Siemens

Begonnen von matten, 20:22:02 Sa. 23.Februar 2008

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Kuddel

ZitatSiemens holt sich Milliarden von der Börse - und setzt Arbeiter auf die Straße

Der Konzern geht mit Medizinsparte an die Börse - zwei Wochen nach dem Kahlschlag bei den Turbinenwerken. Woher kommt diese aberwitzige Idee?


Es ist eine gute Nachricht, dass Siemens in ein paar Monaten seine Medizintechnik-Sparte an die Börse bringen will - jedoch nur dann, wenn man allein auf die Aktienkultur schaut, die durchaus der Förderung bedarf. Und nicht nach Görlitz, Leipzig, Erfurt, Mülheim oder Berlin, wo die Mitarbeiter der Turbinenwerke um ihre Jobs fürchten, weil Tausende Stellen verschwinden sollen.

Bis zu zehn Milliarden Euro könnte Siemens dadurch verdienen, dass der Konzern sich von einem Viertel seiner Anteile an der Medizintechnik trennt. In Deutschland nahm nur die Telekom bei einem Börsengang mehr Geld ein, 10,2 Milliarden Euro brachte der erstmalige Verkauf der T-Aktien im Jahr 1996.
(...)
Die Turbinen galten schließlich noch vor Kurzem als Vorzeigegeschäft schlechthin, erst im März ließ Joe Kaeser sich im Beisein von Kanzlerin Angela Merkel und Ägyptens Präsident Abdelfattah al-Sisi dafür feiern, dass sein Unternehmen dem Land die Turbinen für die größte Gas- und Dampfkraftwerksanlage der Welt liefert. "Siemens liefert beim Megaprojekt in Ägypten mehr als versprochen", lautete damals die Überschrift einer Pressemitteilung. Und nur acht Monate später soll dann ein Kahlschlag in diesem Bereich unausweichlich sein?
(...)
Wie kann man nur auf die aberwitzige Idee kommen, innerhalb von nur zwei Wochen erst den Kahlschlag in den Turbinenwerken und dann den Mega-Börsengang zu beschließen? Immerhin hat Siemens den allergrößten Fehler vermieden und geht mit der Medizintechnik nicht, wie zeitweise erwogen, in New York an die Börse, sondern in Frankfurt. Die Wall Street, das Herz des Kapitalismus, wäre noch weiter weg gewesen von Görlitz: räumlich wie gedanklich.

Aber am Ende bleiben eben Einnahmen von bis zu zehn Milliarden Euro, die der Börsengang bringen soll. Diese zehn Milliarden Euro übersteigen bei Weitem das, was Siemens im Turbinengeschäft einsparen kann.
(...)
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/siemens-siemens-holt-sich-milliarden-von-der-boerse-und-setzt-arbeiter-auf-die-strasse-1.3772409

Kuddel

Ein einziges Trauerspiel!

ZitatIG Metall droht Siemens mit Streik, weil tausende Jobs wegfallen
https://www.merkur.de/wirtschaft/siemens-setzt-bei-personalabbau-auf-kompromissbereitschaft-zr-9375114.html

Der Konzern verdient sich dumm und dusselig und um noch mehr Profit zu machen, werden Beschäftigte entlassen.
Und die IGM "droht".

Ja, wo isser denn nun, der Streik?
Wenn man etwas erreichen wollte, hätte man gleich vom ersten Tag der Meldung über die Massenentlassungen die Arbeit niederlegen und den Betrieb besetzen müssen. Man hätte so die Produktionsmittel in der Hand als Druckmittel in Verhandlungen.

Aber was ist?


Siemensbeschäftigte tragen Schilder, auf denen steht: "Ich bin dumm wie Gummi!"

ZitatAllerdings hatte Siemens mitten im Ringen um den Stellenabbau einen Großauftrag aus Russland erhalten. Der Auftrag über 380 Millionen Euro umfasst nach Konzernangaben drei Turbinen sowie Wartungsdienste über 13 Jahre.

Konzernchef Kaeser ließ nach einem Besuch des Siemens-Werkes im sächsischen Görlitz Entscheidungsspielraum erkennen. Er habe selten einen Standort erlebt, wo die Belegschaft so engagiert bei der Sache sei. "Es wäre echt schade, wenn der Standort verloren ginge, nur weil uns nichts Gutes gemeinsam einfällt", sagte er in der Tagesschau.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-12/siemens-stellenabbau-aufsichtsrat-gerhard-cromme

Der Kapitalist Kaeser wäre traurig, wenn solch brave Sklaven verlorengingen, wenn "uns" nichts Gutes gemeinsam einfällt. Der IGM fällt bestimmt noch etwas ein.

Rudolf Rocker

Zitatnur weil uns nichts Gutes gemeinsam einfällt
Hmm, laßt mich raten: Einen Änderungskündigungsvertrag und dann für 25% (+X) weniger einen neuen AV!
Und die lächerliche IGM verkauft das dann noch als Erfolg!

Kuddel

Das Problem ist, wir können hier im Forum schlaumeiern.
Wir sind aber nicht im Betrieb, haben keine Bekannten drin.
Der einzige Zusammenhang, den die Beschäftigten kennen und der sich mit den Verhältnissen im Betrieb auseinandersetzt, ist halt die (DGB) Gewerkschaft.
Wenn wir als Linke nicht Teil des betrieblichen Alltags sind, keine Kontakte dahin haben und nur in Krisen und bei Desastern (wie Massenentlassungen) sichtbar werden, wird man uns als unangenehme Besserwisser wahrnehmen.
Wir mögen mit unseren Einschätzungen Recht haben, doch bleiben sie wirkungslos...

Rudolf Rocker

Wiso? Wer neoliberale Parteien wählt darf sich nicht über neoliberale Politik aufregen!
Den Mitarbeitern von Simens gehen die Massenentlassungen in anderen Firmen auch am Arsch vorbei!
Warum soll mich das jetzt interessieren nur weil ich Linker bin?

ZitatDas Problem ist, wir können hier im Forum schlaumeiern.
Das ist Deine Meinung.

Kuddel

Zitat von: Rudolf Rocker am 12:39:19 Do. 21.Dezember 2017

Das ist Deine Meinung.
Ja!


Zitat von: Rudolf Rocker am 12:39:19 Do. 21.Dezember 2017
Wer neoliberale Parteien wählt...
Warum soll mich das jetzt interessieren nur weil ich Linker bin?

Weil es mir als Linkem nicht reicht, Recht zu behalten, sondern ich will die Verhältnisse ändern.
Mich interessieren diejenigen, die neoliberale Parteinen gegen ihr eigenes Interesse wählen, weil sie die Mehrheit sind. Das will ich nicht hinnehmen, sondern ich will deren Denken und Verhalten ändern.

Das erreicht man am ehesten dort, wo sie sind und bei den Problemen, die sie betreffen.
Praktische Vorschläge zur Lösung von akuten Problemen, reale und spürbare Unterstützung in Auseinandersetzungen, wiegen mehr als 1000 Seiten bedrucktes Papier oder vollgepostete Foren....

Rudolf Rocker

Dieser Thread hier ist fast 10 Jahre alt.
Man kann gut erkennen, wieviele zigtausend Menschen von Siemens seitdem auf die Straße gesetzt wurden.
Man kann auch erkennen, welche politischen Folgen das hatte: Keine! Null! Nix! Nada!
Das gleiche gilt für andere Massenetlassungen bei Nokia, Opel oder sonstwo!
In zwei Monaten interessiert sich keine Sau mehr dafür und es geht weiter wie bisher!

35 Antworten und 5834 Aufrufe in 10 Jahren
Trainerdiskussion im Fußballforum: 1452 Antworten und 149184 Aufrufe in 1 Jahr!
Nur um mal klarzustellen welche Relevanz bzw. Nichtrelevanz dieses Thema hier hat.

Wie gesagt: Mich interessiert Siemens nicht und seine Mitarbeiter auch nicht!
Wenn dann ein Kommentar von mir dazu führt, zu behaupten ich würde hier "schlaumeiern" und das Forum "vollposten" kannst Du Dich hier in Zukunft mit Dir selber unterhalten!

Kuddel

Mit den "schlaumeiern" und "vollposten" habe ich mich selbst gemeint, als Stoßseufzer über die relativ müßige Herangehensweise an einen eigentlich wichtigen Konflikt.

Ich denke schon, daß da was gehen würde, wir aber weder an dem richtigen Ort sind, noch den richtigen Ansatz haben, da etwas zu bewirken. Das war selbstkritisch gemeint und nicht als Vorwurf an dich.

Fritz Linow

Mag zwar aus dem Zusammenhang gerissen sein...

Zitat von: Rudolf Rocker am 14:36:47 Do. 21.Dezember 2017
(...)
Wie gesagt: Mich interessiert Siemens nicht und seine Mitarbeiter auch nicht!
(...)

...Aber warum nicht? Bloß weil es immer dieselbe Scheiße ist?

Rudolf Rocker

ZitatMit den "schlaumeiern" und "vollposten" habe ich mich selbst gemeint, als Stoßseufzer über die relativ müßige Herangehensweise an einen eigentlich wichtigen Konflikt.
Uuuups sorry, mein Fehler! ???

Zitat
...Aber warum nicht? Bloß weil es immer dieselbe Scheiße ist?
Nee, aus folgendem Grund: In der gleichen Zeit in der bei Siemens 1.000 Leute entlassen werden, entlassen sie in anderen Firmen 10.000 Leute, ohne das auch nur ein Hahn danach kräht.
Nur sind es eben nicht 1.000 in einer Firma, sondern 100 in 10 Firmen oder 50 in 20 Firmen. Darüber berichtet allenfalls die Lokalpresse.
Wir müssten uns dann eigentlich mit allen Leuten solidarisch erklären und auch zu jeder Entlassung eine Erklärung verfassen.
Das ist natürlich unmöglich und wir suchen uns dann tatsächlich nur die "Highlights" raus, die auch in der überregionalen Presse für Wirbel gesorgt haben.
Es ist aber wohl tatsächlich so, das außer den Betroffenen selbst, kaum jemand interesse an der Geschichte hat. Es passiert nichts, es gibt keine Konsequenzen, niemand hinterfragt, warum Firmen mit Milliardengewinnen Mitarbeiter rausschmeißen!
Niemand hinterfragt das System, den Kapitalismus, den Neoliberalismus, der diesen Wahnsinn überhaupt erst möglich macht!
Daher ist es einfach nur noch frustrierend sich mit "Einzelschicksalen" auseinandersetzen zu wollen.

Schluepferstuermer

Genau

Nur der selbstbetroffene in den u.a. vielen kleinen Betrieben wird es über einem Monat noch interessieren.

Der Nichtbetroffene wird sich 2 Wochen an seinem Stammtisch labern, aber danach dreht er sich um und schläft weiter.
Nach einen halben Jahr wird er gegen Arbeitslose poltern.
Diese und Flüchtlinge nehmen ihn Geld ab, womit er dem Wachstum der Reichen frönen kann.
lg Schlüpferstürmer

Die Massenmedien sind schon lange die 4. Macht im Staat.
Wir haben folglich Legislative, Judikative, Exekutive und Primitive.
"Bild" Euch Eure Meinung
----

Wer die CxU und SPD in ihrer Terrorherrschaft gegen das eigene Volk lobt, lobt ihren braungefärbten Nazicharakter!!

Kuddel

Idiotische Trauermärsche wurden organisiert, wo man Siemens war und Linkspartei und Faschisten Seit an Seit marschierten.
Man legte sich nicht mit Siemens an, man legte die Arbeit nicht nieder. Man bettelte nur.
Siemens lacht sich ins Fäustchen und des Geldscheffeln geht weiter.

ZitatSiemens macht mit Börsengang vier Milliarden

Die Siemens-Medizintechniktochter Healthineers nimmt durch ihren Börsengang mehr als vier Milliarden Euro ein.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/siemens-healthineers-gesundheitssparte-beschert-konzern-4-2-milliarden-euro-a-1198364.html

Kuddel

Zitat von: Rudolf Rocker am 14:36:47 Do. 21.Dezember 2017
Wie gesagt: Mich interessiert Siemens nicht und seine Mitarbeiter auch nicht!

Für mich ist diese Haltung ein Desaster. Es geht ja schließlich darum, daß die Siemens-Beschäftigten durchaus die Chance haben, sich im Laufe einer realen Auseinandersetzung, eines Kampfes, zu ändern und weiterzuentwickeln. Das können sie vielleicht besser, wenn sie auch von anderen Unterstützung erfahren und wenn Leute außerhalb der gewerkschaftlichen Inzucht mit ihnen diskutieren.

Dazu muß man sich solchen Auseinadersetzungen und den beteiligten Manschen nähern. Diese herablassende Äußerung eines Aktivisten der "linksradikalen" Subkultur ist wohl kein Einzelfall.

Dabei gibt es inzwischen ein vorsichtiges Umdenken:
ZitatTeilnahme an der Demonstration der Siemens- und Bombardier-Arbeiter*innen in Görlitz

Am Freitag (19. Januar 2018) wird es eine zentrale Demonstration der Lohnarbeiter*innen von Bombardier und Siemens durch Görlitz geben. Beide Werke sind von massiven Stellenstreichungen bzw. Werksschließungen bedroht. Wer sich aus Leipzig oder der Region an dem Protest beteiligen möchte, kann uns unter amicidellaconricerca[at]riseup[dot]net eine Mail zwecks gemeinsamer Anreise schreiben. Basisgewerkschaftliche und arbeitskämpferische Linke wie etwa die FAU und critique'n'act aus Dresden rufen ebenfalls zur Teilnahme an der Demonstration auf und hatten bereits zu einem Vorbereitungstreffen geladen.


Das Rad nicht neu erfinden – Vortrag & Diskussion zu linker Arbeitskampfunterstützung von außen

Fast so scheint es als würde gewisse Teile der radikalen Linken wieder über Klassenkämpfe und die Belange von Arbeiter*innen sprechen wollen.
...
Das Wissen früherer Generationen über die Analyse von konkreten Betrieben sowie dortigen Kampfbedingungen, das Organisieren oder Unterstützen von Arbeitskämpfen und die Entwicklung widerständiger Praxen am Arbeitsplatz ist im Bewusstsein der radikalen Linken, die selbst größtenteils ein Dasein als Lohnabhängige fristen muss, weitestgehend verschüttet gegangen.
...
http://amicidellaconricerca.blogsport.eu/

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