Brief vom Amt bekommen - habe Angst

Begonnen von Rammstein, 03:33:33 Sa. 10.März 2012

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Rammstein

Ich glaube, dass diese 1-Euro-Jobs nur in der Theorie gut klingen - aber in der Praxis... Als ich am Anfang meiner Hartz IV Zeit war, dachte ich, dass ein 1-Euro-Job wa Gutes war, da man etwas der Gesellschaft zurückgibt. Mein erster 1-Euro-Job war in einem Kindergarten. Es war schon schwierig, aber allerdings nicht so schlimm wie in der zweiten Firma. Die zweite Firma war eine typische Ausbeuter-Firma - das ist für mich der Spiegel der Arbeitslosenindustrie. Die Chefs waren in meinen Augen Sadisten. Immer änderten sie eine Regel, ich wusste nicht mehr ein oder aus, und ich bin irgendwann zusammengebrochen.
Ich glaube, dass es eine richtige Arbeitslosenindustrie gibt.
Ich könnte mich vorstellen, dass die Leute, die in der ARGE sitzen, Druck von oben bekommen. Ich denke, auch der netteste ARGE Mitarbeiter hat Angst, zum Hartz IV Empfänger zu werden, falls er nicht "mitmacht". Also muss er einigermassen mitmachen.
Aber ich könnte mich auch vorstellen, dass einige ARGE-Mitarbeiter sich voll mit diesem Job identifizieren, und sich als "Parasiten-Jäger" sehen. Ich könnte mich vorstellen, dass diese Leute ihrem (neoliberalen) Vorgesetzten richtig in den Arsch kriechen, aber ihre "menschlicheren" Kollegen und "ihre" Hartz IV Empfänger richtig schlecht behandeln. Mir tun die Leute leid, die mit solchen Leuten zu tun haben.
Aber ich könnte mich schon vorstellen, dass einige "menschlichere" Leute der ARGE von ihrem Job und den "Parasiten-Jägern" so angekotzt sind, dass sie sich mit den ALG II Empfänger solidarisieren...

Ratrace

ZitatIch glaube, dass es eine richtige Arbeitslosenindustrie gibt.
Die gibt es, das ist ein offenes Geheimnis. Massig "Bildungsträger" saugen sich nutzlose "Fortbilduns- und Qualifizierungsmaßnahmen" aus den Fingern, lassen sich vom Amt, also dem Steuerzahler, das Ganze fett bezahlen, und spielen dann Kaufmannsladen mit den Erwerbslosen. Oder üben irgend einen Eurythmie-Quatsch auf Theaterbühnen zur Festigung und Optimierung des Körperausdruckes und dergleichen Blödsinn mehr. Der Bildungsträger verdient sich dumm und dämlich, und die Arbeitslosenstatistik ist wieder mal geschönt.

Die 1,50-€-Jobs sind oft nicht zusätzlich, sondern ersetzen voll sozialversicherungspflichtige Jobs. Aber fast immer sind sie nutzlos, was die Integration in den ersten Arbeitsmarkt angeht. Aber laut offizieller Lesart seien sie auch gar nicht dazu gedacht, Arbeitslose in Beschäftigung zu bringen, sondern sie sollen ihnen das "Arbeiten beizubringen". Aha. Als seien die Arbeitslosenzahlen ein Ausdruck der mangelnden Arbeitsfähigkeit der einzelnen. Es gibt nur wenig Lügen aus der Politik, die unappetitlicher und zynischer sind. "Das Arbeiten beibringen" - so redet man mit Sklaven. Und genau das sollen die Erwerbslosen sein, nicht nur per Gesetz, sondern auch in ihrem Selbstverständnis, wenn es nach denen geht, die sich nach wie vor für Hartz IV / die Agenda 2010 aussprechen und Schröders Reform für "mutig" halten. Wehrlose ins Elend zu stürzen und sich danach umgehend in die gutbezahlte Wirtschaft zu verpissen ist also "mutig".

Leihbuden, Billig-Paket- und Briefkurierdienste, Callcenter etc., also die üblichen Vertreter aus dem ganz miesen Bereich der prekären Beschäftigung, lassen sich vom Amt massig Arbeitslose zuschustern und kassieren auch noch erkleckliche finanzielle Unterstützung dafür, daß sie die Leute beschäftigen, besonders in sogenannten strukturschwachen Gebieten, in denen der Staat mit seiner Arbeitspolitik komplett versagt hat. Ist die Querfinanzierung durch den Steuerzahler / das Amt vorbei, ist auch das Angestelltenverhältnis vorbei. Als "schöner" Nebeneffekt werden noch durch diese Praxis die Löhne gedrückt. Das "Aufstocken", wie es als eigentlich neutrales Wort im Volksmund heißt, ist nichts anderes als die Querfinanzierung von sittenwidrigen, asozialen und die Billiglohnspirale befeuernden Niedrigstlöhnen durch den Steuerzahler. Ein politischer Trick zur Schönung der Arbeitslosenstatistik, Betonierung eines Niedriglohnsektiors und ein Kotau vor der Wirtschaft. Das Allerletzte.

Ich kann mich mit meinen zarten 40 Jahren noch daran erinnern, daß es mal Zeiten gab, in denen Firmen, die die Personalkosten nicht mehr zahlen konnten, einfach dichtmachen mußten. Und das war gut und richtig so.

ZitatIch könnte mich vorstellen, dass die Leute, die in der ARGE sitzen, Druck von oben bekommen.
Natürlich bekommen sie den. Aber mal ehrlich: Es ist ein Drecksjob, als Jobcenterheini zu arbeiten, aber warum macht man ihn dann? Drecksjobs gibt es wie Sand am Meer. Da muß man dann nur mies bezahlt arbeiten, aber nicht auch noch das eigene Gewissen verdrängen und sich von irgendwelchen Idioten zu unmenschlichen Taten nötigen lassen. Wer so etwas macht, muß sich die Frage gefallen lassen, warum er nicht etwas anderes tut. Und dann merkt man schnell, daß die Fallmanger das alles sehr wohl wollen - sie reden es sich schön. Zwar kommt immer wieder gerne die Ausrede, daß man ja kaum eine Wahl habe, aber die hat man sehr wohl. Kettenverträge, miese Arbeitsbedingungen und Druck von oben kann man nun wirklich überall haben.

ZitatAber ich könnte mich auch vorstellen, dass einige ARGE-Mitarbeiter sich voll mit diesem Job identifizieren, und sich als "Parasiten-Jäger" sehen.
Ja, so ist es. Manche, weil sie einfach dämlich sind und alles fressen, was ihnen von den Mainstreammedien vorgekaut wird, andere, weil sie es nicht ertragen, ihre Tätigkeit als das zu sehen, was sie ist: Menschen verheizen im Auftrag des Staates. Und Verdrängung funktioniert dann am besten, wenn man zum Selbstbetrug in der Lage ist.
Wiederum andere sind ausgebrannt und fangen dann an, die Erwerbslosen als Ursache ihres Zustandes zu sehen und ihren Haß auf sei zu projizieren. Weil sie im Grunde zu feige sind, dem Vorgesetzten zu sagen, daß man gewisse Sachen ganz einfach nicht macht, wenn sie mit der eigentlichen, der offiziellen Aufgabe des Jobcenters, nämlich die Erwerbslosen in Jobs zu bringen nicht einhergehen oder gar kollidieren. Weil sie zu feige sind, die Seiten des Schreibtisches zu tauschen. Aber auch, weil sie zu bequem sind, sich etwas anderes zu suchen.

Wie man es dreht und wendet: Eigentlich weiß jeder, daß ein Job als Fallmanager niemals eine Hilfe für die Betroffenen sein kann. Denn das ganze Konzept Hartz IV ist nicht als Hilfe gedacht. Unter der Prämisse der Hilfsbereitschaft als Fallmanager zu arbeiten, ist in etwa so, als arbeite man bei der Polizei mit der Absicht, die Zustände dort zu ändern.

ZitatAber ich könnte mich schon vorstellen, dass einige "menschlichere" Leute der ARGE von ihrem Job und den "Parasiten-Jägern" so angekotzt sind, dass sie sich mit den ALG II Empfänger solidarisieren...
Meine langjährige und glücklicherweise mittlerweile hinter mir liegende Erfahrung mit Fallmanagern ist, daß die so lange "solidarisch" und "menschlich" sind, so lange man bedingungslos gehorcht und funktioniert. Kommt auch nur ein Widerwort, oder bricht man zusammen, ist der Ofen ganz schnell aus. Man kann sich selber ja ausrechnen, daß man es kaum aushalten wird, immer den Vorstellungen des Fallmanagers zu entsprechen. Der Zeitpunkt des Zusammenbruchs ist keine Frage des "ob", sondern des "wann" - gerade dann, wenn man stillhält. Ab davon, daß die ständige Unterordnung unter Leute, die teilweise wirklich grotesk verachtenswert sind, demütigend ist - und ständig aufgezwungene Demut führt zu einer erheblichen Schädigung des Selbstwertgefühles.

Daraus folgt doch: Letztlich kann man sich dann also auch sofort wehren, anstatt die eigenen Energien dafür zu verpulvern, einem Sachbearbeiter zu gefallen. Denn eines ist klar: Es wird immer der Zeitpunkt kommen als Erwerbsloser, wo man sich so oder so wehren muß, denn wenn der Fallmanager merkt, daß man keinen Widerstand leistet, fährt er oder sie mit einem Schlitten. Schikaniert werden die Wehrlosen. Kein JC-Heini legt sich dauerhaft mit jemandem an, der sich vehement wehrt.

Wenn man sich bewegt, geht man zwar aus seiner vermeintlichen Deckung heraus, ist aber auch schwerer zu treffen. Bildlich gesprochen.

Es ist ein Leichtes als Sachbearbeiter, jemanden als Schikane in engen Abständen grundlos ins JC zu zitieren. Aber es ist genau dann nicht mehr leicht, wenn der Betroffene sich das schriftlich begründen läßt, warum so ein Besuch vonnöten sei und sich auch nicht mit der Floskel "über das Jobangebot sprechen" abspeisen läßt, sondern nachhakt. Bei so einem "Kunden" verkneift sich ein Sachbearbeiter ganz schnell die Verfolgungsbetreuung. Nur so als Beispiel.

Auch sollte man klagefreudig werden. Und nie alleine zum JC gehen. Und sich immer gut vorbereiten.

Das kostet alles Energie, ist mir klar. Aber Leibeigenschaft bei einem Idioten kostet zusätzlich noch das eigene Ehrgefühl und noch viel mehr Energie. Und wie gesagt: Man ist dann erst recht nicht sicher vor Schikane.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Onkel Tom

@Ratrace.

Du hast in Deinem vorletzten Beitrag vollkommen recht und ich kann Rammstein auch nachempfinden
wie der Ämterstress und Co einwirkt (Fliege gerade auch wiedermal über das Kukuksnest), aber
seinen Frust raus zu lassen ist zwar richtig, aber dann sollte Mensch auch langsam aber sicher
an das Feld "eigene Probleme, die über den Kopf wachsen lösen" herangehen.

Ich bekomme es ja auch schon länger mit, jedoch vermisse bei Rammstein jegliche Bereitschaft,
Dinge zu posten, wie es z.B. in den ARGE-Papieren in annonymer Form aussieht..
Wie soll man als Unterstützer  mithelfen die belastenden Brocken ab zu bauen ?

Wie viele haben Rammstein schon regelrecht angebettelt, das sie sich am besten durch AU vor
der ARGE vorläufig oder dauerhaft schützt ? Haben wir nicht alle daran gedacht, das sie dadurch
erstmal die Chance bekommt, sich vom SB-Terror zu erholen ?

Ausweichend wird hier über Ein Euro Jobs geredet.. Sowas zieht gut runter, wie es von Bonzen
und Co gewollt ist.. Mein Praxisbericht EEJ bei Betrogen und Belogen zeigt doch alles auf, was
EEJ`s angeht. Mensch bleibt einfach dabei in einer Suppe stehen die gesundheitsschädlich ist.

Nun wie gehe ich schon seid Jahren mit meinen Ärgernissen um ?
Sie wachsen mir auch über den Kopf, als Aktivist um so mehr und irgendwann streikt mein Gemüt
auch. Mensch bemerkt es und solange keine Gegenmasnahmen ergriffen werden, kann es nur
schlimmer werden. Also bleibt mir nix anderes über, als was zu unternehmen..

Mein Ton habe ich ungern gegeben, aber ich musste auch schon so angefahren werden, damit
ich endlich was und das Richtige unternehme, um wieder einen Anfang zu bekommen, aus dem
Dilemmer heraus zu kommen oder neuen Mut zu fassen.

Sorry rammstein, aber ich meine es gut und wenn endlich was konstruktives beginnen könnte,
würde es nicht nur Dir im Nachhinein besser bekommen, auch wir, die hinter Dir stehen würden
sich darüber freuen.

;)

Ps. Wenn rammstein in HH wohnen würde, würde ich sie gern persönlich besuchen, um sie
bei den ersten Hürden zu unterstützen.. Wen sie in HH wohnt und das ok findet, kann sie mir
gern eine PN zusenden. Alleine ist es halt auch schwer und ich respektiere anderer Menschen
Entscheidungsfreiheit.
Lass Dich nicht verhartzen !

counselor

Zitat von: Onkel Tom am 14:24:47 Fr. 16.März 2012Du hast in Deinem vorletzten Beitrag vollkommen recht und ich kann Rammstein auch nachempfinden wie der Ämterstress und Co einwirkt (Fliege gerade auch wiedermal über das Kukuksnest), aber seinen Frust raus zu lassen ist zwar richtig, aber dann sollte Mensch auch langsam aber sicher an das Feld "eigene Probleme, die über den Kopf wachsen lösen" herangehen.

Ich weiß zwar nicht, an welcher psychiatrischen Krankheit Rammstein leidet, aber ich kann mich noch genau erinnern, wie letztes Jahr während meiner Depression der Stress mit dem Finanzamt, meiner Steuerschätzung und der haltlosen Strafanzeige des Finanzamts wg angeblicher "Insolvenzverfahrensverschleppung" auf mich wirkte. Ich habe damals sämtliche Schreiben des Finanzamtes ungelesen ins Eck geschmissen und erst die Anhörung von der Staatsanwaltschaft hat mich zum Anwalt gebracht, der mir Gott sei Dank die gesamte Geschichte abgenommen und mich planvoll und strukturiert verteidigt hat, wozu ich selber nicht in der Lage war. Hätte ich normal gedacht, hätte ich einfach Einspruch gegen die Steuerschätzung erhoben und der Käse wäre gegessen gewesen.

Insoweit möchte ich also Rammstein in Schutz nehmen. Psychische Krankheiten sind halt nunmal in der Regel schwere Krankheiten, die das Denken, Fühlen und Handeln in einer Art beeinflussen, die sich für Gesunde schwer erschließt
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rammstein

Danke ! Und entschuldige, Onkel Tom, wenn ich vom Thema abgewichen bin.
Es ist inzwischen ein neuer Hammer gekommen.
Ich glaube, ich erzähle meine Geschichte einmal von vorn.
Ich bin seit 2006 ALG II-Empfängerin. Ich bin Alleinerziehende.
2006 habe ich ALG II beantragt. Im Sommer 2006 habe ich einen kleinen Sommerjob gemacht (nicht 1 Euro Job Gott sei Dank). Von November 2006 bis etwa Juni 2008 habe ich einen 1-Euro-Job in einen Kindergarten gemacht. Ich wollte das ausprobieren, um zu sehen, ob ich sowas kann, und vielleicht Erzieherin werden. Aber das war mir zu anstrengend, ich bin nicht belastbar genug, um Erzieherin zu sein.
Ab September 2008 bin ich in eine Tagklinik für psychisch Kranke gekommen. Es gefiel mir, ich fühlte mich dort gut aufgehoben.
Aber was ich der Tagklinik nachtrage: sie haben mir zwar geholfen, aber nicht angeboten, Grundsicherung zu beantragen. Der SozPäd der Tagklinik hatte mich anscheinend etwas auf den Kieker,  er war nie sehr freundlich zu mir, und hielt mich anscheinend für nicht krank genug und nur arbeitsscheu. Ich könnte mich vorstellen dass er versucht hat, seinen Kollegen - die zu mir sehr nett waren - gegen mich aufzubringen.
Die Tagklinik hat mich entlassen, als es mich am dreckigsten ging - meine Familie war gerade nach Frankreich gezogen, das war eine schwere Umstellung für mich, allein mit Kind - und die Tagklinik hat mich in einen 0,55 Euro Job pro Stunde geschoben. (Weil es anscheinend"Arbeitstherapie" hätte sein sollen - aber Arbeitstherapie gibt es in Kliniken, in einen beschützen Rahmen, nicht in eine echtenr Firma !!) Die Firma aber hatte nichts mit einer Tagklinik oder eine Tagsstätte für psychisch Kranke zu tun, sie beschäftigte nach aussen psychisch Kranke, aber in Wirklichkeit bot sie nur 1 Euro Jobs an, und arbeitete genau so ausbeuterisch wie diese ganzen Zeitarbeitsfirmen. Sie tarnte sich als Firma, die psychisch Kranke hilft. Wir waren in Wirklichkeit psychisch kranke Sklaven.  Ich finde solche Firmen gefährlich. Ich finde, psychisch Kranke sollten nur in einer Klinik oder Tagesstätte beschäftigt werden, nicht in einer echten Firma. Ich habe mich von dieser Firma schwer verraten gefühlt, und habe jetzt eine richtige Phobie von 1-Euro-Jobs, weil ich weiss, wie ausgebeutet und schlecht behandelt die Leute werden.
In dieser Firma bin ich von Sept 2009 bis April 2010 geblieben.
Dann bin ich zu einer Tagesstätte für psychisch Kranke gegangen. Das tat echt gut.
Aber im letzten Jahr bin ich dort nicht mehr so oft hingegangen, weil ich mir eine Pause gönnen wollte, weil ich auch eine Tochter zu versorgen habe. Ich wollte mich ausruhen, ich wollte nachdenken, ich wollte mich wirklich eine echte Ruhepause gönnen. Eine Pause von Hartz IV, usw... Aber ich merke, dass diese "Ruhepause" mir nicht nur gut getan hat, ich bin in dieser Phase nämlich kaufsüchtig gewesen - weil ich alles nachholen wollte, was ich in meiner Jugend (ich bin junge Mama) und in meiner Hartz IV Zeit nicht erlebt hatte. Ich hätte öfter zu der Tagesstätte gehen sollen, das sehe ich ein.  Und ich frage mich, ob die Tagesstätte mir nicht "böse" ist, weil ich nicht mehr so oft gegangen bin, und nicht versucht hat, mich zurück an die ARGE zu "geben"... Wenn sie das tatsächlich machen würde, fände ich es ganz schlimm...
Ich fühle mich so unter Druck, ich habe nur noch Angst... Angst, dass die Tagesstätte mir böse ist, mich verrät, indem sie mich an der ARGE verpfeift, weil ich nicht so oft gekommen ist... Vor kurzem hat mich die Tagesstätte angerufen, weil ich mir vor kurzem bei ihnen für einen 6-Stunden-Job pro Woche angeboten hatte. Aber es ist abgelehnt worden. Weil ich von ALG II lebe, und nicht Rentnerin oder Grundsicherung bin. Und nach Gesetz darf ich solche Rentner-Jobs nicht annehmen, ich muss dem Arbeitsmarkt (Ausbeutermarkt) zu Verfügung stehen !!! Die Dame war ziemlich barsch. Ich fühle mich allein, verraten...

inline

scheinbar sind ja die 1 € jobs in der Qualität sehr unterschiedlich.

Der Kindergarten war ja soweit ok, so wie ich das verstehe aber der Beruf  war zu anstrengend.

Dann zum anderen 1 € Job
ZitatDie Firma aber hatte nichts mit einer Tagklinik oder eine Tagsstätte für psychisch Kranke zu tun, sie beschäftigte nach aussen psychisch Kranke, aber in Wirklichkeit bot sie nur 1 Euro Jobs an, und arbeitete genau so ausbeuterisch wie diese ganzen Zeitarbeitsfirmen. Sie tarnte sich als Firma, die psychisch Kranke hilft.

Das darf natürlich nicht sein, dass die psychisch Kranke ausbeuterisch unter Druck setzen. Sollte man eigentlich melden aber vermutlich bauen die darfauf , dass das keiner tut, bzw. derjenige  nicht ernst genommen wird usw.

Nun das aktuelle Angebot:
ZitatDa stand ein Job-Vorschlag: mind. 15 Std am Tag in einer Nähwerkstatt putzen, der Träger ist etwas von Mutter und Kind. Bezahlung, 1,5 Euro pro Stunde.

Ich weiß ja nicht, wie die Mutter-Kind-Einrichtung bzw. der Träger so drauf ist.
Das würde ich vielleicht erst mal im Vorstellungsgespräch ausloten, wenn danach die Magenschmerzen noch das sind, bzw. das untgute Gefühl, musst du den Job ja nicht machen bzw. die Psychiaterin gibt dann ja Rückendeckung, so wie ich das verstehe.

Gut ist ja schon mal , dass zumindest so kein Sanktionsdruck besteht (auch beim Abbruch der Maßnahme nicht).

Nick N.

Boah, Rammstein, wenn Du schon seit 2006 in dieser Mühle drin bist, und obendrein noch ein Kind erziehst, dann muss ich aber auch mal sagen: Respekt!

Wie man sieht, gibt es nicht mal hier bei chefduzen eine Einheitsfront gegen ein-Euro-Jobs ;)
Ich bin selber aber voll dagegen!
Wer den Leuten einen Gefallen tun will, der soll sich für vernünftige Löhne und volle Arbeitnehmerrechte einsetzen und für Bedingungen, unter denen man vernünftig arbeiten kann, ohne gesundheitlich noch mehr heruntergewirtschaftet zu werden.
Wer sich einredet, mit Ein-Euro-Jobs den Menschen auch noch einen Gefallen zu tun, der soll einfach endlich aufwachen!
Es gibt viele Jobs, die man normalerweise auch dann machen kann, wenn man ein wenig angeschlagen ist. Solange da nicht der brutale Verwertungsdruck da ist.
Dann bräuchte man nämlich diese ganzen "geschützen Bereiche" nicht, zumindest nicht in dem Ausmass.

Kann es sein, dass Du hier in erster Linie Zuspruch suchst, und weniger konkrete Ratschläge, auch wenn Du mal schreibst: "Ich weiss nicht, was ich tun soll"? Oder hast Du gar nicht drüber nachgedacht (was ich gut verstehen könnte)? In dem Fall wäre es aber fair, wenn Du Dir mal überlegst, wenns geht, ob Du konkret beraten werden oder Dich menschlich austauschen willst. Oder beides ;)
Satyagraha

Horst

Rammstein :)

Ich finde es gut, was Du machst :)

Nämlich einfach mal losschreiben und ein "Ventil" schaffen :) :) :)

"Der Tourist ist immer der andere" [Hermann Hesse]

Ratrace

Man muß schon gar nicht mehr bewußt recherchieren - man stolpert mittlerweile über Artikel, die sich mit der krankmachenden Arbeit aus dem prekären Bereich beschäftigen:

ZitatArbeit macht zunehmend psychisch krank
Silvio Duwe 25.01.2012
Besonders atypisch Beschäftigte leiden unter ihren Arbeitsbedingungen

Glaubt man den Veröffentlichungen der Regierung und der Bundesagentur für Arbeit, dann müsste es den deutschen Arbeitnehmern so gut gehen wie schon lange nicht mehr. Nur 2,976 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr in Deutschland im Schnitt erwerbslos, das ist der niedrigste Stand seit 20 Jahren. "Das Jahr 2011 kann als das mit Abstand erfolgreichste Jahr für die Erwerbstätigen im wiedervereinigten Deutschland bezeichnet werden", feiert beispielsweise Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) die derzeitige Lage am Arbeitsmarkt. Doch ein Blick hinter diese Erfolgszahlen zeigt: Für die arbeitende Bevölkerung in Deutschland sind keinesfalls goldene Zeiten angebrochen.

Denn die Arbeitsbedingungen hierzulande machen oftmals krank. Darauf weist die Gewerkschaft IG Metall bei der Vorstellung ihres Jahrbuchs "Gute Arbeit 2012" in Berlin hin. Die IG Metall sieht durch zunehmenden Stress und Leistungsdruck die Gefahr von psychischen Erkrankungen wie Burn-Out steigen. Daher beschäftigt sich das Jahrbuch dieses Mal mit der "Zeitbombe Arbeitsstress", um das Problembewusstsein zu schärfen und die Politik zum Handeln zu zwingen.

Dabei ist es zunächst wichtig zu wissen, welche Anforderungen die Beschäftigten an "gute Arbeit" überhaupt stellen. Laut einer Studie der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) sind dies vor allem ein festes und verlässliches Einkommen, welches für 93 Prozent sehr wichtig oder gar äußerst wichtig ist, gefolgt von einem sicheren Arbeitsplatz (88 Prozent). 83 Prozent sehen ein unbefristetes Arbeitsverhältnis als notwendig an. Gleichzeitig zeigt der DGB-Index "Gute Arbeit", dass nur 15 Prozent der Beschäftigten ihrem Arbeitsplatz eine gute Qualität attestieren, ein Drittel beurteilt die Qualität als schlecht.
[...]
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36293/1.html

Dahin gekommen bin ich über diese Glosse, die sich gehörig über die Propaganda "Arbeit über alles" lustig macht:

ZitatFeste, Jungs, macht nur weiter so
Manchmal gibt es auch gute Nachrichten. Heute: Rekordwerte bei den Beschäftigungszahlen

Der Frühling ist da, die Krokusse zeigen ihre gelben und blauen Köpfchen und auch beim Bund der Deutschen Arbeitgeberverbände zeigen sich Frühlingsgefühle ob der sonnigen Situation bei den Beschäftigungsverhältnissen. Für Hundstage reicht es noch nicht, aber wenigstens die Hundtstage scheinen angebrochen, wenn der Präsident des BDA, Dieter Hundt, die Parole "Feste Jungs, macht nur weiter so" in wohlfeile Worte kleidet.

Die Regierung sei auf einem guten Weg, "und diesen sollten wir jetzt unbedingt fortsetzen und nicht eine Diskussion über prekäre Beschäftigungsverhältnisse führen. Dies alles geht nur zu Lasten der Geringqualifizierten, der Langzeitarbeitslosen und der Jugendlichen. Und gerade die haben wir im Verlauf der letzten Jahre in Arbeit gebracht", so lautet die frohe Kunde des Tages. Fast meint man, die Meisen fröhlich ein "Arbeit, Arbeit über alles" tirilieren zu hören, zwitschernd und zirpernd die paar muffelig von Ausbeutung, Zwang durch die ArGen und Unternehmenssubventionen durch ergänzendes ALG II knarzenden Stare und von der Unsicherheit und den auch psychischen Folgen der prekären Arbeitsverhältnisse krächzenden Raben übertönend.
[...]
http://www.heise.de/tp/blogs/5/151627
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Rammstein

Es ist auch so, dass ich mein Problem mit Freunden auch bespreche. Und einige haben Verständnis, einige raten mich, AU zu machen. Aber andere haben auch kein Verständnis, und werfen mich unterschwellig vor, "faul" zu sein. Sie meinen, es wäre gut für mich, rauszugehen, früh aufzustehen, den Arsch hochzukriegen, und den 1-Euro-Job anzunehmen. Sie meinen, ich könne nicht weiter zu Hause "rumsitzen" und Geld vom Staat zu kassieren. Klar gesagt: sie halten mich für jemand, der den Arsch nicht hochkriegt, und ein 1-Euro-Job sei was Gutes, um den Arsch hochzukriegen.
Gut, so reden sie nicht mit mir, aber sie werfen es mir vor.
Und jetzt geht das ganze wieder von vorne an... Ich habe den Eindruck, sie verstehen nicht, dass ich alleinerziehend bin, das ich psychisch krank und belastet bin, und dass ich umso mehr Zeit für mich und meine Tochter brauche  X( X( X( Ich fühle mich als Alleinerziehende und psychisch Kranke richtig diskriminiert. So behandelt wie jemand, der einfach nur faul ist.


Onkel Tom

Danke Rammstein, das Du mal das Ventil geöffnet hast und bei mir dadurch
auch mein Ventil ausgelöst hast..
Nun verstehe ich Dich, so glaube ich, besser. Im Prinzip können wir uns fast die
Hände reichen.
Außer die verschiedenen Wege, die wir versuchen, um Abhilfe zu schaffen, stelle
ich wiedermal fest, das Hartz 4 für Betroffene gesundheitsschädlich ist.

Bin seid gut drei Wochen AU und wie lange das noch so geht, ist noch nicht absehbar.
Ich kann nur sagen, wie gut das tut, mein SB erstmal damit still gelegt zu haben.

Wenn SB lästig werden sollte, gibt es böse Briefe und wenn das nicht reicht, Post
zum Staatsanwalt beziehungsweise nen Kanonenschlag in Form einer Anzeige..
basta..

Jo, gerade die Probleme mit der Belastbarkeit ist übel.. In den schlechten Phasen
bin ich so leicht reizbar, das ich meine Stube besser nicht verlasse.

Gott sei Dank habe ich auch Freunde, die verstehen, was Hartz 4 wirklich bedeutet.
Gerade diese Menschen schätze ich, die wissen was Sache ist und bis auf einer
Rerson in meiner Nähe höre ich von anderen nur das geblubber, was Du auch in der
Blöd lesen kannst.. Bitte kaufe Dir jetzt keine, um das an zu testen (kleiner Scherz)

Ich glaube, das wir bei den Menschen, die Erwerbslose als "faul" betrachten kaum
noch davon überzeugen können, das dem nicht so ist. Solchen Leuten wünsch ich
1 Jahr H4.

Was mir an der ganzen Sache nicht schmeckt, das Du das mit dem "faul" annimmst
und Dich damit selbst zusätzlich belastest. Deine Tochter sorgt ja für genug Bewegung,
was auch irgendwo munter hält. Von daher ist es völlig daneben, Dir zu unterstellen,
das Du kein Bock zum arbeiten hättest. Und Deine Betreuerin fährt diesbezüglich
auch ein falschen Film. Mal daran gedacht, ein Betreuerwechsel zu wuppen ?

Wäre es nicht eine gute Idee, sich selbst zu sagen was man selbst macht und andere,
die mit "faul"-Unterstellungen so zu sehen, das sie keine Ahnung haben ?
So auf die Nummer "leck mich doch sonstwo hin" ?

Ich benutze die Waffe "Wiso soll ich faul sein, wenn ich was zu Gunsten der Gesellschaft
mache ?" Ein Blöd-Gebildeter macht dann auch gleich  wieder dicht und das Gespräch ist
damit beendet.. Falls Nachschub erforderlich ist, gibt es  "Erlebe es erstmal selber was
Hartz 4 ist und dann können wir uns gern nochmal darüber unterhalten".
Dann ist auch wieder Ruhe.

Und da sehe ich bei Dir Ähnlichkeiten. Du kümmerst Dich um Dein Nachwuchs und tust
damit auch was für die Gesellschaft. Und vor allendingen hier im Kinderfeindlichem
System ist das eine große Herausforderung. Zudem als aleinerziehende ? Respekt und
kann den Hut anheben..

Was die ARGE mit Dir anstellt, ist rein sachlich betrachtet leider zur Normalität geworden.
Erst haben die ARGEN sich selbst auf das Hartz-4-System eingerichtet und dann ging das
auch schon los, Menschen zu thürannisieren. Desto mehr die widerstandsame Zeit vergeht,
desto heftiger und zerstörericher die Arge-Schikane. Nun ist das 7. te verflixte Jahr H4
und wenn das so weiter geht, werden die Warteräume beim Nervenarzt immer voller.
Habe mein Doc mal gefragt und er meinte, das über die Hälfte seiner Patienten Ärger
mit der ARGE haben. Weiter hat die Nervenklinik hier in Hamburg um 200 Bettenplätze
aufgestockt, alleinig für Hartz-4-Geschädigte. Das erfuhr ich im Jahr 2009.

Du hast es halt bei der ARGE mit Menschen zu tun, die eine ordendliche Portion Menschen-
verachtung mitbringen müssen, um überhaupt dort arbeiten zu können. Derzeit habe ich
ein SB mit Plakette Überzeugungstäter" auf der Brust, sonen verdammten Wadenbeißer.

So Rammstein, ich wollte jetzt auch nicht den Teufel an die Wand malen und das wir hier
Ängste haben und betrachten ist natürlich, menschlich und auch wichtig sonst fisst
Angst noch die Seele ganz auf.

Du bist also doch nicht allein und hast Glück, das Du Chefduzen gefunden hast wo wir
mit unseren Paketen die wir tragen verstanden werden. Ohne Chefduzen wäre mein
Leben noch schlechter, wie es schon ist.

M.s.G. Tom  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

Nick N.

@Rammstein
Ganz einfach: Halt Dich an den Ratschlag der gelben Seiten und frag jemand, der sich auskennt, und nicht Leute, die keine Ahnung haben, was Hartz IV bedeutet. Wenn Du Freunde hast, die ernsthaft glauben, dass Du nur zu faul bist und ein blöder ein-Euro-Job das Richtige wäre, dann red mit denen über Musik oder über Fussball oder über sonstwas, aber nicht über Deine Probleme, sonst sagen sie auch Ihre Meinung dazu, und die kennst Du ja schon...
Wenn sie es wirklich gut mit Dir meinen, müssen sie eigentlich auch zugeben, dass sie nicht in Deiner Haut stecken und das schon daher nicht beurteilen können.
Das kannst letztlich nur Du selber, und wenn Du weisst, was Du willst, dann bist Du einen guten Schritt weiter. Dafür brauchst Du von niemand eine Erlaubnis, weder von Deinen Freunden noch von uns hier.

@Onkel Tom
Halt die Ohren steif.
Satyagraha

Rammstein

Ich frage mich, warum das Amt mich ZWINGEN will, zu arbeiten - wenn ich doch alleinerziehend bin, und das für mich eine Doppelbelastung wäre... Und ich möchte auch leben können, wie ich es mir vorstelle.
Kaum einer in meinem Umfeld sieht ein, dass ich Vollzeit-Alleinerziehende-Hausfrau-und-Mama sein möchte... Und wenn ein Job, dann stundenweise, aber kein Ein-Euro-Job.
Ich glaube, dass die da im Amt meinen, dass Alleinerziehend und Nur-Hausfrau nicht kompatibel ist... Dass Nur-Hausfrau möglich ist, wenn man verheiratet ist oder von einem Mann versorgt ist.

schmetti

Zitat von: Nick N. am 23:32:40 Sa. 17.März 2012
Wenn sie es wirklich gut mit Dir meinen, müssen sie eigentlich auch zugeben, dass sie nicht in Deiner Haut stecken und das schon daher nicht beurteilen können.

Oh jaaa, diese Floskeln.. "ich/wir meine/n das doch nur gut". So ein Quatsch, wers wirklich gut meint, hält einfach den Mund und zwingt einem nicht seine Vorstellungen vom 'wie man zu sein hat und was man zu tun hat' auf und wird dann ganz bockig und beleidigt, wenn man sich deswegen zurückzieht. Aber naja, das Meiste ist eh keine persönliche Meinung von den Leuten, sondern eher so eine massenkompatible, die besagt, Arbeit ist das ganze Leben, und wer da aus dem Muster rausplumpst, muss unbedingt wieder auf den rechten Weg gebracht werden. Sorry, es geht in diesem Leben nicht um dich und deine Bedürfnisse, Wünsche oder Vorstellungen vom Sein, es geht darum, dass du dich einer arbeitenden Masse fügst und Geld deine Religion zu sein hat, der du dein ganzes Leben widmest.
Mit den Leuten reden, nee, vergiss es, meist haben die neben einer "Arbeit über alles"-Einstellung noch ganze viele weitere, dogmatische Ansichten, an die sie so verbissen festhalten, dass du dich auch mit einer Betonmauer unterhalten kannst, was sogar ein bisschen mehr bringt.

Eivisskat

ZitatIch glaube, dass die da im Amt meinen, dass Alleinerziehend und Nur-Hausfrau nicht kompatibel ist... Dass Nur-Hausfrau möglich ist, wenn man verheiratet ist oder von einem Mann versorgt ist.

Nur Hausfrau und Mutter ist beim JC leider derzeit nicht vorgesehen, für die muss frau sich und ihr Kind iregendwie selbst durchbringen und sei es durch Sklavendienste als 1€-Jobberin um die monatlichen Zuwendungen zu ergattern.

Vielleicht braucht es erst ein bedingungsloses Grundeinkommen, damit Frauen + Kinder nicht mehr gezwungen sind, sich in die jahrhundertealte Rolle der "Ehefrau" zu begeben, allein um der Versorgung durch den Mann wegen.

Wir leben in großen gesellschaftl. Umbrüchen & Einschränkungen, in denen die individuellen Fälle, wie deiner, nicht geduldet werden, leider.

Ein Schlupfloch zu finden ist sehr schwer, besonders wenn die Psyche ein wenig angeknachst ist...

Nochmal hier gefragt: Wie sieht es aus mit deiner Familie in Frankreich, wärst du dort nicht eventl. besser aufgehoben?

Rudolf Rocker

Mal zum rechtlichen Aspekt:

Ich dachte immer MAEs kann mensch nur einmal machen und dann auch nur maximal für sechs Monate!
Wenn ich das hier richtig lese wurde Rammstein ja quasi von einem EEJ zum anderen weitergereicht! (EEJ von November 2006 bis Juni 2008!!!!!)

Weiß jemand, ob das rechtlich überhaupt zulässig ist?



Rammstein

Was das Kindergarten betrifft (Ende 2006-Juni 2008): es war nur für sechs Monate vorgesehen, aber wurde immer verlängert.
Ich frage mich, ob die Leute, die meinen, ein EEJ wäre gut für mich, nicht, erstens, neidisch auf mich sind (weil ich eine liebe Tochter habe, eine Familie aus Frankreich, was weiss ich, usw...), und zweitens, keine Ahnung davon haben, was ein EEJ ist. Die meinen vielleicht "diese verwöhnte Göre/faule Schlampe soll gefälligst putzen gehen !" Auf jeden Fall kenne ich eine Person, die so denkt. Vielleicht sind diese Leute in Wirklichkeit nur neidisch und unzufrieden mit ihrem eigenen Leben.
Ich könnte mich vorstellen, dass man als Alleinerziehende "alternativ" lebt. Man hat ein Kind, aber kein Mann, und ich denke, das stört einfach: eine Mutter hat gefälligst mit dem Vater ihres Kindes zusammenzuleben. Nur da kann sie zu Hause bleiben.
Aber falls sie sich scheiden lässt, oder alleinerziehend wird: sie hat gefälligst zu arbeiten, jede Arbeit annehmen, und die Klappe zu halten !!!, denken die Leute hämisch. Ich frage mich, ob nicht eine patriarchalische und frauenfeindliche Vorstellung dahinter liegt. Die blöde Kuh hat ihren Mann verlassen, also soll sie ein EEJ machen, das hat sie davon. Die Gesellschaft will sie bestrafen, der Staat will sie nicht schützen.
Ich glaube, dass viele Frauen mit dem Vaters des Kindes zusammenbleiben, genau weil sie Angst vor Hartz IV und der Arbeitslosenindustrie haben, weil sie Angst haben, den Alltag allein nicht zu meistern, Angst vor Diskriminierung haben, Angst vor dem Gerede der Leute, Angst, dass der Ehemann und seine Familie ihnen die Hölle heiss macht, usw... Sie bleiben mit dem Vater und reissen sich zusammen, obwohl ihre Ehe vielleicht nur noch auf dem Papier besteht.
Es ist auch so, dass auf Hartz-IV-Empfänger zu schimpfen salonfähig ist... Auf Alleinerziehende, die von Sozialhilfe leben, auch... Mei...
Ich kann mich noch erinnern, als ich noch im katholischen Mutter-Kind-Heim war (mit Klosterschwestern). Ich war nicht immer glücklich, und ALLE Leute, die dort arbeiteten, waren stockverbittert, frustriert und neidisch. Sowas habe nicht noch nie gesehen. So viel Frustration. Die Klosterschwestern waren auch frustriert, bis auf wenige, die nett waren. Aber das waren die Ausnahmen. Es gab auch Mobbing zwischen den Mitarbeitern.
Meine Betreuerin war eine konservative Katholikin. Sie hat mich so fertig gemacht, dass ich zwei Monate in die Psychiatrie musste. Ich glaube, dass diese Frau einfach nur stockverbittert war, weil sie auf dem (vmtl. schlecht bezahlten) Job angewiesen war, und vor allem sich von ihrem Ehemann nicht scheiden lassen durfte. Sie war offiziell verheiratet, lebte mit ihrem Mann aber nicht zusammen. Ich vermute, dass die Ehe nur noch auf dem Papier bestand, und dass sie sich nicht scheiden lassen durfte, weil sie sonst ihren Job verloren hätte. Und sie war auch nicht mehr die Jüngste, das heisst, wenn sie den Job gekündigt hätte, hätte sie sich woanders neu bewerben gemusst.

schwarzrot

Zitat von: Rammstein am 08:47:19 So. 18.März 2012
Ich frage mich, warum das Amt mich ZWINGEN will, zu arbeiten - wenn ich doch alleinerziehend bin, und das für mich eine Doppelbelastung wäre... Und ich möchte auch leben können, wie ich es mir vorstelle.
Kaum einer in meinem Umfeld sieht ein, dass ich Vollzeit-Alleinerziehende-Hausfrau-und-Mama sein möchte... Und wenn ein Job, dann stundenweise, aber kein Ein-Euro-Job.
Dass die vom amt dir ständig 1eus jobs draufdrücken, hat gar nix mit dir persönlich zu tun, sondern daran, dass v.d.Leyen die losung ausgegeben hat, dass speziell für alleinstehende 'was getan' werden soll.
Bzw. dass sie diese gruppe als leichte ziele identifiziert haben.
Und dass die dir nur solche mist-jobs draufdrücken, liegt einfach daran, dass sie nichts anderes haben, bzw. dich als 'marktfernen/beratungskunden' mit 'mutiplen vermittlungshemmnissen' einklassiert haben.

Dass du leben möchtest wie du dir das vorstellst, ist ganz normal, nur macht es überhaupt keinen sinn das mit deinem SB, oder anderen bescheuerten governance-spinnern zu diskutieren.

Im gegenteil, wenn du diesen leuten deinen wunsch verrätst nicht arbeiten zu wollen, machst du dich erst richtig angreifbar und erreichst bestimmt nicht was du vorhast.
Sinnvoller ist es da schon, mit einer krankheit zu argumentieren, allerdings geht das nur, wenn du einen ärztlichen bestand hast, der nicht seinerseits dich torpediert.

Generell solltest du dir versuchen ein umfeld zu schaffen (z.b. andere erwerbslose alleinerziehende? In einer erwerbslosen-ini mitmachen?), indem du dich nicht ständig rechtfertigen musst und aufhören dir ständig gedanken darüber zu machen, was andere über dich denken (könnten).

Hier etwas musik um sowas leichter verarbeiten zu können:

Die Ärzte - Lasse redn (Video)

"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

Wieder aktuell: Bertolt Brecht

Rammstein

Selbst ausgebeutete, alleinerziehende Mamas sind nicht auf meiner Seite.
Ich habe vor kurzem mit einer Freundin telefoniert, die auch 15 Monaten lang einen EEJ gemacht hat. Jetzt macht sie eine Ausbildung in Anschluss, als Pflegerin für demenzkranken Menschen. Sie ist sehr stolz darauf, eine Ausbildung zu machen, und meint, das hat sie dank dem EEJ. Sie meint, sie ist  zwar ausgebeutet worden, aber in Anschluss wird sie doch eine Ausbildung machen können. Sie meint, vielleicht wäre der EEJ was Gutes für mich, und vielleicht würde es mir guttun, rauszugehen, und ich sollte mich langsam Gedanken um mein berufliches Fortkommen machen, statt zu Hause zu bleiben. Sie meint, ich sollte mir nicht zu sehr gegen die ARGE wehren. Und sie meint, irgendwann wäre es so gekommen. 
Ich weiss echt nicht weiter... Auf jeden Fall werde ich meine Ärztin und mein Hausarzt ansprechen.

Onkel Tom

Deine Freundin, wird sich eventuell noch wundern, wenn sie ihre Ausbildung
fertig hat. Es gibt ja speziell ausgerichtete EEJ`s, die wie sie Dir erzählt hat
Nachwuchs im Bereich Altenpflege Erwerbslose rekrutieren.

Diese sogenannten "Pflegehelfer_Innen für Demenzkranke" werden angeblich
gesucht, der Job ist hart und wie sonst anders erwartet auch noch schlecht
bezahlt. Ob sie dann kein 400 Euronen-Job bekommt, mag ich bezweifeln.

Deine Freundin ist jetzt total happy, das sie für sich eine neue Perspektive
gefunden hat, von daher kann ich ihre Töne verstehen. Ein Bekannter ist
nun zum 3.ten Mal im EEJ. Hat jedes Mal nach dem Ende auch Ärger mit dem
Gemüt bekommen, weil er sich mit "Wenn Sie sich hier gut einbringen, kann es
zur einer Festeinstellung kommen" verarscht fühlte.
Nun macht er es mit Zähneknirschen das 3.Mal und bringt ähnliche Töne, wie
Deine Freundin, obwohl er noch nicht einmal eine Taube auf dem Dach hat.

Es ist schon merkwürdig, wie mann sich auf solchen Wegen so verdrehen kann

@ RR

In HH war es mit den EEJ`s so, das vom einen zum näxten 6 Monate verstreichen
mussten. Nun haben sie es so geändert, das maximal 3 EEJ`s innerhalb von
5 Jahren verabreicht werden. (Ganz komische Berechnung, die da hinter steht)

Schönen Sonntag  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

Rammstein

Es ist schon bitter, wenn man das Gefühl hat, dass alle gegen einen sind :(
Manchmal frage ich mich, ob ich mich nicht selbst ein Bein gestellt habe, indem ich das rumerzählt habe :(
Ich habe jetzt Angst, dass meine Freunde und Verwandten, sowie die ARGE, mich hetzen... Und sich von mir abwenden, wenn ich den Job nicht annehme...
Mit ihnen über die Ausbeutung der Ein-Euro-Jobs, der Psychoterror der ARGE, hat keinen Sinn... Für sie ist Arbeit, egal welche, gut für mich... Sie sehen nur die positiven Seiten, aber können sich nicht vorstellen, wie das wirklich ist... Sie waren noch nie auf Hartz IV, haben nie 1-Euro-Jobs gemacht...
Sie meinen, ich würde mich besser fühlen, wenn ich arbeiten würde... Sie meinen, die Arbeitslosigkeit ist das, was für mich nicht gut ist, und dass ich mich mit einer Aufgabe besser fühlen würde...
Wenn ich eine Aufgabe brauche, biete ich irgendwo meine Hilfe an, mache ich z. B. Ehrenamt...Und ich kümmere mich auch um meine Tochter... Meine Tochter spielt auch eine Rolle in meinem Tagesablauf, es ist nicht so, dass ich völlig strukturlos bin...
Ich frage mich, ob diese Leute nicht in Wirklichkeit neidisch sind, weil ich mich wieder ein bisschen hinlegen kann, wenn meine Tochter in die Schule gegangen ist... Weil ich es in der Früh ein bisschen langsamer angehen kann... Weil ich den Haushalt, die Einkäufe, relativ in Ruhe angehen kann, statt wie sie in die überfüllte U-Bahn zu hetzen und abends in den Supermarkt... Weil ich nicht in den Kindergarten hetzen muss, um das Kind zu holen (das habe ich hinter mir)... Dieser Stress, diese Hetzerei ist echt kein Leben, sowas hasse ich... Und genau deswegen bin ich manchmal blöd angemacht worden.

schmetti

Neid... hmm... interessante Theorie! Womöglich Neidkompensierung dadurch, dass sie einen in den Ameisenhaufen zerren wollen, damit man nicht dem eigenen Neid ins Auge blicken muss, den sie bei sich sehen, wenn sie einen sehen, der nicht von früh bis spät auf Achse ist. ;-)

Größtenteils wird es aber meiner hirnrissigen Theorie nach schlichtweg als das normale Denken angesehen. Heißt, der Bürger in diesem Sozialstaat muss etwas leisten, auch du und ich und Doofnuss von nebenan. Es kann deswegen auch nicht sein, dass jemand ganz anders darüber denkt und schon gar nicht kann es sein, dass jemand ganz anders handelt, als vorgeschrieben, das ist nicht normal.

ZitatDieser Stress, diese Hetzerei ist echt kein Leben, sowas hasse ich... Und genau deswegen bin ich manchmal blöd angemacht worden.

Das kanns nicht sein, tut mir leid, ich kann mir das sogar gar nicht vorstellen, dass jemand ein stressiges Leben dem ruhigen Leben vorzieht und das auch noch bemängelt, wenn sich jemand für das stressfreiere Leben entscheidet. Es ist absolut widernatürlich. Dauerstress führt zwangsläufig zu psychischen Erkrankungen und das sollte nicht erst anerkannt werden, wenn es einen mal selber trifft.

Also, ich war seit gut zwei Monaten nicht mehr großartig vor der Tür, hmm, langsam wirds wieder Zeit, aber, in der Zeit, in der man draußen ist, merkt man doch eindeutig die Anspannung der Menschen, ihr Gefühl, nicht zu genügen, die Streitlust, die Verbitterung im Gesicht, das stumpfe, genervte Rumgehetze, das sture Zielansteuern ohne Blick auf die Umgebung, daraus resultierende Unachtsamkeit und Respektlosigkeit gegenüber anderen, Gernervtheit und Gezische dann, wenn es mal nicht schnell genug geht. Möglichst schnell allem entfliehen wollend und doch gleichzeitig zwanghaft dabei bleiben wollend, aus Angst, isoliert zu werden, reduziert zu werden auf das, was ein Mensch von Natur aus eigentlich ist, nämlich lediglich ein durstiges, hungerndes und triebgesteuertes Säugetier.


Rammstein

Ich glaube, der Grund, warum ich Stress so hasse, ist vielleicht meine katholische Betreuerin beim katholischen Mutter-Kind-Heim. Als meine Marie geboren ist, lebte ich in einem von Nonnen betriebenen Mutter-Kind-Heim.
Als Marie 1 Jahr 1 halb geworden ist, habe ich eine Ausbildung angefangen. Und es war eine sehr schwierige Zeit. Mein Baby und ich mussten um 6 aufstehen, Klein-Marie wurde angezogen, dann wurde in die Kinderkrippe und in der Ausbildungsstätte gehetzt. Nachmittags kam ich heim, Baby Marie abholen, Haushalt, sich um Baby Marie kümmern, Lernen... Marie war in der Zeit auch oft krank (vll vor Stress, die Ärmste musste sehr früh aufstehen), und ich auch. Manchmal schaffte ich es nicht mehr, mich gut um Marie zu kümmern. Und was machte meine Betreuerin (eine konservative Katholikin) ? Sie warf mir vor, mich nicht genug anzustrengen, sie machte dauernd Moralpredigte, sie meinte, ich sei keine gute Mutter genug, ihre eigene Mutter hätte viel mehr geschafft im Leben, sie meinte, ich dürfe mich nicht beschweren, dass mir alles zu viel sei, ich sei einfach nur verwöhnt, bequem und faul... Zu der Zeit war ich gerade 21.  Ich habe ihr geglaubt, und bin immer brutaler mit mir selbst umgegangen...Nach sechs Monaten Dauer-Schikane bin ich in die Psychiatrie gelandet.
Ganz ehrlich: ich glaube, dass meine Betreuerin sehr verbittert war. In diesem katholischen Mutter-Kind-Heim gab es lauter verbitterter Leute. Die Nonnen waren verbittert und behandelten das Personal schlecht, das Personal war verbittert, die Mamas waren auch verbittert... Und die Verbitterung war krass.
Diese Frau war 48, war auf den Job angewiesen, war offiziell verheiratet, kinderlos. Aber sie lebte mit ihrem Mann nicht zusammen. Ich vermute, dass die Ehe nur auf dem Papier bestand, aber dass sie sich nicht scheiden lassen durfte. Wenn sie sich scheiden gelassen hätte, hätte sie ihren Job verloren. Also durfte sie keinen neuen Freund haben, und wenn sie einen gehabt hätte, wäre sie geflogen... Das war bestimmt hart für sie...
Vielleicht war sie verbittert, weil sie sich nicht scheiden lassen durfte, obwohl sie es gern getan hätte ?
Vielleicht hat sie den Mann überhaupt geheiratet, weil sie keine lose Beziehung haben durfte ? Vielleicht hat sie ihr ganzes Leben bei den Nonnen verbracht, und ihr ganzes Leben war von den Nonnen diktiert ? Mag sein... Ich verstehe ihre Verbitterung dann besser. Das ist schon schlimm, auf so einen Job bei der Kirche angewiesen zu sein. Ich finde es unmöglich, dass die Kirche sich im Privatleben seiner Angestellten einmischt. Vielleicht war es auch den Grund, warum es in dem Mutter-Kind-Heim viel Mobbing gab... Weil die Angestellten alle mit ihren Ehen unzufrieden waren, aber verheiratet bleiben mussten...

counselor

Zitat von: Onkel Tom am 14:34:07 So. 18.März 2012Deine Freundin, wird sich eventuell noch wundern, wenn sie ihre Ausbildung fertig hat. Es gibt ja speziell ausgerichtete EEJ`s, die wie sie Dir erzählt hat Nachwuchs im Bereich Altenpflege Erwerbslose rekrutieren.
In genau so einer MAE war ich letztes Jahr auch und bin aus psychischen Gründen (Depression) ausgeschieden. Als einen Grund für die Depression konnten wie später in der Tagesklinik meine Nichteignung für diesen schwierigen Job herausarbeiten. Der Job ansich ist hart.
Zitat von: Rammstein am 17:23:36 So. 18.März 2012Ich habe jetzt Angst, dass meine Freunde und Verwandten, sowie die ARGE, mich hetzen... Und sich von mir abwenden, wenn ich den Job nicht annehme...
Leider ist die herrschende Ideologie so, dass der Begriff "Lohnarbeit" religiös überhöht und "Arbeit" damit zu einer Art Fetisch für die Massen wird. In meinem Bekanntenkreis ist das kein Problem, da viele selbst Hartz-IV Erfahrungen haben oder Hartz-IV aus Gründen der Lohndrückerei hassen. Du solltest vielleicht zusehen, dass du deinen Bekanntenkreis anders strukturierst (indem du zB. in einer ELO-Initiative oder auf einer Montagsdemo aktiv wirst).
Zitat von: Rammstein am 17:23:36 So. 18.März 2012Sie meinen, ich würde mich besser fühlen, wenn ich arbeiten würde... Sie meinen, die Arbeitslosigkeit ist das, was für mich nicht gut ist, und dass ich mich mit einer Aufgabe besser fühlen würde...
Ob die Arbeitslosigkeit ein Auslöser deiner psychischen Krankheit ist, kann niemand außer dir selbst beurteilen. Bei mir zB waren die Auslöser für meine Psychosen und Depressionen immer im beruflichen Stress zu finden. Die Arbeitslosigkeit bedeutete für mich so gesehen erst mal Entlastung.
Zitat von: Rammstein am 17:23:36 So. 18.März 2012Wenn ich eine Aufgabe brauche, biete ich irgendwo meine Hilfe an, mache ich z. B. Ehrenamt...Und ich kümmere mich auch um meine Tochter... Meine Tochter spielt auch eine Rolle in meinem Tagesablauf, es ist nicht so, dass ich völlig strukturlos bin...
Dann hast du doch eine Lebensaufgabe. Wozu dir noch eine zweite Aufgabe in Form eines Jobs aufhalsen? Diese Doppelbelastung Haushalt mit Kind und Beruf geht schon für viele "normale" Frauen an die Grenzen der Belasbarkeit und du bist psychisch krank und damit von Hause aus eben gerade nicht so belastungsfähig wie normale Frauen. Es ist dein gutes Recht, dass du dich dafür entscheidest, dich auf die Kindererziehung und den Haushalt zu konzentrieren. Und wenn jemand zu was anderem rät, dann frage denjenigen doch mal danach, ob er deine Tochter tagsüber betreuen möchte oder wo du sie hingeben kannst.
Zitat von: Rammstein am 17:23:36 So. 18.März 2012Dieser Stress, diese Hetzerei ist echt kein Leben, sowas hasse ich... Und genau deswegen bin ich manchmal blöd angemacht worden.
Genau dieser Stress war auch ein Auslöser meiner Psychosen bzw. Depressionen. Immer nur für Job, Miete und Haushalt zu leben ... das konnte auch ich nicht ertragen. Ich kann daher deinen Standpunkt verstehen.
Zitat von: Rammstein am 17:23:36 So. 18.März 2012Und was machte meine Betreuerin (eine konservative Katholikin) ? Sie warf mir vor, mich nicht genug anzustrengen, sie machte dauernd Moralpredigte, sie meinte, ich sei keine gute Mutter genug, ihre eigene Mutter hätte viel mehr geschafft im Leben, sie meinte, ich dürfe mich nicht beschweren, dass mir alles zu viel sei, ich sei einfach nur verwöhnt, bequem und faul... Zu der Zeit war ich gerade 21.  Ich habe ihr geglaubt, und bin immer brutaler mit mir selbst umgegangen...Nach sechs Monaten Dauer-Schikane bin ich in die Psychiatrie gelandet.
Da sieht man mal den schädlichen Einfluß dieser verdammten Amtskirche. Wo bleibt denn der christliche Anspruch bei solchen neoliberalen Moralpredigten? Nein, die Kirchen sind nicht sozial, die Kirchen benutzen soziales Engagement als Deckmäntelchen, um aus jedem und allem schöne angepaßte und brave Katholiken zu machen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rammstein

Manchmal habe ich den Eindruck, dass Nur-Hausfrauen - wie ich - diskriminiert werden. Ihre Arbeit wird nicht gewürdigt, und wird manchmal als "rumdödeln" abgewertet. Und wenn sie dazu noch alleinerziehend sind...
Naja... Wenn eine Ehefrau Hausfrau ist, wird das als gut angesehen, weil sie sich für ihre Familie, das Haus und der Garten aufopfert, usw.... Aber wenn eine Alleinerziehende Nur-Hausfrau ist, wird es als Faulheit und Rumdödeln gesehen, und sie wird als faul gesehen... Obwohl sie genau das Gleiche tut wie die Ehefrau... Nur dass sie in einer Stadtwohnung lebt und nicht in einer Vorstadtsiedlung.
Ich habe den Buch von Désirée Nick, Eva go home, gelesen. Das ist ein Buch gegen Eva Herman. Ich möchte mich auf keiner Seite festlegen. Aber ich finde es schon der Hammer, was Désirée Nick schreibt. Sie schreibt darin, dass sie alleinerziehend ist, dass sie immer gearbeitet hat, und dass die Alleinerziehenden, die sich beschweren, dass Arbeit und Kind zu viel ist, einfach nur Heulsusen sind. Ich finde das ziemlich unverschämt von ihr. Wobei ich  nicht unbedingt nur für Eva Herman Partei nehmen möchte.
Ich glaube, die Leute denken in Schubladen.
Eine Nur-Hausfrau hat in einem Einfamilienhaus zu leben. Sie muss mehrere Kinder haben, die Kinder zu irgendwelchen Aktivitäten chauffieren, die Mahlzeiten vorbereiten, auf ihrem Ehemann warten, kochen, gärtnern, usw...
Eine Alleinerziehende hat in einer kleinen Stadtwohnung zu leben, und muss den ganzen Tag hetzen, hetzen, hetzen.
Aber eine verheiratete Frau und Mutter, die arbeiten geht, und eine Alleinerziehende, die den ganzen Tag zu Hause bleiben will ?
Ich könnte mich vorstellen, dass Nur-Hausfrau und Alleinerziehende sich gegenseitig beneiden,  und sich gegenseitig das Leben schwer machen.
Für die Ehefrau ist die Alleinerziehende eine Schlampe, die ihren Mann verlassen hat, oder sich scheiden gelassen hat. Sie hat gefälligst dafür zu büßen, indem sie total groggy von der Arbeit heimkommt, ihr Kind so gut wie nie sieht, und sich alleine fühlt. Das hat sie nun davon.
In Wirklichkeit ist die Ehefrau auch neidisch auf die Alleinerziehende. Neidisch, weil sie keinen nervigen Partner hat, weil sie in der Stadt wohnt... Und die Ehefrau ist unzufrieden, weil ihre Ehe vielleicht doch nicht so gut ist, und weil sie sich in dem Haus am Rande der Stadt langweilt.
Die Alleinerziehende beneidet die Hausfrau, weil sie ein Partner hat, weil sie nicht arbeiten muss, weil sie mehr Geld zur Verfügung hat...



Eivisskat

ZitatEine Nur-Hausfrau hat in einem Einfamilienhaus zu leben. Sie muss mehrere Kinder haben, die Kinder zu irgendwelchen Aktivitäten chauffieren, die Mahlzeiten vorbereiten, auf ihrem Ehemann warten, kochen, gärtnern, usw...
Eine Alleinerziehende hat in einer kleinen Stadtwohnung zu leben, und muss den ganzen Tag hetzen, hetzen, hetzen.

In einer wirklich zivilisierten Welt wäre eine Frau nicht allein gelassen mit der Aufzucht ihrer Nachkommen.

Weder den ganzen Tag ganz allein als Ehefrau, nur den Kindern und dem Mann dienend, die dabei die eigenen Interessen und die eigene Entwicklung völlig vernachlässigt.

Noch ganz allein als Alleinerziehende, die sich abhetzt & abschuftet, das Kind von staatlichen Institutionen fremdbetreuen lassen MUSS und dabei die eigenen Interessen und die eigene Entwicklung völlig vernachlässigt.

Vermutlich würde es auch diese Form der Ein-Ehe nicht mehr geben, die Menschen (und gerade Frauen...) in eine jahrzehntelange Partnerschaft zwingt, nur der Versorgung und gegenseitigen Verpflichtung wegen.

In einer zivilisierten Welt würde eine Frau vielleicht ihren Nachwuchs in einem Verbund von Menschen aufziehen, die sich gegenseitig versorgen & verpflegen, jeder nach seinen Möglichkeiten, die Kinder gemeinsam "erziehen" und lieben, ihnen das Lernen & Erfahren in dieser Welt erleichtern. Die erzwungene, lebenslängliche Fixierung auf einen einzigen Partner würde sich vielleicht für Viele als unnötig herausstellen.

Und so weiter, es gibt viele Möglichkeiten...

:)


zak

Denke auch, daß sich der Mensch in einer kleinen, überschaubaren Gruppe am wohlsten fühlt, in der alle Hand in Hand zwanglos leben und arbeiten. Wo gelenkt wird, geht alles schief. Es gibt keine größeren Fehlplaner als die Planer. Als es noch keine Regeln gab, war alles gut, als es noch keine Gesetze gab, gab es noch keine Narren. Die Dinge bewegten sich harmonisch ohne geschriebene Regeln. Aber dann kamen die Herrscher. Sie behaupteten, dass Regeln nötig seien. Mit den Regeln kam die Regellosigkeit, denn der Gegensatz kommt immer mit ins Spiel. Dann kamen weise Leute und meinten, man müsse die Menschen disziplinieren. Und da fing der Mensch an sich aufzulehnen und alles ging schief. Dann kamen die Gesetze auf und immer mehr Gesetze und der Mensch wurde immer gewalttätiger und vereinzelter.

Wir können nicht mehr auf unser Herz hören, sondern nur noch auf die Einflüsterer, die uns manipulieren wollen und dir sagen: ,,Tu dies!" Oder: ,,Tu das nicht!", daß du nicht mehr weißt, wo dir der Kopf steht.

Es gibt immer zwei Arten von Disziplin: eine eigene, innere, und eine von außen aufgedrückte. Die erste ist die natürliche, die andere macht immer irgendwie krank.


Rammstein

Wie recht du hast...
Manchmal wünsche ich mich bedingungsloses Grundeinkommen für alle, und für alleinerziehende Mütter auch... Alleinerziehende Frauen könnten sich dann um ihr Kind und um ihr Haushalt kümmern, ohne Druck von aussen zu bekommen...
Manchmal bin ich so unheimlich frustriert. Manchmal spüre ich richtigen Hass gegen den Politikern. Ich habe den Eindruck, dass wir Alleinerziehende uns um unsere Kinder kümmern, unseren Haushalt machen, und als "Lohn" bekommen wir Hartz IV. Unsere Arbeit ist dann nicht mehr wert als Hartz IV. Warum werden wir bestraft ? Haben wir sowas verdient ? Müssen wir bestraft werden, weil wir uneheliche Kinder haben ? Geschiedene Frauen sind ? Das hört sich so altmodisch an. Das macht mich so wütend, frustriert... und verbittert. Wir schämen uns dann weil wir uns um unser Kind kümmern und unseren Haushalt machen... und nicht "arbeiten gehen" wie die Anständigen. Wir werden dann pausenlos stigmatisiert, und müssen uns pausenlos rechtfertigen. Und wenn ich von diesem Hr. Gauck höre... Und Hr. Westerwelle... Und Hr. Schröder mit seiner Hartz IV Reform... Ich werde narrisch.

Onkel Tom

Schröder und Clement sollte Mensch echt aufsuchen und als Mülleimer von
H4-Frustrationen benutzen.. Möcht nicht wissen, wie zerbeult die Mülleimer
anschließend ausschauen  würden ::)
Der ene heute bei Gasprom im Geschäft und der andere Obermoz bei Adecco..
Ich glaube, weiteres muss mann da nicht sagen.

Ich habe jetzt die letzte Woche auch nur auf Erholung gesetzt. Nun schwappt
es wieder im Reservetank und das reicht, bei der ARGE klar Schiff zu machen.

Bis denne  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

counselor

Zitat von: Rammstein am 16:15:19 Mo. 19.März 2012Manchmal spüre ich richtigen Hass gegen den Politikern.
Das geht mir genauso, @Rammstein!
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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