Arbeitsbedingungen und Bezahlung im Call Center

Begonnen von bei anruf mord, 23:10:25 So. 16.August 2009

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bei anruf mord

Was fällt euch (am liebsten natürlich Betroffenen, also aktueller oder ehemaliger Call Center Agent) zu Arbeitsbedingungen und Bezahlung im Call Center ein?

Bitte sachlich und konkret!

unkraut

Kannst auch mal bei John_Doe reinschauen : http://1oglinks.de/Forum/index.php
oder liest Dich hier erst mal durch die verschiedenen Beiträge .
MfG
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

ManOfConstantSorrow

Gewerkschaft beklagt Arbeitsbedingungen in Call-Centern: "Die Angst ist oft groß"

Die Arbeitsbedingungen in vielen der deutschlandweit 5700 Call-Centern sind oftmals schlecht. Mitarbeiter beklagen unbeständige Arbeitszeiten, mobbingartige Kontrollen und Stundenlöhne von fünf oder sechs Euro. Gewerkschafter wollen nun die Bedingungen verbessern.
Beitrag von Anne Morczinek, WDR-Hörfunkstudio Bonn, auf Tagesschau.de vom 18.08.2009:

Zitat...In Deutschland gibt es rund 5700 Call-Center, in denen an die 450.000 Menschen beschäftigt sind. Die Branche ist stark zersplittert: Es gibt keinen Arbeitgeberverband, mit dem Tarifverträge flächendeckend ausgehandelt werden könnten. Auch die Finanzkrise zeigt Folgen. Der Preiskampf tobt. Die Branchenriesen wie Bertelsmann/Arvato schließen deshalb Stellenstreichungen nicht mehr aus. In den Call-Centern ist nur jeder zehnte Arbeitnehmer - je nach Branche - gewerkschaftlich unterschiedlich organisiert. Im Call-Center-Bereich sind sowohl ver.di als auch Transnet, die IG-Metall und die DPVKOM engagiert.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

only I

Also hab im Callcenter gearbeitet. In meinem Arbeitsvertrag stand ein Festgehalt von 1.280 € brutto bei 40 Stunden in der Woche. Hört sich ja nicht schlecht an. Aber bekommen habe ich nie einen Pfennig. Renne seit der Kündiguper SMS meinen Geld hinterher.
So zum Arbeitsklima kann ich nur sagen, dass es zwischen den Kollegen gut war Zusammenhalt halt aber zwischen der Führungsetage und den Kollegen war es zusehens schlechter. Die Arbeitsbedingunen waren gut, da kann man echt nicht klagen. Nichts von wegen Mobbing oder übertriebenen Kontrollen.

vampyrella

Hm,also bei uns ist der Zusammenhalt zwischen den Kollegen auch gut. Da kann man nix sagen, wir sitzen ja alle im gleichen Boot.

Was ich als problematisch ansehe, ist die Bezahlung. Für die paar Groschen kriegste am Telefon schon mal " Nackenklatschen" (*lol*) angedroht und musst zudem auch noch, anders als vor Arbeitsbeginn vereinbart, am Telefon Internet/Telefon Verträge anbieten und verkaufen.
Auch, wenn nur Inbound vereinbart ist.
o
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Katzenellenbogen

Bezahlung nach Studenlohn, via Zeitarbeit, 7,50 brutto.
Wochenendschichten, Spätschicht und Frühschicht, mehr oder minder regelmäßige "Fortbildungen" (wobei ich mir ganz persönlich unter Fortbildung was anderes vorstelle, ist halt, damit wir unsern Job besser im Sinne des Unternehmens machen können, mehr auch nicht), Zusammenhalt zwischen den Kollegen, ja, in Form von Kleingruppen und Cliquen, aktive Solidarität ist aber nicht zu spüren, jeder hat eben zu erst mal Angst um die eigene Stelle und Stellung. Die Arbeit an sich ist nichts besonderes, monotone Kundenbetreuung, auch über automatisches Anwahlprogramm (was sich im Beschwerde-Bereich natürlich super macht, man ruft jemanden an, hat aber keine Ahnung, was genau sein Problem ist, darf aber so tun...)

Mrs.Annington

Bezahlung als direkt Angestellte der TAS 9,31€anfangs Gehalt,das wird dann erhöht wenn man die  Schriftliche Prüfung nach 6 Monaten bestanden hat,sind dann so 9,86€ glaub ich. Von Zeitarbeit zwischen 7€ und 8,50€
Arbeitsklima,ehr Eisig,Kontakt zu Kollegen ist wenig vorhanden,wenn die merken das man sich anfreundet und die Pausen zusammen verbringt dann legen die die Schichten so das man die Pausen nicht mehr zusammen verbringen kann.
Kollegen zu 98% super unfreundlich und oft unverschämt und dämlich.
Chefs ekelig und  eiskalt,da zählen nur Zahlen,Namen merken die sich kaum noch,lohnt wohl nicht,wechseln eh regelmässig.
Die Arbeit an sich,total kacke.Mieterbetreuung! ANGEBLICH! Man betreut niemanden,man hält hin.Das frustet total und macht einen fertig.Viele Mieter weinen am Telefon.Einfache Dinge kann man nicht selber machen,muss alles über die DA direkt laufen,was heißt man erstellt ein SAP Ticket und gibt den Dreck weiter damit die Leute der DA die Tickets mit dem vermerkt "beim nächsten Kunden Kontakt Sachverhalt genau erfassen" schließen.Heißt,alle Mieter rufen 20 mal an.

Kuddel

ZitatArbeiten in der Großraumhölle

Die Callcenterbranche wächst und mit ihr die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. Die Löhne sind mies, Überwachung, Lärm und Stress gibt es kostenlos dazu.
http://www.zeit.de/karriere/2017-01/callcenter-mitarbeiter-arbeitsbedingungen-lohn

counselor

Ich habe ja selber sechs Jahre an einer IT-Hotline gearbeitet. Es war die Hölle. Immer das Monitoring des Projektleiters im Nacken. Der Projektleiter war ein Arschloch. Wir haben uns dann zusammengetan und uns wegen Mobbings durch ihn offiziell über ihn bei der Geschäftsleitung über ihn beschwert, was dann einige Verbesserungen brachte.

Schlimm ist auch, wenn man über eine Leihbuzze an einer Hotline landet und sich alle zwei Wochen anhören muss, dass man wieder für zwei Wochen verlängert wird.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ein paar Zeilen aus einem treffenden Erfahrungsbericht...

ZitatMein Vater hat die Angewohnheit, seine Gesprächspartner in den Kundenhotlines bestimmter Unternehmen als ,moderne Wegelagerer' zu bezeichnen. Mit dem Unterschied, so sagt er, dass sie nicht aus dem Gebüsch springen und Reisende ausrauben, sondern Kunden im Gespräch überrumpeln, um ihnen Zeug anzudrehen, das sie nicht brauchen.

Ich habe mir also lieber nicht vorgestellt, was mein ,,alter Herr" dazu sagen würde, wenn er erfährt, dass nun sein eigener Sohn zu eben einem solchen professionellen Betrüger ausgebildet wird.
...

Nach Monaten in diesem System kann ich sagen: Arbeiten ohne Gewissensbisse ist unmöglich und eigentlich müsste ich jeder/m AnruferIn ins Ohr schreien: Kündigen Sie Ihren Vertrag und kommen Sie niemals wieder!...
https://perspektive-online.net/2019/02/call-center-kolumne-der-erste-tag/

MarcoW75

Inbound ist auch nicht besser. Ich habe im Callcenter eines Maschinenherstellers gearbeitet und war der Prügelknabe für die Launen der Anrufer. Für die Beschimpfungen, die ich mir da am Telefon anhören durfte, hätte jeder, der mir das persönlich ins Gesicht gesagt hätte, ein paar Zähne verloren.  Wobei die Anrufer fast noch das geringere Problem waren, schlimmer war die mangelhafte firmeninterne Kommunikation. Dass so ein Gerät regelmäßig Updates kriegt, ist ja normal. Dass sich dadurch aber die Fehlerbearbeitung gerne mal komplett umkrempelte und man als Supporter nichts davon erfuhr, war weitaus schlimmer. Sprich: man durfte sich dann vom Abteilungsleiter täglich zusammenstauchen lassen, weil man einen Fehler auf die gleiche Weise lösen wollte wie am Vortag, dies aber aufgrund neuer Software auf den Geräten grundverkehrt war. Ich hab mich dann anfang letzten Jahres krankschreiben lassen, weil ich sonst irgendwem meinste Faust ins Gesicht gerammt hätte und habe mir in der Zwischenzeit einen neuen Job gesucht. Mir gings dort allerdings nicht alleine so...innerhalb von 6 Monaten haben 23 (!) von 30 Leuten aufgehört. Ich wette, dass die Leitung noch immer keinen Schimmer hat, woran das lag.

Kuddel

Ich hatte oben etwas von perspektive-online zitiert. Es handelt sich um Berichte in Fortsetzung.
ZitatMonatliche Kolumne zum Überleben im Mobilfunkdschungel – von Markus Schneider

Aus dem 2. Teil:
ZitatCall Center Kolumne: Ausbildung zum Betrüger

Sowohl Neuverträge als auch Vertragsverlängerungen laufen für mindestens 24 Monate – so ist das in der ganzen Branche üblich. Jeder dieser ,,Abschlüsse" am Telefon bedeutet somit einen Mindestumsatz von 240 bis weit über 2.000 Euro. Kein Wunder, dass wir – wie ich von KollegInnen erfahren habe – eine für Callcenter relativ lange Schulung von mehr als einer Woche zu durchlaufen hatten.
...
Es geht dabei nicht darum, die Wünsche von etwa 30 Prozent der AnruferInnen, die sich melden und genau wissen was sie wollen, richtig entgegenzunehmen. Entscheidend ist, den 70 Prozent der AnruferInnen, die entweder gar nichts kaufen wollen, sondern ein ganz anderes Problem haben oder denjenigen, die sich nur unverbindlich informieren wollten, trotzdem einen ,,Abschluss" anzudrehen. Das ist die hohe Kunst des Verkaufs in der Telefonhotline.

Meine Aufgabe sollte dabei eine ganz zentrale für die Profitmasse des Unternehmens sein: Vertragsverlängerungen. Zentral deshalb, weil Neuverträge in der Regel mit allerlei Rabatten für die ersten 24 Monate daher kommen und meist kaum Zuzahlungen für die modernsten Smartphones geleistet werden müssen. Vertragsverlängerungen stellen KundInnen demgegenüber in den meisten Fällen deutlich schlechter, da zum Beispiel Rabatte wegfallen.

Für das Unternehmen jedoch bedeutet das, dass die Gewinnmarge gerade nach den ersten 24 Monaten explodiert. Ich schätze, dass die Steigerung 25 bis 100% gegenüber einem NeukundInnen-Angebot beträgt.
...
https://perspektive-online.net/2019/03/call-center-kolumne-ausbildung-zum-betrueger/

Und hier ein Ausschnitt aus dem 3. Teil:
ZitatCall Center Kolumne: Quote, Quote, Quote!

Mein neuer Job kann als relativ gut bezahlt gelten, zumindest wenn man bedenkt, dass ich dafür keine Berufsausbildung, sondern nur einen kurzen Lehrgang gebraucht habe. Gleichzeitig muss ich dauerhaft vorgeschriebene Quoten erfüllen. Vorausgesetzt wird zudem der systematische Betrug der KundInnen.


Die Betonung liegt hier jedoch auf ,,kann". Denn mein eigentlicher Grundlohn liegt nur knapp über dem Mindestlohn. Für jede Vertragsverlängerung winken mir aber 4€ Provision – zumindest solange ich die vom Arbeitgeber vorgeschriebenen Quoten erfülle.

Provision für Abschlüsse

Wenn es nach meinem Vorgesetzten geht, muss ich in knapp 40% der Gespräche eine Vertragsverlängerung schaffen, um die volle Provision zu bekommen. Sacke ich auf 30% ab, kriege ich nur 2,50€ pro ,,Abschluss" und darunter gar nichts. Einige meiner KollegInnen kommen im Monat auf ungefähr 500 Vertragsverlängerungen, ihre Provision ist also deutlich höher als der eigentliche Grundlohn.

Aus diesem Anreizsystem ergibt sich ein rapider Verfall der Moral bei uns VerkäuferInnen.
...
https://perspektive-online.net/2019/04/call-center-kolumnequote-quote-quote/

Kuddel

Die Fortsetzung der Kolumne bei perspektive-online:

Zitat,,Ich schicke es Ihnen einfach mal trotzdem zu..."

Ich schätze der Kapitalismus hieße nicht Kapitalismus, wenn mein neuer Arbeitgeber nicht auch die schmutzigsten Methoden anwenden würde, um noch ein paar Euro mehr aus seinen Kunden zu pressen. Eine besondere Rolle spielt dabei der Verkauf von Zusatzprodukten, über den ich heute schreiben möchte.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich es sehr lebhaft vor mir: Ein gestriegelter Nachwuchsmanager sitzt in einem Treffen in der Chefetage und reibt sich die Nase. Auf einmal schnippst er begeistert und ruft: Ich hab's! Warum sollten wir eigentlich nur Handyverträge verkaufen?

So oder so ähnlich muss es gewesen sein. Auf jeden Fall machen besagte Zusatzoptionen heute offenbar einen beachtlichen Teil des Gesamtumsatzes aus. Da gibt es allerhand zu entdecken: Virenscanner von verschiedenen Firmen, Online-Videotheken wie Maxdome, Spotify-Verschnitte, Fitness-Apps, ja besonders heiß begehrt: Ein Passwort-Manager für nur 2,99€ im Monat (Spaß beiseite!).

All das wird in meinem Unternehmen vor allem auf einem Weg vertrieben: Die Outbound-Abteilung. Das heißt hier werden KundInnen aktiv angerufen, um ihnen derlei ,,Angebote" zu unterbreiten. Der Job ist denkbar undankbar, wie sich jeder, der schon mal einen solchen Anruf erlebt hat, vorstellen kann. Viele KundInnen sind sicher aus Eigenschutz dazu übergegangen, gleich kommentarlos aufzulegen.
weiter: https://perspektive-online.net/2019/05/call-center-kolumne-ich-schicke-es-ihnen-einfach-mal-trotzdem-zu/

Kuddel

Teil 5

Zitat,,Einen Moment bitte! Ich leite kurz an die Fachabteilung weiter..."

Monatliche Callcenter-Kolumne zum Überleben im Mobilfunkdschungel – von Markus Schneider
Das Unternehmen, für das ich telefoniere, will möglichst viel Profit machen. Auf dem Mobilfunkmarkt führt das zu einer misslichen Lage: Der Markt ist hart umkämpft, man will die KundInnen maximal ausnehmen, aber auch nicht an die Konkurrenz verlieren, die sich die Hände reibt.


Meine Bosse müssen also ein System entwickeln, in dem sie auf einer X-Achse aus Dreistigkeit und einer Y-Achse aus Profit auf Kosten unserer KundInnen soweit wie möglich gehen. Je dreister, desto mehr Profit. Nur nach Möglichkeit eben so, dass die Kunden das nicht nur zwei Jahre, sondern vier oder gleich acht Jahre mitmachen und da komme ich ins Spiel: Vertragsverlängerung.

Diese verschiedenen und auch teilweise widersprüchlichen Anforderungen führen zu einem ausgefeilten System der Arbeitsteilung. Einem System, in dem die neusten Erkenntnisse der Psychologie verarbeitet werden und das altbekannte Spiel ,,guter Bulle, böser Bulle" von der Straße aufs Telefon übertragen wird.
weiter: https://perspektive-online.net/2019/06/call-center-kolumne-einen-moment-bitte-ich-leite-kurz-an-die-fachabteilung-weiter/

Kuddel

Zitat...Natürlich führt die Kombination von Mindestlohn und vergleichsweise hoher Prämie vor allem dazu, dass die KollegInnen versuchen, am Telefon starken Druck auf die KundInnen auszuüben, damit sie jetzt sofort und noch am Hörer ihren Vertrag verlängern. Das ist aber keinesfalls mit einer Loyalität gegenüber dem Unternehmen zu verwechseln...
https://perspektive-online.net/2019/08/call-center-kolumne-anreizsysteme-im-callcenter-und-der-sozialismus/

tleary

Diese ganze Callcenter-Branche gehörte doch abgeschafft bzw. verboten. Wenn die ganzen Produktions- und Bestellabläufe kundenfreundlicher wären, wären sie zudem überflüssig.

Und beschissen wird man von diesen Callcenter-Mitarbeitern sowieso. Ich kann mich vor einiger Zeit an eine 1&1-Vertragsverlängerung erinnern, wo ich den Vertrag ohne Änderung weiterführen wollte. Da hat diese Callcenter-Tussi mir dann unbemerkt eine Vertragsoption mit eingebucht, die ich gar nicht wollte. Mußte dann (nachdem ich den Betrug bemerkte) erst wieder in diesem Callcenter anrufen, und um Stornierung bitten. Der Callcenter-Agent hörte dann die damalige Gesprächsaufzeichnung ab, und stornierte daraufhin die Option. Bei jemandem, der nicht so darauf geachtet hätte wie ich, wäre die Frau damit durchgekommen und hätte schön ihre Provision dafür kassiert. Der Gelackmeierte wäre der Kunde gewesen, der dann 24 Monate für etwas zahlt, was er gar nicht wollte.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

Hosenscheisser

Also ich habe nach 20 Jahren Callcenter-Arbeit die Branche gewechselt und ich war in insgesamt 6 Callcentern in NRW tätig gewesen.
Ich habe mit Mitte 40 deswegen aufgehört, weil in jedem 2. Callcenter die Bezahlung auf Mindestlohn war und die Arbeitsbedingungen eine Katastrophe,
selbst im Banken und Versicherungssektor und die Verträge wurden nach 2 Jahren nie verlängert.
Egal ob bei Sitel, Amevida oder BuW , wie die Firmen sonst noch heißen.
Zum Glück findet die Branche keine Leute mehr und das große Fressen hat begonnen die Großen schlucken die Kleinen.

MarcoW75

Zitat von: Hosenscheisser am 20:37:06 Mo. 14.Oktober 2019
Also ich habe nach 20 Jahren Callcenter-Arbeit die Branche gewechselt und ich war in insgesamt 6 Callcentern in NRW tätig gewesen.
Ich habe mit Mitte 40 deswegen aufgehört, weil in jedem 2. Callcenter die Bezahlung auf Mindestlohn war und die Arbeitsbedingungen eine Katastrophe,
selbst im Banken und Versicherungssektor und die Verträge wurden nach 2 Jahren nie verlängert.
Egal ob bei Sitel, Amevida oder BuW , wie die Firmen sonst noch heißen.
Zum Glück findet die Branche keine Leute mehr und das große Fressen hat begonnen die Großen schlucken die Kleinen.

Ich hab bisher nur in einem Callcenter gearbeitet. Da ich aber eigentlich einen IT-Beruf habe, bin ich das perfekte Opfer für ZAF, die Leute für IT-Callcenter wie die Callcenter von Firmen wie IBM oder  Computacenter suchen (deren Callcenter sitzen beide in Erfurt, ca 60km von hier). Wenn ich mich allerdings an die Zustände in der Bude zurückerinnere, wo ich war und bedenke, dass einige Kollegen überhaupt erst von IBM und ComputaCenter dorthin gewechselt sind, weil es bei den erwähnten CC noch grausamer war, dann bestärkt mich das darin, keinesfalls wieder in diese Branche zu wollen.  Noch mehr werde ich dabei von Fotos von Bekannten von mir unterstützt, die bei IBM im CC arbeiten und zeigen, dass die da wie die Hühner auf der Stange sitzen. Immer 6-8 Leute in Buchten von 3x4m und ohne jeglichen Schallschutz dazwischen.

counselor

Im Callcenter von IBM in Erfurt habe ich 2002 als Leiharbeiter gearbeitet. Das war damals schon die pure Verarschung.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

vampyrella

Zitat von: counselor am 17:41:18 Sa. 26.Oktober 2019
Im Callcenter von IBM in Erfurt habe ich 2002 als Leiharbeiter gearbeitet. Das war damals schon die pure Verarschung.

Ich hatte da einen Freund arbeiten, dem haben sie damals 6€ bezahlt (ging über Adecco), war das bei dir auch so?
o
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counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

ZitatJeder zweite Callcenter-Vollzeitbeschäftigte mit Niedriglohn

Fast jeder zweite Vollzeitbeschäftigte in den Callcentern in Mecklenburg-Vorpommern hat nach Angaben aus dem Wirtschaftsministerium im vergangenen Jahr einen Niedriglohn bekommen. Ende 2019 lagen demnach 2901 Vollzeitbeschäftigte in den Callcentern im Nordosten unter der für Ostdeutschland geltenden Niedriglohnschwelle von 1885 Euro im Monat. Das waren rund 44 Prozent der 6546 Vollzeitbeschäftigten der Branche (Stand: 30. Juni 2019), wie aus der Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken im Landtag hervorgeht. Die Niedriglohnschwelle liegt bei zwei Drittel des mittleren Entgelts aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Die Situation der Beschäftigten in den Callcentern in Mecklenburg-Vorpommern habe sich in den vergangenen Jahren zwar leicht verbessert, könne aber längst noch nicht zufriedenstellen, sagte der Linken-Abgeordnete Henning Foerster am Dienstag. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten in der Branche sei ebenso gesunken wie die Zahl der Aufstocker auf Hartz-IV-Niveau. Förster forderte das Land auf, bei künftigen Fördermaßnahmen in Callcentern Aspekte von guter Arbeit und fairer Entlohnung stärker zu gewichten.
https://www.rtl.de/cms/jeder-zweite-callcenter-vollzeitbeschaeftigte-mit-niedriglohn-4610219.html

MarcoW75

Zitat von: vampyrella am 14:27:13 Mo. 04.November 2019
Ich hatte da einen Freund arbeiten, dem haben sie damals 6€ bezahlt (ging über Adecco), war das bei dir auch so?

Ich habe 2016-2018 über die ZAF Orizon in einem Callcenter in Ilmenau gearbeitet. Stundenlohn anfangs 8,35€ + 1,01€ Branchenzulage. Zusammen also 9,36€. Angeblich mussten sie die Branchenzulage zahlen, weil die Einsatzfirma zur Elektroindustrie gehörte und das dort vorgeschrieben war. Nur: Jedesmal wenn der Zeitarbeitstarif angehoben wurde, sank die Branchenzulage (und das leider sogar ganz legal).  In den 2 Jahren, die ich dort war, stieg der Stundenlohn von 8,35€ auf 9,01€, dafür sank die Branchenzulage gleichzeitig von 1,01€ auf 0,65€. Sprich: von einer Lohnerhöhung um 66 Cent kamen bei uns letztendlich nur 30 Cent an, die Differenz wurde durch die gesunkene Branchenzulage aufgefressen.
 

Nikita

Menschenhandel in Südostasien
Hunderte müssen in Betrugs-Callcentern arbeiten

https://www.spiegel.de/ausland/suedostasien-hunderte-menschen-muessen-in-betrugs-callcentern-arbeiten-a-de7b5ae0-a6ea-4c37-82d3-41e71e48aed7#kommentare

Zwangsarbeit im Callcenter statt Tech-Jobs und bezahlter Wohnung: Hunderte junge Menschen aus Südasien sind offenbar auf Onlineanzeigen von Menschenhändlern reingefallen. In mehreren Ländern wird nun ermittelt.
24.08.2022, 17.40 Uhr



Die jungen Menschen werden mit interessanten Jobangeboten im Netz angelockt. Sie reisen dann in die Zielländer, doch statt gut bezahlter Tech-Jobs müssen sie in Callcentern arbeiten – und andere Menschen am Telefon betrügen.

Dieses Betrugsschema beschäftigt derzeit Ermittler in mehreren süd- und südostasiatischen Ländern. Hunderte, wenn nicht Tausende junge Menschen aus Taiwan, China, Macau und Vietnam sollen nach Kambodscha, Thailand, Myanmar oder Laos auf der Suche nach dem Traumjob gereist und in die Falle der Menschenhändler getappt sein. Dies berichten unter anderem der britische »Guardian«  und die US-Zeitung »Washington Post« .

Hinter dem Schema stehen den Berichten zufolge wohl kriminelle Triaden. Die Menschenhändler wenden sich über soziale Medien an junge Menschen und bieten ihnen gut bezahlte Jobs und eine Unterkunft in südostasiatischen Ländern an. Bei ihrer Ankunft werden ihnen jedoch die Pässe abgenommen. Oft werden sie dann an verschiedene Gruppen weiterverkauft und gezwungen, in Büros zu arbeiten, die Telefon- oder Onlinebetrügereien abwickeln, berichtet der »Guardian«. Ziel der telefonischen Tricksereien sind angeblich vor allem Menschen vom chinesischen Festland.

Die meisten Opfer des Menschenhandel-Rings sollen aus Vietnam und Taiwan stammen, heißt es weiter in der britischen Zeitung. Demnach haben die taiwanischen Behörden fast 5000 Bürger und Bürgerinnen des Inselstaats registriert, die nach Kambodscha reisten und nicht zurückkehrten. Die taiwanische Polizei gab laut »Guardian« an, sie habe mehrere Hundert Menschen identifiziert, die gegen ihren Willen festgehalten wurden. Die Zahl ist wahrscheinlich viel höher.

Drohungen, Angriffe und Vergewaltigungen
Einige rückkehrende Taiwaner berichteten dem Bericht zufolge, dass sie selbst oder andere Personen gezwungen wurden, Verträge zu unterzeichnen, dass sie angegriffen, vergewaltigt und häufig bedroht wurden. Essen und Wasser seien ihnen teilweise verweigert worden.

Vergangene Woche wurde im Netz ein Video gepostet, das angeblich Dutzende von Vietnamesen zeigt, die aus einem Casino an der Grenze zu Kambodscha fliehen. Weiter ist zu sehen, wie sie in einen Fluss springen, um über die Grenze nach Vietnam zu schwimmen. Ein 16-Jähriger soll bei der Flucht ertrunken sein, berichtet der »Guardian«.

Korruption der Behörden behindert Ermittlungen
Dass der Betrug so gut und teilweise unauffällig funktioniert, liegt den Berichten zufolge unter anderem an der Korruption der Behörden, vor allem in Kambodscha. Der dortige Innenminister Sar Kheng erklärte laut »Washington Post«, dass sein Ministerium eine landesweite Überprüfung aller in Kambodscha lebenden Ausländer einleiten wird. In den Provinzen Kandal und Preah Sihanoukville werde der Status von Menschen aus dem Ausland insbesondere in gemieteten Immobilien und Casinos geprüft.

Der stellvertretende Chef der kambodschanischen Nationalen Polizei, Chhay Sinarith, sagte, dass die Behörden in den vergangenen Jahren zahlreiche illegale Onlinebetrügereien aufgedeckt haben. Damit wurden Menschen nach Kambodscha gelockt. Hunderte Betrüger aus China und Taiwan seien bereits verhaftet worden.

https://twitter.com/ngahpham/status/1560508973006360576?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1560508973006360576%7Ctwgr%5Ef4a35fa3affc4a7383b5ed216ba494a37ae43217%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fausland%2Fsuedostasien-hunderte-menschen-muessen-in-betrugs-callcentern-arbeiten-a-de7b5ae0-a6ea-4c37-82d3-41e71e48aed7



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