Vor 30 Jahren: Ministerpräsident Hans Filbinger tritt zurück

Begonnen von Kater, 01:18:39 Di. 03.April 2007

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Kater

Filbinger gestorben...

ZitatBALLADE VOM TOTEN MATROSEN
WALTER GRÖGER

Der war jung, grad siebzehn Jahre,
und zog freiwillig in den Krieg,
im Ohr die Nazi-Fanfare,
vor Augen der glänzende Sieg,
aus Schlesien und Schlossergeselle
und bald schon heimwehkrank,
denn der Krieg kam nicht von der Stelle,
und die blutige Zeit wurde lang.
   Drei Jahre weit weg von Schlesien,
   drei Jahr in Kaserne und Schlacht –
   da hat der ans Abhaun nach Schlesien,
   ja an Flucht hat er gedacht.


Als der Krieg dann im fünften Winter
nach den Übriggebliebenen griff,
schickte irgendein Menschenschinder
den Matrosen nach Oslo aufs Schiff.
Doch der fand dort ein heimliches Zimmer,
eine Freundin und einen Plan,
ja, da gabs noch so'n Hoffnungsschimmer,
der von Schweden herüberkam.
   Das ging so ganze drei Wochen,
   dann wurde er denunziert;
   er hatte das Schlimmste verbrochen,
   war vom Töten desertiert.


Der Richter nahm ihm acht Jahre
und der Freundin aus Oslo zwei.
So war denn die Zeit mit der Knarre
für den Hitlersoldaten vorbei.
Doch der Admiral wollte Blut sehn
und sagte: "Zuchthaus ist schlecht!
Warum soll's dem Matrosen so gut gehn?
Davon wird unser Krieg geschwächt!"
   Er fand auch gleich zwei Komplizen:
   ein' Richter und ein' Staatsanwalt –
   was hatten die gutes Gewissen!
   und Gesetze! und Gewalt!


Der Krieg lag schon in' letzten Zügen
und in Trümmern die halbe Welt,
trotzdem wurde die Sache betrieben
und das Todesurteil gefällt.
Den heimwehkranken Matrosen
traf zehnmal die Kugel aus Blei,
in sauber gebügelten Hosen
stand Herr Filbinger aufrecht dabei.
   Wonach sich der Junge gesehnt hat,
   sein Schlesien sah er ja nicht –
   das letzte, was er gesehn hat,
   das war Filbingers Gesicht.


So wurde da einer abgeknallt,
der zu menschlich war für den Krieg.
Und Hitlers gehorsamer Staatsanwalt
überlebte die Zeit, und stieg,
und stieg auf der Leiter der Politik,
wo er hinwollte, nämlich zur Macht –
den hat allenfalls mal ein Hundeblick
um den Schlaf des Gerechten gebracht.
   Es ist einer ja kein Verbrecher,
   auch wenn er Verbrechen begeht...
   Der Terrorist stellt sich besser,
   der im Dienst des Staates steht.

Walter Mossmann

Hintergrund:

ZitatFilbinger und der Fall Gröger - Kein Wort des Bedauerns

Der Fall Walter Gröger stand stets im Mittelpunkt der Diskussion um die Taten des Marinestabsrichters Filbinger während der NS-Zeit. Historiker meinen nun, dass der spätere baden-württembergische Ministerpräsident durchaus Handlungsspielraum hatte.
Von Robert Probst  

Walter Gröger hasste den Krieg. Im Dezember 1943 setzte sich der junge deutsche Matrose aus dem Dienst im besetzten Norwegen ab. Zusammen mit einer norwegischen Freundin plante er, ins neutrale Schweden zu fliehen. Doch der Fluchtplan flog auf, beide wurden von der ,,Geheimen Feldpolizei" in Oslo verhaftet.

Am 16. März 1945 stand der damals 22-jährige Soldat Walter Gröger auf dem Richtplatz der Festung Akershus in Oslo. Der Leitende Offizier las dem Deserteur das Urteil vor. ,,Das Kommando ,Feuer' erfolgte um 16.02 Uhr. Der Verurteilte starb um 16.04 Uhr." Der Offizier hieß Hans Filbinger, 31. Zwei Monate zuvor hatte er an dem Todesurteil mitgewirkt.

Der Fall Walter Gröger stand stets im Mittelpunkt der Diskussion um die Taten des Marinestabsrichters Filbinger während der NS-Zeit. Das Verfahren war komplex, die Akte ist umfangreich - und lässt Spielraum für Interpretationen. Das damalige Militärstrafgesetzbuch legte für Fahnenflucht im Inland - wozu auch die besetzten Gebiete gerechnet wurden - die Todesstrafe, "lebenslängliches oder zeitiges Zuchthaus" fest.

Todesstrafe bei Flucht oder Fluchtversuch
Eine scharfe ,,Führer-Richtlinie" aus dem Jahr 1940 sah bei ,,Flucht oder versuchter Flucht ins Ausland" die Todesstrafe ,,im allgemeinen als angebracht" an. Am 14. März 1944 wurde Gröger wegen Fahnenflucht zu einer Zuchthausstrafe von acht Jahren und dem Verlust der ,,Wehrwürdigkeit" verurteilt, denn das Gericht billigte ihm einen ,,guten Kern" zu - trotz zahlreicher militärischer Vorstrafen.

Im sogenannten Bestätigungsverfahren akzeptierte der Befehlshaber der Seeverteidigung Oslo-Fjord das Urteil, sein vorgesetzter Flottenchef, Generaladmiral Otto Schniewind, forderte jedoch die Todesstrafe. Im Dezember 1944 war Filbinger nach Oslo versetzt worden, erst jetzt kam er mit dem Fall in Kontakt. In der Gerichtsverhandlung am 16. Januar 1945 trat er als Ankläger auf und forderte gemäß der Weisung des Gerichtsherrn die Todesstrafe.

Das Gericht folgte dem Antrag und urteilte gemäß der ,,Führer-Richtlinie" - obwohl Gröger nie Anstalten gemacht hatte, seinen Schweden-Plan in die Tat umzusetzen. Filbinger selbst betonte stets, er sei nur "Statist" in dieser Angelegenheit gewesen, eine andere Wahl habe er nicht gehabt. Kein Wort des Bedauerns brachte er je über die Lippen. In den achtziger Jahren neigten mehrere Historiker, zum Beispiel Heinz Hürten, der Auffassung zu, Gröger hätte nicht gerettet werden können.

Inzwischen vertreten Wissenschaftler die Ansicht, Filbinger habe durchaus einen Handlungsspielraum gehabt - zumal wenige Wochen vor dem Zusammenbruch des NS-Staats. Doch er wurde nicht tätig, so schreibt der Historiker Wolfram Wette, ,,weil er die Todesstrafe für Gröger grundsätzlich für richtig hielt".

http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/368/110258/

gutholz

hi

endlich mal ne gut nachricht ...........

wieviel andere mussten vor im ins grass beissen........

so ein mensch wie schilly ----------- die nicht wissen was sie tuen

und noch einen orden bekommen ..........

für was ??????????????

ich würde diese menschen auf die selbe stufe stellen -----------

wie die leute von der raf und nicht anders

gruss und kuss

Ziggy

ZitatDe mortuis nil nisi bene. Die alte römische Weisheit, über Tote nur Gutes zu sagen, stellt nicht nur in diesem Fall eine gewisse Herausforderung dar. Das Erste, was vielen bei der Nachricht vom Tode des früheren CDU-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Dr. jur. Hans Filbinger, durch den Kopf gegangen sein mag: Also hat er bis eben noch gelebt. Das hätte man gar nicht gedacht.
Quelle

Die alten Nazi-Säcke werden alle steinalt. Leider.

ZitatMinisterpräsident Günther Oettinger würdigte Filbinger als "herausragende, prägende Persönlichkeit" für das Land. er sei ein "Landesvater im besten Sinne" gewesen. Die erfolgreiche Geschichte Baden-Württembergs sei aufs Engste mit Filbinger und seinen politischen Leistungen verbunden. Filbinger hinterlässt eine Ehefrau, fünf Kinder, 14 Enkel und zwei Urenkel.
Quelle

Kein weiterer Kommentar ...

Grüße, Ziggy
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Ratrace

Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Kater

ZitatLehrstück Filbinger
Wie aus einem unverbesserlichen Todesrichter der Nazis nach seinem Ableben ein »Landesvater im besten Sinne« wird
Von Rainer Balcerowiak
 
Sie tun sich schwer, die deutschen Leit- und Nebenmedien, wenn es um die Würdigung eines Nazi-Richters geht, der es in der Bundesrepublik in höchste Ämter geschafft hatte. Die Rede ist vom früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU), der am Sonntag im Alter von 93 Jahren in Freiburg verstarb.

1978 mußte er das Amt aufgeben, nachdem beweisbar geworden war, daß er als Marinerichter mehrere Todesurteile gegen Deserteure der faschistischen Wehrmacht verhängt hatte. Die Landes-CDU hinderte das nicht daran, ihn anschließend zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit zu ernennen und 2004 zur Bundesversammlung zu nominieren. Der CDU gelang somit zu verhindern, daß der von der PDS benannte 89jährige Hans Lauter, der 1936 vom Volksgerichtshof wegen Widerstandes gegen das Naziregime zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, dieses Ehrenamt wahrnimmt. Diesen Vorgang bezeichneten seinerzeit jüdische Organisationen und NS-Opfer-Verbände als »Schandfleck der deutschen Demokratiegeschichte«.

Baden-Württembergs aktueller Regierungschef Günther Oettinger schaffte es, in seinem Nachruf, Filbingers Verbrechen mit keinem Wort zu erwähnen und ihn als «eine herausragende prägende Persönlichkeit» und »Landesvater im besten Sinne« zu beweihräuchern. Die erfolgreiche Geschichte Baden-Württembergs sei »aufs engste mit ihm und seinen politischen Leistungen verbunden«.

Im Ländle hat derlei Lobhudelei Tradition. Oettingers Vorgänger Erwin Teufel bezeichnete Filbinger 2003 anläßlich dessen 90. Geburtstags als »Bollwerk der Demokratie«, der »wie kein anderer gegen die Umsturzpläne der 68er« angekämpft« habe. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn eines der wichtigsten Markenzeichen besagter 68er war der Protest gegen Altnazis in bundesdeutschen Führungsetagen. Und Filbinger blieb sich treu. Er engagierte sich nach seiner erzwungenen Demission in reaktionären Zirkeln wie dem »Studienzentrum Weikersheim«, einem Thinktank, der sich den Dialog zwischen Rechtskonservativen und Neonazis auf die Fahne geschrieben hat.

Doch all das spielt in den am Dienstag veröffentlichten Nachrufen – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle. Die FAZ wähnt Filbinger bis ans Ende seiner Tage »von der Vergangenheit verfolgt«. In der Welt heißt es: »Bis zuletzt kämpfte der CDU-Politiker um seinen Ruf«. Stets wird die »Tragik« des durch die Enthüllungen über den »furchtbaren Juristen« (Rolf Hochhuth) erzwungenen Rücktritts betont, denn: »Die Verdienste Hans Filbingers gelten als unbestritten«, so focus-online. Nahezu niedlich heißt es in der Netzeitung: »Einst beliebter Landesvater in Baden-Württemberg, stolperte Hans Filbinger über seine Vergangenheit.« Die offenbar von engen Getreuen gepflegte Website hans-filbinger.de beschreibt die Terrorurteile des Politikers als »verstörende Färbung« seiner Vita. Und für Spiegel-online ist der Lebensweg Filbingers gewohnt staatsmännisch schlicht ein »Teil des deutschen Dramas«.

Und so mähren, barmen und wägen sie ab, daß es nur so trieft. Bis zum Ehrenbegräbnis des hochdekorierten Politikers wird das wohl so weitergehen. Ohnehin ist zu hoffen, daß Filbinger nicht so schnell in Vergessenheit gerät. Schließlich ist er nicht nur der Schöpfer der propagandistischen Allweckwaffe »Freiheit statt Sozialismus«, sondern auch ein bedeutsamer Beweis für die reibungslose Überleitung von Teilen der faschistischen Funktionselite in höchste Ämter der Bundesrepublik.

http://www.jungewelt.de/2007/04-04/049.php

Wilddieb Stuelpner



EA: -DFF 1, Jan. 1971
WH: -DFF 1 (Nov. - Dez. 1972); DFF 2 (Jan. 1976; 3 F., Juli 1978)

Rollen und Darsteller:

Petersen Helmut Schellhardt
Merkel Klaus-Peter Thiele
Christiansen Kurt Kachlicki
Schultz Fred Ludwig
Klose Dietmar Richter-Reinick
sowie: Karl Albert, Axel Dietrich, Eckhard Bilz, Wolfgang Dehler, Kaspar Eichel, Peter Friedrichson, Rüdiger-Hubertus Gumm, Peter Hill, Peter Hladik, Gerd Michael Henneberg, Günter Junghans, Uwe Karpa, Kurt Kachlicki, Peter Bause, Vilnis Berkeris, Dieter Mann, Günter Naumann, Klaus Piontek u.a.

Im Mai 1945: Während Hitler Selbstmord begeht und die Kapitulation Deutschlands unmittelbar bevorsteht, hat Hitlers Nachfolger Großadmiral Dönitz noch ganz andere Pläne: Gemeinsam mit den Westmächten will man den Kampf gegen die Sowjetunion fortsetzen und sich Handlungsspielraum bewahren. Währenddessen haben einige Matrosen genug vom Krieg: Als ihr Schnellboot M 612 in Richtung Baltikum aufbrechen soll, beginnen sie eine Meuterei, verhaften die Offiziere und fahren in Richtung Heimat. Doch unterwegs begegnen sie einer Flottille unter Kommodore Petersen, der die alten Zustände auf M 612 wiederherstellt. Britische Truppen befinden sich bereits auf dänischem Boden, als die an der Meuterei beteiligten Matrosen in der Bucht von Sönderborg hingerichtet werden - und auch drei weitere Matrosen, die nach der Teilkapitulation ihren Stützpunkt verlassen haben, ereilt das gleiche Schicksal.

Die Serie zeichnet die Ereignisse von 1945 ebenso nach wie die weitere Karriere der an den Exekutionen beteiligten Offiziere, die - wenn auch unter anderer Flagge - ihren Kampf gegen die Sowjetunion fortsetzen. So wird im Auftrag der Briten ein Brückenkopf in Kurland errichtet, von dem aus mit Hilfe lokaler Faschisten die UdSSR geschwächt werden soll. Die späteren Kriegsverbrecher-Prozesse gegen deutsche Offiziere führen zu keinem Ergebnis, während die ehemaligen Nationalsozialisten hohe Positionen in der bundesrepublikanischen Marine und der NATO erreichen.

Die Spielhandlung wird immer wieder unterbrochen durch Interviews mit an den damaligen Ereignissen beteiligten Personen, um so den dokumentarischen Charakter der an realen Begebenheiten orientierten Serie zu unterstreichen.

© Schwarzkopf-Schwarzkopf

Kater

ZitatFilbinger - ein furchtbarer Jurist, aber nicht der einzige

(...)Die Taten Hans Filbingers sind schrecklich genug. Um die Lobesworte Günther Oettingers zu widerlegen, bedarf es keiner Spekulationen darüber, was in den übrigen inzwischen vernichteten Akten von unter Mitwirkung von Hans Filbinger geführten Prozessen sonst noch steht. Nicht nur unnötig, sondern eindeutig unrichtig ist allerdings die durch Abdruck in der Süddeutschen Zeitung vom 13. April in die Welt gesetzte Behauptung Rolf Hochhuths, Hans Filbinger habe das Todesurteil gegen Walter Gröger erst nach der Kapitulation in britischer Gefangenschaft vollstrecken lassen und sich dazu zwölf Gewehre von den Briten ausgeliehen.

Walter Gröger ist bereits am 16. März 1945 hingerichtet worden, also zu einem viel früheren Zeitpunkt. Einen Fall, wie Rolf Hochhuth ihn beschreibt, hat es allerdings tatsächlich gegeben: Am 13. Mai 1945 – also nach der Kapitulation – verurteilte in Amsterdam ein deutsches Kriegsgericht unter den Augen der kanadischen Offiziere zwei deutsche Deserteure, die sich, der eine in der Obhut des holländischen Widerstandes, bis zur Kapitulation in Holland verborgen hatten, wegen Fahnenflucht zum Tode.

In der hastig durchgeführten Kriegsgerichtsverhandlung nützte es dem Angeklagten Rainer Beck nicht einmal, dass er sich zur Marine nur in der Hoffnung gemeldet hatte, als unerkannter so genannter Halbjude dort die größeren Überlebenschancen zu haben. Beide Verurteilte wurden am selben Tage erschossen. Die Karabiner hatten die Kanadier ausgeliehen.

Die kanadischen Offiziere hatten keine Bedenken - Offiziere aller Nationen halten wohl meistens zusammen, sie betrachten sich als Kameraden. Krieg ist Krieg, militärische Disziplin Selbstzweck. Mit dem Fall Filbinger hat diese Tragödie aber nichts zu tun. Verantwortlich für das Amsterdamer Todesurteil war ein Kollege Filbingers, der Marineoberstabsrichter Wilhelm Köhn, der nach dem Krieg seine Karriere als Richter am OLG Köln fortsetzen konnte.

Die Rolf Hochhuth unterlaufene Verwechslung ändert nichts an der Richtigkeit seiner Feststellung, dass Hans Filbinger zu den ,,furchtbaren Juristen" gezählt werden muss. Verhängnisvoll wäre nur die Vorstellung, es handele sich hier um einen einzigartigen Fall, der die anderen Justizmorde der Wehrmachtskriegsgerichtsbarkeit in den Schatten stelle.

mehr:

http://linkszeitung.de/content/view/105184/47/

Kater

Zitat,,Ich kann nachts nicht schlafen vor Empörung"
Einer der letzten lebenden Wehrmachts-Deserteure zeigt Oettinger an – ,,Nationalkonservative Ideologie wird neu belebt"  
Matthias Armborst
AP 16.04.2007 22:07  

Frankfurt/Main – ,,Die Flucht von der Fahne ist das schimpflichste Verbrechen, das der deutsche Soldat begehen kann." So lautet die Begründung für das Todesurteil gegen den Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann aus dem Jahr 1942. Während der Zeit in Todeszelle und KZ rechnete er täglich mit seiner Hinrichtung, wie der 85-jährige Kriegsgegner heute erzählt.

Der jüngste Streit um die Trauerfeier für den NS-Richter Filbinger habe ihn tief getroffen: ,,Ich kann einfach nicht glauben, was Herr Oettinger da gesagt hat." Baumann, der einer der letzten noch lebenden Wehrmachts-Deserteure ist, empfindet Oettingers Worte als Symptom für einen sich verändernden Umgang mit dem schweren Erbe Nationalsozialismus. Zustimmung erhält er von Historikern und Politikwissenschaftlern.

,,Herr Oettinger hintertreibt die Bemühungen, dass endlich die Wahrheit über die Nazi-Militärjustiz zur Kenntnis genommen wird", sagt der Freiburger Militärhistoriker Manfred Messerschmidt, früher Leiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamts der Bundeswehr. Bis sich die kritische Geschichtsschreibung der Sache angenommen habe, sei die Öffentlichkeit der Meinung gewesen, dass nur der NS-Volksgerichtshof und Sondergerichte Unrecht gesprochen hätten. Und noch immer hätten viele das Bild von der sauberen Wehrmachtsjustiz im Kopf – ,,unter anderem, weil das nachgeplappert wird, was Leute wie Herr Filbinger erzählt haben."

Deserteur will Anzeige gegen Oettinger erstatten

Aus Wut über die Oettinger-Rede verfasste Baumann am Wochenende eine Strafanzeige gegen den CDU-Politiker – und zwar im Namen der ,,Vereinigung Opfer der NS-Militärjustiz", der er vorsteht. ,,Für die wenigen Überlebenden der Wehrmachtsjustiz sowie die über 20.000 Hingerichteten und ihre Angehörigen ist Oettingers Äußerung eine schamlose Verhöhnung", heißt es in der Anzeige wörtlich. Und auch persönlich empfinde er die Äußerungen Oettingers als späten Angriff: ,,Manchmal kann ich nachts nicht schlafen vor Empörung und Verzweiflung."

Bis zu seinem 81. Lebensjahr musste der gebürtige Hamburger warten, ehe seine NS-Vorstrafe wegen Fahnenflucht im Jahr 2002 gelöscht wurde. Und noch immer kämpft er in zahllosen Reden und Auftritten vor Schulklassen gegen das Vergessen. ,,Doch in letzter Zeit müssen wir Überlebende mit ansehen, wie die Verbrechen der NS-Zeit Stück für Stück relativiert und verharmlost wird." Eine Einschätzung, der der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge zustimmt: Offenbar sei die politische Öffentlichkeit heute eher geneigt, Personen wie Filbinger zu rehabilitieren. ,,Und genau das ist die neue Qualität: Was in der alten Bundesrepublik zurecht ausgegrenzt war, wird heute wieder für normal erklärt."

,,Das bin ich den 20.000 getöteten Deserteuren schuldig"

Über Oettingers taktische oder strategische Überlegungen könne man nur spekulieren, sagt Butterwegge. ,,Ich fürchte aber, dass es gerade zum Trend wird, nationalkonservative Ideologie neu zu beleben." Bestimmte Kräfte auch innerhalb der Union zielten drauf ab, einen Schlussstrich unter die NS-Zeit zu ziehen. ,,Und dazu gehört, dass alte Nazis rehabilitiert und wieder in den demokratischen Grundkonsens aufgenommen werden", erklärt Butterwegge. ,,Dass jemand wie Filbinger so zum Widerstandskämpfer erklärt wird, ist natürlich absurd." Offenbar werde gegenüber NS-Tätern nun eine Linie der Begnadigung ohne Reue gefahren.

Wehrmachts-Deserteur Baumann will auch in hohem Alter weiter durch Schulen ziehen und von seinen Erlebnissen als zum Tode Verurteilter berichten: ,,Das bin ich den 20.000 getöteten Deserteuren schuldig. Das Unrecht der NS-Militärjustiz soll nicht vergessen werden." Einen Film über Ludwig Baumann und andere Wehrmachts-Deserteure unter dem Titel ,,Deserteure unterm Hakenkreuz – Leben mit der Fahnenflucht" strahlt der Sender Phoenix am kommenden Samstag, 21. April, um 20.15 Uhr aus.

http://www.dieneueepoche.com/articles/2007/04/16/108401.html

Kater

ZitatDie letzten Opfer der Nazi-Richter
Kasseler Matrose wurde zwei Tage nach Kriegsende hingerichtet - Freispruch für die Vollstrecker
 
Von Jörg S. Carl

KASSEL. Der Fall des ehemaligen Marinerichters Hans Filbinger erinnert an das Schicksal des Kasseler Soldaten Alfred Gail. Am Beispiel seines Todes am 10. Mai 1945 wird deutlich, wie barbarisch die Militärjustiz der Nationalsozialisten selbst zwei Tage nach Kriegsende noch funktionierte.

Der Marinefunker Gail wurde mit zwei Kameraden an Bord des deutschen Kriegsschiffes Buéa erschossen. Obwohl die Wehrmacht die Teilkapitulation gegenüber Großbritannien schon ausgesprochen hatte, wurde der 20-Jährige als Fahnenflüchtiger verurteilt, weil er sich mit den Kameraden von seiner Einheit abgesetzt hatte. Die Todesurteile gegen Alfred Gail, Fritz Wehrmann (26) und Martin Schilling (22) waren die letzten von über 16 000, die Militärrichter während der Nazi-Diktatur fällten.

Gail ist Anfang Mai 1945 in Svendborg auf der dänischen Insel Fünen einem Bataillon zugeteilt, das zum Teil aus Soldaten besteht, die noch keinerlei Kampferfahrung haben. Am 5. Mai berichtet ihnen der Bataillonskommandeur von der Teilkapitulation der Wehrmacht gegenüber Großbritannien, die die in Dänemark stationierten Marineeinheiten einschließt. Eine Gefangennahme durch die Briten steht unmittelbar bevor.

Am Abend des 5. Mai entscheidet sich Gail dafür, der Gefangennahme zu entgehen und sich mit den Kameraden zu den Angehörigen nach Deutschland durchzuschlagen. Doch das Vorhaben scheitert, sie werden von einer Gruppe bewaffneter Dänen festgenommen und zur Truppe zurückgebracht.

Am Morgen des 9. Mai, also einen Tag nach Kriegsende und nach der Gesamtkapitulation der Wehrmacht, werden Gail und seine Kameraden noch vor ein schnell zusammengestelltes Kriegsgericht gestellt. Zwei Stunden dauert die Verhandlung, ein Verteidiger wird ihnen nicht zugestanden. Das Urteil: Tod durch Erschießen. Einen Tag später werden sie hingerichtet.

Der ehemalige Kasseler GhK-Professor Jörg Kammler, der das Schicksal Gails Mitte der 80er-Jahre erstmals öffentlich dargestellt hat, schreibt: "Als überall in Europa die Waffen schwiegen und die Überlebenden aufzuatmen begannen, brüllt an Bord des deutschen Kriegsschiffes Buéa der Kommandeur seinem Bataillon zu", Gail und seine Kameraden müssten "ausgelöscht" werden. Aneinandergefesselt und die Augen verbunden sterben die drei Matrosen. Ihre Leichen werden in der Geltinger Bucht vor Flensburg versenkt.

Die sieben für das Urteil verantwortlichen Männer, darunter der Marine-Kriegsrichter Adolf H. Holzwig und der Kommodore Rudolf Petersen, werden 1948 in Hamburg wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Alle sieben werden jedoch 1953 letztinstanzlich freigesprochen. Die Hamburger Richter folgen damit einer Revisionsentscheidung des Bundesgerichtshofs von 1952, die besagt, dass nur derjenige NS-Richter bestraft werden kann, der das geltende - nationalsozialistische - Recht nachweislich bewusst gebeugt habe. Das allerdings, schreibt Kammler, "konnte keinem NS-Richter - selbst nicht dem Täter der schlimmsten Justizverbrechen - auf dieser Ebene nachgewiesen werden".

Die Mutter Alfred Gails, die beim Prozess gegen die NS-Militärrichter als Nebenklägerin aufgetreten war, zerbrach daran, dass die Verantwortlichen für den Tod ihres Sohnes weder in der Lage waren, ihre Schuld einzusehen noch für schuldig befunden wurden. Sie beging Selbstmord. Kommodore Petersen, einer der Vollstrecker des Urteils, machte Karriere beim Militärischen Abschirmdienst der Bundeswehr.

http://hna.de/politikstart/00_20070416191109_Die_letzten_Opfer_der_Nazi_Richter.html

Kater

weitere Morde:

ZitatEin "Filbinger" aus Braunschweig
 
Wilhelm Spies verurteilte nach der Kapitulation 1945 vier Soldaten zum Tod
Von Eckhard Schimpf

BRAUNSCHWEIG. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger ist wegen seiner Ehrenbezeugung für Hans Filbinger unter Druck geraten. Obwohl Filbinger als Marinerichter in den letzten Kriegstagen Todesurteile verhängte, nahm Oettinger (CDU) ihn in Schutz.

Einen solchen Unrechts-Juristen, der sogar nach der Kapitulation im Mai 1945 noch Todesurteile gegen deutsche Soldaten vollstrecken ließ, gab es auch in Braunschweig: Wilhelm Spies, der hier bis 1972 Landgerichtsdirektor gewesen ist.

Spies hat in Norwegen am 9. Mai 1945 vier Soldaten der Wehrmacht zum Tod verurteilt, weil sie nach Bekanntwerden der Kapitulation ihre Truppe verlassen hatten und nach Hause wollten. An einen Pfahl gefesselt – Spies verlas nochmals Urteilsformel und Bestätigung – wurden sie am 11. Mai erschossen. "Das Kommando ,Feuer' erfolgte um 10.16 Uhr. Die Verurteilten starben sofort," vermerkte Spies. Der Ex-Oberfeldrichter, der nach Kriegsende unverdrossen im Namen der Bundesrepublik die Robe trug, hielt das Urteil – wie er 1972 erklärte – für "rechtsstaatlich unbedenklich".

Zehn Tage nach der Kapitulation hatte Spies weitere neun Todesurteile gegen – allerdings mit Erfolg – Geflüchtete verhängt. Von "schwerster Erschütterung der Manneszucht" sprach seine Urteilsbegründung.

Die Karrieren von Braunschweiger Nazi-Juristen könnten Bücher füllen. Noch vier Beispiele: Günther Nebelung war Senatspräsident im Berliner Volksgerichtshof unter Roland Freisler, Oberstaatsanwalt Dr. Wilhelm Hirte stimmte in der Berliner Geheimkonferenz von 1941 für die Tötung von 150 000 psychisch Kranken und der Sondergerichtsdirektor Dr. Walter Lerche ließ 1944 als "Volksschädling" das junge Mädchen Erna Wazinski enthaupten.

Friedrich Knost, Kommentator der Nürnberger Rassegesetze, wurde in Braunschweig sogar Regierungspräsident.

http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2044/artid/6636654

Kater

ZitatEin Film über Heinrich Glasmacher

Die furchtbaren Wehrmachtsrichter und ihre Opfer


Wurde mit 21 Jahren von Marinerichtern ermordet: Heinrich Glasmacher aus Neuss. Er wollte den Krieg nicht mehr mitmachen und sich an die Kapitulation halten.
 
"Rottenknechte" heißt der Film des DDR-Fernsehens, den das Landesbüro der VVN-BdA NRW für nichtkommerzielle Zwecke zur Verfügung stellen kann. Er stammt aus dem Jahre 1971 und ist wie geschaffen, um die Filbinger-Debatten der letzten Wochen historisch zu illustrieren. Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident hatte an Wehrmachtsurteilen gegen Deserteure mitgewirkt. Noch im März 1945 leitete er als Marineanwalt die Hinrichtung des Matrosen Walter Gröger in Norwegen. Noch am 29. Mai 1945 - drei Wochen nach Kriegsende - verurteilte Filbinger in einem englischen Kriegsgefangenenlager den Gefreiten Kurt Petzold, der in englischer Kriegsgefangenschaft seinem ehemaligen Vorgesetzten gesagt hatte: "Ihr Nazihunde, Ihr seid Schuld an diesem Krieg." Filbinger: Als ehemaliger HJ-Führer hätte Petzold mit seinen Äußerungen "Gesinnungsverfall" bewiesen. Später wurde Filbinger Landesministerpräsident, und sein Nachfolger Günter Oettinger löste scharfe Proteste aus, als er den "furchtbaren Juristen" und Nazi Filbinger zum Widerstandskämpfer erklärte.

In dem Film "Rottenknechte" wird geschildert, wie noch nach der deutsch-britischen Kapitulation in Dänemark und Schleswig-Holstein junge Matrosen von entmenschten Marineoffizieren ermordet werden.

Es war Anfang Mai 1945. Hitler ist tot, Großadmiral Dönitz neuer Oberbefehlshaber und Chef der Deutschen Regierung, die versucht, mit den Westmächten eine Teilkapitulation auszuhandeln. Die dadurch frei werdenden Truppen will man im Osten gegen die Russen einsetzen. Für die deutschen Offiziere tritt der Krieg damit lediglich in eine neue Phase. Sie brauchen "Ordnung und Disziplin" auch weiterhin. Auf dem Minensucher M612 entschließen sich die Matrosen nach Durchsickern der Nachricht von der bedingungslosen Kapitulation vor den Engländern am 4. Mai 1945 zur Meuterei gegen die Durchhalteparolen ihrer Offiziere. Sie bringen das Schiff in ihre Gewalt und nehmen statt auf das heiß umkämpfte Kurland direkten Kurs Richtung Heimat. Das Kommando übernimmt der Maschinenmaat Heinrich Glasmacher. Der Minensucher M612 wird von deutschen Schnellbooten verfolgt und gestoppt. Korvettenkapitän Peters stellt die alte "Ordnung" auf dem Schiff wieder her und organisiert ein Standgericht, das elf der meuternden Matrosen zum Tode verurteilt. Das Urteil wird am 5. Mai vollstreckt, zu einem Zeitpunkt, als die Teilkapitulation ein Ende aller Kampfhandlungen an den entsprechenden Frontabschnitten im Norden vorsieht und die Engländer bereits Kopenhagen besetzt haben. In der gleichen Nacht machen sich vier Angehörige des in Dänemark stationierten 2. Schnellbootbataillons im Schutze der allgemeinen Auflösungserscheinungen auf den Weg in Richtung Heimat, die Matrosen Schilling, Gail, Wehrmann und Schwalenberg. Sie werden aufgegriffen und an ihre Einheit übergeben. Nach der Flaggeneinholung und der bedingungslosen Gesamtkapitulation werden die vier Deserteure wie ihre Leidensgefährten von M612 abgeurteilt, drei von ihnen erschossen, praktisch als letzte Amtshandlung der hohen Offiziere, die sich unmittelbar darauf den Westalliierten mit ihren Erfahrungen im Krieg gegen den Osten andienen.

Einer der Hingerichteten, der junge Katholik Heinrich Glasmacher stammt aus Neuss. Dort wird von der VVN-BdA an ihn erinnert.

http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0317_neuss.htm

Kater

ZitatVor 30 Jahren: Ministerpräsident Hans Filbinger tritt zurück -

Kontroversen über seine NS-Vergangenheit --
Von ddp-Korrespondent Karl-Heinz Gräfe--

Berlin (ddp). Der lange Schatten der NS-Vergangenheit erreichte auch ihn: Widerwillig, aber auf dringendes Anraten seiner Partei erklärte Baden-Württembergs Ministerpräsident Hans Filbinger (CDU) am 7. August 1978 vor dem Stuttgarter Landtag seinen Rücktritt. Während des Zweiten Weltkrieges hatte er als Marinestabsrichter der Hitler-Diktatur über Wehrmachtsangehörige zu Gericht gesessen und dabei auch an Todesurteilen mitgewirkt.

Nach zwölfjähriger Amtstätigkeit räumte Filbinger seinen Landeschef-Sessel. Er sprach von einer Rufmordkampagne und «schwerster Ehrverletzung», nachdem das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» und die Wochenzeitung «Die Zeit» die Öffentlichkeit mit seiner Vergangenheit konfrontiert und das Bundesarchiv in Koblenz entsprechende Dokumente vorgelegt hatte. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, noch Ende Mai 1945 - Hitler-Deutschland hatte längst kapituliert - im okkupierten Norwegen gegen einen Wehrmachtsgefreiten wegen Gehorsamsverweigerung eine sechsmonatige Gefängnisstrafe verhängt zu haben. In drei Fällen habe Filbinger Todesurteile gegen Deserteure beantragt beziehungsweise unterzeichnet.

Er habe seiner Kommandierung als Marinerichter nicht entgehen können, sich aber entschlossen, «dieses Amt so zu führen, wie es meiner inneren Einstellung zum Recht und meiner Einstellung gegen das NS-Regime entsprach», verteidigte sich Filbinger. «Ich habe Menschen das Leben gerettet, ich habe viele Soldaten vor harter Strafe bewahrt.» Vor allem machte sein wohl bekanntester Satz die Runde: «Was damals Recht war, kann heute doch nicht Unrecht sein.»

Filbinger, so kommentierte der Bielefelder Zeithistoriker Hartwig Bögeholz, habe damit «ein typisches Verhaltensmuster offenbart, mit dem sich Nazitäter zu heimlichen Widerstandskämpfern erklären». Zudem habe Filbingers Rücktritt damals «ein Schlaglicht auf die noch in großen Teilen unbewältigte und deshalb immer wieder aufbrechende Nazivergangenheit» geworfen.

Die NS-Vergangenheit überschattete selbst noch den Tod Filbingers, als Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) im April 2007 die Trauerrede für seinen verstorbenen Amtskollegen hielt, die Proteste und Rücktrittsforderungen, aber bei einigen Parteigängern auch Zustimmung auslöste. «Hans Filbinger war kein Nationalsozialist», behauptete Oettinger im Freiburger Münster. «Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes.» Der Jurist habe sich den damaligen Zwängen beugen müssen. Rückblickend gestand Oettinger jetzt im «Spiegel» ein: «Die Aussage war falsch, und sie hat mich zurückgeworfen, keine Frage.»

Filbinger ist «bis zum heutigen Tage in Deutschland eine politische Reizfigur geblieben», wie es Wolfram Wette, Professor für Neueste Geschichte an der Freiburger Universität und ausgewiesener Kenner des Falles Filbinger, ausdrückt. Dieser Fall, formulierte der Historiker kurz nach dem Tod Filbingers in einem Beitrag für die «Frankfurter Rundschau», erfordere «eine bleibende historisch-politische Aufklärungsarbeit».

Wette wörtlich: «Wenn Filbinger ein Nazi war und kein Gegner des NS-Regimes, wenn er aktiv an Todesurteilen beteiligt war, gleichwohl in der Bundesrepublik Deutschland Karriere machen und es bis zum Ministerpräsidenten eines Bundeslandes bringen konnte, wenn er wegen Leugnungen und Beschönigungen, wegen halsstarriger Uneinsichtigkeit und verweigertem Unrechtbewusstsein seine politische Glaubwürdigkeit verlor und im Jahre 1978 von seiner eigenen Partei zum Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten gezwungen wurde, so ist das ein weit gefächerter historisch-politischer Lehrstoff.»

http://www.ad-hoc-news.de/drucken.html?art_id=18712947

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