Kobanê: Wichtige Fortschritte im Kampf um die kurdische Stadt

Begonnen von Rappelkistenrebell, 18:59:08 Fr. 17.Oktober 2014

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Kuddel

ZitatTeheran-Anakara-Damaskus: Unheilige Allianz
Tomasz Konicz
Rojava, das basisdemokratische Experiment in Nordsyrien, jagt den Regimes der Region eine Heidenangst ein – und schweißt sie zu einer reaktionären Allianz zusammen

Vor wenigen Tagen wurde der komplexe syrische Mehrfrontenbürgerkrieg um einen weiteren Frontabschnitt erweitert. Zum ersten Mal in der Geschichte des syrischen Bürgerkrieges bombardierten am 18. August Kampfflugzeuge des Assad-Regimes Stellungen der syrischen Kurden im Norden des in Auflösung befindlichen Landes, in der zwischen Regime und kurdischer Selbstverwaltung geteilten Stadt Hasaka. Zuvor sind heftige Gefechte zwischen kurdischen Polizeikräften und Regimemilizen aus der Stadt gemeldet worden.
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Die sich seit Wochen abzeichnenden Absetzbewegungen der Türkei aus dem westlichen Lager, die vor allem in den aktuellen Spannungen zwischen Ankara und Washington manifest wurden, scheinen sich somit zu verfestigen. Zuletzt kam die Türkei mit ihrem größten regionalen Rivalen, mit dem Iran, zu einer generellen strategischen Übereinkunft, die den Interessensausgleich in Syrien zum Inhalt hatte. Zwei Hauptpunkte des Deals zwischen Teheran und Ankara hob der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hervor: Beibehaltung der territorialen Integrität Syriens und eine Regierung, in der alle "Religionen vertreten sind".

Der zweite Punkt deutet klar auf eine Aufteilung Syriens in türkisch-sunnitische und schiitisch-alewitische Einflusssphären hin, auf die Schaffung eines funktionsunfähigen Zombiestaates wie Bosnien-Herzogowina hin, der von religiösen und ethnischen Gettos zerteilt ist. Der erste Punkt ist aber entscheidend: Es geht sowohl den schiitischen Islamisten in Teheran wie ihren sunnitischen Konkurrenten in Ankara darum, das basisdemokratische Experiment in Nordsyrien mit aller Macht auszulöschen. Dies ist der einzige gemeinsame Nenner, der die unheilige Allianz der Regimes der Region befeuert.

Die Türkei, die noch vor wenigen Monaten den Westen dazu drängte, eine Militärintervention in Nordsyrien zu unterstützen, will nun mit aller Macht die Etablierung einer gesellschaftlichen Alternative zu Islamismus und Staatsterror in der Region verhindern. Eine kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien sei "unmöglich", erklärte Yildirim offen vor der Anhängerschaft der AKP.

Russische Medien benannten noch deutlicher, was diese Allianz der Reaktionäre in der Region vorantreibt. Ein geopolitisches Bündnis zwischen Russland, Syrien, der Türkei und dem Iran sei entscheidend, um zu einer Lösung der Konflikte im Mittleren Osten zu gelangen, erklärte der russische Türkei-Experte Alexander Sotnichenko gegenüber Sputniknews. Doch zugleich "unterstützen die Türkei einerseits und Russland und Iran anderseits verschiedene Seiten in dem Syrischen Konflikt". Das "kurdische Problem" sei der "gemeinsame Boden", auf dem ein türkisch-iranisches Bündnis gegründet werden könne, erklärte Stanislav Tarasov von der russischen Ostkaukasus-Denkfabrik. Beiden Regimes gehe es darum, die "territoriale Integrität" ihrer Staatsapparate zu wahren, so Tarasov. Vor allem für die Islamisten in Ankara stelle das "kurdische Problem" die "wichtigste Angelegenheit" dar.
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weiter: http://www.heise.de/tp/artikel/49/49180/1.html


counselor

Dann will ich mal hoffen, dass Rojava sich gegen diese faschistoide Allianz behaupten kann.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rappelkistenrebell

Erdogan in der Defensive, IS auf der Verliererstraße - aggressive Attacken auf Rojava


Foto: ICOR-Aufruf zum Kampftag gegen Faschismus und Krieg

23.08.16 - Die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), deren Kern die kurdischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) aus Rojava bilden, haben vor zehn Tagen nach einem 73-tägigen verlustreichen Kampf den faschistischen "Islamischen Staat" (IS) aus der strategisch wichtigen Stadt Manbidsch in Nordsyrien vertrieben. Damit wurde auch der direkte Nachschub aus der Türkei in das Zentrum des IS in Rakka unterbunden. Zugleich wurden die Voraussetzungen verbessert, die drei Kantone Rojavas zu vereinen und die wichtige Grenzstadt Dscharblus zu erobern.

Diese bedeutenden Erfolge sind der beharrlichen und aufopferungsvollen Umsetzung der Strategie des kurdischen Freiheitskampfs zu verdanken. Als Reaktion auf seine Niederlagen schlägt der IS wütend und aggressiv um sich. Der Anschlag auf eine kurdische Hochzeitsfeier im südosttürkischen Gaziantep forderte 54 Todesopfer, darunter mindestens 22 Kinder und Jugendliche. Offensichtlich ist das Massaker ein IS-Racheakt.

Die Erfolge der SDF gegen den IS und eine mögliche Vereinigung der drei kurdischen Kantone Nordsyriens bedeuten auch einen Rückschlag für die Ziele des Erdogan-Regimes. Die türkische Regierung verschärft mit der Errichtung einer faschistischen Diktatur auch ihre militärische Aggression gegen die Freiheitskämpfer in Nordsyrien. Dazu missbrauchte sie umgehend in zynischer Weise das Massaker. Außenminister Cavusoglu kündigte an, die Grenzregion zu Syrien "komplett von Terroristen zu säubern". Den IS unterstützt das Erdogan-Regime weiterhin mit Waffen und Logistik. Also können mit "Terroristen" ausschließlich die Freiheitskämpfer von Rojava gemeint sein. Ausgerechnet sie, die die bisher bedeutendsten und entscheidenden Erfolge gegen den IS erzielten und damit weit über die Region hinaus den Menschen einen Dienst erweisen, u.a. in Europa.

Das türkische Militär bombardierte gestern und heute Stellungen der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) in der nordsyrischen Region Manbidsch: "Die Türkei hat Stellungen rund 20 Kilometer von der Grenze beschossen", sagte Scherwan Darwish, ein Sprecher der Kurden in der Region. Der türkische Ministerpräsident Yildirim hatte bereits zuvor für die kommenden sechs Monate ein "aktiveres Vorgehen" seines Landes in Syrien angekündigt. Um weitere Erfolge der Demokratischen Kräfte Syriens und eine Vereinigung der drei Kantone Rojavas zu verhindern, ist Erdogan jedes Mittel recht. Er begrüßte die Luftangriffe der syrischen Armee auf kurdische Stellungen bei Hasaka, die viele Zivilisten trafen und in die Flucht schlugen. Erdogan verhandelt mit dem Iran und Russland über die Wiederherstellung politischer Beziehungen. Vordergründig soll es um eine Allianz gegen den IS gehen, in Wahrheit geht es gegen den kurdischen Befreiungskampf. Aus türkischen Kreisen verlautete: "Das Hauptziel des jüngsten Einsatzes ist, einen Korridor für gemäßigte Rebellen zu öffnen." Offensichtlich sollen diese von der Türkei gesteuerten, ebenfalls reaktionären und faschistischen Kräfte die vom IS besetzte syrische Grenzstadt Dscharablus einnehmen.

Die Kumpanei der Bundesregierung mit dem Erdogan-Regime, das Revolutionäre, Demokraten und Linke - Kurden wie Türken - gnadenlos unterdrückt, muss ein Ende haben! Alle Bundeswehrtruppen müssen unmittelbar aus der Türkei abgezogen werden und die diplomatischen Beziehungen Deutschlands zur Türkei abgebrochen werden. Dafür muss die Bundesregierung die selbstverwaltete Region in Rojava/Nordsyrien völkerrechtlich anerkennen. Die Flüchtlinge und alle Unterdrückten brauchen Asylrecht auf antifaschistischer Grundlage.


Quelle

https://www.rf-news.de/2016/kw34/kurden-bieten-erdogan-dialog-an-dieser-attackiert-rojava
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Rappelkistenrebell

Türkische Armee startet Bodenoffensive auf Dscharablus

24.08.16 - Offiziell bestätigt durch die türkische Regierung wurde heute morgen um vier Uhr ein Bodenangriff unter dem Namen "Schutzschild Euphrat" auf die in Rojava/Nordsyrien liegende Grenzstadt Dscharablus durch die türkische Armee begonnen. Durch Luftangriffe und Raketenbeschuss hatte die Türkei diesen in den letzten Tagen vorbereitet (siehe auch rf-news-Artikel vom gestrigen Dienstag). Dscharablus ist bisher noch unter der Kontrolle des faschistischen IS.

Im Einsatz sind rund 60 Panzer, weitere Militärfahrzeuge. mehr als 1.250 türkische Soldaten sowie 250 Angehörige der türkischen Spezialeinheiten. Die Operation findet gemeinsam mit angeblich 1.000 Angehörigen der Freien Syrischen Armee (FSA) statt, die in der Türkei ausgebildet wurden.

Die türkische Regierung teilte in offiziellen Stellungnahmen mit, dass Ziel des Angriffes die Befreiung der Stadt vom IS sei. Als gleichrangiges Ziel wird der Kampf gegen die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) und insbesondere PYD und PKK genannt; Erdogan wörtlich: "Die türkische Armee begann ihre Operationen gegen terroristische Organisationen wie den ISIS und PYD um 4 Uhr morgens."

Offen erklärt der Kommandant der FSA-Einheiten, dass es bei dem Angriff darum gehe, den Vormarsch der Volksverteidigungseinheiten (YPG) zu stoppen. Nach der Befreiung von Mandschib bestehen für die SDF erheblich verbesserte Voraussetzungen dafür, die drei Kantone Rojavas zu vereinen und die wichtige Grenzstadt Dscharablus zu erobern. Dies will Erdogan unter allen Umständen verhindern.

Die PYD, die PKK und die Demokratischen Kräfte Syriens verurteilen den Einmarsch der türkischen Armee scharf. Saleh Moslem, der Co-Vorsitzende der PYD erklärte: "Die Türkei ist nun aktiv in den Krieg in Syrien eingebunden und wird darunter immens zu leiden haben. ... Die Einmischung der Türkei hat eine tiefe Besorgnis des syrischen Volkes, der SDF, des Militärrates von Dscharablus und der Bevölkerung von Dscharablus ausgelöst. Die Türkei war bereits indirekt durch ihre Unterstützung der Banden von ISIS, Al-Nusra und Sultan Al-Murat am Krieg beteiligt. Die Türkei wird – wie auch der IS – im Krieg in Syrien eine Niederlage erleiden." (Nachrichtenagentur ANF vom 24. August 2016).

Die MLPD schließt sich dem Protest gegen die türkische Aggression an. Hände weg von Rojava!


Quelle

https://www.rf-news.de/2016/kw34/24.08.16-tuerkische-panzer-dringen-nach-syrien-vor



Aus: Ausgabe vom 25.08.2016, Seite 1 / Titel

Überfall auf Dscharabulus
Unterstützt von islamistischen Terrorgruppen, hat die türkische AKP-Regierung einen militärischen Angriff auf die syrische Grenzstadt begonnen
Von Peter Schaber



Völkerrechtswidrige Aggression: Einmarsch türkischer Truppen in Syrien am Mittwoch
Foto: REUTERS/Stringer

Am gestrigen Mittwoch um vier Uhr Ortszeit begann die Militär­operation »Euphrat-Schild«: Nach hundertfachem Artillerie- und Raketenbeschuss aus dem türkischen Karkamis auf die syrische Grenzstadt Dscharabulus durchbrachen Baumaschinen, geschützt von türkischen Spezialeinheiten, die Grenzanlagen zu Syrien. Zwei Stunden später begannen Luftangriffe auf syrisches Territorium. Die türkischen Streitkräfte schlugen zunächst einen Korridor in Richtung der bislang vom »Islamischen Staat« (IS) kontrollierten Stadt, danach marschierten mit Ankara verbündete Einheiten syrischer Milizen aus einem eigens angelegten Camp von türkischem Gebiet aus in Dscharabulus ein.

Der autoritär regierende türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ließ verlauten, dass das Ziel des Angriffskrieges sei, mehrere »terroristische Gruppen« aus dem Grenzgebiet zu vertreiben. »Bedrohungen« seitens dieser Gruppen – gemeint sind die demokratische Kurdenmiliz YPG und der IS – sollen ein für alle Mal unterbunden werden. Offizielles Ziel der Operation: Man wolle »terroristische Elemente« beseitigen, »humanitäre Hilfe« bringen und »eine neue Welle von Flüchtlingen« stoppen, erklärte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Offenkundig ist, dass sich der Militärschlag in erster Linie gegen die kurdischen Kräfte im Norden Syriens (Rojava) richtet. Diese hatten kurz zuvor zusammen mit lokalen arabischen Milizen den IS aus der Stadt Manbidsch, 35 Kilometer von Dscharabulus entfernt, vertrieben. Der türkischen Regierung, die nie Anstalten machte, die seit 2013 vom IS besetzte Grenzstadt zu befreien, geht es ausschließlich darum, weitere Gebietsgewinne der mit der »Arbeiterpartei Kurdistans« (PKK) befreundeten syrischen Kurden zu verhindern.

Dass Erdogans Streitkräfte nicht in Syrien eingefallen sind, um dschihadistische Terroristen zu bekämpfen, zeigt sich schon an der Koalition »moderater« Rebellen, die als Bodentruppen Ankaras dienen: Mit dabei sind Kämpfer dschihadistischer Banden wie »Ahrar Al-Scham« und der turkmenischen »Sultan-Murad-Brigaden«. Sogar die Islamistenmiliz »Harka Nur Al-Din Al-Senki«, die vor kurzem weltweit bekannt wurde, weil ihre Mitglieder vor laufender Kamera ein zwölfjähriges Kind enthaupteten, nimmt offiziell an dem Einmarsch teil. Den überwiegenden Teil der Fußsoldaten Ankaras eint ein enges Verhältnis zur türkischen AKP-Regierung sowie der Wunsch, in Syrien einen islamischen Staat auf Grundlage der Scharia zu errichten.

Unter Berufung auf Augenzeugenberichte von aus Dscharabulus nach Manbidsch geflüchteten Zivilisten berichtet die Nachrichtenagentur ANF zudem, dass die Stadt weitgehend kampflos vom IS an die anderen dschihadistischen Gruppen »übergeben« werde. Kommentatoren sprechen von einer »Wachablöse« an der Grenze.

Im »Great Game« um Syrien markiert der zweifellos völkerrechtswidrige Angriff eine Wende: Zum einen stellen sich die Vereinigten Staaten und mit ihr der gesamte Westen durch die Unterstützung der Attacke zum ersten Mal gegen ihre bislang angeblich engsten Verbündeten: die kurdischen YPG und die von diesen geleiteten »Demokratischen Kräfte Syriens« (SDF). Zum anderen werden sich weder die Türkei noch die von ihr in Dscharabulus stationierten Dschihadisten mit der Einnahme der Grenzstadt begnügen.

Die syrische Regierung in Damaskus hat sich inzwischen an die Vereinten Nationen gewandt und spricht von einer »groben Verletzung der Souveränität«. Auch Sprecher der kurdischen Kräfte meldeten sich zu Wort. Aldar Khalil von der in Rojava dominierenden »Partei der Demokratischen Union« (PYD) sprach von einer »Kriegserklärung« der Türkei.

Quelle

https://www.jungewelt.de/2016/08-25/054.php
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Rappelkistenrebell

Aus: Ausgabe vom 05.09.2016, Seite 1 / Titel


Der Feind meines Feindes
Britischer Journalist: Türkei und USA stützen sich im Kampf gegen Kurden in Nordsyrien auch auf Geiselnehmer und Kriegsverbrecher
Von Bernd Müller



Die türkische Armee fällt wieder in Syrien ein und will dort vor allem die Kurden schwächen
Foto: Sedat Suna/dpa - Bildfunk

Die Türkei ist wieder mit Panzern in Syrien eingerückt. Diese hätten von der Provinz Kilis aus bei dem Dorf Cobanbey die Grenze überquert, meldete die Nachrichtenagentur Dogan. Sie seien auch in den Grenzort Al-Rai eingedrungen, um den von Ankara und Washington unterstützten »Sultan-Murad-Brigaden« im Kampf gegen den »Islamischen Staat« (IS) und die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten YPG zu helfen.

Al-Rai liegt etwa 55 Kilometer südwestlich von Dscharabulus, wo türkische Truppen in der vergangenen Woche ihre erste größere Offensive in Sy­rien, »Euphrat-Schild«, begonnen hatten. Das nun eingenommene Al-Rai befand sich lange Zeit in der Hand des IS. Vordergründiges Ziel ist es, von dort in Richtung Osten vorzurücken und damit den IS in die Zange zu nehmen.

Bei den militärischen Aktionen Ankaras handelt es sich um den Versuch, das Entstehen eines einheitlichen kurdischen Gebietes entlang der Grenze zur Türkei zu verhindern. Das würde auch die Kurden im eigenen Land stärken, so die Befürchtung. Nach offiziellen Angaben will das türkische Militär deshalb einen 90 Kilometer breiten Korridor in Syrien schaffen, in dem weder der IS noch die Kurden das Sagen haben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters ist es in den vergangenen Tagen zu Protesten gegen das Vorgehen der Türkei gekommen. Die türkischen Sicherheitskräfte reagierten demnach am Freitag mit Tränengas und Wasserwerfern darauf.

Der britische Reporter Anthony Loyd zeigte sich am Samstag in der Londoner Times davon überrascht, wer dort von Ankara und Washington unterstützt wird. Auf Facebook hatte der 2014 in Syrien gekidnappte und gefolterte Journalist seinen mutmaßlichen Peiniger auf einem Video erkannt, in dem dieser mit einer Kalaschnikow hantiert und den Sieg einer von den USA unterstützten Rebellengruppe in der Grenzstadt Al-Rai feiert.

Als Loyd damals gemeinsam mit dem Fotografen Jack Hill von einem Reportereinsatz in Syrien zurück in die Türkei wollte, waren die beiden von Aufständischen verschleppt worden. Er sei von seinem Peiniger, der ihn nach gescheiterten Fluchtversuchen brutal geschlagen und zweimal in den linken Knöchel geschossen hatte, als »CIA-Spion« beschimpft worden. Sein Entführer habe damit geprahlt, ihn verkaufen und von dem erzielten Preis Waffen kaufen zu wollen.

Auf Anfrage der Times, wie es sein könne, dass ein so »bekannter Kidnapper mit Verbindungen zu Extremisten die US-Sicherheitschecks besteht«, äußerte sich die US-Armee nicht. Dass Hakim Abu Dschamal, der auch unter den Namen Abd Al-Hakim Al-Jassin und Hakim Ansa bekannt ist, ein gefürchteter Geiselnehmer ist, wussten zahlreiche westliche Geheimdienste. Loyd schreibt, der britische MI6 und der türkische Geheimdienst MIT hätten davon Kenntnis gehabt. Auch Abu Dschamals Verbindungen zu Extremisten seien bekannt gewesen. So hätten zwei seiner Brüder sich der islamistischen, von Al-Qaida unterstützten Fatah-Al-Scham-Front angeschlossen. Die New York Times hatte zudem bereits im Jahr 2012 über ein Kriegsverbrechen Abu Dschamals berichtet.

Die Rebellengruppe »Sultan Murad« ist laut Times auch als »syrische Turkmenenbrigade« bekannt und deckt ideologisch ein breites Spektrum ab. Zu finden sind dort Anhänger eines säkularen türkischen Nationalismus genauso wie Islamisten. Abu Dschamal habe in der Gruppe den Rang eines Unteroffiziers inne, so Loyd.

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https://www.jungewelt.de/2016/09-05/003.php
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Rappelkistenrebell

Aus: Ausgabe vom 06.09.2016, Seite 2 / Ausland

»Rojava soll komplett isoliert werden«
Die AKP diskreditiert die Kurden in Nordsyrien, um ­die militärischen Angriffe der Türkei zu rechtfertigen. Ein Gespräch mit Mako Qocgiri
Interview: Gitta Düperthal




Foto: Osman Orsal/Reuters

Aktuell bekämpfen türkische Militärs die Frauen- und Volksverteidigungseinheiten YPJ/YPG in den kurdischen Autonomiegebieten in Rojava in Nordsyrien – und damit ausgerechnet die bislang einzige und erfolgreich kämpfende Bastion gegen die Terrormiliz »Islamischer Staat«. Wie ist die Lage dort?

Die türkische Regierung hat ein neues Angriffskonzept: International posaunt sie herum, angeblich gegen den IS vorgehen und die Stadt Dscharabulus befreien zu wollen. Statt dessen aber schickt sie ihre Soldaten und Panzer, zusammen mit Kämpfern der sogenannten Freien Syrischen Armee, FSA, gegen die Kurden. Die FSA sind übrigens keine gemäßigten Oppositionellen, wie deutsche Medien es gern darstellen, sondern islamistische Gruppierungen wie Ahrar Al-Sham: Letztere sind dafür bekannt, ähnliche Ziele wie der IS zu verfolgen. Nachdem türkischen Truppen in die Städte Dscharabulus und in Al-Rai einmarschiert waren, übergab der IS diese kampflos an sie. Zu befürchten ist, dass die Türkei mit dem IS Vereinbarungen getroffen hat, deren Inhalte wir nicht kennen.

Welches Motiv hat die Türkei für ihr militärisches Vorgehen?

Sie will verhindern, dass die YPG/YPJ einen zusammenhängenden Streifen unter kurdischer Verwaltung im Grenzgebiet bis zum östlichen Kanton Afrin schaffen: Deren Ziel war, die Isolierung dieses Gebiets aufzubrechen. Das will die Türkei im grenznahen Nordsyrien nicht dulden. Bislang hat sie islamistische Gruppen im unmittelbaren Umfeld von Afrin unterstützt. Weil das aufgrund der Befreiung von Manbidsch nun nicht mehr klappt, greift die Türkei selbst militärisch ein. Vermutlich beabsichtigt sie, von dort aus weiterhin Grenzhandel mit dem IS und anderen islamistischen Gruppen zu betreiben; dessen Versorgungswege dort offenzuhalten. Um dies zugleich verschleiern zu können, benötigt sie die Pufferzone.

Selbst die von der YPG/YPJ befreite Stadt Kobani, Symbol des erfolgreichen Widerstands gegen die Terrormiliz, hat das türkische Militär angegriffen.

In der Tat hat die türkische Armee versucht, eine Grenzmauer bei Kobani zu bauen – unmittelbar auf dem Gebiet der Stadt. Sie war deshalb ins kurdische Autonomiegebiet eingedrungen. Seit dem 29. August hatte die Bevölkerung Kobanis dagegen Widerstand geleistet. Auch auf der türkischen Seite in Suruc hatten sich die Menschen mit den Kurden solidarisiert und gingen auf die Straße. In dem Zusammenhang hatte das Militär begonnen zu schießen: Es gab zwei Tote und 80 Verletzte. Weil der Widerstand so heftig war, gelang es nicht, die Mauer auf nordsyrischem Gebiet zu errichten. Die Militärs wichen auf türkisches Staatsgebiet zurück und bauen jetzt dort.

Seit langem fordern die Bewohner des kurdischen Autonomiegebiets in Rojava einen humanitären Korridor in die Türkei – der Mauerbau ist das Gegenteil, oder?

Die Türkei will das Versorgungsembargo gegen Rojava ausbauen und geht immer brutaler gegen die Zivilbevölkerung vor. Kürzlich hat sie sogar Flüchtlinge aus Manbidsch an der türkischen Grenze erschossen. Auch die Regierung des kurdischen Präsidenten Masud Barsani im Irak hat die Grenzen dichtgemacht. Rojava soll komplett isoliert werden. Für die Bevölkerung in dem demokratischen Teil Nordsyriens ist das ein großes Problem.

Andreas Fisahn, Rechtswissenschaftler an der Universität Bielefeld, sagte kürzlich im Interview mit jW, es handele sich um einen Angriffskrieg der Türkei auf die kurdische Bevölkerung, der nach dem Völkerrecht nicht zu rechtfertigen ist. Wie sehen Sie das?

Die türkische AKP beschäftigt sich schon längere Zeit damit, eine Legitimierung für den Einmarsch nach Nordsyrien zu schaffen. Nach den jüngsten Anschlägen in der Türkei, hatte sie etwa absurde Vorwürfe erhoben: Dahinter würden der IS, die Gülen-Fraktion, die PKK und die YPJ/YPG gemeinsam stecken. Wir sind entsetzt, dass die internationalen Kräfte – wozu auch Deutschland gehört – diese Intervention gegen den demokratischen Teil Nordsyriens geschehen lassen und dazu schweigen.

Quelle


https://www.jungewelt.de/2016/09-06/005.php


Mako Qocgiri ist Mitarbeiter von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit
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Rappelkistenrebell

Aus: Ausgabe vom 10.09.2016, Seite 12 / Thema

Wer – wen?
Anmerkungen zu einem antiimperialistischen Verständnis des Syrien-Kriegs und der Rolle der kurdischen Bewegung
Von Peter Schaber




Die kurdische Bewegung in Syrien steht für die politische Idee einer eigenständigen Entwicklung in der Region jenseits der Hegemonieansprüche der Groß- und Regionalmächte. Die Gratwanderungen, die dabei zu vollführen sind, haben ihr von linker Seite bisweilen den Vorwurf eingebracht, sie agiere »proimperialistisch«. Eine Kämpferin der YPG in Hasaka im Nordosten Syriens
Foto: Rodi Said / Reuters

Der von allen Seiten mit immenser Brutalität geführte Krieg, der Syrien seit nunmehr fünf Jahren heimsucht, hat eine humanitäre Katastrophe epochalen Ausmaßes zur Folge: Von geschätzt 400.000 Toten seit Beginn der Auseinandersetzungen im Frühling 2011 sprach Staffan de Mistura, der UN-Gesandte für Syrien, im April 2016 auf einer Pressekonferenz. Bereits im Juli 2015 überstieg die Zahl der Flüchtlinge, die das Land verlassen hatten, die Vier-Millionen-Grenze, dazu kamen laut Statistik des UN-Flüchtlingshilfswerks ­UNHCR bereits damals »mindestens 7,6 Millionen« Menschen, die innerhalb Syriens vertrieben worden waren.

Dem unbeschreiblichen Leid, das der Krieg um Syrien mit sich brachte, entspricht die Zahl der lokalen und internationalen Akteure, die sich auf syrischem Boden erbittert bekämpfen. »Ein immer wiederkehrendes Thema im syrischen Bürgerkrieg ist die schiere Vielzahl von aufständischen und dschihadistischen Protagonisten«, schreibt der Nahostexperte Charles Lister in seinem Standardwerk »Der syrische Dschihad«.1 »Bis Anfang 2015 haben zumindest 150.000 Aufständische in 1.500 verschiedenen, operativ getrennten bewaffneten Gruppen auf diversen Ebenen an den Kämpfen in Syrien teilgenommen.« Einige dieser Organisationen haben es zu weltweiter Berühmtheit gebracht: die kürzlich in Fatah-Al-Scham-Front umbenannte Nusra-Front, der »Islamische Staat« oder die Führungsgruppe der Islamischen Front, Ahrar Al-Scham. Von vielen kleineren hört man nur, wenn sie besonders abscheuliche Verbrechen begehen oder an strategisch bedeutenden Schlachten teilnehmen. Unterstützt werden die verschiedenen Gruppen der Opposition von zahlreichen regionalen Staaten – allen voran der Türkei sowie den Golfdiktaturen Saudi-Arabien und Katar – und den westlichen imperialistischen Hauptmächten USA, Frankreich und Großbritannien.

Der gegnerische Block rund um die syrische Regierung in Damaskus ist nicht weniger vielschichtig. Auch hier kämpfen lokale Milizen wie die Nationalen Verteidigungskräfte (NDF), Formationen der regulären Syrisch-Arabischen Armee (SAA) sowie ausländische Kräfte wie die libanesische Hisbollah, schiitische Milizen aus dem Irak und Soldaten aus dem Iran. Außerdem greifen global um Einflusssphären ringende Staaten ein, allen voran Russland.

Die unübersichtliche Vielzahl von Akteuren, die bisweilen in unterschiedlichen Konstellationen agieren, hat in der Linken entgegengesetzte Einschätzungen der Parteien des Syrien-Krieges hervorgebracht. Während einige – beispielsweise die Kampagne »Adopt a Revolution« – sich früh auf die Seite der »Opposition« stellten und bisweilen gar Sanktionen sowie eine militärische Intervention befürworten, fanden sich in Teilen des antiimperialistischen Spektrums unkritische Unterstützer Baschar Al-Assads und Wladimir Putins.
Damaskus–Teheran–Moskau

In einer kleinen Schrift aus dem Mai 1917 unter dem Titel »Krieg und Revolution« hatte einer der Begründer der marxistischen Imperialismustheorie, Wladimir Iljitsch Lenin, darauf hingewiesen, dass es zum Verständnis eines imperialistischen Krieges nötig sei, sich die Interessenlage konkurrierender Mächte vor dem Waffengang genau anzusehen: »Wenn man nicht den Zusammenhang dieses Krieges mit der vorausgegangenen Politik aufgezeigt hat, dann hat man nichts von diesem Krieg begriffen«, so der russische Revolutionär.

Geht man in Syrien nun zurück in die Jahre vor der Eskalation der Gewalt, so wird zunächst klar: Das geostrategisch bedeutende Land war eng verbunden mit anderen Gegnern des Westens. Syrien war ein integraler Teil der sogenannten »Achse des Widerstands« (Dschabha Al-Mukawama), des informellen Bündnisses zwischen Teheran, Damaskus, der libanesischen Hisbollah und der palästinensischen Hamas. Fernab davon, irgendwelche relevanten gemeinsamen gesellschaftspolitischen Visionen zu teilen, hatte das Bündnis der religiös wie politisch sehr unterschiedlichen Kräfte im Grunde nur zwei Ziele: einen Bruch mit der US-amerikanischen Hegemonie in der Region und den Kampf gegen Israel.

Syrien war logistisch aus Sicht der anderen an der »Widerstandsachse« Beteiligten von immenser Wichtigkeit. Das Land sei »der goldene Ring in der Kette des Widerstands«, formulierte Ali Akbar Welajati, Chef des iranischen »Zentrums für strategische Studien«, im Jahr 2010. Die Bedeutung der Achse Damaskus–Teheran fasst Jubin Goodarzi in einem ausführlichen Aufsatz für den Thinktank »Woodrow Wilson International Center for Scholars« so zusammen: »Sogar in der Ära nach dem Kalten Krieg mit ihrer amerikanischen Vorherrschaft auf regionaler wie internationaler Ebene und trotz der Einführung wirtschaftlicher Sanktionen gegen beide Länder waren Syrien und der Iran in der Lage, sich erheblichen Einfluss im Mittleren Osten, insbesondere im Irak, im Libanon und in anderen Staaten der Region zu sichern.«2

Neben der Einbindung in die »Achse des Widerstands« muss zum Verständnis der Ausgangslage in Syrien das Verhältnis zwischen Moskau und dem Baath-Regime betrachtet werden. Die russisch-syrischen Beziehungen waren zu Beginn der 2000er Jahre nicht so rosig, wie es aus heutiger Sicht im Rückblick erscheinen mag. Moskau befand sich noch in einem Prozess der Annäherung an die »westliche Wertegemeinschaft«.

Zwar waren traditionelle Verbindungen zu Syrien noch aus der Sowjetzeit geblieben – unter anderem in Form von 3,7 Milliarden US-Dollar Schulden, die Damaskus beim Kreml hatte (und die später im Austausch gegen die Zusage gemeinsamer Wirtschaftsprojekte teilweise erlassen wurden). Doch war das Handelsvolumen nicht allzu bedeutend, und auch die Waffenlieferungen, einer der wichtigsten Sektoren der Zusammenarbeit, blieben noch relativ begrenzt. Dies änderte sich im Jahr 2005, als sich die »russisch-syrischen Beziehungen dramatisch verbesserten«, wie der Russland-Experte Mark N. Katz in einer Studie für die Middle East Review of International Affairs 2006 bilanzierte.3

Bis zum Beginn des Syrien-Krieges festigten sich die Verbindungen zwischen Damaskus und Moskau. Mit der Marinebasis Tartus verfügt Russland in Syrien über den einzigen Stützpunkt für seine Kriegsschiffe im Mittelmeer. Die Regierung Baschar Al-Assads kauft vor allem Rüstungsgüter beständig in Russland. Und zur Ausbeutung von Rohstoffvorkommen bestehen lukrative Milliardenverträge mit russischen Unternehmen.

Zudem hatte sich bereits vor der militärischen Eskalation ein Ringen um Syrien zwischen zwei bedeutenden Exporteuren von Erdgas abgezeichnet: Katar wollte eine Pipeline über Saudi-Arabien, Syrien und die Türkei nach Europa legen. Das Projekt wurde von Damaskus abgelehnt zugunsten eines konkurrierenden Vorhabens: einer Pipeline aus dem Iran über den Irak und Syrien. Wenig überraschend sprachen sich die USA für das erste, Russland für das zweite Projekt aus. Damaskus entschied sich 2011 für die iranische Variante. Wegen der weitreichenden Implikationen der beiden Pipelineprojekte und der »scharf entgegengesetzten« Interessen Washingtons und Moskaus in dieser Frage sprechen Mitchell A. Orenstein und George Romer in einer Analyse für Foreign Affairs sogar von »Syriens Gaskrieg«.4

Gleichwohl kann die Vehemenz des russischen Eintretens für den Verbleib Assads nicht völlig verstanden werden, ohne auch vorhergegangene Interventionen in Betracht zu ziehen: Bereits der Sturz Muammar Al-Ghaddafis in Libyen beeinträchtigte Moskaus Interessen in der Region. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach damals von einem »Kreuzzug« des Westens und der zunehmenden Tendenz zur Einmischung in anderer Länder Angelegenheiten. Und auch in Osteuropa erreichte das Vorrücken der NATO gegen Russland in den vergangenen Jahren ein neues Niveau.
USA: Milliarden für Milizen

Als im Jahr 2011 in Syrien – durchaus aus »internen« wirtschaftlichen wie politischen Gründen – Proteste gegen die autoritäre, zunehmend neoliberale Herrschaft Baschar Al-Assads begannen, bezog der Westen früh Position. »Assad muss weg«, lautete die Losung. Dass es sich dabei nicht um eine aus »humanitären« Gründen erhobene Forderung handelte, zeigt ein Vergleich mit anderen Regimen der Region – etwa der Türkei, Bahrains oder Saudi-Arabiens –, deren Polizei- und Militärkräfte in den vergangenen Jahren noch grausamer gegen Oppositionelle vorgingen als der syrische Staat zu Beginn der Revolte: Nie wurde hier der Ruf nach Sanktionen, Rücktritt oder gar militärischem Eingreifen laut.

Die Entschlossenheit der Vereinigten Staaten und ihrer internationalen wie regionalen Partner, den syrischen Präsidenten zu stürzen, liegt unmittelbar in der Rolle Syriens für die antiwestliche Achse und als Partner Moskaus begründet. Für das Greater-Middle-East-Project, das Vorhaben der Umgestaltung des gesamten Mittleren Ostens nach westlichen Vorgaben, stellte Damaskus ein Hindernis dar.

Und: Die Schwächung Syriens bedeutete zugleich einen schweren Schlag für seine Verbündeten. »Während die Regierung Baschar Al-Assads wankt, wird Syrien zur Achillesferse des Iran. Der Iran hat eine große Menge an Ressourcen in das Land gepumpt«, stellte der ehemalige Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Efraim Halevy, schon 2012 in einem Kommentar für die New York Times fest. Vom Fall Assads erhoffte sich Halevy, dass »die gesamten Kräfteverhältnisse in der Region sich verändern werden«: Hisbollah und Hamas würden geschwächt, und das »iranische Volk könnte einmal mehr gegen das Regime aufstehen, das ihm soviel Schmerz und Leid gebracht hat«. Neben der Ukraine bildet Syrien zudem einen wichtigen Schauplatz der Auseinandersetzung des Westens mit einem selbstbewusster werdenden russischen Imperialismus.

Aus diesen Gründen haben die USA riesige Summen in unterschiedliche Rebellenfraktionen gesteckt, sie militärisch ausgebildet und mit Waffen versorgt. Im Juni 2015 berichtete die Washington Post, dass die geheimen Mittel, die allein die CIA für Operationen in Syrien ausgebe, etwa eine Milliarde US-Dollar jährlich betragen. Es handle sich damit »um eine der größten verdeckten Operationen« des Dienstes.5 »Anders gesagt: Die USA haben einen echten Krieg gegen Syrien begonnen, und nur wenige Amerikaner haben das überhaupt mitbekommen«, kommentiert Patrick Higgins im linken Jacobin Magazine.6

Waffen und Gelder an »Rebellen« flossen nicht alleine von der CIA. Andere Dienste und Stellen in den Vereinigten Staaten wie etwa das Verteidigungsministerium (DoD) sponserten ebenfalls. Dazu kommen Zuwendungen aus den Golfmonarchien, der Türkei, Frankreich und Großbritannien.

Das Gros der Mittel diente einem Vorhaben: Wollte man Baschar Al-Assad ohne eigene »Boots on the ground« (Stiefel auf dem Boden) beseitigen, musste eine zuverlässige, vereinheitlichte Rebellenkraft aufgebaut werden, die militärisch handlungsfähig und politisch vertrauenswürdig ist. Den Idealfall – der freilich bislang nie eintrat – beschrieb der ehemalige CIA-Analyst Kenneth M. Pollack für den US-Thinktank »Brookings Institution« unter dem Titel »Eine bessere Armee der syrischen Opposition aufbauen«.7

Die »Neue Syrische Armee« (NSA) – die »Syrien regieren soll, wenn der Krieg vorbei ist« – müsse »prinzipiell verschieden« von der »Freien Syrischen Armee« (FSA) sein, diesem »totgeborenen und lächerlich gemachten Amalgam«, so Pollack. In der NSA solle eine strikte militärische Hierarchie herrschen, und die verschiedenen religiösen, ethnischen und sozialen Identitäten dürften keine Rolle spielen. Das müsse nicht heißen, dass die Rekruten säkular sein sollen. Sie können »sogar tiefreligiös sein, auch salafistisch«, solange sie »professionell« handelten und sich an den »Code of conduct« (die Verhaltensregeln) der Armee hielten.

Aufgebaut werde diese Armee zunächst »am besten nicht in Syrien«, sondern in Nachbarländern wie der Türkei oder Jordanien. Als Armee solle die NSA »apolitisch« sein, wenn überhaupt, dann nur an »syrischem Nationalismus« orientiert. Die aus mehreren zehntausend Kämpfern bestehende Armee solle dann logistisch sowie durch Luftschläge und möglicherweise eine Flugverbotszone – um die Möglichkeiten Russlands und des Irans einzuschränken – unterstützt werden.

Der Vorschlag stammt aus dem Oktober 2014, und bekanntlich wurde eine solche Armee trotz einiger Bemühungen bislang nicht geschaffen. Die Chancen, dass das noch geschieht, stehen schlecht. Statt dessen nahmen nach dem Scheitern wilder Versuche, alle möglichen Gruppen zu fördern, die irgendwie gegen Assad standen, innerhalb der NATO zwei unterschiedliche Strategien Gestalt an.

Die eine Linie ist eng mit der Außenpolitik der Türkei verbunden und wurde nach dem Einmarsch türkischer Truppen in die syrische Grenzstadt Dscharabulus Ende August offen sichtbar: Die AKP-Regierung setzt auf die Unterstützung einer breiten Palette sunnitischer Dschihadistengruppen, die sie zusammen mit vom türkischen Geheimdienst gelenkten Turkmenen-Milizen zu einer einheitlichen Kraft zusammenschließen und als Proxy, also als Stellvertreter, in Syrien einsetzen will. Der Großteil der beteiligten Organisationen8 kämpft für ein islamisches Staatswesen in Syrien auf Grundlage der Scharia. Ankara will sie gegen seine zwei Feinde in Syrien zu Felde führen: Baschar Al-Assad und die Kräfte der kurdischen Befreiungsbewegung rund um die Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihre Volksverteidigungseinheiten (YPG).

Dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Strategie Washingtons. Zwar unterstützen auch die USA immer noch FSA-Gruppen und dschihadistische Fraktionen. Doch hat sich das Hauptaugenmerk auf die YPG und die mit ihnen verbündeten »Demokratischen Kräfte Syriens« (SDF) verschoben. Die USA fliegen massive Luftangriffe zur Unterstützung der kurdischen Milizen, bilden ihre Kämpfer aus, liefern Logistik und sind selbst mit Spezialkräften an der Seite der Kurden vertreten. Sprecher Washingtons schwärmen von SDF und YPG als »unseren Alliierten« in Syrien, hochrangige Militärs und Politiker sind regelmäßig im kurdischen Autonomiegebiet Rojava zu Gast.
»Handlanger« des Imperialismus?

Die Zusammenarbeit mit dem US-Imperialismus hat den kurdischen Kräften aus einigen antiimperialistischen Kreisen den Vorwurf eingetragen, sich zum »Handlanger« der USA in der Region zu machen. Sieht man sich die konkrete Situation allerdings genauer an, so wird schnell klar, dass die Anschuldigungen (bislang) unbegründet sind und meist selbst einem sehr verkürzten Verständnis von Antiimperialismus entspringen, das im Grunde eher moralisierend als politisch ist.

Vielmehr verhält es sich so, dass die kurdische Bewegung rund um die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die syrisch-kurdische PYD und ihre bewaffneten Kräfte YPG die einzige wirkmächtige Kraft in Syrien sind, die zum einen eine politische Idee vertritt, die für das gesamte Land – also jenseits konfessioneller und ethnischer Trennlinien – eine mögliche gesellschaftliche Alternative entwirft. Zum anderen sind die kurdischen Parteien und Verbände die einzigen, deren Inhalte in irgendeiner Weise als Bezugspunkt für die internationalistische Linke gelten können: Rätedemokratie, Geschlechtergerechtigkeit und Ablehnung rassistischer wie religiöser Diskriminierung. Sozialistisch in ihrer Gesamtheit sind sie zwar nicht, doch gibt es in ihnen sozialistische, anarchistische und kommunistische Strömungen.

Erscheint so die kurdische Bewegung als der »logische« Bezugspunkt der internationalen Linken (und ist dies ja auch in der Tat für zahlreiche kommunistische, anarchistische und sozialistische Gruppen weltweit), so bemüht sich eine Minderheit um ihre Diffamierung als »proimperialistische« Stellvertreterkräfte. Diese Auffassung ignoriert vollständig die zwischenimperialistischen Widersprüche in Syrien, die USA (und Israel) werden als omnipotente globale Strippenzieher phantasiert, und die Frontstellung gegen diese beiden Länder ist das einzige Kriterium zur Bewertung eines bestimmten Akteurs.

Gegen diese verkürzte Auffassung haben sich eine Reihe kurdischer und türkischer Sozialisten zu Wort gemeldet: »Kollaboration ist nicht die Annahme militärischer Hilfe während der Bedrohung durch ein Massaker, sondern das Eintreten in imperialistische Abhängigkeit und koloniale Beziehungen«, erinnert etwa Ridvan Turan in der kurdischen Tageszeitung Özgür Gündem. »Zu behaupten, dass die Annahme von Waffen diese Bedeutung habe, ist eine vollständige Absage an den Klassenkampf. Der Charakter solcher Beziehungen wird nicht in einem ›Moment‹ definiert, sondern im Laufe eines ›Prozesses‹.«9
Notwendige Gratwanderung

Turan bemüht einen Vergleich: »Denkt daran, dass es Lenins Transport aus der Schweiz nach St. Petersburg mit der nötigen materiellen Unterstützung durch den deutschen Imperialismus war, der zu einem der besten Momente des Ersten Weltkriegs führte.« Lenin nutzte Interessenkonflikte zwischen imperialistischen Mächten für seine eigenen Zwecke.

Im Grunde ist es genau das, was die kurdische Bewegung in Syrien tut. Aus den Kräfteverhältnissen zwischen den verschiedenen imperialistischen Mächten, die im »Great Game« um Syrien mitspielen, hat sich für die einzige größere progressive Kraft in diesem Krieg eine Chance eröffnet. PYD und YPG erkämpften sich zunächst eine starke Position in ihren Kerngebieten und suchten dann mit zentralen Akteuren ein stabiles Verhältnis: Sie eskalierten den Konflikt mit dem Assad-Regime nicht, arbeiteten sogar, wo es ihnen nützte, mit Damaskus zusammen. Sie setzen nicht allein auf die USA, sondern sind auch um ein gutes Verhältnis zu Russland bemüht und pflegen dementsprechend diplomatische Kontakte.

Diese taktisch kluge Politik hat ein Ziel: Die zwei Kräfte, die der Entwicklung des kurdischen Projekts am feindlichsten gegenüberstehen – dschihadistische Fraktionen inklusive IS sowie die Türkei – daran zu hindern, die Fortschritte des Prozesses in Rojava zu beseitigen. Als ich vor kurzem mit einer der höchsten Repräsentantinnen der PKK in den Kandil-Bergen, Bese Hozat, sprach, erklärte sie: »Wir vertrauen keiner der Mächte in der Region – weder Russland noch den USA noch sonst jemandem. Aber wir versuchen, Bündnisse zu schaffen, mit deren Hilfe wir unsere Politik durchsetzen können.« In der Tat ist dieses Vorgehen ohne sinnvolle Alternative: Die einzige andere Möglichkeit, die die Anhänger des verkürzten »Antiimperialismus« der kurdischen Bewegung etwa während der Belagerung Kobanis hätten vorschlagen können, wäre, sich für die »reine Lehre« in Europa und den USA sitzender Kommentatoren umbringen zu lassen.

Gleichwohl ist das taktische Bündnis mit imperialistischen Mächten immer eine Gratwanderung. Die USA unterstützen die Kurden ja nicht aus Nächstenliebe, sondern um ihre eigenen Interessen zur Geltung zu bringen. Daraus resultiert das Spannungsfeld, in dem die kurdischen Kräfte agieren müssen: Während sie auf der einen Seite die Unterstützung der USA annehmen, müssen sie auf der anderen Versuche Washingtons, sie zu willigen Kollaborateuren zu machen, zurückweisen. Bislang ist PYD und YPG genau das gelungen: Sie haben sich der Eingliederung in die FSA (als diese noch schlagkräftiger war) widersetzt, ebenso dem Beitritt zum proimperialistischen »Nationalkongress Syrischer Kurden« (ENKS). Sie haben – etwa bei der Offensive auf Manbidsch – entgegen den Prioritäten der USA eigene militärische Ziele ausgewählt und verfolgt. Niemals haben sie ihr freundschaftliches Verhältnis zur in den USA wie in Europa verbotenen und verfolgten PKK in Frage gestellt, ebensowenig das Festhalten am alternativen Gesellschaftsprojekt des »demokratischen Konföderalismus«.
Internationale Solidarität

Kann man den Kurden bislang also keineswegs irgendeine »Kollaboration« vorwerfen, so zeichnet sich dennoch im imperialistischen Kräftediagramm immer mehr die Brüchigkeit diverser Bündnisse ab. Die erneute Annäherung von Russland an die Türkei sowie der von den USA unterstützte Einmarsch türkischer Truppen nach Syrien könnten eine Dynamik anstoßen, die es auch für PYD und YPG schwieriger machen wird, ihre taktische Gratwanderung fortzusetzen.

Doch gerade deshalb sind direkte Unterstützung durch Internationalisten sowie öffentlicher Druck auch in den imperialistischen Kernländern wichtiger denn je. Das Scheitern des demokratischen Autonomieprojektes in Rojava wäre ein schwerer Schlag für eine sich als antiimperialistisch verstehende Linke. Denn letztlich muss jeder, der versucht, mit der Hegemonie der USA, Frankreichs, Russlands oder der Türkei in der Region zu brechen, eine politische Idee vorschlagen, die zumindest in der Theorie eine eigenständige Entwicklung ermöglicht.

Die kurdische Bewegung verfügt über so eine Idee, die zudem noch für eine sozialistische Entwicklung hin offen ist. Weder Assad noch die Hisbollah, der Iran oder andere Lieblingsprojektionsflächen einiger »Antiimperialisten« haben eine vergleichbare Vision gesellschaftlicher Umgestaltung. Wenn also die Kurden scheitern, wird auch der Kampf um eine selbständige, autonome Entwicklung der gesamten Region zurückgeworfen.

Anmerkungen

1) Charles Lister: The Syrian Jihad. Al-Qaeda, The Islamic State and the Evolution of an Insurgency, London 2015

2 https://www.wilsoncenter.org/sites/default/file /iran_syria_crossroads_fall_tehran_damascus_axis.pdf

3
http://www.rubincenter.org/meria/2006/03/Katz.pdf

4 https://www.foreignaffairs.com/articles/syria/2015-10-14/putins-gas-attack

5 https://www.washingtonpost.com/world/national-security/lawmakers-move-to-curb-1-billion-cia-program-to-train-syrian-rebels/2015/06/12/b0f45a9e-1114-11e5-adec-e82f8395c032_story.html

6 https://www.jacobinmag.com/2015/08/syria-civil-war-nato-military-intervention/

7
https://www.brookings.edu/wp-content/uploads/2016/06/Building-a-Better-Syrian-Armyweb.pdf

8 Dabei sind unter anderem: Ahrar Al-Scham, Harka Nur Al-Din Al-Senki, Sultan-Murad-Brigaden, Dschabha Al-Schamija, Dschaisch Al-Tahrir und Failak Al-Scham

9 Übersetzt auf: https://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/pressekurdturk/2014/44/15.htm

Quelle

https://www.jungewelt.de/2016/09-10/121.php?sstr=wer|wen



Aus: Ausgabe vom 10.09.2016, Seite 15 / Geschichte

Falsche Verbündete
Vor 55 Jahren begann der kurdische Aufstand im Irak. Er endete 1975 mit dem Verrat der USA
Von Nick Brauns



Mustafa Barsani (1903–1979) gilt heute in der kurdischen Autonomieregion im Irak als nationaler Held – Porträt im Regionalparlament in Erbil, Februar 2003
Foto: Caren Firouz/Reuters

Mulla Mustafa Barsani – der »Löwe der Berge«

Das Gefängnis lernte der am 14. März 1903 geborene Mustafa aus dem einflussreichen Barsan-Stamm bereits als Fünfjähriger kennen. Mit dem osmanischen Sultan verbündete Hamidye-Reiter überfielen sein Heimatdorf im heutigen Irak und verschleppten seine Familie nach Diyarbakir. Als Jugendlicher beteiligte sich Barsani 1919 am Aufstand des »Königs von Kurdistan«, Scheich Mehmud Bersinci, gegen die Briten. 1943 erhob er sich, nun Führer seines Stammes, erstmals gegen die irakische Zentralregierung. 1946 wurde er zum Präsidenten der neugegründeten Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) gewählt. Auf der Flucht vor der irakischen Armee zog sich Barsani 1946 in den Iran zurück, um dort die unter dem Schutz der Roten Armee ausgerufene kurdische Republik von Mahabad zu unterstützen. Nach deren Niederschlagung flüchtete Barsani 1947 mit 500 Gefolgsleuten auf einem »langen Marsch« in die Sowjetunion, wo er elf Jahre im Exil lebte. Nach dem Sturz der Monarchie kehrte er 1958 in den Irak zurück. Nachdem sich Barsanis Hoffnungen auf eine kurdische Autonomie nicht erfüllten, führte er ab 1961 seine Peschmerga in einen Krieg gegen die Zentralregierung. Als USA und Iran ihre militärische Unterstützung für die Kurden einstellten, brach der Aufstand 1975 zusammen. Barsani, bei dem Lungenkrebs diagnostiziert wurde, zog sich nun aus der Politik zurück. Der »Löwe der Berge« starb am 3. März 1979 in Washington. Sein Sohn Masud ist heute Vorsitzender der KDP und Präsident der Autonomieregion Kurdistan-Irak.

m Juli 1958 stürzte eine Gruppe fortschrittlicher Offiziere unter Führung von General Abd Al-Karim Qasim die Monarchie im Irak. Der Umsturz ließ unter der kurdischen Minderheit des mehrheitlich arabischen Landes die Hoffnung auf Gleichberechtigung aufkommen. So erklärte eine neue Verfassung Kurden und Araber zu Partnern. Die Demokratische Partei Kurdistans (KDP) wurde legalisiert und deren Führer Mulla Mustafa Barsani durfte aus dem Moskauer Exil zurückkehren. Zusammen mit der kommunistischen Partei wurde die KDP zur wichtigsten Stütze der republikanischen Regierung unter Qasim.

Doch der unter dem Druck der Panarabisten stehende Qasim zögerte ein versprochenes Autonomiestatut für die kurdischen Siedlungsgebiete heraus. Insbesondere wollte Qasim die Stadt Kirkuk mit ihren riesigen Ölfeldern nicht den Kurden überlassen. Vor diesem Hintergrund setzte sich innerhalb der KDP 1959 ein rechter Flügel durch, der einer weiteren Kooperation mit Qasim ablehnend gegenüberstand und sozialistische Elemente aus dem Parteiprogramm strich.

Als kurdische Großgrundbesitzer einen Aufstand gegen die von der Regierung beschlossene Landreform begannen, lehnte die KDP diese Revolte zunächst ab. Doch als am 11. September 1961 kurdische Gebiete, darunter ein Dorf des Barsani-Stammes, von der irakischen Luftwaffe bombardiert wurden, rief Barsani zu den Waffen. Ein Großteil der kurdischen Stämme stellte sich hinter ihn, und seine in den Bergen kämpfende Partisanentruppe wuchs insbesondere durch kurdische Deserteure der irakischen Armee bis Anfang 1963 auf 15.000 Peschmerga (»die den Tod nicht fürchten«) an.
Strategischer Fehler

Im Februar 1963 wurde Qasim von Panarabisten und der Arabischen Sozialistischen Partei der Wiedererweckung (Baath-Partei) gestürzt und hingerichtet. Tausende Kommunisten fielen nun dem baathistischen Terror zum Opfer. Zwar setzte sich Barsani persönlich dafür ein, verfolgten Kommunisten Schutz zu gewähren. Doch gleichzeitig unterstützte die KDP den Umsturz. Dieser Versuch, abgekoppelt von der Gesamtentwicklung im Land und auf Kosten der fortschrittlichen Kräfte zu einer Absprache mit den neuen Machthabern zu kommen, erwies sich als strategischer Fehler für die Kurden im Irak.

Ein im Februar 1964 unterzeichnetes Waffenstillstandsabkommen stärkte lediglich Barsanis persönliche Macht gegenüber seinen innerkurdischen Rivalen um Dschalal Talabani, der die KDP 1965 im Streit verlassen hatte. Nach einer vernichtenden Niederlage der Regierungstruppen und der mit ihnen verbündeten Einheiten Talabanis im Frühjahr 1966 erklärte sich die Regierung zwar zu weitgehenden Zugeständnissen bereit. Doch kurz darauf gingen die Militärs erneut in die Offensive.

Die Baath-Partei, die sich 1968 mit einem neuerlichen Putsch endgültig in Bagdad durchgesetzt hatte, versuchte nun, die städtischen Kurden unter Talabanis Führung durch Zugeständnisse wie die Einführung von kurdischem Schulunterricht einzubinden. Doch gleichzeitig setzte das Regime auf eine neue Militäroffensive, die Barsani mit Angriffen auf die Ölförderanlagen bei Kirkuk konterte.

Der Kurdenkrieg kostete die Zentralregierung rund ein Drittel ihres Staatsbudgets. Aufgrund von Spannungen mit Iran sahen die Baathisten zudem die Notwendigkeit, die innere Front zu beruhigen, um Truppen an die Grenzen verlegen zu können. Dies war der Hintergrund für ein im März 1970 von Barsani und dem irakischen Vizepräsidenten Saddam Hussein unterzeichnetes Abkommen, das den Kurden faktische Autonomie zusicherte und als »Wiedererlangung der Einheit zwischen den Brudervölkern Kurden und Arabern« gefeiert wurde. Doch die Regierung sabotierte seine Umsetzung durch Anschläge auf KDP-Funktionäre und die Aussetzung der zugesagten Selbstverwaltung.
Abhängigkeit

So rief Barsani seine 40.000 Krieger 1974 mit den markigen Worten »Kurdistan wird ein See von Blut, in dem der Feind ertrinkt« zum nunmehr sechsten Aufstand innerhalb von zehn Jahren. Die Baathisten beschuldigten Barsani, die »fünfte Kolonne der Imperialisten und Zionisten« zu führen. Tatsächlich hatte sich Barsani aufgrund geänderter geopolitischer Koordinaten nun in gänzliche Abhängigkeit vom imperialistischen Lager gebracht. So sah US-Außenminister Henry Kissinger nach einem 1972 geschlossenen irakisch-sowjetischen Freundschaftsabkommen in den Kurden das geeignete Mittel zur Destabilisierung des Irak. Über ihren Verbündeten, den Schah von Persien, ließen die USA und Israel den Peschmerga Waffen und Geld zukommen. Doch den Strategen in Washington war nicht an einem Sieg der Kurden gelegen. Entsprechend wurde ihnen gerade so viel militärische Unterstützung gewährt, dass sie die mit sowjetischer Technik modernisierte irakische Armee in Schach halten konnten.
Niederlage

Bald hatte der kurdische Bauer seine Schuldigkeit für Washington getan. Denn vor dem Hintergrund der Ölkrise schien Kissinger eine Annäherung des Iran an die arabischen Staaten geboten. So einigten sich der Schah und der irakische Vizepräsident Saddam Hussein im März 1975 am Rande der OPEC-Konferenz von Algier auf die Beilegung von Grenzstreitigkeiten. Im Gegenzug stellte der Iran seine Unterstützung der Peschmerga ein. Iranische Soldaten räumten deren Munitionsdepots, holten Artilleriegeschütze zurück und schlossen die Grenze. Man dürfe »verdeckte Operationen nicht mit Wohltätigkeitsveranstaltungen verwechseln«, kommentierte Kissinger Barsanis unbeantwortet gebliebene Hilferufe an die USA. Die von ihren Verbündeten fallengelassenen Peschmerga erlitten ihre bis dahin größte Niederlage, mehr als 100.000 irakische Kurden flohen in den Iran.

»Der Grund für unser Scheitern liegt, wie sich jeder überzeugen konnte, keineswegs im militärischen Bereich«, erklärte Barsani vor seiner Flucht Ende März gegenüber einem Journalisten der Tageszeitung Die Welt. »Nein, die Entscheidung gegen uns ist auf dem politischen Feld gefallen. In der Interessenpolitik der großen Staaten sind wir auf der Strecke geblieben. Und das politische Denken des Westens ist zur Zeit vom Öl vernebelt.« Auf die Frage des Journalisten Günther Deschner nach eigenen Fehlern gestand der 72jährige Peschmerga-General: »Der größte Fehler meines Lebens war, den USA vertraut zu haben.«

Quelle

https://www.jungewelt.de/2016/09-10/126.php
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Rudolf Rocker

Ich habe die JW ja in der Vergangenheit schön des öfteren wegen ihrer nervigen- pro- Assad- Haltung im Syrienkonflikt kritisiert, aber der obere von Rappel verlinkte Artikel "Wer – wen? Anmerkungen zu einem antiimperialistischen Verständnis des Syrien-Kriegs und der Rolle der kurdischen Bewegung
Von Peter Schaber"
ist für JW- Verhältnisse gar nicht mal so schlecht.

Rappelkistenrebell

Von ICOR-Brigadisten erbautes Gesundheitszentrum in Kobanê feierlich eröffnet


Das Gesundheitszentrum von Kobanê ist eröffnet (foto: Hawarnews.com)

16.09.16 - Das von den Solidaritätsbrigaden der Internationalen Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen (ICOR) erbaute Gesundheitszentrum von Kobanê ist gestern feierlich eröffnet worden. 177 Brigadistinnen und Brigadisten aus vielen Ländern haben das Zentrum gemeinsam mit einheimischen Arbeitern erbaut. Wie das kurdische Nachrichtenportal Hawarnews.com heute berichtet, waren hunderte Menschen bei der Eröffnungszeremonie anwesend. "Vorstandsmitglieder der Demokratischen Selbstverwaltung und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen waren ebenfalls anwesend. Für die Märtyrerfamilien sprach Ayşe Efendî, für den Kurdischen Roten Halbmond, der das Gesundheitszentrum betreibt, sprach Nassan Ahmed, Xalîse Hac Ebdulqadir sprach für die Könföderation der Frauenbewegung in Rojava, Kongreya Star, und Hikmet Ehmed für den Gesundheitsrat", so Hawarnews.com¹.

Ayşe Efendî, Ko-Vorsitzende der Volksversammlung von Kobanê und selbst Mutter eines gefallenen Verteidigers der Stadt, führte die Eröffnung des Gesundheitszentrums, das über 24 Betten, einen kleinen und großen Operationssaal, Kinderbetreuungsplätze sowie öffentliche Dienstleistungen und ein Labor verfügt, selber durch.

"Im Krankenhaus arbeiten fünf Gynokologen, zwei Ärzte für Innere Medizin, zwei Kinderärzte und es gibt eine Anästhesie. Das Krankenhaus hat angekündigt, dass sie 24 Stunden kostenlos dem Volke dienen werden", berichtet Hawarnews.com weiter.

Der Bau des Gesundheitszentrums durch die ICOR-Solidaritätsbrigaden war praktischer Ausdruck des Solidaritätspaktes, den die ICOR mit dem kurdischen Befreiungskampf geschlossen hat. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Solidaritätsbrigaden arbeiteten selbstlos und unentgeltlich, zum Teil in ihrem Jahresurlaub und lebten in dieser Zeit bewusst unter den gleichen Bedingungen wie die Menschen in Kobanê. Sie schufen damit in der über 80 Prozent zerstörten Stadt eine wichtige Grundlage für eine funktionierende Gesundheitsversorgung. Das erleichtert den Wiederaufbau der Stadt und den geflohenen Einwohnern die Rückkehr nach Kobanê.

"Das Krankenhaus wurde den Frauen von Kobanê gewidmet. Das zeigt, wie wichtig dieser Schritt für das verwüstete Kobanê ist", so Hawarnews.com abschließend.

Tatsächlich ist es von besonderer Symbolkraft, wenn in dieser Stadt, die sich ihre Freiheit so teuer und unter großen Opfern erkämpft hat, jetzt wieder vermehrt Kinder geboren werden. Dafür ist das von den ICOR-Brigaden erbaute Gebäude genau richtig - denn es steht für die Zukunft von Kobanê und Rojava. Berivan, Mitglied der Kantonsregierung von Kobanê, schreibt in einem aktuellen Grußschreiben an die ICOR: "Liebe Freunde, ... alle Menschen danken euch für eure Bemühungen in Kobanê und dafür, dass ihr euch selbst in Gefahr gebracht habt, um dieses Zentrum aufzubauen, besonders für die Frauen. All die Menschen in Kobanê waren sehr froh und haben an der Eröffnungsfeier teilgenommen. ..."

Die MLPD als ICOR-Mitgliedsorganisation, die die Solidaritätsbrigaden maßgeblich mitorganisiert hat, freut sich über die gelungene Eröffnung, sendet solidarische Grüße und ist voller Zuversicht, dass das Zentrum seinen Zweck gut erfüllt.

¹ Eigene Übersetzung

Der spannende Dokumentarfilm "Den Sieg sichern" des Gelsenkirchener Filmemachers Mark Zorko, der die ICOR-Solidaritätsbrigaden beim Aufbau des Zentrums zeigt, kann hier angesehen werden!

Hier kann er bestellt werden!

Hier kann dafür gespendet werden!

Hier geht es zu einem Bildreport von der Eröffnung des Gesundheitszentrums!


Quelle

https://www.rf-news.de/2016/kw37/das-von-den-solidaritaetsbrigaden-der-icor-erbaute-gesundheitszentrum-in-kobane-ist-eroeffnet

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Rojava: Faschistisches Erdogan-Regime lässt Volksverteidigungseinheiten in Rojava bombardieren


Die Treffer der türkischen Artillerie-Angriffe auf die YPG/YPJ in Afrîn sind weithin sichtbar (foto: ANF)

20.10.16 - Nach Berichten der bürgerlichen Massenmedien und der kurdischen Nachrichtenagentur ANF haben die Streitkräfte des türkischen faschistischen Erdogan-Regimes in der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober Einheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) und der kurdischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) auf dem Gebiet von Rojava (Nordsyrien/Westkurdistan) direkt beschossen und bombardiert.

Während die bürgerlichen Massenmedien nur von Luftangriffen auf YPG-Stellungen nördlich von Aleppo im Kanton Afrîn berichten, weist ANF auch auf schwere Artillerieangriffe der türkischen Armee in der Region hin. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu verbreitet die "Erfolgsmeldung", dass dabei 200 kurdische Kämpfer getötet wurden. Dagegen erklären YPG und YPJ über ANF, dass die Folgen der türkischen Attacken noch nicht völlig absehbar seien. Nach neuesten Angaben des Mitglieds des Military Councils der Stadt Al Bab, Mihemed Abdulrezak, seien bei den Angriffen vier Zivilisten und zehn Kämpfer der - zu den SDF gehörenden - Armee der Revolutionäre getötet worden.¹

Mit den aktuellen Angriffen setzt die türkische Armee ihre wiederholten Agressionen und Kriegshandlungen gegen das in Nordsyrien gelegene Rojava fort. Die Generalkoordination der demokratisch-selbstverwalteten Kantone Cizîrê, Kobanê und Afrîn erklärt dazu: "Wir ... verurteilen diesen eklatanten Angriff, der durch den türkischen Staat ausgeführt wird und das Leben von hunderten unbeteiligten Zivilisten bedroht. Wir stellen klar, dass wir alles in unserer Hand stehende tun werden, um die Zivilisten und die gesamte Gesellschaft Nordsyriens zu schützen. Außerdem möchten wir betonen, dass die jüngsten türkischen Angriffe eine Reaktion auf die Befreiung der Dörfer vom IS zu sein scheinen. Es gibt unzählige Beweise, dass der türkische Staat wie der Beschützer der terroristischen Organisation IS und weiterer terroristischer Organisationen und Individuen agiert."

Die Kurden sind eines der wenigen Völker der Welt, die keinen eigenen Staat hat. Sie haben in Rojava aber gezeigt, wie Freiheit und Demokratie einschließlich weitgehender Rechte für Frauen erfolgreich erkämpft werden können. Die MLPD erklärt - im Sinne des Solidaritätspakts der revolutionären Weltorganisation ICOR mit dem kurdischen Freiheitskampf - den Kurdinnen und Kurden ihre volle Solidarität.

Das faschistische türkische Regime muss seine Truppen sofort aus Rojava abziehen! Die Bombardements gegen die kurdischen Freiheitskämpferinnen und -kämpfer und ihre fortschrittlichen Verbündeten müssen sofort eingestellt werden!

¹ ANF, 20.10.16

Hier geht es zu einem Statement des Sprechers des Military Councils von Al Bab, Mihemed Abdulrezak. (Englisch)

Hier geht es zur Erklärung der Generalkoordination der demokratisch-selbstverwalteten Kantone Cizîrê, Kobanê und Afrin zu den türkischen Angriffen!

Quelle

https://www.rf-news.de/2016/kw42/rojava-faschistisches-erdogan-regime-bombardiert-kurdische-volksbefreiungseinheiten

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Das war ja eigentlich von Anfang an zu erwarten, das es  Erdoarsch nur um die Bekämpfung der Kurden geht. Die Bekämpfung des IS war doch nur ein billiger Vorwand.

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Natürlich...der Faschist Erdogan hat den IS/Daesh unterstützt und nun hat er sehr intensiv mit dem syrischen Al Qaida Ableger kollaboriert und Teile der türkischen Armee kämpfen mit ihnen zusammen
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Rojava: Weiter türkische Luftangriffe, und Panzer an der Grenze zu Afrîn

22.10.16 - Nach aktuellen Meldungen der kurdischen Nachrichtenagentur ANF hat das faschistische türkische Erdogan-Regime in den vergangenen zwei Tagen erneut Luftangriffe auf die revolutionären Streitkräfte in der Sheba-Region geflogen. Außerdem wurden in der letzten Nacht türkische Panzer an die Grenze zum Kanton Afrîn der befreiten Region Rojava verlegt.¹

Sowohl der Kurdistan National Kongress als auch das Demokratische Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland e.V. (NAV-DEM) haben den faschistischen türkischen Terror gegen die SDF und die YPG/YPJ in Erklärungen scharf verurteilt. Bei den Angriffen waren nach kurdischen Angaben vier Zivilisten und zehn Kämpfer der - zu den SDF gehörenden - Armee der Revolutionäre getötet worden. (siehe rf-news)

Der Kurdistan National Kongress kommt in seiner Erklärung zu folgender Feststellung: "... Dieses Bombardement ist Teil einer Ausrottungskampagne, die der türkische Staat gegen die syrische Bevölkerung führt. Außerdem ist es eine direkte Unterstützung für die IS-Söldner vor Ort, die seitens der revolutionären Streitkräfte einen schweren Schlag versetzt bekamen. ..." (Eigene Übersetzung)

NAV-DEM erklärt: ,,... Innerhalb der Türkei wird wegen der Anti-KurdInnen Politik der Türkei, jedwede demokratische Bestrebung und Entwicklung im Keim erstickt und das Land zum Teil zerstört und in eine Diktatur geführt. In den Nachbarländern agiert sie aggressiv und als Besatzungsmacht. ... Die Türkei versucht mit aller Macht die Kurden in der Türkei und außerhalb der Türkei daran zu hindern, ihre Rechte zu erlangen und offiziell anerkannt zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt sie auf die Vertiefung der Krise und das Chaos. ... "

¹ ANF, 22.10.16

Hier kann die Erklärung des Kurdistan National Kongresses gelesen werden! (Englisch)

Hier kann die Erklärung von NAV-DEM gelesen werden!

Hier geht es zu einem Widerstandsaufruf der Union der Gemeinschaften Kurdistans (KCK) (Englisch)

Quelle

https://www.rf-news.de/2016/kw42/rojava-kurdischer-nationalkongress-und-nav-dem-geben-erklaerungen-zu-tuerkischem-bombenterror-ab

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 Versammlungsverbot am Welt-Kobanê-Tag? Jetzt erst recht!


31.10.16 - Über eine Verbotsverfügung wollen die Frankfurter Sicherheitsbehörden ein faktisches Versammlungsverbot für die kurdische fortschrittliche Bewegung am 1. November (Welt-Kobanê-Tag) durchsetzen: Sie erklären, dass sämtliche bildliche Symbole und mündliche Beiträge, die die Selbstverteidigungskräfte und die PYD als politische Kraft würdigen, verboten sind! Dazu das Kobanê-Komitee Rhein-Main:

,, ...Wir wollen die Organisationen, die den IS aus Kobanê vertrieben haben, würdigen: die Volksverteidigungseinheiten YPG und YPJ und die Partei der Demokratischen Einheit, PYD. Die Befreiung von Kobanê zu feiern, ohne die Befreier beim Namen zu nennen, ist nicht möglich und kann nicht von uns verlangt werden! In Frankfurt wird seit einigen Monaten verboten, Fahnen dieser tapferen Menschen zu zeigen, die dem IS unter großen Opfern die Stirn bieten. Êdî Bese - es reicht! Das können und wollen wir nicht länger hinnehmen! ..."

Der Welt-Kobanê-Tag wird solidarisch in vielen Städten Deutschlands durchgeführt. Es gibt unterschiedliche Aktionen, an denen sich auch die MLPD beteiligt. So findet die oben beschriebene Kundgebung zum internationalen Tag der Solidarität mit Kobanê trotz des Versammlungsverbots am 1. November 2016, 18 Uhr, auf dem Paulsplatz, Frankfurt am Main, statt. Eine weitere Solidaritäts-Aktion wird in Berlin stattfinden: Sie findet ebenfalls am 1. November, um 18 Uhr, U-Bhf Kleistpark statt. Weitere Aktionen werden im Internet angekündigt!

Die komplette Pressemitteilung des Kobanê-Komitee Rhein-Main kann hier gelesen werden!

Hier gibt es das Flugblatt der MLPD zum Welt-Kobanê-Tag!

https://www.rf-news.de/2016/kw43/mlpd-aktuelles-flugblatt-zum-welt-kobane-tag

Quelle

https://www.rf-news.de/2016/kw43/mlpd-aktuelles-flugblatt-zum-welt-kobane-tag

https://www.rf-news.de/2016/kw44/frankfurt-am-main-201eedi-bese-es-reicht-201c-gegen-das-versammlungsverbot-am-welt-kobane-tag-auf-die-strasse
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Welt-Kobanê-Tag: Die Solidarität mit dem kurdischen Kampf für Freiheit und Demokratie


Bilder von den Veranstaltungen zum Welt-Kobanê-Tag in Heilbronn (links) und Kassel (rechts) (rf-fotos)

02.11.16 - Am Dienstag, 1. November, fanden in vielen Städten Deutschlands Solidaritäts-Demonstrationen zum Welt-Kobanê-Tag statt (siehe rf-news). Zwei Korrespondenzen berichten:

"Selbstbewusste und kämpferische Demo am Welt–Kobanê–Tag" titelt ein Korrespondent aus Heilbronn: "Über 300 Kurdinnen und Kurden, darunter viele Jugendliche und Frauen, kamen zur regionalen Demonstration des Kurdischen Gesellschaftszentrums und der PYD Rojava nach Heilbronn. Die Stimmung war kämpferisch und selbstbewusst.

Die MLPD Heilbronn ging in ihrem Redebeitrag auf den weltweiten Solidaritätspakt der ICOR mit dem kurdischen Freiheitskampf ein. In Deutschland muss der Kampf gegen den islamistisch-faschistischen Terror mit dem Kampf gegen die Regierung, gegen das PKK-Verbot und für die Freilassung der politischen Gefangenen verbunden werden. Wir luden alle Anwesenden ein, aktiv beim Internationalistischen Bündnis mitzumachen und die Wahlzulassung der Internationalistischen Liste/MLPD zu unterstützen."

Aus Kassel wird berichtet: "Unter dem Motto 'Freiheit für Kurdistan, Freiheit für Kobanê' trafen sich ca. 100 bis 130 Kurden des KurdenZentrums, Studenten der YJK, Freunde der Linken und der MLPD und anderer, sie waren dem Aufruf des Solikreises für Rojava gefolgt. Die Stimmung war kämpferisch, die Verbrüderung untereinander war greifbar! Neben Redebeiträgen der YJK und dem KurdenZentrum gab es von zwei Brigadisten aus Deutschland, die den Aufbau eines Gesundheitszentrums in Kobanê unterstützten, Beiträge. Sie forderten unter anderem das faschistische Erdogan-Regime zu ächten und den Abbruch aller diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei! Das wurde mit viel Applaus begrüßt."

Quelle

https://www.rf-news.de/2016/kw44/welt-kobane-tag-die-solidaritaet-mit-dem-kurdischen-kampf-fuer-freiheit-und-demokratie-auf-der-strasse
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Rappelkistenrebell

Berlin: Verteidigt die demokratische Revolution in Rojava!
!

04.11.16 - Über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatte die kämpferische Demonstration zum Welt-Kobanê-Tag in Berlin, trotz Regen. Dazu hatten Vertreter der PYD, der NAV-DEM und weiterer kurdischer Organisationen, die MLPD, ATIF, das Solidaritätskomitee Kobanê und der Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall aufgerufen. Auf der Auftaktkundgebung sprachen ein Vertreter von NAV-DEM, Hakan Tas von der Linkspartei, eine Vertreterin der Eziden und Dieter Ilius von der MLPD. Er ging auch auf die Weiterentwicklung des Solidaritätspakts der ICOR mit dem kurdischen Freiheitskampf und auf den gemeinsamen Kampf gegen Erdogan und Merkel ein. Protestiert wurde gegen das von Behörden in Frankfurt am Main verhängte Verbot, Symbole der PYD und der YPG/YPJ zu zeigen.

Penetrant erfolgte auch in Berlin eine Kontrolle der verschiedenen Transparente durch die Polizei. Sogar ein Transparent der MLPD ,,Hände weg von Rojava" wurde vom Einsatzleiter der Polizei verboten, weil dort auch die Forderung nach Aufhebung des Verbots der PKK drauf steht. Begründung: ,,Jeder Bezug zur PKK ist verboten"! Ein in Berlin bisher einmaliger Vorgang.

Die MLPD war mit ihren Fahnen dennoch unübersehbar. Auch junge kurdische Flüchtlinge aus dem Irak undaus Syrien trugen sie. Sie haben die MLPD in den letzten Wochen durch das wöchentliche internationalistische Flüchtlingstreffen im ,,Treff International" kennengelernt. Hunderte von Flugblättern der MLPD wurden verteilt und zahlreiche Rote Fahne Magazine mit dem Thema ,,Faschismus in der Türkei" verkauft.

Das Internationalistische Bündnis fortschrittlicher und revolutionärer Kräfte in Deutschland weckte Interesse. Die meisten wollten sich jedoch erst einmal mehr informieren. In den nächsten Wochen werden wir sicherlich zahlreiche neue Mitstreiter dafür gewinnen.


Quelle

https://www.rf-news.de/2016/kw44/berlin-verteidigt-die-demokratische-revolution-in-rojava
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admin

Hallo Rappel,

du bist der einzige, der sich im Forum kontinuierlich dem Kampf von Rojava/Kobanê widmet und auch der türkischen Politik gegen Kurden.
Diese Themen sind extrem wichtig für die Entwicklung der politistischen Verhältnisse.

Die bürgerlichen Medien meiden diese Themen oder betrachten sie durch die ideologische Brille.
Es wäre schön, sie in diesem Forum mehr in den Vordergrund zu bringen.

Die cut-n-paste Berichte aus Junge Welt und rf-news halte ich für wenig hilfreich.
Sie sich unansprechend und für Menschen ohne Vorinformation schwer verständlich. Sie erscheinen als Bleiwüsten, oft zu lang, gespickt mit holprigem Vokabular, voller Abkürzungen von Organisationen, die nur wenige kennen.

Rappel, könntest du nicht versuchen diese Berichte in eigenen Worten zusammenzufassen?
Auch andere können sich gern an der Berichterstattung und Diskussion zu einem Thema beteiligen, das mehr Beachtung verdient.

Rappelkistenrebell

Hach,lieber Admin, das Thema Türkei und Repression in der brd usw ist sogar auch in der "Linken" komplexer als man meinen sollte....so zB gibt es diverse Akteuere aus dem sogenannten antideutschen Spektrum, die es sogar toll finden,daß den ATIK Leuten der Prozeß gemacht wird in der brd oder daß die kurdischen und türkischen Linken Repressalien erleiden,da sie eh "antisemtisch" und "Stalinos" sind usw....es ist schenbar ein Bohren dicker Bretter ( vorm Kopf), da man sich hier als kulturell überlegen fühlt,da man ja nicht patriarchal sei und politisch korrekt gendert usw.
Daher sind die Artikel der Jungen Welt gut verständlich und eine riesige Fremdwörtersammlung kann ich da nicht entdecken. Die JW ist natürlich parteiisch und in den Mainstreammedien wird ein verzerrtes Bild dargestellt, in dem im besten Falle PKK und Daesh / IS demagogisch auf eine Stufe gestellt werden, oder gleich die PKK zum Beispiel als Hauptfeind erklärt wird.... ???
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Rappelkistenrebell

Aus: Ausgabe vom 23.11.2016, Seite 3 / Schwerpunkt

»Türkei nicht länger unterstützen«
Ankara hilft Dschihadistenmiliz IS mit »Tornado«-Aufklärungsergebnissen. Deutsche Waffen für Krieg gegen die Kurden. Ein Gespräch mit Saleh Muslim Mohamad
Interview: Rüdiger Göbel




Wie würden Sie die aktuelle Lage im Norden Syriens in den von Kurden gehaltenen Gebieten beschreiben?

Wir befinden uns im Krieg. In einem heißen Krieg. Wir sind auf dem Vormarsch auf die Stadt Rakka, die vom Daesch – bei Ihnen bekannt als »Islamischer Staat« bzw. IS – besetzt gehalten wird. Die Allianz der »Syrischen Demokratischen Kräfte«, SDF, und als deren Teil die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG haben in der Stadt Ain Issa ihre Offensive gestartet und gleich in den ersten Tagen mehrere Ortschaften von der IS-Herrschaft befreit. Wir sind dabei, einen Belagerungsring um Rakka zu schließen. Wir liefern uns schwere Kämpfe mit Daesch und werden dabei von der »Internationalen Koalition« mit Luftangriffen unterstützt.

Während die Kurden mit der US-geführten Allianz kooperieren, stehen sie unter Beschuss des NATO-Mitglieds Türkei. Wie wirkt sich die Präsenz türkischer Truppen in Syrien aus?

Ich glaube, die Öffentlichkeit in Europa kennt die wirklichen Ziele der Türkei nicht. Türkische Truppen halten zur Zeit Teile Syriens besetzt. Türkische Soldaten, türkische Panzer und andere türkische Waffen sind da. Nicht aber, um Daesch zu bekämpfen. Für die Türkei sind wir die Terroristen, nicht der IS. Die türkische Armee versucht, uns zurückzudrängen und zu vertreiben. Daesch ist den türkischen Truppen dabei behilflich, etwa, indem diese beim Vorrücken einfach passieren können. Die Türkei hat vom IS in Syrien nichts zu befürchten. Das macht es der türkischen Armee leichter, kurdische Dörfer und lokale Selbstverteidigungsgruppen im Norden Syriens zu bombardieren. Die Situation ist hochbrisant und gefährlich.

Sind die YPG dazu in der Lage, den türkischen Angriffen zu widerstehen und auf sie zu antworten?

Manchmal feuern sie zurück, manchmal nicht. Das Problem ist die türkische Luftwaffe, gegen die es kaum Abwehrmöglichkeiten gibt.

Presseberichten zufolge unterstützen Spezialeinheiten der US-Armee am Boden die SDF bei der Belagerung von Rakka. Es soll eine Kommandozentrale zur Koordination mit den US-Luftangriffen auf IS-Stellungen geben.

Die Absprachen sind notwendig. Die SDF sind ein Zusammenschluss von rund sieben kurdischen und arabischen Gruppen, bei den Luftangriffen wirken die Armeen verschiedener Länder zusammen. Die Kooperation klappt sehr gut.

Gibt es auch eine Zusammenarbeit mit der russischen Luftwaffe?

Nein, die ist in dem Gebiet nicht aktiv, eher in der Region Palmyra, etwa 200 Kilometer von Rakka entfernt.

Russland hat nach türkischen Luftangriffen auf Stellungen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten gegenüber der türkischen Armee eine Art Flugverbotszone verhängt. Macht sich das bemerkbar?

Die entsprechenden Berichte stimmen nicht. Es war ein Gerücht.

Glauben Sie nicht, dass eine Zusammenarbeit von Russland und der US-geführten Anti-IS-Allianz zielführender wäre?

Natürlich wäre eine Kooperation gut. Beide kämpfen gegen den gleichen Feind und sprechen sich bei den Angriffen doch nicht ab. Das kann über kurz oder lang zu Problemen führen.

Neben Rakka soll der IS auch im irakischen Mossul geschlagen werden. Auf der Flucht vor den Kämpfen sind Tausende auch im Norden Syriens gestrandet. Wie können Sie all die Menschen versorgen – die Türkei und die kurdische KDP im Irak haben ja eine Blockade gegen Rojava verhängt?

Wir tun, was wir können, wir teilen, was wir haben. Wir versuchen, über die UNO Hilfsgüter zur Versorgung der Flüchtlinge zu bekommen. Wir müssen uns aber auch um die sogenannten Inlandsvertriebenen kümmern, also diejenigen, die angesichts des Vorrückens der SDF aus den Dörfern um Rakka und aus der Stadt selbst in die von den YPG kontrollierten kurdischen Gebiete fliehen. Wir müssen natürlich auch sie schützen.

Der Bundestag hat gerade das Mandat für die Bundeswehr in der Türkei verlängert. Zu den deutschen »Tornado«-Aufklärungsflugzeugen sollen nun AWACS-Maschinen der NATO kommen. Begrüßen Sie diese Entscheidung?

Na ja, wir wurden vor der Abstimmung nicht um unsere Meinung gebeten. Aber wir begrüßen jede Unterstützung.

Die Bundesregierung selbst kann nicht ausschließen, dass die »Tornado«-Aufklärungsdaten der Bundeswehr am Ende von der Türkei für ihre Angriffe auf die Kurden genutzt werden ...

Alle Daten, die an die Türkei weitergegeben werden, werden auf zwei unterschiedlichen Wegen im Kampf gegen die Kurden verwendet. Die Türken haben nach wie vor gute Beziehungen zum Daesch, an den sie Zieldaten weitergeben. Zum anderen nutzen sie die Aufklärungsergebnisse für ihre eigenen Angriffe auf die kurdischen Gebiete. Das ist nicht akzeptabel.

Das sind harte Anschuldigungen. Haben Sie Belege dafür, dass die Armee des NATO-Landes Türkei Informationen anderer NATO-Staaten an die Islamisten in Syrien weitergibt, oder vermuten Sie das?

Für die Gegenwart haben wir keine Belege. Aber während der Kämpfe um Kobani 2014/2015 war das ganz sicher so. Daesch hat sehr gezielt kurdische Stellungen angegriffen, die der Internationalen Allianz bekannt waren. Die YPG hatten die Koordinaten seinerzeit weitergegeben, um Angriffe der Allianz zu vermeiden. Die Daten müssen von dort an Daesch weitergegeben worden sein. Eine andere Erklärung sehe ich nicht.

Was erwarten Sie vom neugewählten US-Präsidenten Donald Trump. Er hat angekündigt, die Konfrontationspolitik der derzeitigen Administration gegenüber Russland nicht fortführen und sich aus Syrien heraushalten zu wollen. Hoffen Sie auf einen US-Rückzug aus dem Nahen Osten, oder fürchten Sie ihn?

Im Moment kennt keiner seine tatsächlichen Absichten. Wir müssen also erst einmal abwarten, was Donald Trump wirklich macht. Die USA selbst haben langfristige Ziele und eine darauf ausgerichtete Strategie. Daran dürfte auch der neue Präsident wenig ändern. Aktuell kämpfen die Vereinigten Staaten gegen Daesch. Ich gehe davon aus, dass es dabei auch bleiben wird. Das zählt für uns, und ich hoffe, dass sich unsere Beziehungen verbessern.

Sie waren kürzlich zu politischen Gesprächen in Berlin. Welche Forderungen oder Erwartungen richten Sie an die Bundesregierung?

Ich will nur zwei Hauptpunkte benennen. Erstens: Die türkische Armee kämpft gegen die Kurden. Und sie kämpft mit NATO-Waffen. Ein Teil dieser Waffen kommt aus Deutschland. Deutschland ist nicht irgendwer, sondern einflussreich in Europa. Die Bundesregierung kann entscheiden, was zu tun ist und was nicht. Sie kann dafür sorgen, dass keine Waffen mehr an die Türkei geliefert werden, die am Ende für den Krieg gegen die kurdische Bevölkerung eingesetzt werden.

Zweitens: Die Türkei bekommt eine Menge Geld aus Europa. Vorbeitrittshilfen für die Annäherung der Standards an die EU etwa. Milliarden Euro schließlich dafür, dass sie keine Flüchtlinge mehr durchlässt. Wenn die türkische Regierung nicht bekommt, was sie will, droht sie und erpresst Europa.

Deutschland und die EU müssen eine vorsichtigere Politik an den Tag legen. Sie dürfen die Türkei bei ihrem Krieg gegen die Kurden und bei der Unterstützung von Daesch nicht länger unterstützen. Eine ungeschickte Bewegung, und die Situation in Syrien droht international zu eskalieren. Deutschland kommt hier eine große Verantwortung zu.Interview: Rüdiger Göbel

Saleh Muslim Mohamad ist Kovorsitzender der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) in Syrien
Schlag gegen Ahrar Al-Scham

Die Bundesanwaltschaft hat am Dienstag drei mutmaßliche Unterstützer der syrischen Dschihadistenmiliz Ahrar Al-Scham festnehmen lassen. Den Männern im Alter von 36 bis 39 Jahren aus Berlin, Bayern und Niedersachsen wird vorgeworfen, die Gruppierung mit Geld und Technik unterstützt zu haben, wie die Bundesanwaltschaft am Dienstag in Karlsruhe mitteilte. Ein Beschuldigter ist demnach dringend verdächtig, die Miliz in sieben Fällen mit Bargeld und technischer Ausrüstung wie Ferngläsern, Funkscannern, Zielfernrohren, Routern und Antennen im Wert von insgesamt mehreren tausend Euro ausgerüstet zu haben. Dabei sollen ihm die anderen beiden Beschuldigten verschiedentlich geholfen haben. Einer von ihnen soll zudem für Ahrar Al-Scham zwei Pritschenwagen und einen Krankenwagen besorgt sowie die Pritschenwagen selbst nach Syrien gebracht haben.

Die Ahrar Al-Scham ist laut Bundesanwaltschaft »eine der einflussreichsten salafistisch-dschihadistischen Gruppierungen der syrischen Aufstandsbewegung«. Sie hat demnach das Ziel, einen allein auf die Scharia gegründeten Gottesstaat zu errichten.

Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, begrüßte zwar die Polizeiaktion, kritisierte in diesem Zusammenhang jedoch die »Doppelmoral der Bundesregierung«. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) habe sich noch im Januar 2016 persönlich für die Teilnahme dieser syrischen Dschihadisten als »wichtige Partner« an der Genfer Syrien-Konferenz eingesetzt. »Der syrischen Bevölkerung soll also eine Mördertruppe als legitime Vertretung zugemutet werden, die in Deutschland aufgrund ihrer Massaker an Angehörigen von Minderheiten zu Recht verfolgt wird«, so Jelpke. »Die eng mit Al-Qaida verbündete und von der türkischen Regierung unterstützte Ahrar Al-Scham wurde von der Bundesregierung stets als ›moderate Opposition‹ schöngeredet. Dass ein Außenminister, der nun für das Amt des Bundespräsidenten nominiert wurde, sich derart als diplomatischer Steigbügelhalter für eine in Deutschland zu Recht verbotene Terrororganisation betätigt, offenbart eine zynische Doppelmoral.« (AFP/jW)

Quelle

https://www.jungewelt.de/2016/11-23/012.php
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Rappelkistenrebell

Aus: Ausgabe vom 17.12.2016, Seite 7 / Ausland
Repressionen gegen Internationalisten
Ausländer, die gegen den »Islamischen Staat« kämpfen, sind von juristischer Verfolgung bedroht
Von Kevin Hoffmann, Istanbul



Internationalisten auf einem Fahrzeug der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG im Dorf Tel Tamer in Syrien am 21. Mai 2015
Foto: Rodi Said/Reuters

Wer sich entscheidet, als Internationalist nach Rojava (so werden die de facto autonomen Kantone im Norden Syriens von der kurdischen Bewegung genannt) zu gehen, um gegen den »Islamischen Staat« (IS) zu kämpfen, geht ein hohes Risiko ein. Man setzt sich dabei nicht nur der Gefahr durch Angriffe islamistischer Banden und türkischer Truppen aus. Auch Soldaten der syrischen Regierung liefern sich mitunter Auseinandersetzungen mit dem aus den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und anderen Kräften gebildeten Militärbündnis »Syrische Demokratischen Kräfte« (SDF).

Außerdem geht die kurdische Regionalregierung unter Masud Barsani im Nordirak, die in Gegnerschaft zu den kurdischen Kräften in Syrien steht, mit allerlei Schikanen gegen die Internationalisten vor. Als Vorwand dienen vor allem abgelaufene Visa oder »irreguläre« Grenzübertritte von Syrien in den Irak. Nachrichtenportale wie Hawar News Agency (ANHA) berichten von zahlreichen Festnahmen durch die Sicherheitskräfte Barsanis. Erst am 29. November wurde der 25jährige Kanadier Patrick Ryan Kasprik festgenommen. Am 4. Dezember berichtete die Zeitung National Post von einem weiteren Kanadier, Kay Kennedy, der im Irak festgesetzt worden war. Zwar sind beide – wie auch die anderen 2015 und 2016 festgehaltenen Internationalisten – nach einigen Tagen oder Wochen wieder freigelassen worden, ihre Stigmatisierung als angebliche Verbrecher bleibt jedoch bestehen.

Bereits am 6. August 2015 hatte ANHA berichtet, dass einige Ausländer in eine Zelle mit IS-Kämpfern gesperrt worden seien. »Ich bin mir sicher, dass die KRG (die kurdische Regionalregierung im Nordirak; jW) das absichtlich tut, um die YPG und vor allem die Ausländer zu schikanieren. Sie tun es wohl, um der Türkei zu gefallen«, wird Kennedy nach seiner Freilassung in einem Beitrag der Zeitung Vancouver Sun vom 6. Dezember zitiert.

Auch in Europa werden Internationalisten verfolgt: Die wohl heftigste Repression traf am 27. Januar 2016 die spanische kommunistische Organisa­tion »Partido Marxista Leninista (Reconstrucción Comunista)« Neun ihrer Mitglieder wurden an jenem Tag verhaftet. Zwei Tage später ordnete der Staatsgerichtshof die »Aussetzung« der politischen Tätigkeit der Gruppe für ein Jahr an. Damit ist sie de facto vorläufig verboten. Zuvor hatten sich zwei Mitglieder am Kampf gegen den IS und dem Aufbau eines Internationalen Freiheitsbataillons (IFB) in Rojava beteiligt. Nach mehreren Wochen Untersuchungshaft mussten sie wieder freigelassen werden. Der Beginn des Prozesses gegen sie wird laut der spanischen Solidaritätsgruppe »Plataforma de Detenidos del 27E« für nächstes Jahr erwartet.

In Dänemark ist die 23jährige Joanna Palani zur Zeit für ihr Engagement in Haft. Laut eines Onlineartikels der britischen Zeitung Daily Mail vom 13. Dezember reiste Palani 2014 nach Rojava. Dort kämpfte sie zunächst in den Reihen der YPG und schloss sich danach Kämpfern im Nordirak an. Als sie 2015 zurück nach Dänemark reiste, wurde ihr Pass vom dänischen Geheimdienst PET beschlagnahmt. Im September 2015 wurde ihr schließlich verboten, für den Zeitraum von einem Jahr das Land zu verlassen. Wegen eines Verstoßes dagegen muss sie nun eine sechsmonatige Haftstrafe absitzen, so Daily Mail.

Verfahren gegen deutsche Internationalisten sind bisher noch nicht bekannt. »Als Revolutionäre sind wir nicht überrascht, dass die Regierungen diejenigen unterdrücken, die an der antikapitalistischen Revolution in Rojava teilnehmen, wenn sie zurückgehen.«, erklärt Heval Dersim, eine aus England stammende Kämpferin des IFB, im Gespräch mit jW. Man habe Vorsichtsmaßnahmen gegen mögliche Repressionen getroffen, so Dersim weiter. Sie ist sich sicher: »Wir werden immer in der Lage sein, dorthin auf der Welt zu reisen, wo der Kampf für eine gerechte und gleichberechtigte Gesellschaft uns hinführt.«

Quelle

https://www.jungewelt.de/2016/12-17/033.php

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Rappelkistenrebell

Danach sind es über 100 Nato-Geheimdienstler, die in Aleppo gefangen wurden ...

Updated: Syrian Special Forces captured 14 US Coalition officers captured in Aleppo

http://www.veteranstoday.com/2016/12/17/breaking-syrian-special-forces-captured-14-us-coalition-officers-captured-in-aleppo/
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Kuddel


Rudolf Rocker


Rappelkistenrebell

Es ist ein Punkt der mich sehr neugierig macht. RT haben zB auch darüber berichtet und auch weitere ausländische Presse

Nahost
Ost-Aleppo: Offiziere der US-Koalition von syrischen Spezialeinheiten festgenommen
17.12.2016 • 19:04 Uhr



https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/44399-ost-aleppo-offiziere-us-koalition/
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Rudolf Rocker

Na, wenn der russische Propagandasender RT das berichtet muss es ja stimmen!
Kritisches Hinterfragen von Informationsquellen ist nicht so Deins, oder?

Rappelkistenrebell

Voltaiere Netz hatte auch darüber berichtet

Verhaftung (auch deutscher) Nato-Offiziere in Ost-Aleppo/Syrien ?

hier Link dazu

http://www.barth-engelbart.de/?p=160926


doch,ich hinterfrage schon...daher suche ich ja nachmehr Infos dazu ;)

und auch die Junge Welt berichtete



19.12.2016 Ausland
Ausländische Offiziere in Aleppo festgenommen

Aleppo. Mindestens 14 ausländische Offiziere sollen im Osten von Aleppo von syrischen Spezialeinheiten festgenommen worden sein. Das berichteten am Wochenende verschiedene Me­dien unter Berufung auf den syrischen Geschäftsmann und Parlamentsabgeordneten Fares Shehabi aus Aleppo. Laut Shebabi sollen die Offiziere aus Saudi-Arabien, Marokko, Israel und den USA stammen. Der Journalist Said Hilal Al-Charifi geht davon aus, dass sich unter den Festgenommenen auch Offiziere aus Frankreich und Deutschland befinden. Keiner der genannten Staaten bestätigte diese Behauptungen. (kl)

Quelle

http://www.jungewelt.de/m/artikel/299351.ausl%C3%A4ndische-offiziere-in-aleppo-festgenommen.html
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Rappelkistenrebell

Dieses ist auch interessant.Wurde auch von anderen Medien weltweit gesendet

Syrischer UN-Botschafter nennt vor Sicherheitsrat Namen der NATO-Offiziere und Agenten in Ostaleppo


https://www.youtube.com/watch?v=PHwvQyCoYzA


halte ich nicht für an den Haaren herbeigezogen....
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Rudolf Rocker

Wo sind denn die Bilder von den Gefangenen Nato- Offizieren?
Wundert mich, das bei so einem tollen Fang keine Aufnahmen präsentiert werden!
In der Vergangenheit wurde jeder kleinste US Wichtelzwergensoldat, dem man im nahen Osten habhaft werden konnte, vor eine Kamera geschleift!
Und die jetzt nicht, oder wie?


Rappelkistenrebell

Genau das ist der springende Punkt.Ich finde dazu keine Bilder,es wurden aber Namen genannt der Gefangenen

Syrischer UN-Botschafter nennt vor Sicherheitsrat Namen der NATO-Offiziere und Agenten in Ostaleppo

https://deutsch.rt.com/kurzclips/44481-syrischer-un-botschafter-nennt-nato-agenten-aleppo/
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Rudolf Rocker

Namen kann sich jeder Ausdenken!
Das da irgendwelche Agenten und Aufklärer in der Gegend rumspringen, halte ich ja nicht für unmöglich, sondern eher für sehr wahrscheinlich. Aber das dann merkwürdigerweise aus jedem Land, das die Syrer für ihre Feinde halten einer kommt und die dann auch noch seelenruhig abwarten bis sie geschnappt werden, macht mich stutzig.
Normalerweise haben diese Leute ein gut funktionierendes Back- Up- System und sind nicht darauf angewiesen, mit dem letzten Bus noch aus der Stadt zu kommen.

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