Leiharbeit für Lieken

Begonnen von dagobert, 17:37:52 Fr. 28.April 2017

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dagobert

ZitatLeiharbeit für Lieken Darum wechselt kein Mitarbeiter von Weißenfels nach Wittenberg

Der Ernährungskonzern Agrofert rekrutiert auf ungewöhnliche Weise Mitarbeiter. Für das 200 Millionen Euro teure Backwerk in Wittenberg werden ,,200 Lager- und Produktionsmitarbeiter/innen im Vier- Schichtsystem" gesucht. Die Stellenausschreibung findet jedoch nicht auf der Agrofert-Internetseite statt, sondern bei Randstad. Die Zeitarbeitsfirma übernimmt die Mitarbeitersuche - doch nicht nur das. Interessenten erfahren auch, dass sie die ersten drei Monate zunächst als Leihkräfte im neuen Back-Werk arbeiten sollen, um anschließend ,,zu den gleichen Konditionen" übernommen zu werden.

Etwa zeitgleich mit der Eröffnung der neuen Back-Fabrik in Wittenberg wird die Agrofert-Tochter Lieken in Weißenfels eine ältere Backfabrik mit 200 Mitarbeitern schließen. Lieken-Vorstand Markus Biermann betonte zwar in der Vergangenheit, dass man ,,ein großes Interesse habe, eingespielte Teams mitzunehmen". Doch auf MZ-Anfrage teilte der Weißenfelser Lieken-Betriebsrat nun mit: ,,Nach unserer Kenntnis wechselt kein einziger Produktionsmitarbeiter nach Wittenberg." Laut Betriebsrat sind die Konditionen unattraktiv, die Stimmung in Weißenfels sei ,,auf dem Nullpunkt".
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Der Weißenfelser Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben (SPD) sieht seine ,,Befürchtungen bestätigt". Nach Einschätzung Erbens haben Lieken und Agrofert die Bedingungen so gestaltet, dass ein Wechsel für Mitarbeiter unattraktiv ist. Als die Pläne erstmals Ende 2015 veröffentlicht wurden, hieß es noch, Lieken baut ein neues Werk in Wittenberg. Wenig später ergaben MZ-Recherchen, dass es der Mutterkonzern Agrofert ist, der die Fabrik baut und betreibt. Lediglich die Produkte werden an Lieken geliefert. Hintergrund ist laut Gewerkschaft NGG: Lieken zahlt den Tarifvertrag für die Ost-Brotindustrie. Agrofert ist daran nicht gebunden. Die Löhne in Wittenberg sollen bis zu einem Fünftel niedriger liegen als in Weißenfels. Mitarbeiter, die wechseln wollen, sollten in Weißenfels kündigen. In Wittenberg hätten sie dann eine mehrmonatige Probezeit gehabt. SPD-Politiker Erben meint: ,,Bei den niedrigen Löhnen lohnt ein Pendeln von Weißenfels nach Wittenberg nicht."
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Für den Bau des neuen Backwerkes, in dem Tiefkühlbackwaren wie Brötchen und Brote hergestellt werden, stellt das Land elf Millionen Euro zur Verfügung.
http://www.mz-web.de/wirtschaft/leiharbeit-fuer-lieken-darum-wechselt-kein-mitarbeiter-von-weissenfels-nach-wittenberg-26772462
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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