Zwangs - und Sklavenarbeit auch in der Schweiz

Begonnen von nejlepsi, 00:51:55 Mo. 16.November 2009

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nejlepsi

So Leute, mein erster Beitrag hier.Ich hoffe , ihr erlaubt es mir Geschichten aus der viel weniger sozialen Schweiz zu erzählen.
Ich lebe in der Schweiz,habe immer links gewählt, war 16 Jahre bei der Schweizer Post, wo man mich vor18 Monaten entlassen hat,obwohl ich Kinder habe und die Post umgerechnet 700 Milionen Euro Gewinn im Jahr macht.
In der Schweiz ist alles genauso beschissen, wie in Deutschland.Alles läuft genau gleich ab, heisst alles nur ein bisschen anders.
Obwohl ich regulär arbeitslos bin , wurde ich zu einem Beschäftigungsprogramm, dass sich selbst sozial und christlich nennt, gezwungen. Grund:(Eingliederung in die Gesellschaft,soziale Kontakte knüpfen,strukturierter Tagesablauf, bla bla bla usw.),  obwohl Zwangsarbeit eigentlich verboten ist.
Das Arbeitsamt hat sogar noch gezahlt, damit ich dort für die Kapitalisten gratis arbeiten durfte. Es war ein Gebäude, wo andere Firmen Arbeit angeliefert haben, die dann gratis gemacht wurde. Alles dabei, Receicling, Metallverarbeitung , Holzarbeiten, Couvertierung, Einpacken uns solcher Scheiss. Etwa 250 Leute, eine Art KZ. Rund 40 Asylanten waren auch dort für umgerechnet 5 Euro am Tag. Wie praktisch, dass die Baracken für sie, wo 6 Leute in einem Zimmer wohnten gleich 20 Meter von dort entfernt waren. Arbeitszeit 42 Stunden  pro Woche, halt wie in der Privatwirtschaft. Habe absolut nichts dazuverdient.
Warum habe ich eigentlich so lange die Arbeitslosenversicherung gezahlt? Jedenfalls habe ich denen meine Meinung gesagt, ganz böse Sachen, konnten mir deswegen aber kein Geld streichen,weil ich immer gearbeitet habe. Wollten dass ich nach 3 Monaten noch 3-6 Monate anhänge. Da ich aber über alles geschimpft habe und für sie zu wenig motiviert und kooperativ war, konnte ich gehen. Das war vor einem halben Jahr, jetzt erwartet mich Sozialhilfe.
Dann werde ich wieder dort hin geschickt.Sonst kann der ganze Grundbedarf gestrichen werden. Kann wieder gratis arbeiten.Kriege nicht einmal €1,50 pro Stunde zusätzlich wie bei euch.
Das traurige in der Schweiz ist.  Hier muss man die Sozialhilfe zurückzahlen, wenn man wieder Arbeit hat. Da kann es sein dass man für 2 Erwachsene und 2 Kinder in 10 Jahren, wenn ich alles rechne( Miete, Krankenkasse, Grundbedarf) 300.000 Euro bekommt, man froh ist wieder Arbeit zu haben und dann kommt der Staat und will alles wieder zurück haben. So was gibt es wirklich nur hier in der Schweiz, im ultrarechten Teil Europas.
Andere unsozialen Sachen: Jeder zahlt gleich viel Krankenkasse pro Personl( bis auf die Unterschiede in den Krankenkassen), egal ob man 1000 Euro oder 5000 Euro im Monat verdient.Ich zahle 580 Euro . Und da ist nicht einmal der Zahnarzt dabei, den zahlt jeder zusätzlich selbst.
Kinderzulage wurde erst küzlich auf lächerliche 130 Euro erhöht, was ja nichts ist für die teure Schweiz. Ausserdem kriegen sie nur Leute die arbeiten.
Und jetzt haltet euch fest, Kinderzulagen muss man hier versteuern. Das sind nur ein paar Gründe warum ich oben geschrieben habe, dass Deutschland viel sozialer ist als die Schweiz. Die FDP in Deutschland will ja auch die Kopfpauschale bei den Krankenkassen, jetzt wisst ihr, was euch von diesen Banditen noch blühen kann.
Zurück zum eigentlichen Thema. Ist es noch ein Rechtsstaat, der Leute terrorisiert und unter Androhung von Repressalien und Kürzungen von Geld, zu unbezahlter Zwangsarbeit zwingt, es hinnehmen würde, dass Kinder verhungern, weil das Geld gestrichen wird? Nennt man das noch Freiheit? - SICHER NICHT!
Manchmal ertappe ich mich beim Gedanken, dass die Kommunisten schon gewusst haben, warum sie mit den Kapitalisten kurzen Prozess gemacht haben.

BakuRock

Zitat..... .Ich zahle 580 Euro . ....

Moin @nejlepsi - zahlst du diesen Beitrag an die KK fuer eine Person/Monat oder pro Jahr - oder fuer 4 Personen/Monat oder pro Jahr - oder wie jetzt? - Das hast du leider offen gelassen  ?(
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Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es für sie keine Hoffnung. .... A. Einstein

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nejlepsi

Moin BakuRock

Das ist für 4 Personen und Monat.

Gerade habe ich noch die Vermögensschongrenze für die Sozialhilfe verglichen. Während ich in Deutschland rund 18.000 Euro Vermögen behalten könnte, sind es in meinem Kanton gerade nur 3.500 Euro für die ganze Familie. Obwohl die Schweiz klein ist macht jedes der 26 Kantone seine eigenen Gesetze und legt alle Beträge für sich selbst fest. Mein Kanton Aargau ist leider der mieseste aller Kantone, wo man am wenigsten Geld erhällt und am wenigsten auch behalten darf.

schwarzrot

Danke nejlepsi, ist gut mal von den nachbarn zu hören, wie es dort abgeht und was mensch um himmelswillen nicht nachmachen sollte.

ZitatDas sind nur ein paar Gründe warum ich oben geschrieben habe, dass Deutschland viel sozialer ist als die Schweiz. Die FDP in Deutschland will ja auch die Kopfpauschale bei den Krankenkassen, jetzt wisst ihr, was euch von diesen Banditen noch blühen kann.
Ist das eingentlich in der schweiz immer so gewesen, oder hat sich dieses system auch erst in den letzten 20 jahren so daneben gebildet?

Ich finde es wäre prima, wenn wir noch mehr infos über andere staaten in europa hätten.
Natürlich dabei aufpassen, dass wir dabei nicht das wort zu einer unterbietungskonkurenz liefern, schliesslich sind die sozialsysteme erkämpfte rechte.

Schlechte sozialsysteme weisen darauf hin, das leute in dem bereich geschlafen haben.
Vermutlich geht seit jahren es alles in richtung USA. Komischerweise führen die aber nun (zum glück) wieder die krankenversicherung ein.
Haben wohl gemerkt, dass totale kapitalistische 'freiheit' nicht weiterbringt.
"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

Wieder aktuell: Bertolt Brecht

götzb

ZitatDas traurige in der Schweiz ist.  Hier muss man die Sozialhilfe zurückzahlen, wenn man wieder Arbeit hat.

Gut dann bleibt man eben arbeitslos.  :evil: ;D ;D ;D
Sabotage als legitimes Mittel gegen Zwangsarbeit und Niedriglohn.

Alan Smithee

Kann mich schwarzrot nur anschließen, dass es sehr interessant ist, die aktuellen Zustände aus anderen Ländern zu erfahren.

Offensichtlich wird in Richtung Sozialabbau sehr global gedacht.. >:(

@nejllepsi: schon krass bei euch. Das ist in meinen Augen Arbeitslager reloaded. :o
...still dreaming of electric sheep...

Alex22


ManOfConstantSorrow

So oft enden wütende Erlebnisbeschreibungen in disem Forum mit "gute Nacht Deutschland" oder ähnlichem. Wir haben es aber nicht mit einem nationalen Problem zu tun. Der Kapitalismus herrscht weltweit und die daraus resultierenden Folgen/Probleme machen nicht an Nationalgrenzen halt.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Pschiu

@ nejlepsi

Danke für deinen mutigen Bericht. Tönt wirklich übel. Ich hab zwar schon ein bisschen was gehört, was auf RAVs und Sozämtern so passiert (ich bin auch aus der Schweiz), aber so was derbes war da noch nicht dabei. Sind denn dort fast alle 250 Leute in Zwansarbeit oder ist das nur ein Teil? Seit wann gibt es diese ... "Institution". Gibt es noch andere solche Betriebe (im Aargau, in anderen Kantonen?), hat das sogar System?
So wie du das schilderst gibt es ja fast keine Möglichkeit, aus dem wieder rauszukommen. Blüht bald allen Arbeitslosen unbezahlte Zwangsarbeit, an denen sich gewisse Leute eine goldenen Nase verdienen können?

Übrigens:
In der Schweiz gibt es seit diesem Sommer auch ein chefduzen-forum. Weil darin ein User auf deinen Beitrag hingewiesen hat (hier: http://www.chefduzen.ch/viewtopic.php?f=8&t=132&sid=f708c2a0c81dd426a05641ed1623fbe0), habe ich die Geschichte erst mitbekommen.

Auch wenn dieses Forum noch klein ist, bleibt das Ziel, gegen die realen Schweinereien real vorzugehen.

Von dem her hoffe ich auf weitere Wortmeldungen von Leuten die den Mut aufbringen (und auch den Aufwand nicht scheuen), ihre Stimme gegen diese Scheisse zu erheben.

nejlepsi

Also Leute
Ich habe gesehen, dass der Sklavenbetrieb, wo ich unbezahlte Zwangsarbeit leisten musste, auch bei Wikipedia drin ist. Es handelt sich um die Stiftung Wendepunkt in Oftringen in der Schweiz.
Bei Wikipedia steht: "die Stiftung Wendepunkt ist ein christlicher Sozialbetrieb, der Menschen hilft." Da musste ich fast kotzen.
Also habe ich schon zweimal versucht hinzuschreiben:" In der Stiftung Wendepunkt müssen Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger von den Behörden verordnete unbezahlte Zwangsarbeit leisten." Mit Signatur wohlgemerkt.
Wie Ihr Euch vorstellen könnt, wurde mein Beitrag nicht veröffentlicht. Es herrscht also Zensur und Diktatur überall. Es werden nur Sachen veröffentlicht, die diesen Parasiten passen.

MizuNoOto

ZitatImmer mehr Schweizer Kantone verbieten den Empfängern von Sozialhilfe, einen eigenen Wagen zu besitzen - das würde die Umwelt nur unnötig belasten. Die Schweizerische Volkspartei fordert sogar, Sozialfällen gleich auch den Führerschein abzunehmen.
...
Außerdem belasteten Sozialhilfeempfänger mit einem Auto unnötig die Umwelt. Sie könnten ihre Aufgaben mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen. "Weltweit kommen Millionen Menschen ohne Auto aus", sagt Preisig. Ausnahmen sollen nur für jene gemacht werden, die aus gesundheitlichen oder beruflichen Grünen motorisiert sein müssen. Für junge Leute wäre das Autoverbot ein zusätzlicher Anreiz, auf jeden Fall arbeiten zu gehen.

Aber nicht nur der Besitz, selbst die Miete eines Autos soll Sozialhilfeempfängern in Zürich verboten werden. Bei anderer Gelegenheit hat die SVP gefordert, Sozialfällen gleich auch den Führerschein abzunehmen
SZ

Deutschland führte 1917 das Frauenwahlrecht ein. Die Schweiz 54 Jahre später.
Deutschland senkte unter Rotgrün die Körperschaftssteuer um 20 Prozentpunkte. Einige schweizer Kantone schafften sie gleich ganz ab.
In Deutschland wenden sich lokale Gruppen (meist erfolglos) gegen den Bau von Moscheen. In der Schweiz steht das Minarettverbot in der Verfassung.

Es ist schon traurig für die Welt, dass dieser deutsche Scheißstaat nach wie vor eines der sozialsten und rechtsstaatlichsten Ländern der Welt ist.

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