", also missbraucht werden, die Geschichte der Heimkinder belegt das. Es wäre auch nach den Insassen der Seniorenheime zu fragen, nach den Strafgefangenen, auch nach Kranken in den Krankenhäusern, – es gäbe wohl noch manche andere. Ich will bei den Kindern bleiben.

Neuere Vorkommnisse
[5] zeigen, dass trotz einer Besserung der Verhältnisse wohl auf breiter Basis in den totalen Institutionen es ohne Rücksicht auf die Rechtslage[6] immer wieder zu Übergriffen kommt, die nicht tolerierbar sind. Vertrauen mag gut sein, Kontrolle ist besser. Wir brauchen für die verschiedenen Gruppen Schutzbefohlener Ombudsleute, die nach ihrer Überprüfung der Plausibilität von Vorwürfen bevollmächtigt sind, die Fälle in den Einrichtungen zu untersuchen (Befragungen, Akteneinsicht, Schiedsbefugnis, Beschwerdemacht bis hin zur Anklagebefugnis). Viele Schutzbefohlene haben noch ihre Familien oder Freunde, die für sie die Ombudsperson anrufen können, wenn sie nicht selber mehr dazu in der Lage sind.

Doch ich fürchte, dass unsere Politiker eher um ihre Wiederwahl besorgt sind und auf Lobbyisten hören, denn auf die Sorgen und Beschwerden ,,kleiner Leute".

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Fußnoten


[1]
http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-42079/04_Wagner_Heime.pdf

[2] http://www.lkz.de/lokales/stadt-kreis-ludwigsburg_artikel,-%E2%80%9ETaeglich-ein-Becherle-mit-Smarties%E2%80%9C-_arid,396038.html

http://www.shz.de/lokales/schleswiger-nachrichten/ndr-mehr-medikamenten-tests-mit-heimkindern-als-bislang-bekannt-id15429721.html

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/gemeinden/Schlimme-Befuerchtung-Pharmatests-an-Heimkindern/story/31169665

http://www.shz.de/regionales/newsticker-nord/ndr-mehr-psychopharmaka-tests-mit-heimkindern-als-bekannt-id15429266.html

http://www.aerztezeitung.de/panorama/article/924075/medikamententests-heimkindern-betroffener-erzaehlt.html

http://www.cbgnetwork.org/6964.html

Pharmaindustrie: grausame Medikamentenversuche unter dem Motto ,,Kinder sind unsere goldene Zukunft"

https://www.radio-utopie.de/2016/11/27/erprobungen-mit-aolept-und-megaphen-heimkinder-mussten-bayer-arzneien-testen/

[3] Von Reiner Burger, FAZ Sonnabend, 19. 11. 2016, S. 3. Leider kann ich aus ©-Gründen meinen Scan hier nicht einstellen.

[4] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/07/12/friesenhof-skandal-neue-kinder-und-jugendhilfeverordnung-ab-ende-juli/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/09/12/gewerbeschutz-von-traegern-der-jugendhilfe-im-gesetz-besser-geschuetzt-als-das-kindeswohl/

[6] Auch die Rechtslage ist dank der Lobby-Arbeit der Sozialkonzene nicht im Sinne von Schutzbefohlenen gleich welcher Art. https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/06/24/die-zahnlosigkeit-der-gesetze-zum-recht-von-schutzbefohlen/

dierkschaefer | 30. November 2016 um 20:08 | Tags: Behinderten-Einrichtungen, conspiracy theories, Datenschutz, heimkinder, Heimkinder-Forschung, Internet, Kinderarbeit, kinderheim, Kinderrechte, Kinderschutz, Kindesmissbrauch, Medien, Medikamententests, Ombudsmann, Photos, profitorientierte Sozialkonzerne, Religion, schutzbefohlene, Sozialkonzerne, Sozialpolitik | Kategorien: BRD, Deutschland, Ethik, Firmenethik, Geschichte, Gesellschaft, heimkinder, Journalismus, Justiz, Kinder, Kinderheime, Kinderrechte, Kindeswohl, Kriminalität, Kriminologie, Leben, Medien, Menschenrechte, Moral, News, Recht, Soziologie, Staat, Täter, Wirtschaft | URL: http://wp.me/pulUf-1Wk

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Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!
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Not only must justice be done; it must also be seen to be done.
Recht muss nicht nur gesprochen werden, es muss auch wahrnehmbar sein, dass Recht gesprochen wird.
IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND GESCHIEHT VIELFACH BEIDES NICHT.

Rudolf Rocker


Martin Mitchell

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WIESBADENER KURIER / POLITIK / HESSEN

QUELLE: RHEIN MAIN PRESSE @ http://www.wiesbadener-kurier.de/politik/hessen/heimkinder-landtag-setzt-anhoerung-an_17509522.htm

In Hessen wird diese Angelegenheit etwas anders angegangen als in Schleswig-Holstein.


Zitat.
Hessen

01.12.2016


Heimkinder: Landtag setzt Anhörung an

[ Foto ]
Grünen-Sprecher Marcus Bocklet will in einer Anhörung offene Fragen zu den Medikamententests klären. Foto: dpa

Von Rainer H. Schlender

MEDIKAMENTENTESTS Grüne: Das Leid der Betroffenen aufarbeiten / Recht und Moral im Zentrum

WIESBADEN/DARMSTADT - Die Grünen im Hessischen Landtag unterstützen den Beschluss des sozial- und integrationspolitischen Ausschusses, eine Anhörung zu Impf- und Medikamententests an Kindern in hessischen Heimen anzusetzen.

,,Die durch die Forschung von Sylvia Wagner aufgedeckten Medikamententests an Kindern in den 1950er und 1960er Jahren lassen vermuten, dass auch in hessischen Heimen diese Tests durchgeführt wurden. Wir wollen diesen Spuren mit der Anhörung nachgehen und versuchen, offene Fragen zu klären", erklärte Marcus Bocklet, sozialpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.

,,Rechtlich auf dünnem Eis"

,,Impf- und Medikamententests an Kindern sind verwerflich. Auch aus damaliger Sicht sind solche Tests rechtlich auf dünnem Eis durchgeführt worden. Der Hinweis auf angebliche Legalität kann hier nicht ausreichen. Wir wollen daher auch die rechtliche und moralische Verantwortung überprüfen", fügte Bocklet hinzu.

Der sozial- und integrationspolitische Ausschuss hatte zuvor mit den Stimmen aller Fraktionen beschlossen, im März kommenden Jahres eine Anhörung zu diesem Thema durchzuführen. Die Forschung der Pharmazeutin Sylvia Wagner hatte – wie berichtet – den massenhaften Missbrauch von Heimkindern zu Medikamententests ans Licht gebracht. Als Lieferant spielte auch das Darmstädter Pharmaunternehmen Merck eine Rolle.

Die Grünen erhoffen sich nun, dass mit der Anhörung die lange zurückliegenden Vorgänge untersucht und geklärt werden können. Dazu sollen Vertreter der Pharma-Industrie, Ärzte, Jugendämter und Betroffene befragt werden. ,,Wir wollen damit beginnen, das Leid der Betroffenen aufzuarbeiten", erklärte Bocklet.

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Der Hessische Landtag scheint wohl zuerst begriffen zu haben: ,,Wer einen Sprung nach vorne machen will, geht weit zurück". (Bert Brecht)
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Not only must justice be done; it must also be seen to be done.
Recht muss nicht nur gesprochen werden, es muss auch wahrnehmbar sein, dass Recht gesprochen wird.
IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND GESCHIEHT VIELFACH BEIDES NICHT.

Martin Mitchell

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Nur ein kurzer Auszug aus dieser Rubrik der WIKIPEDIA @ https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenversuch#Bundesrepublik_Deutschland

Zitat.
Menschenversuch

[ ......... ]

Bundesrepublik Deutschland

Die Pharmazeutin Sylvia Wagner stieß 2016 in verschiedenen Fach-Zeitschriften und Firmen-Archiven auf Belege, dass in der BRD bis ca. 1975 in umfangreichem Maß Versuchsreihen mit nicht zugelassenen Medikamenten an Kindern und Jugendlichen unternommen wurden, und zwar ohne Zustimmung der Eltern, bzw. bei Kindern und Säuglingen ohne Erziehungsberechtigte, oft ihren jungen Müttern zwangsweise Entzogene, teils mit, teils ohne Zustimmung von Behörden. Verschiedene Landesjugendämter, z. B. in NRW, sowie Träger von Heimen für diesen Personenkreis haben für die Zukunft Aufklärung darüber angekündigt; einzelne Firmen, z. B. Merck haben bestätigt, dass sie noch über diesbezügliche Unterlagen im Archiv verfügen und bei der heutigen Forschung kooperieren wollen, andere Firmen nennen ihre Daten "nicht mehr auffindbar", z. B. Behringwerke, oder sie verweigern überhaupt Auskünfte; Wagner nennt an ihr bisher bekannten Firmen noch Janssen, Pfizer, Schering und Verla-Pharm Tutzing. Die Ärzte, die solche Versuchsreihen durchführten, sind kaum noch greifbar. Bisher namentlich bekannte Ärzte sind der schon in der Zeit des Nationalsozialismus einschlägig tätige Friedrich Panse, der NS-Arzt Hans Heinze in Wunstorf, sowie Franz Redeker, "Erbgesundheitsrichter" im Nationalsozialismus und späterer Präsident des Bundesgesundheitsamts. Der für seine Taten vor 1945 durchaus bekannte Panse, er hatte ständig Prozesse geführt, erhielt 1966 ausdrücklich Genehmigungen von NRW-Behörden für die Menschenversuche mit Neuroleptika an Wehrlosen im Heim "Neu-Düsselthal".[12]

Wagners Untersuchungen, die zu einer Promotion führen sollen, sind noch nicht abgeschlossen. Sie stellt den Forschungsstand Ende 2016 so dar:
,,Es war bundesweit gängige Praxis, den Minderjährigen Impfstoffe und Psychopharmaka zu verabreichen... Ich habe bisher Belege für mehr als fünfzig Versuchsreihen gefunden... Tausende Säuglinge und größere Kinder sind Opfer dieser Tests geworden."
– SYLVIA WAGNER, PHARMAZEUTIN, NACH WESTDEUTSCHE ZEITUNG, 21. OKTOBER 2016

Bei den belegbar Betroffenen handelte es sich um Heimkinder in schwieriger Lage, insbesondere in psychischer Hinsicht, oder Kinder ohne Familie. Politiker haben nach Wagners Vorab-Publikationen erklärt, dass vermutlich ein Entschädigungsfonds für die Opfer eingerichtet werden muss. In NRW sind als Täterorte bisher bekannt das Säuglingsheim "Kastanienhof" an der Petersstraße in Krefeld, Träger ist der "Krefelder Frauenverein für Kinder-und Altenfürsorge"; die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, die solche Menschenrechtsverstöße bereits eingeräumt haben; die Kinder- und Jugendpsychiatrie Süchteln, Träger LVR-Klinik Viersen; die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wunstorf unter dem SS-Mann Hans Heinze, heutiger Träger Klinikum Region Hannover KRH; das Kinderheim Neu-Düsselthal aus dem Verbund der Graf Recke Stiftung, heute in Wittlaer gelegen, und das Franz Sales Haus in Essen.

Das Bundesgesundheitsamt hat 1957 durch Redeker eine Versuchsreihe in einem Säuglingsheim in Auftrag gegeben, zum Test von nicht zugelassenen Pockenimpfstoffen mittels Rückenmarkspunktion an Babys.

[ ......... ]

[12] Alle Angaben nach[/color] Westdeutsche Zeitung: Skandal um Arzneitests, von Michael Passon, 21. Oktober 2016, S. 1 - 3; sowie WDR1, WDR-aktuell: Bethel räumt Medikamenten-Versuche ein, 20. Oktober 2016

[ ......... ]

Diese Seite wurde zuletzt am 28. November 2016 um 00:50 Uhr geändert.

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Bitte vergleichen und überprüfen Sie diesen Text Auszug aus WIKIPEDIA immer wieder mal mit dem Original.
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über folgende GOOGLE-Suche gefunden: "Menschenversuche"+"BRD"+"Bundesrepublik Deutschland"

JOSEPH SCHOLMER »Patient und Profitmedizin: Das Gesundheitswesen in der Bundesrepublik zwischen Krise und Reform (German Edition)«,
Paperback: 222 Seiten
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 1973 edition (01.01.1973)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3531112376
ISBN-13: 978-3531112374

Nur ein kleiner Auszug aus diesem 222 Seiten umfassenden Werk

@ https://books.google.de/books?id=Q3mABwAAQBAJ&pg=PA91&lpg=PA91&dq=%22Menschenversuche%22%2B%22BRD%22%2B%22Bundesrepublik+Deutschland%22&source=bl&ots=o3L0MMaLot&sig=PZIpAK0Ff3wWy-FGu3Cg7otGfdc&hl=en&sa=X&ved=0ahUKEwiDv_OHq9vQAhXElJQKHYCLBqYQ6AEIPTAG#v=onepage&q=%22Menschenversuche%22%2B%22BRD%22%2B%22Bundesrepublik%20Deutschland%22&f=false

zu Joseph Scholmer siehe WIKIPEDIA @ https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Scholmer


Zitat.
Patient und Profitmedizin: Das Gesundheitswesen in der Bundesrepublik zwischen Krise und Reform

[ Seite 90 ]

»[ ... ] der Fall Contergan nicht so schnell vergessen werden. Die Tatsache, daß es zwei Jahre nach der Einstellung des gerichtlichen Verfahrens erst möglich wurde, eine Regelung durchzusetzen, die keinen Beteiligten letzten Endes befriedigen kann, macht klar, wie sich in unserer Gesellschaft Ohnmacht organisiert.

Ein wesentlicher Faktor für die Möglichkeit des Arzneimittelmissbrauchs von Seiten der Industrie ist die fast totale Abhängigkeit der wissenschaftlichen Forschung von der Pharma-Industrie. Vom potentiell kompetentesten Kritiker ihrer Skrupellosigkeit droht ihr also kaum Gefahr.

Welche Möglichkeiten das geltende Arzneimittelrecht den deutschen und ausländischen Pharma-Herstelllern eröffnet, prüft kritisch Thomas von Randow in »Zeit Magazin« vom 16.02.1973: »In der Bundesrepublik soll [für die Ausschaltung von Gefahren ohne Behinderung des Fortschritts] das >Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln< sorgen. Verkündet wurde es im Frühjahr 1961, ein paar Monate vor dem Bekanntwerden der Contergan-Katastrophe. Bis auf unbedeutende Abänderungen gilt es noch heute [1973] in derselben Form, wie es vor fast einem Dutzend Jahren beschlossen wurde. Daß es unvollkommen ist, leugnet kaum jemand mehr. Dennoch hat sich bisher jede Bundesregierung auffallend schwer damit getan, die Unvollkommenheiten aus dem Gesetz zu entfernen. Denn sie sind es, die der bundesdeutschen Pharma-Industrie zum Vergleich etwa zur amerikanischen oder schwedischen profitträchtige Erleichterungen vor allem bei der Einführung neuer Medikamente im eigenen Lande verschafft. Mehr noch. Dieses liberale Gesetz hat wiederholt ausländische Produzenten dazu veranlaßt, Medikamente, die im eigenen Lande noch nicht eingeführt werden konnten, weil die dort geltenden Sicherheitsbestimmungen nicht erfüllt waren, in der Bundesrepublik registrieren lassen. Auf diese Weise konnte man bei der Anwendung an Deutschen [d.h., an der deutschen Bevölkerung generell oder bestimmten Zielgruppen der deutschen Bevölkerung insbesondere - MM] Erfahrungen über mögliche schädliche Nebenwirkungen sammeln (und zugleich, natürlich eine menge Geld verdienen), was der Einführung des Arzneimittels zu Hause nur dienlich sein konnte. Kein Wunder, daß allenthalben in Fachkreisen das Wort von der >Versuchsklinik Bundesrepublik< umgeht.«

Am Beispiel der Menocil-Katastrophe demonstriert Thomas von Randow das Phlegma der bundesrepublikanischen Gesetzgebung im Vergleich zur US-amerikanischen: »Der Wirkstoff >Aminorex< des Schlankmachers >Menocil< war von der amerikanischen Pharmafirma McNiel erfunden und als Mittel zum Zügeln des Appetits zur Zulassung bei der zuständigen US-Behörde, der Food and Drug Administration, angemeldet worden. Dort befand sich die Arzneimittelspezialität in der ersten Phase des Zulassungsverfahrens, in der noch keine klinischen Versuche an Patienten

[ Seite 91 ]

gestattet sind, weil der Produzent keinen hinreichenden Nachweis über die Unbedenklichkeit solcher Menschenversuche erbracht hat und ihm deshalb die Auflage erteilt ist, weitere Tierexperimente auszuführen. In der Bundesrepublik Deutschland gibts es eine solche behördliche Überwachung von Experimenten an Menschen nicht. Niemand braucht hier, wenn er die Wirkung irgend eines chemischen Stoffes an Menschen ausprobieren möchte, einer Behörde darüber Mitteilung machen. Diese Experimentierfreiheit machte sich die Firma CILAG-Chemie zum nutze, die von dem US-Produzenten McNiel die Lizenz für die Herstelllung der appetitzügelnden Sustanz Aminorex erhalten hatte. Der Stoff wurde zur Erprobung von einigen Ärzten dicken Patienten gegeben, und alsbald hatte die CILAG-Chemie eine Anzahl Protokolle darüber zusammen, mit denen sie die Registrierung des Mittels beim Bundesgesundheitsamt erreichte. Das war Anfang des Jahres 1967. Fast zwei Jahre später – im Ursprungsland der Erfindung durfte Aminorex noch immer nicht verkauft werden, weil nach wie vor die Unbedenklichkeit der Arzneimittelspezialität nicht ausreichend nachgewiesen war – geriet der inzwischen äußerst beliebte und darum gut verkaufte Schlankmacher in den Verdacht, jedenfalls bei einigen Menschen eine >premär vaskuläre pulmunale Hypertonie<, den schon erwähnten fatalen Lungenhochdruck hervorzurufen. Inzwischen ist diese Vermutung über das Ende 1968 aus dem Verkehr gezogene Medikament zur Gewißheit geworden. Eine noch nicht abschätzbare Anzahl Menschen ist bislang an der Krankheit gestorben, an einem Leiden, das vielen Amerikanern erspart geblieben war, weil die Behörden in den USA nicht so leichtfertig neue Arzneimittel zulassen wie das Bundesgesundheitsamt in Berlin.« (31)

Es wäre freilich falsch, dem Bundesgesundheitsamt in Berlin einen Vorwurf zu machen. Nicht dort liegt das Übel begründet – im Gegenteil, nach geltendem Recht »überschreiten die zuständigen Beamten im Bundesgesundheitsamt ihre vom Gesetz gewährten Befugnisse« (32), indem sie fundierter prüfen, als das Gesetz vorschreibt. Aber auch sie stehen hilflos vor den Zuständigen im »Gesundheits«-Wesen: vier Beamte registrieren in der BRD jährlich 1700 neue Arzneimittel – vergleichsweise zu mehr als 100 Fachleuten in den Vereinigten Staaten, die nicht einmal 100 neue zu überwachen haben und dafür entschieden weitergehende Kompetenzen haben. Auf diese Weise ist es zu einem »Stau von zwei Jahren zur Anmeldung neuer Medikamente« in Berlin gekommen. (33)

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Die Fußnoten, bzw. die im zitierten Text erwähnten Quellen können leider nicht von mir angegeben werden, weil diese mir hier nicht vorliegen.
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ALLGEMEINE ZEITUNG / POLITIK / HESSEN

QUELLE: RHEIN MAIN PRESSE @ http://www.allgemeine-zeitung.de/politik/hessen/kz-methoden-im-kinderheim_17518314.htm

Zitat.
Hessen

05.12.2016


Foto mit folgender Beschriftung:
,,Ein ehemaliges Wohngebäude auf dem Gelände des Hephata Diakoniezentrums im nordhessischen Treysa. Wurden auch dort an Heimkindern Medikamentenversuche unternommen? Es gibt einen Verdacht, aber keine Gewissheit. Foto dpa"


KZ-Methoden im Kinderheim

Von Christoph Cuntz

GESCHICHTE - Eine Wissenschaftlerin, die zu Medikamententests forschte, ist immer wieder in Hessen fündig geworden

WIESBADEN - Der eine hatte Blickkrämpfe. Ein Nächster schien psychisch stark verändert und schrie mehrmals laut. Der Kopf eines Dritten war gerötet, seine Muskulatur verkrampfte sich, weshalb sein Rumpf bogenförmig nach hinten überstreckt war. Die bizarren Bilder waren Reaktionsmuster von Probanden, die an Medikamententests teilnahmen. Ihnen war im Januar 1958 Decentan, ein Mittel gegen Schizophrenie, verabreicht worden. Dass sie wussten, was da mit ihnen geschah, daran darf gezweifelt werden. Denn 24 dieser Versuchskaninchen waren Kinder im Alter zwischen fünf und 13 Jahren. Insassen eines Kinderheims. Und der Arzt, der für den Medikamententest verantwortlich zeichnete, hatte die Arznei – wohl bewusst – viel zu hoch dosiert.

Unterdrücktes und verdrängtes Kapitel

Von solchen Arzneimitteltests an Kindern berichtete Sylvia Wagner in ihrer Studie ,,Ein unterdrücktes und verdrängtes Kapitel der Heimgeschichte". Die Krefelder Wissenschaftlerin ist bei ihren Nachforschungen immer wieder in Hessen fündig geworden. Decentan etwa hatte das Darmstädter Unternehmen Merck hergestellt. Und auch die Marburger Behringwerke ließen in den 50er und 60er Jahren Impfstoffe in Säuglings- und Kinderheimen testen.

,,Eine Einwilligung der Eltern zu den Untersuchungen wird nicht erwähnt", schreibt Sylvia Wagner. Dafür stieß sie in den Dokumenten auf den Vorschlag, man möge die Eltern bei Aufnahme ihres Kindes in ein Heim unterschreiben lassen, ,,dass sie mit allen notwendigen Impfungen und den damit verbundenen Blutentnahmen einverstanden seien". Die Einführung des Impfstofffes war im Juli 1954 eine heikle Sache geworden: Zwei Affen waren an Kinderlähmung eingegangen, nachdem das Serum an ihnen erprobt worden war. In Marburg kam es deshalb zu einem Krisentreffen, an dem 17 Sachverständige teilnahmen. Darunter auch solche, ,,die schon während der Zeit des Nationalsozialismus an Menschenversuchen beteiligt" waren, so die Wissenschaftlerin.

Albert Demnitz etwa, der Direktor der Behringwerke, sowie Richard Haas, der die humanmedizinische Forschung des Unternehmens leitete. Beide hatten in der NS-Zeit Fleckfieberimpfstoff an KZ-Häftlingen in Buchenwald erforscht. Dessen ungeachtet war Demnitz 1950 zum Honorarprofessor für Tierseuchentherapie an der Gießener Justus-Liebig-Hochschule ernannt worden.

Belastet war aber auch der Vertreter der Bundesregierung, Otto Buurmann, der an dem Marburger Treffen teilnahm: Er war als Medizinalrat ebenfalls in die Fleckfieberversuche der NS-Zeit involviert. Und Franz Redeker, in den 50er Jahren Leiter des Bundesgesundheitsamts, war in der Zeit des ,,Dritten Reiches" beim Berliner Erbgesundheitsobergericht mit Fragen der Zwangssterilisierung befasst.

60 Jahre nach den Medikamententests wird der Hessische Landtag im März kommenden Jahres eine Anhörung dazu durchführen. Schon einmal, vom Oktober 2009, hatte es im Landtag eine Anhörung zum ,,Unrechtsschicksal der Heimkinder der 50er und 60er Jahre" gegeben. Zahlreiche Zeugen wurden gehört, erschreckendes kam zur Sprache. Damit wurde ein für alle Beteiligten anstrengender Aufarbeitungsprozess eingeleitet, an dessen Ende der frühere Leiter des Vincenzsstifts in Rüdesheim-Aulhausen sich ,,tief betroffen" darüber zeigte, dass ehemalige Heimkinder über Misshandlung und Missbrauch berichtet hatten. Der Mann war Franz Kaspar, unter Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst Generalvikar des Bistums Limburg.


DIE GRENZEN

Laut Grundgesetz ist die Freiheit der Forschung ,,ein mit der Selbstbestimmung verbundenes Recht jedes Menschen". Medizinische Forschung am Menschen ist jedoch ein Sonderfall. Sie steht ,,im Dienst des Patienten, seiner Interessen, seiner Gesundheit" und setzt somit der Forschungsfreiheit Grenzen.

Ende 1900 entstand ein preußischer Erlass zu Menschenversuchen. Festgelegt wurde, dass Versuchspersonen ihrer Teilnahme am Experiment zugestimmt haben müssen, nachdem sie über den Versuch belehrt worden waren.

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WEITERE QUELLE: RHEIN MAIN PRESSE @ http://www.wiesbadener-kurier.de/politik/hessen/kz-methoden-im-kinderheim_17518314.htm
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Textauszug aus einem sehr langen Bericht aus der Wochenzeitung NRhZ-OnlineNeue Rheinische Zeitung vom 13.07.2011 mit der Überschrift

»Landschaftsverband Rheinland muss seine Nachkriegsgeschichte aufarbeiten«
»1954 bis 1975 Nazi-Psychiatrie«

QUELLE: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16721


Zitat.
Landschaftsverband Rheinland muss seine Nachkriegsgeschichte aufarbeiten
1954 bis 1975 Nazi-Psychiatrie


Von Lothar Gothe

[ ......... ]

[ ... ] Der LVR [Landschaftsverband Rheinland (Köln)] stand als (Unrechts-) Staat im Staate da.

Über die Jahre jagte ein Skandal den nächsten: Brauweiler, Düren, Bonn usw. Keiner wurde vom LVR selbst oder der Landschaftsversammlung aufgedeckt. Im Gegenteil: Verdunkeln, Vertuschen, Hausverbote, Strafanzeigen gegen uns statt gegen seine eigenen Täter waren die üblichen Reaktionen. Mitte der 70er Jahre wurden uns 12 Doktorarbeiten der Universität Düsseldorf zugespielt: Die Doktoren hatten im LKH Grafenberg für eine Düsseldorfer Pharmafirma an Patienten, auch Zwangsuntergebrachten, eine Studie mit nicht zugelassenen Medikamenten durchgeführt und akribisch die qualvollen, teils lebensbedrohlichen Nebenwirkungen notiert. Die Herren wurden nicht zur Verantwortung gezogen, wohingegen in den Nürnberger Prozessen Ärzte verurteilt worden waren, weil sie ähnlich quälerische Versuche mit Meerwasser an KZ-Häftlingen durchgeführt hatten.

Der Stern veröffentliche Berichte von russischen Dissidenten über deren Mißhandlungen in den psychiatrischen Anstalten. Das Schlimmste sei, so hieß es dort, das "Medikament" Haldol, und sie beschrieben dessen schwere Nebenwirkungen. Was der KGB als Foltermittel importierte und einsetzte, war in den hiesigen Psychiatrien ein medizinischer Renner. Weil es geschmack- und geruchlos ist, ließ es sich unbemerkt in Getränken verabreichen. An Wochenenden war es Usus, daß Pfleger per "Bedarfsverordnung" die Insassen mit einer Zusatzdosis "pflegeleicht" machten. Während diese mit Blickstarre und aus dem Mundwinkel tropfenden Speichel im chemischen Nebel dahindämmerten, konnten jene in Ruhe Skat kloppen.

Ende der 70er Jahre rügte Amnesty International in seinem Jahresbericht die Bundesrepublik wegen Menschenrechtsverletzungen in den psychiatrischen Einrichtungen. Das zugrunde liegende Beweismaterial stammte überwiegend vom SSK [Sozialistischen Selbsthilfe Köln], es betraf also in der Hauptsache die Anstalten des LVR. Spätestens da wäre es für den LVR angebracht gewesen, eine scharfe Zäsur durchzuführen, Ursachen für die katastrophalen Tatbestände zu erforschen und die Fehlentwicklungen offen zu legen. Unweigerlich wäre aber so das braune Netzwerk ans Tageslicht befördert worden. Man saß das aus, beließ die Leichen im Keller und die Kulenkampff-Epigonen wie Kukla und Köster arbeiteten weiter an der Psychiatrie-Reform, ohne den eigenmächtigen unkontrollierbaren Verwaltungsapparat anzugreifen und zu entmachten, an dem ihr Mentor ja nach eigener Auskunft gescheitert war. So aber stehen die Reformen auch heute auf tönernen Füßen, und es ist zu befürchten, daß sie nach und nach wieder einkassiert werden, wenn die Zeiten härter werden und es opportun erscheint, "Ballastexistenzen" wieder kürzer zu halten.

[ ......... ]

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Dieser Bericht umfasst insgesamt ungefähr 26000 Zeichen, einschließlich Leerzeichen (in HTML-Quelltext womöglich sogar mehr als 30000 Zeichen).

WEITERE QUELLE:
http://www.forschung-bw.de/VersFHist/Mahnmal/Standorte/NRhZ-Online_2011_07_13.pdf

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Textauszug aus einen 28-seitigen Anhang im PDF-Format zum Blog (Gesamtlänge dieses PDF-Dokuments 670.99 KB)

"Arme Irre" - "Informationen zur Psychiatrie im Rheinland"

http://armeirre.blogsport.de

QUELLE Textauszug aus dem 28-seitigen Anhang im PDF-Format zum Blog @
http://armeirre.blogsport.de/images/Brauweiler_MenschenwieViehgehalten_Geschichtswettbewerb2011.pdf


Zitat.
Beitrag des Leistungskurses Geschichte zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2011

,,Menschen wie Vieh gehalten" – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978 [bei Köln]

vorgelegt von:
Geschichts-LK des Geschwister-Scholl-Gymnasiums
Jahrgangsstufe 12
Hackenbroicher Straße 66b
50259 Pulheim
Pulheim, den 25. Februar 2011

[ Seite 14 ]

[ ... ] Immer mehr jugendliche, aber auch erwachsene Insassen der Landeskrankenhäuser begannen in dieser Zeit aus den Einrichtungen zu fliehen und suchten Schutz und Zuflucht bei der SSK [Sozialistische Selbshilfe Köln], aufgrund unzumutbarer Zustände in den Psychiatrien selbst und ihren Behandlungsmethoden. So wurde die SSK aufmerksam auf die großen Missstände, die innerhalb der Landeskrankenhäuser herrschten und nahm sich einzelner Fälle an.52

Besonders dringend schien die Lage in Brauweiler. Nach dem Tod einer 17-jährigen Patientin, auf den im späteren Verlauf noch genauer eingegangen wird, stand die SSK mit dem Landschaftsverband Rheinland, welcher für alle Landeskrankenhäuser in Umgebung zuständig und ihre oberste Instanz war, vor Gericht, da zum einen die SSK aufgrund ihrer radikalen Äußerungen in ihren Flugblättern angeklagt worden war, zum anderen aber ebenfalls auch der LVR aufgrund zahlreicher Tote in seinen Einrichtungen.

Die SSK warf dem Landschaftsverband, ebenso wie dem gesamten Personal des Landeskrankenhauses Brauweiler, mehrere Versäumnisse vor, die Grund für die hohe Sterberate in Brauweiler gewesen sein sollen: Zum einen war es die allgemeine Vorstellung von einer Psychiatrie, die sich von der heutigen unterscheidet: In die Psychiatrie oder auch euphemistischer gesagt in die Landeskrankenhäuser, wurden diejenigen eingewiesen, die unangenehm für die höhere Gesellschaft waren. Dazu gehörten verhaltensauffällige Jugendliche, Drogen- und Alkoholabhängige, ebenso wie Obdachlose, die zumeist von der Polizei auf der Kölner Domplatte aufgegriffen worden waren. Dabei galt es nicht, diese ,,unangenehme Masse von Menschen" zu heilen und ihnen zu helfen, sondern sie von der geordneten und gesitteten Gesellschaft auszuschließen und sie ruhig zu stellen,[/color]53 damit sie keine weitere Belastung mehr darstellen.

Weiterhin beklagt die SSK, dass viele Ärzte überfordert gewesen seien, da viel zu wenig Personal für so eine Menge an Patienten zur Verfügung stand und ein weiterer Kritikpunkt war, dass die meisten ,,pflegerischen" Angestellten, vorher in dem Arbeitslager oder auch noch zu der Nationalsozialistischen Zeit dort als Wärter gearbeitet hätten und mit der Eröffnung des Landeskrankenhauses einfach übernommen worden seien, obwohl sie keinerlei pflegerisches Wissen besaßen.54

[ Seite 15 ]

Aus dieser mangelnden Ausbildung resultierte auch der Missbrauch der Medikamente, der mit der Verwendung des Personals eng im Zusammenhang stand. In den Landeskrankenhäusern wurde oft eine viel zu hohe Dosis von Medikamenten gespritzt, die schwere gesundheitsschädigende, physische und psychische Nebenwirkungen hatten, über welche die Patienten jedoch nicht aufgeklärt wurden Die Verabreichung erfolgte meist unfreiwillig oder durch versteckte Hinzufügung im Essen, wenn die Patienten sich allzu sehr wehrten. Des Weiteren hätten diese hohen Dosen mit entsprechendem Gegenmittel verabreicht werden sollen und nur unter ständiger ärztlicher Kontrolle verabreicht werden dürfen. Aufgrund des mangelnden und unerfahrenen Personals erfolgte dies natürlich nicht ordnungsgemäß – ja, das ,,Pflegepersonal" besaß sogar das Recht, die Dosen selbst zu erhöhen, obwohl die Medikamente in Überdosis zu starken Zerstörungen der Persönlichkeit und Identität führten. Daher dürften die Medikamente eigentlich nur in äußersten Extremfällen verabreicht werden, da sie in zu hoher Dosis und zu häufigem Gebrauch, die Fähigkeit besitzen, das zu zerstören, was die Behandlung eigentlich schützen und wiederherstellen sollte.

Weiterhin warf die SSK dem LVR vor, die Krankenakten der plötzlich Verstorbenen zu verfälschen und die Todesopfer, so schnell wie möglich vergraben zu lassen, um das Fehlverhalten der Mitarbeiter zu vertuschen. So wurde meist nicht einmal die richtige Todesursache des Patienten durch Überschuss von Medikamenten in seiner Krankenakte angegeben, da diese verschwiegen werden sollte.

Schlussendlich wurde der SSK und vor allem ihr Hauptaktivist in der Sache der Landeskrankenhäuser, Lothar Gothe, Recht vom Gericht übertragen, indem das Gericht bestimmte, dass die SSK weiterhin Anklage in ihren Flugblättern gegen die Landeskrankenhäuser erheben durfte, da die verbreitete Kritik der Wahrheit entsprach.

5.3 Die SSK im Falle Marion Masuhr

Von den fast siebenhundert Todesfällen stachen einige aufgrund ihrer besonders tragischen Umstände heraus. Der Fall der 17-jährigen Marion Masuhr war wohl der bekannteste Fall in dem Skandal um Brauweiler, mit dem die SSK den LVR schließlich sogar vor Gericht zog.

Im Januar 1978 starb die junge Marion Masuhr im Landeskrankenhaus Brauweiler, wohin sie von ihren eigenen Eltern eingewiesen worden war, da diese mit der Tochter nicht mehr zu Recht kamen. Während des Aufenthalts im Jahre 1977 im Landeskrankenhaus Brauweiler tobte Marion Masuhr oft herum und wehrte sich gegen jegliche Vorschriften. Aufgrund dessen erhielt sie zu ihrer bereits alltäglichen hohen Dosierung von Beruhigungsmedikamenten noch eine weitere hohe Dosis, um sie vollkommen ruhig zu stellen. Die SSK, die

[ Seite 16 ]

zuvor Gruppen gebildet hatte, um den Vorwürfen der entflohenen Patienten gegenüber den Landeskrankenhäusern auf den Grund zu gehen, ging regelmäßig einzelne Insassen besuchen - so auch Marion.

Im Dezember besuchten die Mitglieder des SSK zum wiederholten Male Marion Masuhr, zu der sie ein gutes Verhältnis pflegten und welche sonst immer einen aufgeweckten Eindruck machte. Zu diesem Zeitpunkt jedoch, war sie nicht ansprechbar, da sie erneut eine Überdosis an Beruhigungsmitteln erhalten hatte und aufgrund dessen völlig betäubt auf dem Bett lag. Die Jugendliche, die sonst immer äußerst redegewandt war, konnte weder gehen noch sich verbal äußern.

Kurze Zeit später wurde der SSK mitgeteilt, dass Marion Masuhr verstorben sei. Als Ursache wurde ein Gehirntumor angegeben, von dem sie allerdings nie betroffen war, welcher aber zur Tarnung der eigentlichen Todesursache, nämlich eine Lungenembolie, hervorgerufen durch die starke Überdosis an Medikamenten, dienen sollte. Mit diesem Todesfall begann die SSK weitere Todesfälle aufzudecken und brachte den ganzen Skandal an die Öffentlichkeit und schließlich vor Gericht.

Der tragische Fall des jungen Mädchens war sozusagen der Beginn des Kampfes der SSK gegen die Landeskrankenhäuser, aber vor allem gegen deren Träger, den LVR. Die SSK forderte eine Untersuchung über sämtliche Todesfälle im LKH Brauweiler, ebenso wie die strafrechtliche Verfolgung der Schuldigen.

[ Seite 21 ]

8. Resümee
Vor dem Hintergrund aller zusammengetragenen Fakten bleibt noch ein Fazit zu ziehen. Unsere Nachforschungen in den Sterbeakten der Stadt Pulheim ergaben, dass nicht, wie bisher von der Kriminalpolizei ermittelt, etwa fünfhundert, sondern fast siebenhundert Menschen in der Ehrenfriedstraße 19, so die offizielle Adresse der Krankenhausverwaltung, verstarben. Die wenigsten dieser Menschen dürften eines natürlichen Todes gestorben sein. Damit stellt die Zeit des Landeskrankenhauses ein dunkles, sogar ein sehr dunkles Kapitel in der Geschichte des kleinen Ortes Pulheim-Brauweiler dar. Es ist kaum abzustreiten, dass die dort begangenen Grausamkeiten und Misshandlungen das Ansehen der Psychiatrien negativ beeinträchtigt wurden. Bis heute wurden und werden diese Verbrechen und skandalösen Umstände größtenteils verschwiegen und tauchen in Berichten des LVR nur als Randnotiz auf. Es ist aus unserer Sicht deshalb unbedingt notwendig, eine umfassende historische Untersuchung über die Missstände in Brauweilers ehemaliger Psychiatrie zusammenzustellen. Unsere Nachforschung kann nur ein Anfang sein.

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Es scheint aber seither (d.h. seit dem 25.02.2011), bisher, diesbezüglich nichts weiteres geschehen zu sein; niemand scheint an einer weiteren diesbezüglichen Untersuchung und Aufarbeitung interessiert zu sein.
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Zitat.
Fast 700 Tote in der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie Brauweiler [im Zeitraum 1970-1978]
"Menschen wie Vieh gehalten" - Teil 1
Von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011]

"'Menschen wie Vieh gehaltenʼ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978". So lautet der Titel einer Arbeit über die Misshandlung von Psychiatrie-Patienten in Gebäuden der ehemaligen Abtei Brauweiler, für die die SchülerInnen des Leistungskurses Geschichte unter der Leitung ihres Tutors Jens Tanzmann am Pulheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium am 18. Juli [2011] im Bonner Haus der Geschichte durch NRW-Jugendministerin Ute Schäfer ausgezeichnet wurden. Wir werden diese Arbeit über einen weitgehend unbekannten Teil Kölner Geschichte in den nächsten Ausgaben veröffentlichen.

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Anscheinend die einzige Zeitung, die dies derzeit im Internet veröffentlichte, und wo es auch weiterhin erhalten bleibt, war und ist die Neue Reinische Zeitung: Online-Flyer Nr. 312 vom 27.07.2011 @ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16773
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Zitat.
Fast 700 Tote in der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie Brauweiler [im Zeitraum 1970-1978]
"Menschen wie Vieh gehalten" - Teil 2
Von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011]

"'Menschen wie Vieh gehaltenʼ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978". So lautet der Titel einer Arbeit über die Misshandlung von Psychiatrie-Patienten in Gebäuden der ehemaligen Abtei Brauweiler, für die die SchülerInnen des Leistungskurses Geschichte unter der Leitung ihres Tutors Jens Tanzmann am Pulheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium am 18. Juli [2011] im Bonner Haus der Geschichte durch NRW-Jugendministerin Ute Schäfer ausgezeichnet wurden. Nach der Einleitung im der letzten NRhZ-Ausgabe veröffentlichen wir nun die Kapitel 1 bis 3 über einen weitgehend unbekannten Teil Kölner Geschichte.

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Anscheinend die einzige Zeitung, die dies derzeit im Internet veröffentlichte, und wo es auch weiterhin erhalten bleibt, war und ist die Neue Reinische Zeitung: Online-Flyer Nr. 313 vom 03.08.2011 @ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16789
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Zitat.
Fast 700 Tote in der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie Brauweiler [im Zeitraum 1970-1978]
"Menschen wie Vieh gehalten" - Teil 3
Von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011]

"'Menschen wie Vieh gehaltenʼ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978". So lautet der Titel einer Arbeit über die Misshandlung von Psychiatrie-Patienten in Gebäuden der ehemaligen Abtei Brauweiler, für die die SchülerInnen des Leistungskurses Geschichte unter der Leitung ihres Tutors Jens Tanzmann am Pulheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium am 18. Juli [2011] im Bonner Haus der Geschichte durch NRW-Jugendministerin Ute Schäfer ausgezeichnet wurden. Nach den ersten beiden Folgen veröffentlichen wir nun die Kapitel 4 und 5. Hier geht es vor allem um die Rolle der Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) in diesem weitgehend unbekannten Teil Kölner Geschichte.

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Anscheinend die einzige Zeitung, die dies derzeit im Internet veröffentlichte, und wo es auch weiterhin erhalten bleibt, war und ist die Neue Reinische Zeitung: Online-Flyer Nr. 314 vom 10.08.2011 @ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16804
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Zitat.
Fast 700 Tote in der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie Brauweiler [im Zeitraum 1970-1978]
"Menschen wie Vieh gehalten" - Teil 4
Von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011]

"'Menschen wie Vieh gehaltenʼ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978". So lautet der Titel einer Arbeit über die Misshandlung von Psychiatrie-Patienten in Gebäuden der ehemaligen Abtei Brauweiler, für die die SchülerInnen des Leistungskurses Geschichte unter der Leitung ihres Tutors Jens Tanzmann am Pulheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium am 18. Juli [2011] im Bonner Haus der Geschichte durch NRW-Jugendministerin Ute Schäfer ausgezeichnet wurden. Nach den ersten drei Folgen veröffentlichen wir nun die Kapitel 6 und 7 und das Resümee der AutorInnen. Dabei geht es diesmal um die Rolle von Polizei und Staatsanwaltschaft in diesem weitgehend unbekannten Skandal in der Kölner Geschichte.

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Anscheinend die einzige Zeitung, die dies derzeit im Internet veröffentlichte, und wo es auch weiterhin erhalten bleibt, war und ist die Neue Reinische Zeitung: Online-Flyer Nr. 315 vom 17.08.2011 @ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16828


Diese Arbeit der Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011] ist als Ganzes, mit Fußnoten und Quellenangaben, auch hier zu finden @
http://armeirre.blogsport.de/images/Brauweiler_MenschenwieViehgehalten_Geschichtswettbewerb2011.pdf (eine der wenigen Stellen im Internet wo diese Arbeit heute noch im Internet erhalten bleibt) und ich habe ja auch schon in meinem unmittelbar vorhergehenden Beitrag vom Mi. 07.12.2016, um 09:09 Uhr – hier in diesem Thread – daraus zitiert (@ http://www.chefduzen.de/index.php?topic=10331.msg324682#msg324682).

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Not only must justice be done; it must also be seen to be done.
Recht muss nicht nur gesprochen werden, es muss auch wahrnehmbar sein, dass Recht gesprochen wird.
IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND GESCHIEHT VIELFACH BEIDES NICHT.

Onkel Tom

Ja, was damals in der "Klapse" Brauweiler passiert ist, berührt mich sehr..

Marion Masur ist leider das einzige Opfer, wo es nachgewiesen wurde, das es sich
bei ihr um ein Tötungsdelikt handelte.
Darauf wurde dem Dr. Stockhausen Berufsverbot und eine Bewährungsstrafe
aufgebrummt.

Der SSK hatte jedoch mindestens 5 Opfer auf der Liste, wo es offensichtlich war,
das deren Ableben nachgeholfen wurde.
Insbesondere bei Peter Adler, der damals Bewohner des SSK war, geriet in eine
Polizeikontrolle und wurde nach Brauweiler "verschleppt"..

Körperlich fit und 2 Tage später war er tot.

Alle Achtung, in den Artikeln Menschen wie Vieh gehalten, erinnere ich mich, was
im SSK so alles los war, um Menschen aus ihren Gefahrenbereich ab zu holen etc.

Ohne dem SSK währe es so weiter gelaufen und zudem muss ich der Behauptung
"LVR vertuscht alles" vollkommen recht geben.
Nicht nur in den Landeskrankenhäusern wurde alles vertuscht.
In den Erziehungsheimen war es auch nicht anders.

Naja, schon mal gut, das diesbezüglich die Vergangenheit aufgearbeitet wird.
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Heutige Medien skandalisieren das, was gerade politisch in den Kram paßt.

Martin Mitchell schwimmt beharrlich gegen den Strom medialer Aufregung und legt seinen Finger in gesellschaftliche Wunden.
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