Sargnägel für die Zeitarbeit

Begonnen von admin, 01:34:30 Mi. 16.April 2003

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dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Neulich in Bremen Gröpelingen...


hühnergott

Wie wär's hiermit :

"Die Leiharbeit ist eine Maschinerie, in die du als Schwein reingehst und als Wurst rauskommst" ;D

habe ich bei

LabourNet Germany Leiharbeit und Sklavenhandel Archive ...
www.labournet.de/category/politik/alltag/leiharbeit/

gefunden.


admin

ZitatProteste der Leihsklaven

Die internationalen Missstände innerhalb der immer größer werdenden Leiharbeitsbranche sind unübersehbar und bedingen nun auch die Inhaftierung von Fu Tianbo, dem Sprecher der chinesischen Leiharbeiter*innen. Ein Bericht zur Lage.


Noch nie gab es so viel Leiharbeit wie heute. Die Grenze von einer Million wurde in Deutschland längst überschritten. Als der Bundesverband der Sklavenhändler iGZ am 17. Mai in Münster seine Erfolge und das 20 jähriges Bestehen des Verbands feiern wollte, wollten die Betroffenen dieser Ausbeutungsform das nicht hinnehmen und riefen zum Protest auf.



Diese Protestaktion gehört in den Zusammenhang wachsender Unruhe unter den von Leiharbeit Betroffenen. Gerade in der Automobilindustrie wurde sichtbar, dass die Unzufriedenheit mit den prekären Arbeitsformen zu wachsendem Widerstand führt. Stammbeschäftigte von Daimler Bremen kämpften 2014 in einem Wilden Streik gegen Leiharbeit und Fremdvergabe. In dem VW Werk im nordchinesischen Changchun begann Ende 2016 ein kollektiver Protest der Leiharbeiter*innen, die ,,Equal Pay" forderten, die gleiche Bezahlung wie die Stammbeschäftigten, die ihnen nach dem chinesischen Arbeitsrecht zusteht.

Statt ihre berechtigten Forderungen zu erfüllen, reagierten VW und der autoritäre chinesische Staat mit massiver Repression. Mehrere Aktivist*innen wurden verhaftet. Solidaritätsaktionen beim G20 Gipfel in Hamburg verbreiten sich in chinesischen sozialen Medien und befeuerten den Kampf der Leiharbeitenden. Als eine weitere Aktion von Leiharbeiter*innen und Unterstützern in Wolfsburg medial hohe Wellen schlug, sah sich der Konzern gezwungen, den Kampf zu befrieden, in dem man die aufmüpfigen Leiharbeiter*innen zu einem etwa doppelt so hohen Lohn wie bisher zum Jahresende 2017 in die Stammbelegschaft übernahm.

Grenzüberschreitende Solidarität der Leiharbeiter*innen

Die Pest der Leiharbeit hat sich rund um den Globus verbreitet. Neu ist, dass sich nun auch die Betroffenen grenzüberschreitend austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Die Leiharbeiter*innen von VW waren überrascht, dass die Unternehmensstrategie in so entfernten Ländern wie China und Deutschland nahezu identisch ist. Man versucht, die Belegschaft zu spalten und die in prekären Arbeitsverhältnissen Beschäftigten regelmäßig auszutauschen, damit sich dort kein Widerstand entwickelt. Ähnlich wie in China, begannen Leiharbeiter*innen bei VW in Hannover zu protestieren, als ihre Verträge ausliefen und keine Vertragsverlängerung möglich war.

Ihr Protest war nicht so erfolgreich, wie der ihrer chinesischen Kolleg*innen. Sie verloren ihren Job. Leiharbeiter*innen bei VW Emden haben derweil begonnen, sich auf juristischem Weg gegen die Personalpolitik von VW zu wehren. Es schließen sich noch immer weitere diesem Kampf vor Gericht an. Im Februar 2018 gab es eine Protestaktion vor dem Werk in Emden, auch weil Fu Tianbo, der Sprecher der chinesischen Leiharbeiter*innen, weiterhin in Haft ist.

Feiernde Missstände beim Leiharbeitsriesen iGZ

Drei Monate später wurde in Münster gegen Leiharbeit protestiert. In dem Aufruf heißt es: ,,Nach einer Anstellung von 9 Monaten in einem Unternehmen steht Leiharbeiter*innen der gleiche Lohn wie Stammbeschäftigten zu. In der Praxis werden die Leiharbeiter*innen oft vor Ablauf der 9 Monate entlassen.

Für viele heißt es: "Einmal Leiharbeit, immer Leiharbeit!". (...) Zwischenhändler für Arbeitskraft bezeichnen wir als Sklavenhändler. Menschen verleiht man nicht! (...) Wir wollen diese entwürdigende Form der Arbeit beendet sehen und fordern ein sofortiges Verbot der Arbeitnehmerüberlassung. Leiharbeit kann man nicht "fair gestalten", sie muß weg!" Es wurde ein langes Transparent mit der Aufschrift ,,LEIHARBEIT VERBIETEN!" entrollt.
Aktion gegen Bundeskongress Zeitarbeit


Auch die FAU Münsterland protestiert gegen den Bundeskongress Zeitarbeit

Während eine Vertreterin des Messe und Congress Centrums die Polizei rief, versuchten iGZ Leute, sich an die Protestierenden ranzuwanzen und schlugen vor, man solle doch lieber gemeinsam gegen die Schwarzen Schafe in der Branche vorgehen, um so etwas gegen den schlechten Ruf der Zeitarbeit zu erreichen. Der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen iGZ hat schließlich mit einem gewaltigen Imageproblem zu kämpfen.

Um das Sklavenhändlerimage der Branche aufzupolieren, ließ sich Gregor Gysi als Gastredner anheuern und erklärte in Münster, er habe wenig Probleme damit, dass Migrant*innen kaum anderes als Leiharbeit angeboten bekommen: »wir werden auch nicht dagegen sein, wenn es der Integration dient«.

Die Protestierenden vor dem Eingang der Messehallen demonstrierten eine andere Haltung: Sie trugen Ketten an ihren Füßen und hielten Schilder hoch mit den Worten ,,Ausbeuter", ,,Sklavenhändler" oder ,,Lohndrücker".



Der gewaltige Skandal, daß bei dem größten deutschen Konzern ein Leiharbeiter inhaftiert wurde, weil er es gewagt hat, die Einhaltung des geltenden Arbeitsrechts einzufordern und inzwischen seit mehr als einem Jahr im Knast ist, ist in der deutschen Öffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt. Um den Druck auf den Konzern zu erhöhen, fand Ende Mai eine Protestaktion vor dem VW Werk in Hannover statt.

Es ist nun dringend notwendig, mit einer Kampagne den Druck auf den Automobilbauer fortzusetzen, bis Fu Tianbo aus dem Knast ist!

Weitere Informationen auf chefduzen.de
https://direkteaktion.org/proteste-der-leihsklaven/

admin


Kuddel

Dieser Aufkleber ist wohl eine Reaktion des IWW auf die Leihkeule.
Die Leihkeule löste mit der Forderung "Leiharbeit verbieten" bei den Wobblies eine heftige Diskussion aus. Man empfand sie als an den Staat gerichtete Forderung. Er solle die Leiharbeit abschaffen. Als Gegenparole stellten sie daraufhin die Forderung "Leiharbeit gemeinsam abschaffen" auf, damit man nicht passiv auf eine Lösung durch den Staat wartet, sondern die Arbeiter aktiv gemeinsam gegen die Leiharbeitspest vorgehen.

Ich verstehe den Gedanken zwar, doch sehe ich beide Forderungen nicht als Gegensatz oder in Konkurrenz zueinander stehend.
Natürlich ist es Unsinn, auf eine positive Änderung der Regelung der Arbeitnehmerüberlassung durch den Staat zu hoffen. Er würde erst auf massiven Druck der Arbeiter reagieren. Trotzdem ist die Forderung nach einem Verbot nicht falsch. Wenn Leiharbeit durch zu starken Gegendruck nicht mehr durchsetzbar ist, muß das auch festgezurrt werden. Es muß gesichert werden, daß man nicht in Betrieben und Regionen, in denen die Kräfteverhältnisse anders sind, jeden Tag den Sklavenhandel aufs Neue zurückschlagen muß. Wir sollten ein Verbot des Sklavenhandels ebenso als gesetzliche Absicherung sehen, wie das Verbot der Kinderarbeit.

admin


dejavu

ZitatDie Leihkeule löste mit der Forderung "Leiharbeit verbieten" bei den Wobblies eine heftige Diskussion aus. Man empfand sie als an den Staat gerichtete Forderung. Er solle die Leiharbeit abschaffen.
Ja, da kann man natürlich ins diskutieren kommen.
Jede auf die Abschaffung der Leiharbeit gerichtete Bemühung ist legitim. Den Staat und die Politischen Parteien heraushalten? Geht meiner Ansicht nach auch nicht. Eine Nachhaltige Abschaffung des Broblembären Leiharbeit wird nur durch gezielte und koordinierte Angriffe von allen Seiten gelingen. Dazu zählen natürlich auch die relativ wirkungsarmen Prozesse vor Gericht (einforden von Überstunden Zeitkonto etc.) Der Zuhältermischpoke das Leben Sauer machen auf verschiedenen Ebenen halt.
Insgesamt ist es aber wohl so, das sich die Bevölkerung, die Werktätigen damit abfinden.Wie ich anderswo schon sagte.... ich wiederhols nicht nochmal.
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

Kuddel

Zitat von: dejavu am 20:54:17 Mi. 07.November 2018
Insgesamt ist es aber wohl so, das sich die Bevölkerung, die Werktätigen damit abfinden.

Darauf zu warten, daß die Mehrheit anfängt zu kämpfen, ist die Ausrede der Feiglinge.

dejavu

Ich habe nicht gewartet, betrifft mich also nicht. Und warten tue ich schon deswegen nicht, weil gar nichts erwarte.
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

Kuddel


Kuddel

ZitatKabinett beschließt Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie
Die Bundesregierung will gegen die Fleischindustrie durchgreifen - und hat ein Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit auf den Weg gebracht. Die Branche sieht sich "diskriminiert" und deutet Klagen an.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fleischindustrie-nach-corona-faellen-in-schlachthoefen-kabinett-beschliesst-verbot-von-werkvertraegen-a-4665fd49-1f1f-4e58-a239-89ff625d02d6

Es geht hier nur um die Fleischindustrie. Und auch dort ist davon auszugehen, daß es auf dem Weg der Umsetzung verwässert wird, falls überhaupt etwas dabei herauskommt. Erst einmal dürften die Ausbeuter gegen diese Maßnahmen klagen...

Aber erstmals hat die Bundesregierung zugegeben, daß so etwas wie ein Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit denkbar ist. Wir müssen mehr Druck machen und genau dies fordern!

karl.

Hallo Kuddel,

Zitat... Erst einmal dürften die Ausbeuter gegen diese Maßnahmen klagen...

Unter: https://www.sr.de/sr/ngg_saar_sieht_problem_in_der_fleischindustrie_bei_werkvertraegen_100.html

beklagt sich auch die Gewerkschaft NGG Saar

Unter dem Zwischentitel : Saubere Betriebe im Saarland

kritisiert sie so: Die NGG Saar forderte die Verantwortlichen in Politik und Kontrollbehörden jedoch auf, die Begrifflichkeiten Leiharbeit und Werkverträge "strikt und sauber" zu trennen. "Leiharbeit ist nicht das Problem in der Fleischindustrie. Denn hier unterliegen die Leiharbeitnehmer klar der Mitbestimmung durch Betriebsräte und dem Auftraggeber und sind voll in die jeweilige Betriebsorganisation eingebunden", sagte Mark Baumeister, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG im Saarland.

Da fragt man sich schon ob es im Bereich der NGG sonst keine nennenswerten Probleme gibt ?

Der IGZ-Geschäftsführer (Hr. Stolz) kommentiert diese Aussage in ihrem Diskussionsforum (nur für angemeldete Mitglieder lesbar) so: Die für die Fleischindustrie zuständige Gewerkschaft NGG versteht wie wir das angestrebte Zeitarbeitsverbot neben der Untersagung von Werkverträgen auch nicht. Insoweit habe ich große Hoffnung, dass wir diesen Punkt zusammen mit unseren Sozialpartnern in der Branche im Gesetzgebungsverfahren noch verhindern können.

Schildhorster

Bisher sind das ja nur Eckpunkte des Koalitionsausschusses. Mal abwarten, was dann im Referentenentwurf und im verabschiedeten Gesetzestext am Ende dabei herauskommt - ich fürchte, nicht viel Konkretes, wenn jetzt schon Gewerkschaften dagegen wettern.
Erinnert mich ein bisschen an die Novellierung des AÜG vor ein paar Jahren, als ja auch die mächtigen Automobilhersteller (inklusive Gewerkschaften) den Entwurf immer mehr verwässert haben.

Kuddel

ZitatLeiharbeit wird verboten
Kabinett beschließt schärfere Regeln für Fleischindustrie
https://rp-online.de/politik/deutschland/fleischindustrie-kabinett-beschliesst-schaerfere-regeln-leiharbeit-verboten_aid-51241481

In der praktischen Umsetzung ist vieles noch nebulös und weitgehend ungeklärt. Betroffen ist bisher nur die Fleischindustrie. Wir müssen auch mit einem massiven Gegendruck der Wirtschaft rechnen.

Aber argmentativ halte ich es für einen Erdrutschsieg. Niemand kann mehr behaupten, man könne Leiharbeit nicht verbieten. Doch. Kann man. Mit einem Fingerschnipsen. Man muß nur wollen.

Die Forderung ein Betrieb - eine Belegschaft, ist offenbar einfach umsetzbar:
Zitat,,Kein Hexenwerk, Beschäftigte anzustellen"
https://www.tagesspiegel.de/politik/aldi-irritiert-mit-forderung-nach-wurstpreis-senkung-kein-hexenwerk-beschaeftigte-anzustellen-bundesregierung-verbietet-werkvertraege/25846078.html

Fritz Linow

Bei dieser Anwaltsklitsche in Mannheim soll dann wohl die Gegenwehr und Lobbyarbeit gegen das drohende Verbot von Leiharbeit und Werksverträgen in der Fleischindustrie koordiniert werden:
https://protag-law.com/interessengruppe-werkvertraege-fleisch/

ZitatAus diesem Grunde geht die IG Werkverträge Fleisch gegen dieses Gesetzesvorhaben vor, um es mit aller Macht zu verhindern. Hierfür wird jedoch logistische, politische und finanzielle Unterstützung benötigt. Durch die IG Werkverträge Fleisch soll diese Unterstützung gebündelt werden. Die Mitglieder der IG Werkverträge Fleisch verpflichten sich daher, nach besten Kräften dieses Ziel zu unterstützen.

Ein Syndikusanwalt des Bundesfachverbands Fleisch seit 1971, ein Ministerialbeamter, der gegen die GEZ kämpft, und natürlich iGZ als Kooperationspartner. Dagegen ist Pansen mit Flomen eine Delikatesse.

Fritz Linow

Zitat20.6.20
ThyssenKruppsteel (tks) wollte einen Leiharbeiter, dessen Jahresvertrag jetzt ausläuft, nicht weiter beschäftigen. Kollegen machten dagegen heute zur Frühschicht im Kaltwalzwerk1 in Duisburg-Hamborn eine Unterschriftensammlung, die sofort zum Selbstläufer wurde.
Dann legte die komplette Frühschicht die Arbeit nieder. (...)
https://www.rf-news.de/2020/kw25/streik

counselor

ZitatDUISBURG -TKSE Duisburg: Jetzt den Streik ausdehnen! Gemeinsam sind wir stark!

Punkt 18 Uhr machte sich ein kleiner Zug Kollegen in Richtung Tor 4 auf den Weg. Die Spätschicht im Kaltwalzwerk 1 in Duisburg Hamborn hatte den Streik der Frühschicht übernommen und fortgesetzt.

Quelle: https://www.rf-news.de/2020/kw25/tkse-duisburg-jetzt-den-streik-ausdehnen-gemeinsam-sind-wir-stark
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

karl.

Kommentar des IGZ vom 29. Mai zu den Verbotsanträgen von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie  nachzulesen unter:

https://www.ig-zeitarbeit.de/index.php/presse/artikel/was-fuer-eine-sauerei

"Was für eine Sauerei"





Fritz Linow

Zitat von: karl. am 10:28:58 So. 21.Juni 2020
Kommentar des IGZ vom 29. Mai zu den Verbotsanträgen von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie  nachzulesen unter:
https://www.ig-zeitarbeit.de/index.php/presse/artikel/was-fuer-eine-sauerei
"Was für eine Sauerei"

Der Kommentator schein ein wahrer Sprachkünstler zu sein:

Zitat... Fleischer ... Schwein ... Fleischnähte... Fettschichten... Filet ... Muskelfleisch... Fleischwirtschaft ... Filet ... Fleischwolf ... Wurst...Fleisch...Bolzenschussgerät...Kotelett...Extrawurst...Minutensteak...Wurst...Schwein.

karl.

@Fritz Linow
ZitatBei dieser Anwaltsklitsche in Mannheim soll dann wohl die Gegenwehr und Lobbyarbeit gegen das drohende Verbot von Leiharbeit und Werksverträgen in der Fleischindustrie koordiniert werden:
https://protag-law.com/interessengruppe-werkvertraege-fleisch/

Nicht nur bei der Anwaltsklitsche:

Unter: https://www.cmshs-bloggt.de/arbeitsrecht/neue-schutzvorschriften-in-der-fleischwirtschaft/

heißt es unter punkt 3. Verbot von Arbeitnehmerüberlassung und Werkverträgen:

....Ein Verbot von Werksvertragsgestaltungen greift allerdings tief in die unternehmerische Freiheit ein. Es bleibt abzuwarten, wo und wie das Ministerium dies gesetzlich regeln will. Werden auch Dienstleistungsverträge verboten? Oder wird die Branche dahin ausweichen?

Interessant auch dieser 11 Jahre alte Artikel aus dem Hamburger Abendblatt warum Danish Crown (dänischer Fleischkonkurrent) schon 2003 nach Deutschland ging:

ZitatSo lohnt es sich für ausländische Konzerne wie Danish Crown, in ihren Heimatländern Werke zu schließen und seit 2003 Jobs nach Deutschland zu verlagern. Das habe den Gewinn deutlich gesteigert, sagt Geschäftsführer Sönnichsen. "Deutschland ist für Danish Crown in wenigen Jahren zum Schlüsselmarkt geworden."..... "Dänemark hat ein sehr hohes Lohnniveau im Vergleich mit allen anderen EU-Ländern - im globalen Wettbewerb ist das ein Nachteil", rechtfertigt Sönnichsen die Entscheidung, in seinem Heimatland 3000 Jobs abzubauen. Zum Vergleich: In der dänischen Fleischindustrie gibt es einen Mindeststundenlohn von rund 21 Euro. In Belgien sind es 11,60 Euro, in Frankreich neun Euro. Fazit: Ein Kotelett zu produzieren kostet in Dänemark doppelt so viel wie in Deutschland.

Kompletter Artikel nachlesbar unter:
https://www.abendblatt.de/region/article107989608/Dumpingloehne-und-eiskalte-Arbeitshallen.html

Kuddel


Fritz Linow

Zitat29.7.20
VDA-Statement zum Kabinettsbeschluss Arbeitsschutzkontrollgesetz: Werkverträge und Zeitarbeit sind unverzichtbar für Automobilproduktion in Deutschland

Die Automobilindustrie verfolgt mit Sorge, dass im Zusammenhang mit dem heutigen Kabinettsbeschluss bereits über eine Ausweitung des direkten Verbotes von Werkverträgen und Zeitarbeit auf andere Branchen diskutiert wird.
(...)
https://www.vda.de/de/presse/Pressemeldungen/200729-VDA-Statement-zum-Kabinettsbeschluss-Arbeitsschutzkontrollgesetz--Werkvertr-ge-und-Zeitarbeit-sind-unverzichtbar-f-r-Automobilproduktion-in-Deutschland.html

Diese Sorge sollte man dem VDA nicht nehmen, sondern weiter befeuern, notfalls auch gegen den Willen der IGM.

tleary

Aber wie immer halbherzig von der Regierung. - Wieso nicht gleich flächendeckend Leiharbeit und Werkverträge verbieten?
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

dagobert

Weil man das eigentlich gar nicht will.
Das Leiharbeitsverbot in der Fleischproduktion wird Tönnies & Co nur mäßig wehtun, weil die ja überwiegend mit Werkvertraglern arbeiten.
Und bei den Werkverträgen bleiben genug Schlupfscheunentore offen, damit die Neuregelung bei den Unternehmen keinen Schaden anrichtet.

Und das Leiharbeitsverbot in der Pflege kam nur in die Diskussion, weil es dort ausnahmsweise mal die Beschäftigten sind, die Vorteile davon haben.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

counselor

ZitatSOLINGEN - Leiharbeit bei Borbet vom Tisch!

Alle bei Borbet beschäftigten Leiharbeiter müssen laut Bundesarbeitsgerichtsurteil ab sofort fest eingestellt werden (Aktenzeichen 12TaBV74/19). Am 3. September 2020 wurden alle Leiharbeitsverträge in feste Arbeitsverträge mit Borbet umgewandelt.

Im jahrelangem gerichtlichen Streit haben die Betriebsräte ihr Mitbestimmungsrecht bei der Beschäftigung und dem Einsatz von Leiharbeitern im Vollkontischichtsystem ... zunächst auf gütlichem Wege mit dem Unternehmen klären wollen. Borbet lehnte stets ab, so ging der Vorgang zwangsläufig zum Arbeitsgericht.

Um Leiharbeitnehmer in Schichtsystemen beschäftigen zu können, bedarf es ab einer gewissen Betriebsgröße einer Betriebsvereinbarung, die regelt, unter welchen Bedingungen (Zeitraum, Arbeitszeit, Abteilung etc.) die Leihbeschäftigten im Betrieb eingesetzt werden. Bei Borbet in Solingen gab es keine derartige Betriebsvereinbarung.

Da den Betriebsräten also weder Beginn, noch Ende des Leiharbeitseinsatzes bekannt war, pochten sie auf Festanstellung der betroffenen Kollegen und die Abschaffung von Leiharbeit im Solinger Werk.

Vor wenigen Monaten bekamen sie beim Landesarbeitsgericht Düsseldorf Recht. Die Borbet-Geschäftsleitung legte Beschwerde beim Bundesarbeitsgericht ein und verlor auch hier. Für jeden Leiharbeitnehmer den Borbet zukünftig ohne Zustimmung des Betriebsrates beschäftigt, muss das Unternehmen bis zu 10.000 Euro Strafe zahlen.

Mit ihrer Moral, ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit, sich nicht unterkriegen zu lassen haben die Borbetianer einen Pflock im Kampf um Arbeiterrechte bundesweit gesetzt! ...

Hier gibt es die komplette Pressemitteilung!

Quelle: https://www.rf-news.de/2020/kw37/leiharbeit-bei-borbet-vom-tisch-erfolg-der-kaempferischen-belegschaft-und-ihres-betriebsrates
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

ZitatKein branchenübergreifendes Verbot von Leiharbeit und Werkverträgen - Vorerst?

Nachdem der Gesetzgeber ein mögliches Verbot von Leiharbeits- und Werkverträgen in der Fleischindustrie auf den Weg gebracht hat, äußerte sich die Bundesregierung anlässlich einer Kleinen Anfrage einiger Abgeordneter und der Fraktion Die Linke nunmehr zu einer branchenübergreifenden Reform des Fremdpersonaleinsatzes.
https://www.noerr.com/de/newsroom/news/kein-branchenubergreifendes-verbot-von-leiharbeit-und-werkvertragen---vorerst

Sie drehen und wenden sich, wollen ein Verbot der Leiharbeit jenseits der Fleischindustrie verhindern.

Zitat...der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Rolf Mützenich: ,,Wir kümmern uns jetzt um die Fleischindustrie. Aber das Ziel ist klar: Ich will, dass der Missbrauch von Leih- und Werkverträgen in allen Bereichen der Wirtschaft verboten wird".
"Missbrauch von Leih- und Werkverträgen"? Was für eine schwammige Formulierung ist das denn!?! Leiharbeit und Werkverträge SIND mißbrauch des Arbeitsrechts. Die Betroffenen wollen diesen Dreck nicht. Sie wollen reguläre Arbeitsverträge!

ZitatFür die Frage, in welchen Branchen es gehäuft zur illegalen Arbeitnehmerüberlassung kommt, verweist die Bundesregierung auf die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) der Zollverwaltung. Bußgeldverfahren wegen illegaler Arbeitnehmerüberlassung wurden hiernach besonders häufig in den folgenden Branchen eingeleitet: Fleischwirtschaft, Arbeitnehmerüberlassung, Forstwirtschaft, Pflege, Baugewerbe, Speditions-, Transport- und damit verbundenes Logistikgewerbe und Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe.
Heheh, da haben wir ja schon einige Branchen zusammen...

ZitatAuch wenn ein generelles Verbot von Werk- und Leiharbeitsverträgen vorerst nicht zu erwarten ist, wird weiterhin von einem Handlungsbedarf in einigen Branchen ausgegangen.

Dieser "Handlungsbedarf" ist die Folge des entstandenen Drucks. Druck von der Öffentlichkeit und von den Betroffenen selbst.

Die Forderung nach einem generellen Verbot der Leiharbeit steht nun im Raum und zwar nicht nur bei chefduzen und in der Leihkeule. Hier müssen wir anknüpfen und eine Schippe drauflegen.


bernie von zoom

Die Anfrage der Fraktion Die Linke und eine Zusammenfassung gibt es hier:
https://www.linksfraktion.de/themen/nachrichten/detail/die-fleischbranche-kann-nur-der-anfang-sein/
ZitatDie Anfrage von Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, zeigt, dass es auch in anderen Branchen systematische Verletzungen von Arbeitnehmerschutzrechten gibt. Susanne Ferschl erklärt:

,,Das Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischbranche ist ein guter Anfang - aber eben nur ein Anfang. Die Regierung beginnt gerade erst, zaghaft hinzuschauen. Die jahrelange systematische Verletzung von Arbeitnehmerschutzrechten, aber auch die stillschweigende Tolerierung ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse durch politische Untätigkeit, ist heute und nicht morgen flächendeckend zu unterbinden. Dafür braucht es eine Regulierung bis hin zum Verbot der besonders missbrauchsanfälligen prekären Beschäftigungsverhältnisse wie Minijobs oder Leiharbeit. Gute und sichere Arbeitsverhältnisse nützen allen Beschäftigten." 

Kuddel


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