Dilemma der Beschäftigung

Begonnen von trustno1, 21:47:08 So. 13.September 2015

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trustno1

Moin! :)

Seit ein paar Wochen bin ich nun arbeitslos und bis jetzt fühlt sich das alles noch wie Urlaub an. Es gab zwar schon ein paar Momente, wo ich mir eine sinnvolle Beschäftigung abseits von Haushalt und sonstigem Alltag (z.B. Hobbys) gewünscht habe... aber das war auch schon so, als ich noch Angestellter war ::) Vielleicht sollte ich das kurz erklären... ;D
Ich war unbefristet als IT-Admin angestellt aber nicht wirklich zufrieden mit meiner Tätigkeit - das heißt meine Erwartungen bzw. Vorstellungen entfernten sich immer mehr von der Unternehmenspolitik bzw. umgekehrt 8)). Außerdem wollte ich schon länger weg aus meinem Wohn- und Geburtsort und eine neue Stadt kennenlernen. An meinem ersten Tag als Arbeitsloser bin ich also in eine WG in einer neuen Stadt gezogen und dort bisher sehr zufrieden. Soweit so gut. Aber nun kommt ein Dilemma auf mich zu.

Nun suche ich nach der "eierlegenden Wollmilchsau", einer sinnvollen Beschäftigung. Einer Arbeit die sich nicht wie Arbeit anfühlt. Falls ein neuer Arbeitgeber mir "beweist" das er nur sehr wenig Geld hat, kann ich sehr gut damit leben als Mitarbeiter auch nur wenig Gehalt zu bekommen. Für Konzerne möchte ich eh nicht arbeiten. Problem sind aber viel mehr unter anderem die folgenden Punkte:


  • Anstellung häufig nur in Vollzeit (ich möchte maximal 30h/Woche arbeiten müssen => Es sei denn ICH entscheide freiwillig Überstunden zu machen)
  • Zu den Kunden zählen Unternehmen wie Armeen, verschiedene (inter-)nationale Konzerne sämtlicher Branchen, oder andere kriminelle Organisationen ;)
  • Krasse Hierarchie (niemand braucht unter/über sich mehr als 1 Stufe => bzw. sollten bei mehr vorhandenen Hierarchien diese nur auf dem Papier eine Rolle spielen)
  • Unsympathische Kultur (Kritik, Organisation der Belegschaft, Mitdenken/-gestalten nicht erwünscht => Abnicker oder Egoisten aber kein Problem)

Priorität hat für mich eigentlich "bloß", etwas sinnvolles nicht nur für mich sondern auch für die Kollegen, die Kunden und die sonstige Umwelt (Natur und so) zu machen. Eine soziale Absicherung (Arbeitslosen-, Renten-, Unfall- und Pflegeversicherung) wäre auch famos.

Eine Selbstständigkeit, die mir das ermöglichen könnte, ist mir aber vergönnt. Zwar habe ich Ideen, nur leider fehlt es dabei an einem Konzept wie zumindest so viel Geld reinkommt, dass ich zumindest die Kosten decken kann. Denn die Dienstleistung bzw. die Produkte die ich im Sinn habe, sollen eigentlich gar kein Geld abwerfen sondern idealistisch einfach da sind weil sie gebraucht werden. Selbst wenn ein bisschen Geld durch Spenden oder so unregelmäßig in eine Kasse kommt... die Zielgruppe (so nenne ich jetzt mal die Kunden) haben in der Regel wenig bis gar kein Geld. Und ich möchte kein Geschäft aufbauen, welches nur deshalb funktioniert weil einige reich sind und das Projekt (un)bewusst mit tragen. Denn ich will ja das die reichen irgendwann nicht mehr reich sind. Genauso wenig möchte ich öffentliche Gelder/Zuwendungen/Fördertöpfe anzapfen, das ist mir zu unsicher (Einstellung der Zahlung, Gesamtgesellschaftliche Verhältnisse ändern sich).

Welche Ansprüche habt ihr ganz persönlich für "gute Arbeitsstellen"? Welche Ansätze habt ihr zur Filterung vor Arbeitsantritt? Wie macht ihr so wenig Kompromisse wie möglich? Beziehungsweise wie gewichtet ihr Gesellschaftsform, Arbeitszeiten usw.? Ich habe schon überlegt, dass ich im Vorstellungsgespräch es schon dahin lenke, dass ich offen darüber spreche das mich Politik und insbesondere Arbeitnehmerrechte interessieren. Wenn ich dann nie wieder etwas von denen höre, weiß ich genau: Ich wäre dort eh falsch gewesen und wäre dort langfristig nicht glücklich gewesen.

Demnächst werde ich wohl mal versuchen an die "Bunten Seiten" (http://contraste.org/bunte.htm) zu kommen. Vielleicht hilft das irgendwie weiter.

Ich freue mich schon jetzt auf die Inspiration aus euren Beiträgen.

Liebe Grüße
trustno1

tl;dr mimimi. Hilfe Hilfe Hilfe. Wie identifiziert ihr gute Arbeit?

Strombolli

Deine Suche erscheint mir wie die Hoffnung auf einen Lottogewinn. Ist mir allerdings sehr sympathisch.
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

BGS

Lerne Sprache, Kultur und Bewohner eines Dir sympathischen Landes detailliert  (kennen), knüpfe dort neue Kontakte und wandere, wenn Du Dir Deiner Wahl sicher bist und Dich entsprechend vorbereitet hast, schließlich aus.

Du wirst es bestimmmt nicht bereuen :)

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Ich persönlich hatte stets andere Ansprüche an einen Job. Ich wollte mich da nicht "verwirklichen" und hoffte nicht darauf etwas "sinnvolles" zu tun.
Ich war schon froh, wenn es inhaltlich keine Katastrophe war, wie z.B. Rüstungsindustrie. Wichtig war mir, daß es halbwegs vernünftig bezahlt ist und die Kollegen nicht nerven. Selbst mit diesem relativ niedrigen Anspruch hat man heutzutage nicht gerade die große Auswahl.

Ich habe nie meinen Lebenssinn in der Arbeit gesucht. Im Gegenteil, ich war nicht böse, wenn die Arbeit "anspruchslos" war und meinen Kopf frei ließ dem Nachhängen eigener Gedanken und Zeit ließ für Gespräche mit Kollegen, da vergeht die Arbeitszeit viel schneller.  Deshalb waren meine  Jobs als Pförtner, als Wachmann oder am Fließband nicht die schlechtesten, wenn die Kohle stimmte.

Rudolf Rocker

Die Frage ist ja auch, was man mit dem Begriff "sinnvoll" verbindet.
Für die einene ist es sinnvoll anderen Menschen zu helfen und sie machen das, trotz 48 Stunden- Schicht und mieser Bezahlung.
Für andere ist es sinnvoll, ein Bild zu malen oder das Klo mal wieder zu putzen  ???
Was ist also sinnvoll?

trustno1

Euch einen herzlichen Dank für eure inspirierenden Antworten :)

Borg-Praktikant

Zitat von: trustno1 am 21:47:08 So. 13.September 2015
die Dienstleistung bzw. die Produkte die ich im Sinn habe, sollen eigentlich gar kein Geld abwerfen sondern idealistisch einfach da sind weil sie gebraucht werden
Vielleicht mit Crowdfunding-Gedöns probieren - Kickstarter, Indiegogo, Flattr, Patreon - alles zusammen? Und auch wenn's mit der Finanzierung mau ist, sieht es im Lebenslauf sicher besser aus, im Zeitraum ohne Job was fertig programmiert zu haben, anstatt zu schreiben, "Da habe ich gechillt und Zeichentrickserien geguckt."

Ansonsten würde ich dazu raten, nach Stellen im öffentlichen Sektor zu schauen, weil ich mal davon ausgehe, dass es - abgesehen von Arbeitsagentur, Polizei, Militär - da irgendwie gesitteter zugeht als im Privatsektor, sowohl was man macht als auch die Art wie man es macht.

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