Chefduzen Medienecho

Begonnen von admin, 03:48:01 Di. 16.Dezember 2003

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Sektsauferle

ZitatAus dem Bereich der Leiharbeit kam das Gegenprojekt "chefsiezen", das von Zeitarbeitsdisponenten betrieben wurde. Ihre Veröffentichungen über faule Leiharbeiter wurden von ihren Arbeitgebern jedoch als geschäftsschädigend erachtet und mußten wieder aus dem Netz verschwinden.

 LoL2

mann, seid ihr populär :D
In Memory of Menschenrechte !!!

alfred

To be is to do (Socrates), To do is to be (Sartre), Do be do be do (Sinatra)

unkraut

@ Alfred ...
Jo ,  da war mal richtig was los hier .
MfG
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

admin

LinX, Sozialistische Zeitung für Kiel, Nr. 15 vom 25. Juli 2008

ZitatArbeit in Zeiten der Globalisierung:

Solidarität neu denken


Hoch die internationale Solidarität!", scholl es oft bei Demos durch die Straßen. In den 70er Jahren meinte man damit die Unterstützung von Befreiungsbewegungen in Afrika oder Lateinamerika. Der Betrieb der Internetplattform chefduzen.de ("Das Forum der  Ausgebeuteten") zeigt aber, wie die Globalisierung auch hier angekommen ist und wir uns diesen begrenzten Internationalismusbegriff nicht mehr leisten können.

Die Geld- in Warenströme fließen global und die Ströme an Menschen, die vor Armut und Krieg flüchten, sollen mit militärischen Mitteln gesteuert werden, mit dem Erfolg von Tausenden ertrunkenen Flüchtlingen im Mittelmeer. Die Lebensbedingungen verändern sich rasant, denn der Kapitalismus bietet nirgendwo Sicherheit. So finden sich bei chefduzen zahllose Berichte von Menschen, die als Pendler ihren Arbeitsplatz jenseits der Grenze haben oder die als Arbeitmigranten das Land verlassen haben (und von einigen, die entnervt zurückgekehrt sind). Wer hätte vor einigen Jahren sich schon vorstellen können, daß sich Deutsche Gastarbeiter in den Nachbarländern als Lohndrücker unbeliebt machen würden?

Das Forum versuchte der Übersichtlichkeit halber ein Ordnungprinzip nach Regionen einzuführen, das dann oft scheiterte. Die Einführung des Themengebiets "Kämpfe in der Automobilindustrie" funktionierte erst dann, als es dort keine nationalen Grenzen mehr gab. Der wilde Streik bei OPEL hat ja auch gezeigt, dass der Ausfall der Produktion in Bochum auch direkte Auswirkungen auf die Produktion in Britannien und Schweden hatte. Jetzt macht das Mosaik der internationlen Nahchrichten über Standortverlagerungen und Arbeitsniederlegungen weltweit richtig Sinn. Es handelt sich nicht nur um den gleichen Konzern, ein PKW wird heutzutage in  ver- schiedenen Staaten teilproduziert und irgendwo global endmontiert und das oftmals mit dem Label "made in Germany". Ein anderes Beispiel dafür, wie Welt der unbegrenzten Ausbeutung auch bei uns angekommen ist und "internationale Solidarität" eine neue  Bedeutung bekommt, ist in folgenden Berichten nachzulesen, die eine in Hamburg lebende Polin unter dem Nick "Alexis" bei chefduzen veröffentlichte:

"Ich schreibe hier, weil jetzt guter Rat teuer ist. Und ich bin ziemlich Ratlos. Gestern, pünktlich zur polnischen Mutter Tag schrieb mich Freundin meiner Mutter an, dass ihr Sohn in Deutschland in Schwierigkeiten steckt. Er ist angeworben von einer deutschen Firma um in Deutschland befristet zu arbeiten. Seit 12.04. hat er gearbeitet zusammen mit ca. 20 anderen. Es sollte alles legal laufen, inkl. aller Versicherungen und Verträge. Aber es ist völlig anders.

Keiner von denen spricht Deutsch und keiner kennt deutsche Rechtslage. Z. B., das Krankenversicherung Sache der Arbeitsgeber ist. Sie haben täglich durchschnittlich 12 Stunden gearbeitet (echter Hard work!) und einige worden krank, es gab Unfälle. Nicht nur, das keiner zum Arzt durfte, aber es gab nicht mal einen Ansprechpartner der Polnisch oder Englisch konnte. Sie haben auch kein Geld bekommen bis auf 300 Euro (aber auch nicht alle) vor 2 Tagen, [kam der] Hinweis "Firma Kapput". Die Hälfte ist abgereist, und die Firma holt neue Leute aus Polen. 9 Leute sind noch geblieben, 3 arbeiten (immer noch ohne Bezahlung), 6 werden nicht mehr in die Firma gelassen wegen Meldung an das Konsulat. Einer liegt nach einem Arbeitsunfall in Koma in Krankenhaus.

Ich habe mit Polizei telefoniert, bin auch mit den Leuten auf Wache gewesen um Anzeige zu erstatten, aber niemand ist zuständig und keiner kann mir sagen wer zuständig ist. Ich will Morgen bei Arbeitsamt versuchen, aber die Zeit läuft mir davon. Ich bin Berufstätig und habe 2 Kinder, viel Zeit kann ich nicht investieren. Der Polizist sagte mir frech, dass es nicht sein Problem ist wenn sie auf der Straße sitzen und nichts zu futtern haben. In solchen Fällen geht man vor dem Rathaus und zum Caritas meinte er.

Bitte hilf mir den Leuten zu helfen, an wem soll ich mich wenden? Konsulat tut nicht, Polizei ist nicht zuständig, Zoll interessiert sich nur ür Schwarzarbeit, Arbeitsamt hat geschlossen und die Zeit drängt! Es muss in Deutschland doch jemanden geben, der gegen  Sklavenarbeit was ausrichten kann!"

[Es wird nach dem Ort gefragt, weil es regional verschiedene Organisationen gibt, die helfen könnten]

"Der Ort heißt Wewelsfleth in der Nähe von Hamburg. Danke für dem Tipp, aber ich Suche eigentlich nach einen Weg, wie die Leute Ihr Recht bekommen."

[Es gibt einen Kontakthinweis in der Region]

"Super! Das ist genau das was ich brauche! Danke, Du bist echt GROßE KLASSE!"

[Wenige Tage später: ]

"Tieftraurig

Leider hat alles nichts gebracht. Ich habe trotz tagelangen Bemühungen keinen gefunden, der sich zuständig fühlte. EMWU konnte nichts machen, weil die Leute nicht im Verein oder Gewerkschaft waren, hat sich aber wenigstens bemüht. Die Leute sind nach Polen zurück, per Anhalter und als Schwarzfahrer mit der Bahn. Der Schwer verletzte ist am Freitag im Hamburg gestorben, er war meines Wissens nach ca. 25. Die Firma hat die Leute natürlich nicht versichert und jetzt geht sie ins Insolvenz. Ich kann es nicht glauben, das so etwas mitten in Europa möglich ist."

besorgter bürger

Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es.

jobless0815


aian19

Zitat von: jobless0815 am 09:41:45 Di. 04.November 2008
Zitat von: besorgter bürger am 11:25:16 Sa. 16.August 2008
Kommentar von Twister2007 zum Thema Callcenter

http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Mein-Gott-habt-ihr-jemals-so-grosse-Krokodilstraenen-gesehen/forum-142357/msg-15408550/read/

Was ist gemeint mit "...wie z.B. chefduzen nach und nach plattgemacht wurde"...?

Totgesagte leben ja bekanntlich länger  ;D

Sagen wirs mal so, wenn ich´s recht in Erinnerung habe, war die für die Geburtsstunde dieses Forums ein großer grüner Callcenterbetreiber in Kiel mitverantwortlich, der auch INet-Anschlüsse usw. anbietet. Ging heiß her damals, die haben das gesamte juristische Sammelsurium aufgefahren um den Forengründer und dieses unbequeme kritische Forum plattzumachen. Doch dank positivem Feedback hier in diesem Forum, diversen Spendenaufrufen und einem standhaften Forengründer haben sie auf Granit gebissen. Sowas nenne ich im übrigen STANDHAFT und AUFRECHT und nicht sowas, was die SPD-Hansel in Hessen abgeliefert haben....
Ich denke mal das Forum war deswegen, auch gerade wegen der juristischen Feinheiten, zeitweise offline, wo einige dann wohl von ausgingen, das wars mit CD. Ist zum Glück nicht so. Und da so eine juristische Kampagne ja auch immer mit medialem Publikum verbunden ist und das dann oft nicht so gut in der Öffentlichkeit ankommt, gehen sie mittlerweile eher dazu über, hier U-Boote einzuschleusen oder gleich zu versuchen, das Forum zu hacken.
Wie man sehen kann, mit offenbar mäßigem bis gar keinem Erfolg  ;D
"Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren"

"Wenn Unrecht zu Gesetz wird, ist der Gesetzlose der einzige, der noch rechtmäßig handelt."

Mene mene tekel upharsin

jobless0815

Zitat von: aian19 am 13:22:19 Di. 04.November 2008
..
Totgesagte leben ja bekanntlich länger  ;D

Sagen wirs mal so, wenn ich´s recht in Erinnerung habe, war die für die Geburtsstunde dieses Forums ein großer grüner Callcenterbetreiber in Kiel mitverantwortlich, der auch INet-Anschlüsse usw. anbietet.  (...)

Ok, Danker für die Info, auch wenn ich noch nicht herausbekommen habe, wer der "grüne CC-Betreiber" ist, steh da
grad  auf dem Schlauch, gibt sich sicher noch;-)

Pinnswin

Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski


admin

Basisgruppe Internationale Entwicklung (bagru.ie)
ZitatDie Fabrik, also die räumliche Konzentration vieler ArbeiterInnen sowie der darüber ermöglichte Austausch zwischen und die Vernetzung von abhängig Beschäftigten, trug nicht unwesentlich zur Formierung der ersten ArbeiterInnenassoziationen bei. Unter den fragmentierten Bedingungen postfordistischer Produktion und ihrer räumlichen Zerstreuung der Arbeitsorte (Homework, Außendienst, Ich-AGs, dezentralisierte Fabriken und kleinteilige Unternehmensstrukturen usw.), aber auch der gesellschaftlichen Tendenz zu sozialer Fragmentierung und Vereinzelung ist die genannte räumliche Basis der Organisierung vielfach verloren gegangen. Unter diesen Voraussetzungen gewinnen neue Kommunikationstechnologien wie das Internet an Bedeutung, insofern sie die virtuelle Vernetzung von Menschen an weit voneinander entfernt liegenden Orten ermöglichen und so auch die Basis für (Selbst-)Organisierungsformen und Aktionen im "realen" Raum schaffen können.

Das Internetportal Chefduzen.de existiert seit 2004 (seit 2006 auch Chefduzen.at) und nutzt das Internet als Kampfwerkzeug. Von Information und Austausch über geringe Entlohnung und miserable Arbeitsbedingungen, über Tipps und Tricks im Umgang mit Arbeitslosen- und Sozialämtern bis hin zu Vernetzung, Aktion, Widerstand und Streik, über all das wird auf dem Forum diskutiert. Oft bleibt Gesagtes nicht nur virtuell, sondern findet auch reale Umsetzung.

Das Projekt erhielt politisches Gewicht durch die wachsende buntgemischte Community, die dieses Angebot des Austauschs zur sozialen Selbstverteidigung und Selbstorganisation nutzt. Das "Forum der Ausgebeuteten" steht seit seiner Nutzung durch eine breitere Öffentlichkeit unter juristischem Beschuss von AusbeuterInnen.

links: http://www.chefduzen.de

http://www.chefduzen.at
http://wikis.ie.bagru.at/altes-wikie/chefduzen?highlight=(chefduzen)



Hamburger Abendblatt, 8.11.2008

"Menschen sind keine Ware!"


ZitatIst Zeitarbeit also gar kein Fluch, sondern ein Segen, weil ja jetzt die Verleihfirma das wirtschaftliche Risiko trägt? Sind Leiharbeiter gar keine "Arbeitnehmer zweiter Klasse", wie der Deutsche Gewerkschaftsbund klagt, weil sie meist nicht nur schlechter bezahlt werden, sondern auch das höhere Entlassungsrisiko tragen? Ist es etwa übertrieben, wenn "Jürgen2" bei www.chefduzen.de, wo haarsträubende Erfahrungsberichte mit Zeitarbeitsfirmen geschildert werden, schreibt: "Man muss sich immer bewusst sein, die sehen dich nicht als Mensch und Arbeitnehmer, sondern als Kostenfaktor und Rohstoff." Hat Heiko Werner Unrecht, wenn er sagt: "Ich finde es in höchstem Maße unmoralisch, dass man Menschen genauso leihen kann wie eine Packung Schrauben. Menschen sind keine Ware!"

Aber Manövriermasse - gebraucht in guten Zeiten, abgestoßen in der Krise?
http://www.abendblatt.de/daten/2008/11/08/967791.html

jensen-ex

So it goes.

Kurt Vonnegut

admin

Direkte Aktion 191
(Januar/Februar 2009) erschienen:


Forum der Ausgebeuteten
Interview mit Karsten Weber, dem Gründer der Internetplattform chefduzen.de


Zitat- Was ist und macht chefduzen und wie ist das Projekt entstanden?

Chefduzen ist entstanden aus Frust über die Perspektivlosigkeit der linken
Szene. Es ist ein Versuch eine zeitgemäße Form des Klassenkampfes zu
entwickeln. Wir haben die soziale Frage in den Mittelpunkt gestellt und im
Internet einen Raum für Diskussion und Auseindersetzung geschaffen. Die
Betroffenen von Ausbeutung und Verarmung müssen selbst Lösungen der
sozialen und politischen Probleme entwickeln. Das können ihnen ein paar
politische Vorturner nicht abnehmen. Wir versuchen Dogmatismus und
Sektiererei zu vermeiden dafür zu sorgen, daß eine strömungsübergreifende
Diskussion möglich ist, nur bei faschistoider oder neoliberaler Propaganda
schreiten wir sofort ein, ansonsten lassen wir mehr zu, als anderswo in
der Linken denkbar wäre.

- Was hat chefduzen bisher erreicht? ("die größten Erfolge")
- Gab es schon Streß mit Behörden oder Arbeitgebern?


Diese beiden Fragen müssen wir zusammenfassen, denn der Streß mit Behörden
und Arbeitgebern bescherte uns auch unsere größten Erfolge. Wir haben
weitgehend Neuland betreten und alle Seiten versuchten die juristischen
Möglichkeiten auszuloten. Einge Unternehmen betrachteten ja schon die
Veröffentlichung ihrer Arbeitsbedingungen als Affront und es hagelte nach
kurzer Zeit Schreiben von Anwälten, Polizei und Gerichten. Wir sind keine
geborenen Helden, aber wir wollten auch nicht klein beigeben, so kurze
Zeit nach dem Start. Wir hatten schlaflose Nächte und ernsthafte
Existenzängste. Die Drohungen gipfelten in der Absurden Summe von einem
Zwangsgeld bis in Höhe einer viertel Million Euro oder der 6 Monate Haft.
Wir kamen mit einem Lehrgeld von rund 3000 Euro davon und Dank einer Welle
der Solidarität und Unterstützung durch die Rote Hilfe blieb auch das
letztendlich nicht auf unseren Schultern. Dieser Angriff auf chefduzen
machte erst die Runde in der Netzwelt, bis sich auch die Mainstreammedien
der Sache annahmen. Die Bekanntheit und Popularität des Forums der
Ausgebeuteten wuchs explosionsartig. Die erste Firma, die uns ans Bein
pißte, ist inzwischen pleite. Die Callcenterbetreiber freenet, buw oder
Tectum (uva.) bissen sich an dem Forum die Zähne aus und schossen sich
selbst ins Knie. Sie sägten so an ihren Ruf durch ihr lichtscheues
Verhalten und machten die Öffentlichkeit neugierig (allein das Thema
"freenet" wurde bei chefduzen 250 000 mal besucht) bis auch die
bürgerliche Presse interesse zeigte. Uns ist es wichtig uns nicht allein
auf die Ausbeuter zu konzentrieren. Uns bedeutet es auch viel, daß man
sich die Informationsfreiheit in den Medien und speziell im Internet nicht
weiter beschneiden läßt. Wir verachten den verauseilenden Gehorsam, den
viele Betreiber von Netzprojekten an den Tag legen. Wir haben im
Juristischen viel dazugelernt und wissen, daß es sich bei einem großen
Teil der Drohungen um Bluff handelt. Wir haben uns mit ähnlich
ausgerichteten Internetportalen und erfahrenen Juristen zusammengetan um
(unter dem Dach der Roten Hilfe)  gegen die Ausbreitung von Zensur und
Beschneidung der Meinungsfreiheit politisch und juristisch vorzugehen. Wir
verbuchen es als einen Erfolg, daß viele Unternehmen zwar Schiß vor der
Öffentlichkeit haben, aber noch größeren Schiß davor, das öffentliche
Interesse durch einen Angriff auf uns zu vergrößern. Es war auch die Folge
der so entstandenen öffentlichen Diskussion, daß ein Ausbeuter nicht mehr
ausreichend Personal rekrutieren konnte und gezwungen war den Lohn zu
erhöhen. Das Forum wurde auch von Aktivisten genutzt, einen Betriebsrat in
einem Callcenter zu etablieren. Solche Aktivitäten sind in einigen
Betrieben so schwer, wie unter einem diktatorischem Regime. Die anomymen
Diskussionsmöglichkeiten in einem solchen Forum haben sich als hilfreich
bewiesen.

- Was macht ihr momentan?

Neben dem Alltag mit dem Forenbetrieb und der Beteiligung an der
Diskussion, sind wir bemüht, die Möglichkeiten und Kontakte, die aus der
Arbeit an dem Netzprojekt entstanden sind, für praktische Aktivitäten zu
nutzen. Das Internet bietet einfach zusätzliche Möglickeiten, doch es
ersetzt nicht traditionelle Formen der politischen Auseinandersetzung mit
Flugblättern, Plakaten, Treffen und Versammlungen. Wir versuchen den
Schwerpunkt der Arbeit in die reale Welt zu holen ohne den virtuellen
Treffpunkt aufzugeben. Die Stammtische in mehreren Städten und die
Branchenzeitungen für den Leiharbeitssektor und die Callcenter sehen wir
als einen Schritt in die richtige Richtung.


- Was plant ihr in Zukunft?

Wir wollen gegen die Spaltungen und Atomisierung der Klasse gegenanwirken.
Die Erwerbslosen müssen selbst zwar in jeder Beziehung gestärkt werden,
doch sie sind selbst kaum organisierbar. Arbeitskämpfe der Zukunft müssen
auch die Rechte der Erwerbslosen einfordern. Und wir wollen auch weiter
vordringen in den ersten Arbeitsmarkt und die Stammbelegschaften der
Großbetriebe in die  Diskussion einbeziehen. Es kann nicht sein, daß
chefuzen allein für die Prekarisierten da ist und die Stammbelegschaften
der Industrie mit dem DGB herumklüngeln. Wir werden alle Opfer der Krise,
die über uns hereinbricht, es bleiben keine sicheren Inseln. Erst wenn wir
es lernen, solidarisch mit Leuten zu sein, denen im Moment noch etwas
besser geht, haben wir eine entscheidende Spaltung überwunden.

ManOfConstantSorrow

ZitatWeniger radikal in der Theorie, aber nicht minder effektiv in der Praxis ist das Internetforum "chefduzen.de", das Markus Lawrenz vorstellt. Unter dem Motto "Online Zusammenschließen - Offline Kämpfen" vernetzt das Forum Lohnabhängige, gleich welcher Couleur (lediglich "Faschisten und Neoliberale müssen draussen bleiben") und ermuntert diese zu einem Austausch über ihre Erfahrungen mit und in ihrem Betrieb. Betriebe, denen "chefduzen.de" ein Dorn im Auge ist, nicht zuletzt weil sie um einen Imageschaden für ihre Firma fürchten, verklagen das Forum mit aller Regelmäßigkeit. Der amüsante Effekt davon ist, dass das Forum dadurch nur an Popularität gewinnt, da mittlerweile auch die bürgerliche Presse auf den Arbeitskampf im world wide web aufmerksam geworden ist und der Druck auf die diskutierten Betriebe dadurch automatisch erhöht wird.
http://www.jugendzeitung.net/onlinemag/rezension-die-neuen-streiks-geschichte-gegenwart-zukunft/
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

admin

LabourNet  5. Januar 2010
...

Direkte Aktion 197 – Januar/Februar 2010:

ZitatCatwalk

Hartz IV: Überprüfungsanträge stellen!

Das Hessische Landessozialgericht hat im Oktober 2009 festgestellt, dass die aktuellen ALG II-Regelsätze nicht ausreichend und somit verfassungswidrig sind. Eine endgültige Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus. Trotzdem ist es für alle EmpfängerInnen von ALG II wichtig, schnellstmöglich Überprüfungsanträge zu stellen – für Nachzahlungen für das Jahr 2005 war der Stichtag der 31.12.2009. Die notwendigen Unterlagen und weitere Hinweise sind auf www.chefduzen.de (dort dem entsprechenden Link oben auf der Seite folgen) zu finden.


Leiharbeit: Gleichen Lohn einklagen!

Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg (LAG) hat im Dezember 2009 die CGZP in zweiter Instanz für nicht tariffähig erklärt. (siehe Seite XY, Artikel Christliche Tariffähigkeit) Damit sind deren Dumpingtarifverträge in der Leiharbeit nicht rechtens. Falls das Urteil bestätigt wird, haben alle LeiharbeiterInnen, die unter CGZP-Tarifvertrag gearbeitet haben, rückwirkend zum 01.01.2007 Anspruch auf höhere Löhne. In diesem Zusammenhang werden das Büro Günter Wallraffs und chefduzen.de Sammelklagen führen. LeiharbeiterInnen können sich an die Kanzlei wenden: Prof. Dr. Rechtsanwalt Rüdiger Knaup, www.ra-knaup.de, Doktor-Ruer-Platz 6, 44787 Bochum, Telefon: 0234-60270-0
http://www.direkteaktion.org/197/catwalk


Und auch in einem russischen Forum diskutiert man mit dem Wissen aus chefduzen.de den Umgang mit Ämtern, Behörden und Jobs in Deutschland:
Zitathttp://www.chefduzen.de/index.php/topic,19965.105.html
здесь всё на эту тему,но ветка очень длинная
об этом процессе в телевизоре тоже говорили,Томас .К и есть,кто всё это организовал.
http://foren.germany.ru/legal/f/15045674.html?Cat=&page=0&view=collapsed&sb=5

admin

ZitatGegen Ausbeuter:
Chefduzen nicht nur virtuell


Das in Kiel gegründete ,,Forum der Ausgebeuteten" www.chefduzen.de hat es sich nach acht Jahren Aktivität bei den Ausbeutern gründlich verscherzt. Der Ordner mit juristischen Drohungen platzt aus allen Nähten und es entstanden daraus den Betreibern Kosten über mehrere Tausend Euro. Die erste Firma, die sich mit chefduzen anlegte, ist inzwischen pleite, das Anwaltsbüro, das die Abmahnung betrieb, gibt es auch auch nicht mehr. Der eine Anwalt (Bernhard Syndikus) ist rechtskräftig  verurteilt zu zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe (auf Bewährung), sowie zu einer Geldstrafe in Höhe von 90.000 Euro, sein Kompagnon (der berüchtigte Abmahnanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth) erschoss sich, um den Weg in den Knast zu umgehen. Die Gegner der offenen Diskussion über Ausbeutung nehmen es nicht so genau mit dem Gesetz, sie bezahlen auch mal Hacker für eine Attacke auf das Kieler Forum. Aber selbst die Kripo Kiel wandte sich auch an das Forum, um Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern eines Callcenters zu bekommen, das sowohl Kunden, als auch die eigenen Mitarbeiter abzockte. Man wolle ,,den kriminellen Sumpf endlich trockenlegen" erklärte der Kommissar dem Forumsbetreiber.

Wenn schon der virtuelle Austausch von Ausgebeuteten ein rotes Tuch für Ausbeuter ist, muss das reale Zusammenkommen der Proletarier für sie die Hölle sein. Chefduzenaktivisten organisierten gemeinsam mit der FAU eine Infoveranstaltung über die  Wirtschaftskrise. Aus der gut besuchten Veranstaltung im Subrosa erwuchs das ,,Krisentreffen", das sich vorgenommen hat, Kämpfe in der Region zu unterstützen und zu vernetzen. Es gab eine Aktion, in der mit Plakaten und verklebte Flyern über aktuelle Auseinandersetzungen in Zeiten der Krise bekannt gemacht wurden, von den Aktionen der Milchbauern über Studentenproteste bis zu einer Kundgebung von HDW Arbeitern. Der Bildungssektor wurde näher unter die Lupe genommen, man traf sich mit Kita-Mitarbeitern und Aktivisten der Studenten- und Schülerproteste. Es geht darum die Gemeinsamkeiten der Kämpfe klarzustellen, damit auch die Kämpfe zusammenkommen können. Eine Veranstaltung mit Aktivisten dieser Kämpfe ist in der Pumpe geplant.

In Zeiten des Ausverkaufs des Staatsbetriebe hat sich aus Chefduzenkreisen auch eine Initiative zu den Postdienstleistern gegründet. Es geht um den Informations- austausch zwischen Leuten, die in den verschiedensten Jobs der Post arbeiten und denjenigen, die bereits in prekären Jobs bei privaten Brief- und Paketdienstleistern malochen. Aktuell geht es nun auch um die Unterstützung von dem Kampf gegen Lohndumping bei den Kieler Nachrichten. Die KN versucht durch Leiharbeit und nach der Betriebsratsgründung der Leiharbeiter und Austausch des Personals sich im Unterbieten von Arbeitsbedingungen. Es gibt enge Kontakte zu den kämpferischen Leiharbeitern.

Und zu guter Letzt soll noch darauf hingewiesen werden, dass es auch einmal monatlich einen chefduzen-Stammtisch in der Bambule gibt. Es geht um einen ungezwungenen Austausch und auch um ein nettes Beieinander, denn auch das ist ein Schritt um die Vereinzelung zu überwinden. Unter der Webadresse des Forums findet man aktuelle Infos in der Rubrik ,,Termine".
http://www.sozialismus-jetzt.de/LinX-2010/LinX-2010-07/Chefduzen.html

ZitatPost und Nachfolgeunternehmen

Bei der Post gibt es noch gut ein Jahr eine Art ausgehandelten Waffenstillstand, dann beginnt das Hauen und Stechen, wenn es um Arbeitsbedingungen und Joberhalt geht. Aber schon jetzt geht es rund bei den ständig sich neugründenden (und manchmal ebenso schnell verschwindenden) Brief- und Paketdienstleistern. Einige wurden als Billigdienstleister von der Post selbst etabliert. Lohndumping und skandalöse Zustände gehören fast schon zur Normalität in der Branche, in denen von Unternehmen bezahlte Pseudogewerkschaften eine traurige Rolle spielen. Selbst innerhalb der Post ist der Informationsfluß zwischen den Mitarbeitern verschiedener Bereiche und Niederlassungen schlecht und es gibt nahezu keine Kontakte zu den anderen Unternehmen der Branche. Deshalb gibt es in Kiel seit gut einem halben Jahr einen Poststammtisch für einen lockeren Austausch. Der nächste findet am 7.7. statt. Es gibt ein großes Interesse daran, diesen Austausch auch überregional zu ermöglichen. Bei chefduzen.de gibt es eine gesonderte Rubrik externer Link für die anonyme Diskussionsmöglichkeit über die Brief- und Paktetdienstleister und zu den kieler Aktivisten kann man Kontakt aufnehmen über post@chefduzen.com
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/tw/sonstige/postdienste.html

admin

Wikipedia ist nicht neutral und schon oft unter Druck von einflußnehmenden Firmen und Politikern eingeknickt. Eine Kritik an den freenet Callcenter und der dazugehörige Link zu chefduzen.de verschwand bei Wikipedia spurlos. Deshalb halte ich den Wikipediaeintrag zu TECTUM mit dem Stand vom 16.12.2010 hier fest:

ZitatArbeitnehmerrechte und Kritik

Neben der durch die Tectum Group selber arrangierten Öffentlichkeitsarbeit durch eigene Pressemitteilungen (openpr.de und tectumgroup.net) ergibt sich bei näherer Betrachtung noch ein anderes, ergänzendes Bild.

    * Die Tectum Group versuchte durch Abmahnungen das öffentliche Mitarbeiterdiskussionportal chefduzen.de zur Löschung unliebsamer Mitarbeiterbeiträge zu zwingen[7]. Medienpräsenz erlangte die Tectum Group auch durch ein WDR-Interview[8] Günter Wallraffs, in welchem dieser die Tectum Group als Firma bezeichnet, "die nicht nur die Auftraggeber sondern auch die Angestellten betrügt".[9] Nach Androhung rechtlicher Schritte gegen den WDR durch den Hausjustiziar der Tectum Group Christoph Kateloe und Verlangen der Preisgabe der journalistischen Quellen Wallraffs oder Zensur der der Tectum Group unliebsamen Passage entfernte der WDR zum Schutz journalistischer Quellen kurzerhand die streitige Aussage im Interview.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tectum_Group

Nikita

ZitatZeitarbeit: Nach fünf Rekordjahren trifft die Krise auch die erfolgsverwöhnte Branche
"Menschen sind keine Ware!"

Jan Haarmeyer

Ein Leiharbeiter bei Airbus leidet unter der ständigen Unsicherheit und wünscht sich nichts mehr als eine feste Anstellung.




Foto: Ingo Röhrbein

Hamburg. Zu Beginn des Gesprächs greift Heiko Werner in seine Manteljacke und holt seinen Airbus-Betriebsausweis heraus. "Gucken Sie mal", sagt er, "hier am Rand ist ein weißer Streifen." Gar kein Streifen wäre besser. Denn dann wäre der Maschinenbautechniker einer von 12 000 Mitarbeitern, die zur Stammbelegschaft bei dem Flugzeugbauer südlich der Elbe gehören. Ein roter Streifen auf dem Ausweis allerdings wäre noch schlechter, dann wäre der Mittvierziger nämlich ein sogenannter "Werksvertragler", dessen Arbeitskraft nur für ein bestimmtes Projekt angefordert wird. Der weiße aber, der weist ihn als "Leiharbeiter" aus. Einer von 5000 auf Finkenwerder. Ein LAK, eine Leiharbeitskraft. Nirgendwo in Hamburg gibt es mehr Leiharbeiter als bei Airbus, und nirgendwo in Deutschland gibt es mehr LAK als in Hamburg.

Neben dem weißen Streifen steht in Wahrheit ein anderer Name, aber Heiko möchte seinen nicht in der Zeitung lesen. Das ist leicht zu verstehen, wenn man weiß, dass die Unsicherheit ständiger Begleiter dieser Arbeitnehmer auf Zeit ist. Und die Zeit läuft gerade rückwärts für die Leiharbeiter in Deutschland. Seit Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Unternehmen verkündet, dass es sich aufgrund der Finanzkrise von seinen Leiharbeitern trennen wird.

Den Anfang machte BMW mit dem Abbau von 5000 Zeitarbeitern. 200 bei Ford, 500 bei Deutz, 5000 weltweit bei Continental - die Liste der angekündigten Entlassungen ließe sich fortsetzen. Dabei wird eines oft übersehen: Die fortgeschickten Leiharbeiter landen nicht auf der Straße, sondern zunächst einmal wieder bei ihrer Verleihfirma. Denn mit der haben sie einen Vertrag.

Rund 13 000 solcher Firmen gibt es mittlerweile in Deutschland, der größte Personaldienstleister ist Randstad mit 60 000 Mitarbeitern. Keine Branche ist in den letzten fünf Jahren so rasant gewachsen. Der Boom begann, als Agenda-Kanzler Gerhard Schröder und sein Wirtschaftsminister Wolfgang Clement mit den Hartz-Gesetzen die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes vorantrieben. Durften Zeitarbeiter nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) maximal nur drei Monate an einen Kunden ausgeliehen werden, ist ihr Einsatz bei einem Unternehmen seit 2004 zeitlich unbefristet möglich. Der explosive Effekt: Gab es 2002 rund 260 000 Zeitarbeiter in Deutschland, waren es im Sommer 2008 laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) etwa 750 000. Die Politik hatte es möglich gemacht, dass Firmen sich nach Bedarf ihr Personal dazukaufen konnten - und es auf Knopfdruck auch wieder loswurden, wenn beispielsweise die Aufträge ausbleiben.

Doch das war bisher kaum der Fall. Im Gegenteil: Die Verleihfirmen hatten im Aufschwung der letzten Jahre zunehmend Mühe, gutes Personal zu finden. Auch Heiko Werner, der nach seiner Lehre als technischer Zeichner arbeitslos wurde, sich dann zum Maschinenbautechniker und später auch in Umwelttechnik fortbildete und zweimal durch die Insolvenz seiner Firmen den Job verloren hat, bewarb sich schließlich bei einer Verleihfirma - und landete so vor zweieinhalb Jahren bei Airbus, wo er heute in einer Konstruktionsabteilung arbeitet. "Ich dachte damals, na gut, zwei Jahre als Leiharbeiter bei Airbus, dann kriegst du sicher eine feste Anstellung."

Heiko Werner ist, wie er sagt, "kein typischer Leiharbeiter sondern privilegiert". Weil zum einen bei Airbus das Prinzip gelte: gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Und weil er nicht wie die Mehrzahl der Zeitarbeiter auf Finkenwerder in der Produktion arbeitet, Schichtdienst hat und pro Stunde bezahlt wird, sondern als Angestellter ein Grundgehalt von 3400 Euro brutto erhält. Wobei seine Firma ihm nur die tariflichen 2700 Euro zahlt, die Differenz übernimmt Airbus. Zahlt also kräftig drauf, doch das ist sozusagen der Preis für die erkaufte Flexibilität. Dafür arbeitet Heiko 35 Stunden in der Woche. Er hat ein Arbeitszeitkonto, darf bis zu 150 Plus- oder 20 Minusstunden anhäufen. Seine Verleihfirma hat einen Tarifvertrag mit dem Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ), danach hätte er einen Urlaubsanspruch von 27 Tagen. "Aber da ich bei Airbus bin, habe ich 30 Tage Urlaub." Vom siebten Monat des Beschäftigungsverhältnisses an gelten auch für ihn die gesetzlichen Kündigungsfristen. "Das Problem ist, wenn Airbus meinem Verleiher sagt, wir brauchen deine Leute nicht mehr, geschieht das innerhalb von 14 Tagen. Und wenn mein Verleiher dann nicht innerhalb von vier Wochen einen neuen Kunden findet, wird er mich kündigen - und ich bin wieder arbeitslos."

Da es der Branche bisher so gut ging, ist dieses Szenario eher selten, könnte aber in den nächsten Monaten ein großes Thema werden. Das Bundesarbeitsgericht hat in einem Urteil von 2006 geklärt, was in der Zeitarbeitsbranche nicht geht: eine betriebsbedingte Kündigung, weil es kurzfristig keine Aufträge gibt.

Ist Zeitarbeit also gar kein Fluch, sondern ein Segen, weil ja jetzt die Verleihfirma das wirtschaftliche Risiko trägt? Sind Leiharbeiter gar keine "Arbeitnehmer zweiter Klasse", wie der Deutsche Gewerkschaftsbund klagt, weil sie meist nicht nur schlechter bezahlt werden, sondern auch das höhere Entlassungsrisiko tragen? Ist es etwa übertrieben, wenn "Jürgen2" bei www.chefduzen.de, wo haarsträubende Erfahrungsberichte mit Zeitarbeitsfirmen geschildert werden, schreibt: "Man muss sich immer bewusst sein, die sehen dich nicht als Mensch und Arbeitnehmer, sondern als Kostenfaktor und Rohstoff." Hat Heiko Werner Unrecht, wenn er sagt: "Ich finde es in höchstem Maße unmoralisch, dass man Menschen genauso leihen kann wie eine Packung Schrauben. Menschen sind keine Ware!"

Aber Manövriermasse - gebraucht in guten Zeiten, abgestoßen in der Krise?

Missstände gibt es genug. In einem "Schwarzweißbuch" hat die IG Metall zahlreiche Beispiele aufgeführt. "Der Grundsatz 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' wird bei der Leiharbeit massiv verletzt", sagte IG-Metall-Vize Detlef Wetzel bei der Buchpräsentation. Und damit würde das in Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte genannte Recht auf gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit missachtet. In keiner anderen Branche in Deutschland seien Armutslöhne so verbreitet. "Jeder achte Leiharbeiter bezieht lediglich einen Armutslohn", sagte Wetzel und berichtete von dem Fall eines Leiharbeiters, der einen Arbeitsvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma unterschreiben musste, weil ihm sonst das Arbeitslosengeld II gestrichen worden wäre. Nach 120 Stunden Arbeit im Monat seien ihm 575 Euro geblieben.

Heiko Werner erzählt von einem Kollegen aus dem "Arbeitskreis Leiharbeiter", der seine Verleihfirma auf Zahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld verklagt hat. Denn auch das sieht die Vereinbarung Siduflex (Sicherheit durch Flexibilität) vor, die Airbus mit dem Betriebsrat geschlossen hat. Dafür verpflichtete sich der Flugzeugbauer, bis 2012 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen und durfte im Gegenzug Zeitarbeiter verpflichten. Der Ingenieur bekam recht - und wurde prompt von seinem Verleiher bei Airbus abgemeldet. Werner: "Das hast du davon, wenn du dich wehrst und dein Recht einklagst."

Mit Klagen kennt sich Heike Trost aus. Und vielleicht ist der Platz zwischen allen Stühlen ihr bevorzugter. Sie ist Gewerkschafterin, arbeitet seit 13 Jahren bei Adecco in Hamburg - und ist seit knapp einem Jahr Betriebsratsvorsitzende der Zeitarbeitsfirma. "Die meisten unserer 500 Mitarbeiter haben unbefristete Verträge", schickt die 45-Jährige gleich vorweg. Und dass es in der Krise nun den Zeitarbeitern als Ersten an den Kragen gehen wird, glaubt sie überhaupt nicht. Im Gegenteil. "Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist bei uns geringer als bei jedem Unternehmen. Wenn dort die Leute entlassen werden, stehen sie am nächsten Tag auf der Straße. Bei uns aber sind sie nicht an ein Unternehmen gebunden, da geht es nur um ihre persönliche Qualifikation." Richtig sei die Formel: je geringer die Qualifikation, desto größer die Unsicherheit. Auf Versammlungen der IG Metall könnte sie jedes Mal "in die Luft gehen", wenn dort von modernem Sklavenhandel geredet wird. Und dann erzählt sie von ihrem Sohn, der Tischler gelernt hat. Als die Branche schwächelte, hat er sie gefragt, ob nicht auch Zeitarbeit was für ihn sei? "Ich habe ihm gesagt: Erstens hast du dann überhaupt Arbeit, zweitens sammelst du Erfahrungen im Beruf, und drittens kannst du vielleicht in eine Festanstellung reinrutschen", erzählt die dreifache Mutter. Sie untermauert ihr Plädoyer für Zeitarbeit durch Zahlen: Durch den Tarifvertrag mit dem Bundesverband Zeitarbeit (BZA) garantiert Adecco einen Einstiegslohn für Hilfsarbeiten ohne Ausbildung von 7,38 Euro im Westen (6,42 Euro im Osten).

Na wunderbar, möchte man sagen, doch dann kommt das arbeitgebernahe Institut für Wirtschaft und Gesellschaft und erklärt: "Neben der Überbrückung von personellen Engpässen wird Zeitarbeit zunehmend strategisch eingesetzt, das heißt zur Senkung der Arbeitskosten." Und die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat bei einer Betriebsrätebefragung herausgefunden, dass "jeder vierte Betrieb Stammbeschäftigte durch Leihkräfte ersetzt". Kein Wunder, dass die Zeitarbeiterquote in manchen Unternehmen auf mehr als 20 Prozent hochgeschnellt ist. "In diesen Betrieben", so Wetzel, "wollen die Arbeitgeber einen Niedriglohnsektor etablieren, nichts anderes." Eine bedenkliche Entwicklung, da laut einer Studie der Technischen Universität Darmstadt die meisten Leiharbeiter ihre Situation als extrem belastend ansehen. Ständig neue Einsatzorte, neue Aufgaben, neue Kollegen - darunter leide das Privatleben. Leiharbeit, so das Fazit, biete außerdem kaum Zukunftsperspektiven, weil es wegen fehlender Qualifikationsmöglichkeiten wenig berufliche Aufstiegsmöglichkeiten gebe.

Heike Trost dagegen verweist auf Weiterbildungsprogramme, die ihre Firma anbietet. Und sie schätzt, dass ein Drittel ihrer Mitarbeiter sich ganz bewusst für die Zeitarbeit entschieden hätten: "Die wollen nicht immer dasselbe machen. Die sind neugierig: Was passiert beim nächsten Chef?"

Auch Heiko Werner kennt solche "total verrückten Kollegen, die darauf stehen, mal woanders eingesetzt zu werden, weil sie was von der Welt sehen wollen". Aber das sind "kuriose Ausnahmen". Und auf ihn trifft das schon gar nicht zu. Sein Lebensgefühl werde von "totaler Unsicherheit" dominiert. "Du weißt einfach nicht, bist du nächstes Jahr noch in diesem gut bezahlten Job oder nicht? An Geschichten wie Riester oder so ist gar nicht zu denken. Es nervt, weil du einfach keine Chance hast, irgendetwas zu planen."

Was er sich wünscht? "Dass wir Leiharbeiter nach einer gewissen Zeit im Betrieb bei Festanstellungen als Erste gefragt werden." Das könne man relativ einfach über Betriebsvereinbarungen regeln. Es sei doch absurd, dass man jahrelang mit einem fest angestellten Kollegen den Schreibtisch teile, und wenn der in Ruhestand geht, werde die Stelle extern ausgeschrieben und jemand von außen geholt. Warum nimmt man dann nicht ihn? Dann wäre auch der weiße Streifen weg.[/size]

Jester

Zitat
Heike Trost dagegen verweist auf Weiterbildungsprogramme, die ihre Firma anbietet. Und sie schätzt, dass ein Drittel ihrer Mitarbeiter sich ganz bewusst für die Zeitarbeit entschieden hätten: "Die wollen nicht immer dasselbe machen. Die sind neugierig: Was passiert beim nächsten Chef?"

Heike ist wohl nicht mehr ganz bei Trost!

admin

ZitatKäfighaltung im Callcenter
Die Callcenter-Branche boomt, die Gewinne steigen, aber nicht die Löhne derer, die diese Gewinne erwirtschaften.


,,Ohne Worte. Mit Dank an die Linkspartei." Im Internetblog ,,chefduzen.de – das Forum der Ausgebeuteten" hat die Bloggerin Nikita ein Informationsblatt der Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann als PDF-Datei hinterlegt, das über Ergebnisse einer Bundestagsanfrage der Fraktion DIE LINKE informiert. Die Anfrage trug den Titel ,,Fehlende Mindeststandards in der Callcenter-Branche". Sie ist im Oktober 2010 von der Bundesregierung beantwortet worden.


Arbeit unter Druck und Aufsicht

Sabine Zimmermann begründet, warum sie sich sowohl im Jahr 2009 als auch in diesem mit einer Kleinen Anfrage zum Thema Callcenter an die Bundesregierung gewandt hat. Vor zwei Jahren hatten Betriebsräte aus der Callcenter-Branche sie im Bundestag besucht. ,,Ich konnte kaum glauben, was die Kolleginnen und Kollegen über ihre Arbeit berichteten: Überwachung, enormer Arbeitsdruck und Hungerlöhne von fünf bis sieben Euro...

Der vollstänge Bericht: http://www.linksfraktion.de/clara/maerchen-jobwunderland/kaefighaltung-callcenter-2010-12-08/

Eivisskat

Wieso "Konnte sie es denn kaum glauben", die dumme Gans?

Wo leben diese Leute, was haben die immer noch für ein seltsames, eingeschränktes Weltbild, auch in der Linkspartei?

Wo informieren die sich, was lesen die denn bloß, um Bescheid zu wissen, was in diesem Land seit Jahrzehnten abgeht  ???

Nicht erst seit 2010 sind die haarsträubenden Zustände in den CC landesweit bekannt, im Rest der westlichen Welt vermutlich ebenso. Tausende von Forenbeiträgen betroffener Agenten, Berichte und Reportagen, selbst Wallraff hat sich bemüht und DIE kommt jetzt erst aus ihrem Mustopp und "Kann es kaum glauben"?

ICH glaube es mal wieder auch nicht!  ::)



Frohe Ostern!






admin

ZitatKielKontrovers

Politblog aus Kiel



Kiel, 8. Mai: Per Internet zur Revolution?

oder:
Wie geht Klassenkampf heute?

In Kiel:
Sonntag, 8. Mai 2011 ab 19 Uhr
PUMPE, Haßstraße 22

In Lübeck:
Montag, 9. Mai 2011 ab 19 Uhr
DGB-Haus – Holstentorplatz 1-5
Raum 3 / 4 (Erdgeschoss)




Durch die Medien geistert die These, das Internet und speziell Facebook seien verantwortlich für die Unruhen in der arabischen Welt. Für wirkungsvolle Kämpfe muß jedoch einiges mehr zusammenkommen als ein wenig Digitaltechik. Zwei der erfolgreichsten deutschen politischen Internetprojekte stellen sich vor, berichten von ihren Erfahrungen und diskutieren zeitgemäße und altbewährte Methoden sich zu organisieren.

Wir sind es leid immer nur Kämpfe in anderen Ländern zu konsumieren, egal ob in Frankreich, Griechenland oder in Nordafrika. Wir wollen die Verhältnisse auch hier zum Tanzen bringen. Dazu muß man sich mit den Ausbeutungsverhältnissen vor Ort auseinandersetzen. Zwei klassenkämpferische Projekte, die das Internet nutzen um Nachrichten aus der Welt der Ausbeutung zu verbreiten und zeitgemäße Formen der Selbstorganisation und Kampfformen für ein besseres Leben zu
unterstützen, kommen auf dieser Veranstaltung zu Wort. Die Referenten
sind: Mag Wompel, Betreiberin des LabourNet (,,Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, gesellschaftskritisch") und Karsten Weber, Gründer von chefduzen.de, dem ,,Forum der Ausgebeuteten", das inzwischen Schwesterprojekte in Österreich und der Schweiz hat.

Über die Referenten der Veranstaltung:

Mag Wompel ist Industriesoziologin und freie Journalistin. 1960 in Polen geboren, als Teenager über die Schweiz und etliche Stationen im Ruhrgebiet, Bochum, gelandet. Mitglied nationaler und internationaler Vernetzungsinitiativen kritischer/oppositioneller GewerkschafterInnen und Autorin industriesoziologischer und gewerkschafts- wie sozialpolitischer Veröffentlichungen. Verantwortliche Redakteurin des LabourNet Germany seit 1997.

Karsten Weber ist Energieanlagenelektroniker und Filmemacher. 1960 in Neumünster geboren und lebt heute in Kiel. Das Interesse an politischer und kultureller Selbstbestimmung und an einem internationalen Austausch führten zu zahlreichen Kontakten nach Groß Britannien und China. Seit 2002  presserechtlich verantwortlich für das Internetforum chefduzen.de


Es ist eine Veranstaltung für die Rebellion in unseren Breiten. Eine Abrechnung mit Sackgassen der traditionellen Gewerkschaftsbewegung. Klassenkampf ohne den Muff der Funktionäre. Eine Suche nach den Stärken der vergangenen Kämpfe der Arbeiter- und sozialen Bewegungen. Es geht um Gemeinsamkeiten einer zersplitterten Klasse (in Stammbelegschaften, Leiharbeiter, Tagelöhner, Scheinselbständige und die Reservearmee der Erwerbslosen), es geht um Grenzüberschreitung im Wortsinne und um das Erkennen der eigenen Macht. Es geht um Wege uns ein besseres Leben zu erkämpfen.

Die Projekte im Web:
www.chefduzen.de
www.labournet.de
http://kielkontrovers.wordpress.com/2011/04/29/kiel-8-mai-per-internet-zur-revolution-oder-wie-geht-klassenkampf-heute/

admin

Ich empfinde es als eine besondere Ehre, daß die älteste linke Zeitung in Deutschland, die ARBEITERPOLITIK sich für chefduzen.de interessiert und ein Interview geführt hat.

Ich kann die Lektüre dieses ausführlichen Interviews nur empfehlen, denn es spiegelt recht gut den Forenbetrieb über 8 Jahre, bzw. die Gedanken und internen Diskussionen darüber wider.















www.arbeiterpolitik.de

antonov

nettes interview, aber, war das jetzt mit dem österreichischen forum ein unfall oder absicht

hmm, naja wurscht, ich kann sorgen haben

admin

ZitatKilometerfresser - Auf dem Highway ist die Hölle los

Kilometerfresser - Kraftfahrer/in wie ist deine Arbeitssituation ? aktion von kilometerfresser und chefduzen


,,Wir erinnern uns noch an die Dieselproteste und Blockadeaktion im Jahr 2008.Doch das Problem war weniger die damaligen hohen Dieselpreise, diese übrigens heute noch weitaus höher sind. Es sollten auch die schon damaligen enorm Menschen unwürdigen Arbeitsbedingungen von vielen Fahrern/innen, die sich keines Wegs verbessert haben, im Mittelpunkt stehen. Durch die Wirtschaftskrise 2008 erfolgte eine weitere Verschlechterung der Bedingungen. Heute brummt die Wirtschaft, der Gütertransport auf der Straße ist im letzten ja so enorm angestiegen und es wird händeringend nach qualifizierten und zuverlässigen Fahrpersonal gesucht. Die wenigsten Firmeninhaber oder Konsortien sind bereit die heutigen Mehreinnahmen und Gewinne zum Teil an ihr Personal weiter zu geben oder in neue Technik zu investieren. Der sozialen Abschwung für das Fahrpersonal, besonders in den NBL , setzt sich trotz der florierenden Wirtschaft immer weiter fort, teilweise haben die Arbeits - und Arbeitsschutzbedingungen für die Kraftfahrer noch weiter verschlechtert. (...) Beteiligt euch an der Gemeinschaftsaktion von Kilometerfresser und Chefduzen.de!..." kilometerfresser und chefduzen: gemeinsame aktion gegen schlechte arbeitsbedingungen von fahrpersonal. Siehe dort auch
 
die Umfrage: Kraftfahrer/in wie ist euer Lohn bei welcher Arbeitszeit pro Woche ?
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/tw/sonstige/muede.html

admin

ZitatDie Betreiber von "Chefduzen" sind "problematische" Charaktere...

... um das mal nett auszudrücken. Ich sehe da eher medizinisch (psychologisch) relevante Probleme (Störungen).
Da werden Nutzer auch mal willkürlich gesperrt.
Es reicht schon wenn jemand im Spaß, und ohne einen problemtischen Zusammenhang das Wort "Bombe" fallen lässt.

Das sind geschlagene Hunde, die vor Juristen etc. klein beigeben, aber jeden der erwähnt das man so etwas auch anonym betreiben kann angiften und mit "Feigling" etc. verleumden.
Ganz jämmerlich.....
Also entweder ignoriert man jegliche Drohungen und Urteile, oder man betreibt so eine Seite konsequent(erweise) anonym.
http://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Arbeit-oder-Ausbeutung-wo-andere-Urlaub-machen/Die-Betreiber-von-Chefduzen-sind-problematische-Charaktere/posting-24738904/show/

;D

Rudolf Rocker

Na, da war wohl wieder ein Internet- Workshop in der Klappse! ;D

Rappelkistenrebell

Der Schmierfink hat mit desem Artikel die Mutprobe seiner Selbsthilfegruppe bestanden  ;D
Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

The-watcher


Kuddel

Boah, wie eingeschüchtert kann man nur sein?

The-watcher, ich habe deine kritische Grundhaltung stets geschätzt, doch was reitet dich hier!?!?

Und irgendwie vermischt du den journalististischen Beitrag und den Leserbrief eines Schwachmaten. Leserbriefe dürfen doof sein, denn das fällt nur zurück auf den Autoren. Heise glänzt durch eine Flut unerträglich dummer Leserkommentare.

Der Heise/Telepolis Artikel darüber (CCES24) war aber wichtig. Die Zahl der Reaktionen zeigt auch, welch wunden Punkt er getroffen hat.
"inhaltsleere Beiträge"
Mehr Substanz und Inhalt, als 99.99% aller Medienbeiträge und du spulst dich auf.

"selbst geschadet", "solche Machwerke", ich glaub, ich spinne!

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