Karl Marx - Ein großer Philosoph

Begonnen von Horch, 11:39:02 Di. 08.März 2005

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Horch

Vieles was Karl Marx gesagt hat, ist zeitlos richtig. Selbst seine Gegner greifen immer wieder auf die Analysen von Karl Marx zurück, trotz der immer wieder behaupteten Irrtümer Karl Marx (die es natürlich auch gab). Wobei es sich dabei meist um temporäre, nicht-technnische Fehler handelte.

Hier ein Zitat:

,,Das Recht auf Arbeit ist im bürgerlichen Sinn ein Widersinn, ein elender, frommer Wunsch..."

Womit er keineswegs meinte, dass das Recht auf Arbeit unerfüllbar wäre, sondern wie seine weiteren Worte deutlich machen, setzte die damalige Regierung diesen Wunsch auch postwendend um.
In sogenannten Arbeitshäusern.
So wie jetzt die Regierung die 1 €-Jobs eingeführt hat.

Das Recht auf Arbeit ist nur eine Metapher für Zwangsarbeit.
Denn wörtlich genommen ist einem Menschen das Recht auf Arbeit kaum zunehmen. Wer will mir schon verbieten, Laub von der Straße aufzuheben?

Wilddieb Stuelpner

Neben den alten Philosophen der Antike Griechenlands und Roms, den bürgerlichen Philosophen vor den Marxschen gesellschaftspolitischen Analysen - gemeint sind Hegel, Feuerbach und Kant -, waren Marx, Engels und Lenin wahrhaftig die einzigen Gesellschaftswissenschaftler, die Partei für die sich entwickelnde Arbeiterklasse ergriffen. Sie erkannten den antagonistischen (=unüberwindlichen Widerspruch) zwischen dem zur Profiterwirtschaftung eingesetzten Privateigentum an Produktionsmitteln und dem bezahlbaren Verteilungszweck von Produkten und Dienstleistungen an die Gesellschaft aus existenzfähiger Bezahlung der Belegschaften. Knackpukt war beim Absatz der Produkte und Dienstleistungen wie der Kapitalist den in Produkten und Dienstleistungen innewohnenden Mehrwert menschlicher Arbeit über den Preis sich aneignet und/oder verteilt.

Marx beschrieb das evolutionäre und revolutionäre Wechselverhältnis zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, den Unterschied zwischen notwendigem Bedarf und den Bedürfnissen.

Er begriff das Recht auf Arbeit nicht als verordnete Zwangsarbeit, sondern als zweckbestimmte Tätigkeitsausübung zur Existenzsicherung und darüberhinaus in einer ausbeutungsfreien Gesellschaft durch freie Wahl der Arbeit als Entfaltungsmöglichkeit des Menschen seine Kenntnisse, sein Wissen und seine Fähig- und Fertigkeiten wie seine Lebens- und Berufserfahrung zu vervollkommnen, um über den Bedarf hinaus seine Bedürfnisse befriedigen zu können. Der Kapitalismus als parasitäre, absterbende und faulende Gesellschaftsordnung muß zwangsläufig durch die Klassengesellschaft Sozialismus abgelöst werden. Um der herrschenden Klasse - der Bourgeoisie - die Existenz- und Machtgrundlage zur Ausbeutung zu entziehen, ist es zwingend erforderlich das Privateigentum an Produktionsmitteln in Genossenschafts- und staatliches Eigentum zu überführen.

Durch Weiterentwicklung der Produktivkräfte erhöht sich die Arbeitsproduktivität an gesellschaftlich notwendigen Produkten und Dienstleistungen.
Im Kapitalismus wird häufig nicht die Arbeitsproduktivität durch Einsatz moderner Technik und Technologien erhöht (mehr Produkte und Dienstleistungen je Zeiteinheit), sondern die Arbeitsintensität wird gesteigert = mehr Produkte und Dienstleistungen durch höhere Ausbeutuung der menschlichen Arbeitskraft unter gesundheitsgefährdenden Belastungen bzw. Schädigungen je Zeiteinheit. Ausdruck der erhöhten Arbeitsintensität ist der Arbeitsakkord , die Taktarbeit, die Verkürzung der Arbeits- und Erholungspausen, die Vernachlässigung der Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutzvorrichtungen, die Demontage des betrieblichen Gesundheits- und Sozialwesens.

Bedarf ist die bezahlbare Nachfrage an lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt, angetrieben von der menschlichen Neugier, schafft Wünsche = Bedürfnisse nach neuen Gütern und Dienstleistungen, die das Leben und Arbeiten leichter machen. Werden Bedürfnisse bezahlbar und für die gesellschaft nötig, dann dienen sie der Bedarfsdeckung.

Unsinnige und überflüssige Produkte und Dienstleistungen, die am Bedarf vorbei erzeugt werden, sind Material-, Energieverschwendung und Verschwendung an Arbeitskraft. Dazu gehört auch der Luxus und Statussymbole in der kapitalistischen Gesellschaft. Ein unendliches Produktionswachstum wie von den Kapitalisten zur weiteren Bereicherung und Machtkonzentration angestrebt, ist sinnlos. Es dient nicht der gesamten Gesellschaft, sondern nur Einzelnen und dient nicht der bedarfsgerechten Versorgung der Gesellschaft. Grenzenloses Wachstum ist Raubbau an der Natur und den eigenen Existenzgrundlagen.

Wilddieb Stuelpner

Die Arbeiterklasse existiert nach wie vor. Zu Zeiten der industriellen Revolution in England nannte man diese Klasse Proletariat.

Die Arbeiterbewegung ist ein Ergebnis der industriellen Revolution in Europa (Stichwort: doppelt freier Lohnarbeiter - frei von jeglichem Besitz und frei seine menschliche Arbeitskraft an den Fabrikanten zu verkaufen). Dir dürfte aus den Werken von Marx und Engels die Verelendung der britischen Landarbeiter zur damaigen Zeit bekannt sein und wie sich durch Entwicklung der Produktivkräfte, z.B. Erzeugung mechanischer Antriebsenergie mittels Lokomobilen/Lokomotiven und Dampfmaschinen die Produktionsverhältnisse von der Fertigung im Handwerk und in Manufakturen hin zur Massenproduktion in Fabriken entwickelte. Verbunden war diese technologischen Veränderungen, der veränderten Arbeitsorganisation mit sozialen Veränderungen. Die Familien der Landarbeiter zogen in die Städte und verdingten sich zu o.g. Bedingungen in den Fabriken. Die Arbeits- und Lebensbedingungen des Proletariats waren erbärmlich (schlechte Wohn- und Hygieneverhältnisse). Der Achtstundentag war damals noch nicht bekannt, Kinderarbeit üblich. Ganze Familien mußten für ihren Lebensunterhalt bis zu 14 Stunden inklusive samstags arbeiten.

Das soziale Elend und die schlechten Arbeitsbedingungen waren die Grundlage für die Herausbildung eigener Organsationsformen. Es dürfte bekannt sein, daß es in Deutschland 1848 eine Februar- und Märzrevolution gab. Im Auftrag des Bundes der Gerechten erarbeiteten Friedrich Engels und Karl Marx das erste Parteiprogramm der europäischen Arbeiterbewegung. Am 24.02.1848 erschien das Manifest der Kommunistischen Partei. Aus dem Bund der Gerechten wurde damit eine Arbeiterpartei, mit Niederlassungen in ganz Europa.

Es gibt heute die Klassen der Bourgeoisie, der Arbeiter und Angestellten, der Bauern und die sozialen Schichten der Handwerker wie der Intelligenz.

Eine Begriffsdefinition Office-Worker gibt es nicht.

Bei Weiterentwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse verändert sich der Charakter der Arbeit durch Anteilsverlagerung der körperlich schweren zur geistigen Arbeit. Die Arbeitsbeanspruchung und -belastungen sind damit andere.

Da Du im NRW wohnst, dürfte Dir das Geburtshaus von Karl Marx in Trier evtl. bekannt sein. Als Sachse hatte ich nie die Gelegenheit diese Gedenkstätte aufzusuchen. Mir ist schleierhaft wieso sich die Friedrch-Ebert-Stiftung ihres Feindes bemächtigt (siehe url-Adresse fes.de). In London wohnte die Familie Marx Ende 1850 bis 1856 in der Dean Street.

Engels wohnte in 122, Regent's Park Road von 1870 bis 1894, während Familie Marx nur wenige Minuten Fußweg entfernt über die Eisenbahnbrücke an der Chalk Farm in 41, Maitland Park Road lebte.

Auf dem Highgate Cemetery ist das Grab von Karl Marx zu finden.

Wilddieb Stuelpner

Wenn Du Deinen Kindern den Marx näher bringen willst, empfehle ich Dir:

das Kinderbuch

Ilse Korn, Vilmos Korn
Mohr und die Raben von London
Geschichtserzählende Jugendliteratur in der DDR



Eulenspiegel; 2000
Broschiert Industrielle Revolution anschaulich und prägend

Etwas für Herz und Verstand, das ist das Jugendbuch "Mohr und die Raben von London" von Vilmos und Ilse Korn. Es erzählt sehr einfühlsam die Geschichte von Karl Marx (genannt Mohr) und der Arbeiterfamilie Kling während seines englischen Exils um 1850. "Mohr"-Marx lernt die Familie im Rahmen seiner journalistischen Arbeit kennen und erfährt dadurch viel über die Verhältnisse der Proletarier, über Kinderarbeit und brutale Ausbeutung. Wichtige Erkenntnisse, die er in seinem Hauptwerk "Das Kapital" verarbeiten konnte.

So etwa seine Erfahrungen mit einem der Kling-Söhne, der sich als eine Art Robin Hood fühlt und sich mit seiner Jugendbande, eben den "Raben", mit kleinen Diebstählen und Ähnlichem durchs Leben schlägt. Ein richtig spannendes Jugendbuch!

Der Band wurde beim Eulenspiegel-Verlag wieder aufgelegt. Er kostet 9,90 Euro und liegt in allen "people to people" - Läden vor.

Wer alte Bücher kaufen will, wird hier fündig:
http://www.zvab.com
http://www.abebooks.de
http://www.antbo.de

Ilse und Vilmos Korn
Meister Hans Röckle und Mister Flammfuss
ISBN: B0000BS3UX



Ein Märchen, das Karl Marx selbst seinen Kindern erzählte

erhältlich auch als Verfilmung auf DVD Libri.de: Hans Röckle und der Teufel. DVD-Video

Horch

ZitatLeider wurde und wird er vielfach falsch verstanden. Z.B. beim sogenannten real existierenden Sozialismus.

Richtig. Für Marx war der Kommunismus eine Geisteshaltung und kein "Zustand". Er war etwas flexibles.

ZitatDie Arbeiter wurden durch Maschinen ersetzt und heute besteht die Arbeiterklasse (besser sprechen wir von Schicht)überwiegend aus Office-Workern.


Eigentlich, und da möchte ich auch J.K. widersprechen, gibt es momentan keine Arbeiterklasse.
Karl Marx: Die Arbeiterklasse ist revolutionär oder sie ist nichts.
Eine Arbeiterklasse muß erst wieder entstehen.

ZitatDiese Internet-Plattform ist ein Schritt in die richtige Richtung. Daher möchte ich auf diesem Wege auch ein großes Lob an die "Macher" dieser Seite aussprechen.

Dem schließe ich mich an.

ZitatMarx muß ja auch nicht anti-demokratisch oder steinzeitkommunistisch sein.

Marx war nie antidemokratisch. Der Begriff Steinzeitkommunismus ist sinnentleert. Kommunismus ist etwas fließendes und kann deshalb nie überaltet sein. Kommunismus gibt es in der einen oder anderen Form immer.

ZitatMarx ist nicht gleichbedeutend mit Planwirtschaft. Marx würde heute vielleicht eher von sozialistischer Marktwirtschaft sprechen. Wirklich "sozialer" Marktwirtschaft. Es ist genug für alle da - es muß nur fairteilt werden!

Einspruch! Eine sozialistische Marktwirtschaft ist ein Widerspruch an sich.
Solange es einem Markt gibt (d.h. abstrakte Herrschaft und ruinöser Wettbewerb) und somit Privateigentum an Produktionsmittel ist nur die gescheiterte reformistische Politik möglich. Mit sozialistisch hat das nichts zu tun.
Und was Marx heute denken würde ist reine Spekulation.
Das heute selbst viele Linke sich nicht mehr trauen von Planwirtschaft zu sprechen ist vorauseilender Gehorsam.
Und jetzt komme ich zu den Punkt, den ich vorher angesprochen habe:
Es gibt immer ein Stück weit Kommunismus, gerade in einem kapitalistischen System:
Wir haben längst eine funktionierende Planwirtschaft:
Kein Unternehmen was überleben will, kann auf Planung verzichten.
In vielen Unternehmen spielt der Plan ein herausragende Rolle.
Viele Unternehmen haben sogar wie einst die sozialistsiche DDR 5-Jahres-Pläne. Die Planwirtschaft ist einer Marktwirtschaft grundsätzlich überlegen. Ob das auch klappt, hängt von der Qualität der Planung ab.

Gruß Horch

Horch

ZitatDa Du im NRW wohnst, dürfte Dir das Geburtshaus von Karl Marx in Trier evtl. bekannt sein.

Kleiner Hinweis: Trier liegt in Rheinland-Pfalz, nicht in Nordrhein-Westfalen.

Gruß Horch

mafoman


Horch

Hallo Mafoman,

zum wichtigsten Punkt:

ZitatEin freier Markt kann z.B. ohne Trust´s und Global-Player-Konzerne funktionieren. Mittelstandsbetriebe und kleine Handwerksbetriebe, Kleinsgewerbetreibende etc. könnten nach allgemein marktwirtschaftlichen Gesetzen arbeiten.

Erst mal liegt hier ein sachlicher Fehler vor. Denn ein freier Markt bringt nun mal Global-Player und Unternehmenszusammenschlüsse hervor.
Würde hier der Gesetzgeber eingreifen, wäre es kein freier Markt mehr.
Zum Anderen halte ich nicht viel davon die "Großen" zu kritisieren und die "Kleinen" als Verbündete anzusehen. Wie ich es schon einmal vor längerer Zeit geschrieben habe: Der Ausbeuter ist häufig der Bäckermeister um die Ecke. Selbständige sind nicht per se ein Feindbild, es gibt Selbständige, die dieses System ablehnen, aber durch ihre Selbständigkeit selbst den Schicksal des abhängig Beschäftigten entgehen wollen.

Der Kapitalismus wird unumkehrbar überwunden, dazu weiter unten.

Zu unseren Medien: Ich kann Deine Stellungsnahme verstehen.
Und es ist in der Tat so, dass unsere Medien Gehirnwäsche betreiben (nicht nur die Bild, fast alle Medien). Und wir sollten auch alternative Medien nutzen. Allerdings bestimmt das Sein das Bewußtsein. Auch der Einfluss der Medien ist begrenzt.
Und wenn Du den "Proll" beschimpfst: Reformisten und Neoliberale sind i.d.R. nicht dümmer als wir und haben auch nicht einfach Unrecht (ob sie Recht oder Unrecht haben liegt an der Fragestellung).
Sie haben andere Interessen/Einstellungen. Ich bin ein Freund der klaren Sprache und werde Reformisten und Neoliberale immer deutlich kritisieren. Aber ich kann Dir nur den Rat geben, den mir mal ein "alter Marxist" gegeben hat: "Sieh zu, dass Du selbst Klarheit gewinnst".
Nur dann kann ich Lust auf Anderes machen, nur dann ändern sich die Interessen der Menschen.

ZitatPlanwirtschaft und betriebswirtschaftliche Planung kann man meines Erachtens nicht vergleichen. Zum 5-Jahres-Plan-Hinweis von Horch möchte ich anmerken, daß er sich nicht mit DDR-Plänen vergleichen lässt. Die Wirtschaft plant die Gewinne. Sie ist auf Überschuss aus, den sie sich in die Tasche stecken kann. Das ist das Ruinöse. Es geht nicht um Bedürfnisbefriedigung sondern um Bedürfnisimplizierung.

Natürlich gibt es Unterschiede, allerdings sind sich betriebliche Planung, also Planwirtschaft und Planwirtschaft als Ganzes nicht so unterschiedlich.
Auch eine Planwirtschaft muss einen Mehrwert erzielen. Der Mehrwert wird nur anders eingesetzt.
Und jetzt kommen wir zu meinen Satz: Der Kapitalismus wird unumkehrbar überwunden.
Schon Marx wußte, dass der Kapitalismus mit dem Kommunismus schwanger geht.
Vereinfacht ausgedrückt: Die Entwicklung der Produktionskräfte macht immer mehr notwenidge Arbeit überflüssig.
Deshalb gibt es auch immer wieder eine moralische Erhöhung der Arbeit.
Je überflüssiger sie wird, desto mehr wird  sie mit Zwang durchgesetzt.
Deshalb ist der 8 to 5-Job auch vielfach nicht mehr die Regel. Arbeit ist
weitgehend überflüssig, sie dient aber als Disziplinierunsmittel.
Nicht die Arbeitslosigkeit ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde, sondern die Stigmatisierung der Arbeitslosigkeit. Hier sollten wir ansetzen.
Was meinst Du?

Gruß Horch

mafoman


Horch

Hallo Mafoman,

ZitatSelbständige sind aber auch für mich nicht per se ein Feindbild. Dann müsste ich mich ja selbst hassen. Denn um meiner Selbstverwirklichung einen Schritt näher zu kommen habe ich mich vor ca. 1 Jahr selbst selbständig gemacht. Und das sogar als GmbH. Nun ja, aber ich beschäftige nur Freiberufler..., der Staat bekommt also von mir nur die Umsatzsteuern und meine persönliche Lohnsteuer. Die "Freien" werden bei mir auch nicht ausgebeutet. Freie Zeiteinteilung , kein Druck o.ä. und meine Spannen sind minimal.

Du brauchst Dich hier nicht zu rechtfertigen.
Selbst wenn Du Angestellte beschäftigen würdest und eine großzügige Gewinnspanne heraus springt, so what?
Verwerflich wird es nur dann, wenn jemand seine Beschäftigten über die Maße benachteiligt. Das ist schwer zu definieren, ich weiß.
Im Übrigen konmt es eben auch darauf an, welches Gesellschaftsmodell man vertritt. Ob ein Selbständiger oder abhängig Beschäftigter ein bestimmtes Modell vertritt, macht für mich keinen moralischen Unterschied.
Ein Beispiel:
Ein Unternehmer klagte mir gegnüber, dass er gar nicht anderes kann als seinen Mitarbeitern das Gehalt zu kürzen. In seinem Fall glaubte ich ihm das sogar, aber ich nahm ihm etwas ganz anderes übel:
Er selbst hatte immer den freien Markt gefordert und durch seine Geschäftspolitik unterstützt.
Ich kenne auch genug abhängig Beschäftigte, die 1-€-Zwangsjobs in Ordunung finden. Dass sie selbst darunter leiden durch das nachfolgende Lohndumping, macht die Sache nicht besser.

ZitatEs ist ein Dilemma als Sozialist gleichzeitig Arbeitgeber zu sein. Ich hoffe ich bin nicht der einzige "kommunistische" Arbeitgeber in Deutschland;-)

Ich kann Dich beruhigen. Du bist bei weitem nicht der Einzige.
Sicher ist es trotzdem nur eine kleine Minderheit, aber ich kenne zwei persönlich.

ZitatEs kann nicht sein, das mit diversen Tricks gerade diese kaum noch was für den Staat/Bürger abdrücken. Im Vergleich zum Umsatz zahle ich da wesentlich mehr als ein Konzern. Ich finde die Konzepte und Vorschläge von Attac hier gar nicht mal so schlecht.

Das ist eine sehr subjektive Erfahrung, die ich jetzt niederschreibe.
In der Tat weiß ich aus vielen Gesprächen, dass auch Selbstständige, die vor einiger Zeit noch dem freien Markt das Wort geredet haben, inzwischen selbst immer skeptischer werden.

ZitatAuch hier stimme ich zu. Aber wie? Über die Medien? Man müsste ja dann auf differenzieren warum jemand arbeitslos ist.

Wieso differenzieren? Und wenn jemand keine Lust hat?
Ich würde es begrüßen, wie verschiedentlich gefordert ein bedingungsloses Grundeinkommen zu zahlen. Jeder hätte ein Anrecht darauf und niemand könnte sich ernsthaft beschweren, dass jemand auf seine Tasche liegt. Zur Finanzierung könnten neben einer besseren Besteuerung von Unternehmen viele andere Sozialleistungen, die dann überflüssig sind, gestrichen werden.

ZitatAls Ex-Personaldisponent habe ich nämlich auch Erfahrungen mit tatsächlich Arbeitsunwilligen machen müssen. Solche stigmatisieren sich auch ein Stück weit selbst.

Inwieweit stigmatisieren sie sich selbst? Nicht indem sie sachlich erklären, warum sie keine Lust haben. Sondern indem sie selbst sagen,
sie würden auf Kosten anderer leben. Wie die Deppen (in diesem Fall ist das wohl wirklich berechtigt) in speziellen Talkshows.

ZitatWas also tun, wenn die Medien nicht mitmachen?

Um es deutlich zu sagen: Einfach ist es nicht.
Bürgerliche Medien sind selbst Wirtschaftsunternehmen, Chefradakteure verdienen sich "dämlich" und jeder kleine Journalist erhält i.d.R. verbilligte Einkäufe bei vielen Unternehmen. Dazu kommt noch der ideologische Backround.
Aber wie?

Eine Gegenöffentlichkeit schaffen. Selber Netzwerke gründen.
Selbstverwaltungen schaffen.
Mit gemeinsamer Kraftanstrengung lässt sich das finaziell und technisch händeln. Der Wille muss vorhanden sein, und den gilt es zu wecken.


Gruß Horch

Horch

Ich stelle den folgenden Link bewußt hier ein, und nicht unter "Einfach gute Links".
Das folgende Forum ist als Infothek hervorragend für die, die sich erstmal einen Überblick über die Werke von Karl Marx verschaffen wollen.
Wal Buchenberg, der Autor des Forums, macht einen sehr intelligenten Eindruck, der auch über betriebswirtschaftliche Dinge Bescheid weiß.
Das Diskussionsforum selbst ist nur zum Lesen der Beiträge von Wal Buchenberg interessant, ansonsten rate ich davor ab (deshalb auch kein Eintrag unter "Einfach gute Links").
Denn hier wird nicht nur Kritik an der Gesellschaft als "Beschimpfung des Proletariats gegeißelt, sondern gleichzeitig jede Umfrage die belegt, dass auch viele Arbeitnehmer und Arbeitslose unser System nicht mehr hinterfragen, ebenfalls mit Ermahnungen und Löschungen getadelt.
Ich habe mich freiwillig aus dem Diskussionsforum zurückgezogen.ich lase mich nicht gerne maßregeln.
Das ist aber Wal's Sache und tut dem Forum als Informationsquelle keinen Abbruch.

Der Link: //www.marx-forum.de

BGS

Zitat,,Ist die Ausbeutung des Arbeiters durch den Fabrikanten so weit beendigt, dass er seinen Arbeitslohn bar ausgezahlt erhält, so fallen die anderen Teile der Bourgeoisie über ihn her, der Hausbesitzer, der Krämer, der Pfandleiher usw." K.Marx

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Troll

6:35 / 36:57
Marx und die Maschinen – WOHLSTAND FÜR ALLE Ep. 169

https://youtu.be/-Pf2c5iAWG0
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

dagobert

Zitat von: BGS am 23:09:30 Di. 01.November 2022
Zitat,,Ist die Ausbeutung des Arbeiters durch den Fabrikanten so weit beendigt, dass er seinen Arbeitslohn bar ausgezahlt erhält, so fallen die anderen Teile der Bourgeoisie über ihn her, der Hausbesitzer, der Krämer, der Pfandleiher usw." K.Marx

MfG

BGS
Aus heutiger Sicht gehören auch noch die Energieversorger in die Liste.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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