Filz und Korruption bei VW

Begonnen von Fritz Linow, 12:41:05 Fr. 25.September 2015

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Volkswagen wird ab 2019 Generalsponsor des DFB.


Kuddel

Die gleiche Geschichte in einem anderen Bericht:

ZitatWie VW mit Brasiliens Junta kooperierte

Die brasilianische VW-Tochter hat der früheren Militärdiktatur im Land offenbar dabei geholfen, Regimegegner zu verfolgen. Nach Recherchen von NDR, SWR und SZ bespitzelte der VW-Werkschutz die Arbeiter des Konzerns - und lieferte offenbar mehrere der Folterhaft aus.


Verfolgung, Folter, willkürliche Tötungen - mit diesen Methoden bekämpfte die rechtsgerichtete Militärdiktatur in Brasilien von 1964 bis 1985 die politische Opposition. Volkswagen do Brasil, ein Tochterunternehmen des Wolfsburger Autokonzerns, hat damals diese Verfolgung von Regimegegnern offenbar aktiv unterstützt. Zu diesem Ergebnis kommen Recherchen von NDR, SWR und "Süddeutscher Zeitung".

Wie aktiv die Rolle von VW do Brasil war, ergab eine Auswertung umfangreicher Unterlagen: interne VW-Unternehmenspapiere aus Deutschland und Brasilien, als geheim eingestufte Dokumente der brasilianischen Politischen Polizei aus der Diktaturzeit und vertrauliche Berichte des Auswärtigen Amtes. Zudem konnten die Reporter Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft in São Paulo einsehen. Die dortige Justiz ermittelt seit fast zwei Jahren, welche Verantwortung Volkswagen für Menschenrechtsverletzungen zur Zeit der Militärdiktatur trägt.

Zum einen soll VW eine Mitverantwortung für politische Verhaftungen innerhalb des Werksgeländes tragen und damit die eigenen Angestellten der Folter ausgeliefert haben. Die Reporter sprachen auch mit ehemaligen VW-Mitarbeitern. Mehrere von ihnen bestätigten, dass sie im Sommer 1972 am Arbeitsplatz verhaftet wurden. Sie gehörten einer oppositionellen Gruppe an, die innerhalb des Werkgeländes Flugblätter für die kommunistische Partei verteilte und Gewerkschaftstreffen organisierte.


Wachleute von VW do Brasil in den 1960er Jahren vor dem VW-Hauptwerk bei São Paulo.

Der Folter ausgeliefert

Der ehemalige VW-Mitarbeiter Lúcio Bellentani schildert, wie der VW-Werkschutz die Politische Polizei auf das Firmengelände ließ, dort Misshandlungen ermöglichte und beobachtete. "VW hat mir zwei Jahre meines Lebens gestohlen", sagt der heute 72-Jährige, der nach seiner Verhaftung acht Monate in Folterhaft und rund 16 weitere Monate im Gefängnis verbrachte. "Indirekt war VW verantwortlich für zahlreiche Fälle von Folter und Verfolgung. Volkswagen soll die Würde haben, seine Verantwortung für diese Taten anzuerkennen."


Der VW-Werkzeugmacher Lúcio Bellentani im Juli 1964 als Häftling im Folterzentrum der Politischen Polizei.

Als Lúcio Bellentani an seinem VW-Arbeitsplatz bei São Paulo verhaftet wurde, schauten die Wachleute nur zu, sagt er. Danach erlebte er zwei Jahre Folter und Haft.

Außerdem ging die Rolle von Volkswagen weit darüber hinaus, Anfragen von Militärs zu beantworten und sie auf dem Firmengelände gewähren zu lassen. Der Konzern richtete eine Abteilung ein, die sich wohl immer mehr in eine Art werkseigenen Geheimdienst verwandelte. Dieser schon vor der Diktaturzeit gegründete Werkschutz wurde von Beginn an von ehemaligen Offizieren der brasilianischen Armee geleitet.
VW-Wachleute als eine Art Geheimdienst

Ein Teil der Abteilung, die sich auch um die Sicherung des Werksgeländes kümmerte, bespitzelte offenbar die eigenen Mitarbeiter, spähte ihre politische Haltung aus und dokumentierte dies in zahlreichen sogenannten Vorkommnisberichten - Berichte, die schließlich stapelweise in den Akten der Politischen Polizei landeten.

Volkswagen will sich bislang nicht inhaltlich zu den Vorwürfen äußern und verweist auf ein Gutachten, das der Konzern bei dem Historiker Christopher Kopper von der Universität Bielefeld in Auftrag gegeben hat. Dieser habe bis Ende des Jahres Zeit, seine Ergebnisse vorzulegen, sagte Konzernsprecher Hans-Gerd Bode: "Aus heutiger Sicht müssen wir da einfach noch ein bisschen abwarten, wir sollten da jetzt auch keine schnellen Schlüsse und Entscheidungen treffen."
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/vw-menschenrechte-101.html


Fritz Linow

,,Komplizen? – VW und die brasilianische Militärdiktatur": Das Erste, Montag, 24. Juli, 23.25 Uhr
Zitat
Das Wegducken bei der Aufarbeitung steht dem Autobauer nicht gut zu Gesicht. Erschreckend ignorant sind die Reaktionen von Carl Hahn, dem langjährigen Vorstandschef des Konzerns.

Die Dokumentation ist stark recherchiert und schaut aus vielen Blickwinkeln auf einen Skandal, den Volkswagen versucht, kleinzureden.
https://www.noz.de/deutschland-welt/medien/artikel/926659/skandal-das-erste-zeigt-dunkles-vw-kapitel-in-brasilien

Der durchgeknallte Carl Hahn im Wortlaut:

"Mich hat das nicht beunruhigt damals. Ich erinnere nicht, dass wir nun mit Tränen den Weggang und die Wegspülung der Demokratie etwa beweint hätten."

"Wir haben versucht, Automobile zu bauen und unabhängig von der Regierung, die in einem Lande herrscht. Das überlassen wir den Eingeborenen, den Menschen dieser Länder."


Also uns hat auch nicht gestört, was natürlich die heutigen Heiligen, die wir in Deutschland alle versammelt haben, stört, dass da eine Militärregierung war, denn es hätte uns auch in Libyen nicht gestört, dass wir da ein Diktator hatten und dem dann die Demokratie gepredigt, wie wir das ja mit großem Erfolg gerade erleben, wie man das schön machen kann.

Wir haben eben Arbeitsbedingungen gehabt, dass die Menschen bei uns Schlange standen. Denn Sie müssen sich vorstellen, wo die Menschen herkamen. Aus dem Urwald.

So ähnlich hatte es sein Ziehvater Nordhoff auch schon formuliert.

Paternalistisch oder Sozialethik, das können Sie erzählen, wie Sie wollen. Denn das Ergebnis und die Denkweise sind identisch. Man bezeichnet es unterschiedlich. Ich glaube, sie entspricht deutschem Unternehmertum. Schauen Sie, die Krupps im vorvorigen Jahrhundert hatten ja auch schon ihre Sozialkassen und all diese Dinge.

Wenn Sie sich vorstellen, in welchen Hotten-Totten-Ländern wir überall heute Prosperität gebracht hätten, nicht, wir sind heute der größte Arbeitgeber in Polen, in Tschechien, in Slowakei, in Ungarn, wir sind der größte Steuerzahler. Wir sind der größte Exporteur. Wir haben Zentraleuropa mehr entwickelt mit unseren Investitionen als jeder staatliche oder multistaatliche Investor. Darüber redet aber kein Mensch.

http://www.ndr.de/info/sendungen/das_forum/Das-Forum,sendung655646.html#
http://www.deutschlandfunk.de/vw-in-brasilien-williger-komplize-der-militaerdiktatur.1773.de.html?dram:article_id=391812

1987 wird in Wolfsburg der Erfolg von Volkswagen gefeiert,...



..., der auf Zwangsarbeit, Folter, Herrenmenschentum, Filz, Korruption und Lügen beruht, dass einem die Kotze kalt den Rücken runterläuft.

(Dieses Bild scheint kein Zufall zu sein. Der damalige Betriebsratsvorsitzende und IG-Metaller Walter Hiller hält sich an dem langen Arm fest, der ihm von Carl Hahn gnädigst entgegengestreckt wird. Dieser würdigt den Arbeitervertreter keines Blickes und bleibt lieber unter Seinesgleichen, von denen einer den Hiller sogar auszulachen scheint. Insgesamt eine schöne Inszenierung des flotten Kunstliebhabers und verbalen Haudraufs Carl Hahn Junior.)

Fritz Linow

Es war absolut überraschend und positiv, dass sich der NDR fast eine Woche mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Sowohl die Doku als auch das vierteilige Radiofeature hatten es in sich. Es wurden Beweise für die Verstrickung von VW in Diktatur und Folter geliefert und andere Indizien so weit verdichtet, dass sich Volkswagen nun nicht mehr herausreden kann. Das größte Verdienst liegt meiner Meinung nach aber darin, dass es den Journalisten gelungen ist, im Interview mit Carl Hahn ein Weltbild herauszukitzeln, das man nur noch als feudalfaschistisch bezeichnen kann. Es ist eben dieser aus der katholischen Sozialethik stammende Gnadenakt den Arbeitern gegenüber, der das Getriebe am Laufen hält. In dieser anmaßenden Tradition steht VW, und wenn heutige Manager vielleicht etwas smarter rüberkommen, denken sie jedoch genauso.

Man hätte noch viele Punkte genauer ansprechen können, wie zum Beispiel die Rolle der Regierung während der 70er (Atomdeals mit Brasilien) oder die Ursprünge der Industrialisierung in Brasilien und deren Hintergründe, aber das kann ja noch werden. Das Ganze bietet jede Menge Hinweise und Anknüpfungspunkte für weitere Recherchen.

In den 80ern wurden französische Zwangsarbeiter auf Privatinitiative nach Wolfsburg eingeladen. Wenn Volkswagen jetzt ein wenig souveräner wäre, sollte das "Werk" nun selber auf die brasilianischen Folteropfer zugehen. Das bezweifle ich allerdings stark, denn bei allem Bemühen darum, es im Rahmen einer historischen Kommunikation und Verantwortung abzuarbeiten, ist es schlicht und einfach so, dass es eben nicht nur Geschichte ist, sondern eine Art Blaupause für die Gesamtstrategie des Konzerns. Davon zeugen nicht nur die widerlichen Aussagen von Carl Hahn, sondern auch die aktuellen Inhaftierungen von chinesischen Leiharbeitern bei FAW/Volkswagen. Es ist eben nicht nur Geschichte, es ist Geschichte, die sich ständig wiederholt.

Kuddel

Zitat VW-Lobbyisten sollen Rede von Weil umgeschrieben haben

Einem Medienbericht zufolge soll Niedersachsens Ministerpräsident dem Autokonzern eine Regierungserklärung zum Diesel-Skandal vorab zur Prüfung vorgelegt haben.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vw-affaere-vw-lobbyisten-sollen-rede-von-weil-umgeschrieben-haben-1.3617824

Rudolf Rocker

Die niedersächsische Landesregierung kann doch kaum noch laufen, soviel Scheiße haben die am Stecken! >:(

Fritz Linow

Hier gibt es nun die Rede mit den Änderungen und Änderungsvorschlägen von VW:

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/dieselaffaere112.pdf

Nichts besonderes. Interessant:
Der Aufbau des VW-Werkes in Wolfsburg erfolgte aus dem von den Nationalsozialisten beschlagnahmten Gewerkschaftsvermögen.

Da wollte VW ein "auch" reinhaben.

Das Skandälchen besteht wohl eher darin, dass es in der Landesregierung keine guten Redenschreiber gibt. Als Anteilseigner muss man sich dann halt an VW wenden. Der Niedersachse an sich soll einfach mal weniger Bregenwurst rauchen.

Fritz Linow

Damit konnte wirklich niemand rechnen:
Zitat
9.8.17
VW sprach sich auch mit CDU und FDP ab

Der Konzern versorgte nicht nur Rot/Grün mit ,,Formulierungshilfen", sondern auch die Vorgängerregierung von CDU und FDP. Es gab sogar ,,Kommunikationsrichtlinien" für Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister. Mit dem Land wurden ,,Steilpässe" verabredet.

Im Streit um eine zu große Nähe der rot-grünen Landesregierung unter Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zum VW-Konzern rückt jetzt auch die schwarz-gelbe Vorgängerregierung in den Fokus. Nach zahlreichen Unterlagen, die der NWZ vorliegen, ließ sich VW von den Aufsichtsräten des Landes, Ministerpräsident David McAllister (CDU) und Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP), nicht nur Pressemitteilungen vorlegen, sondern gab der Landesregierung auch im Jahr 2010 ,,Kommunikationsrichtlinien" vor im Zusammenhang mit Porsche-Problemen.

Der Blick in die Archive der Staatskanzlei belegt, dass die Vorgaben aus Wolfsburg sogar oft kleinste Details umfasste. So wurden Ministerpräsident McAllister beispielsweise im Februar 2011 ,,generelle Statements als Antwort auf mögliche Fragen zum VW-Konzern übermittelt". Wenige Monate später lautet eine Anweisung der Pressestelle der Staatskanzlei: ,,Wichtig ist in der Tat, dass sich Winterkorn (damals VW-Vorstandschef) und Osterloh (Gesamtbetriebsratsvorsitzender) und MP (Ministerpräsident) verabreden, sich gegenseitig mit ,,Steilpässen" zu bedienen". Man spielte die politischen Bälle zwischen Wolfsburg und Hannover hin und her.

Und zum Thema ,,Suzuki" informiert das Fachreferat der Staatskanzlei die Pressestelle: ,,Ich melde mich, wenn ich das Wording habe". Im Klartext: die von VW vorgegebene Sprachregelung. McAllister und Bode lassen vor einer Aufsichtsratssitzung im September 2011 eine Pressemitteilung der Landesregierung von VW korrigierend gegenlesen – ,,mit der Bitte um Anmerkungen". Auch vor einer Erklärung des Ministerpräsidenten bitte die Landesregierung Volkswagen, sich den Text anzuschauen. Im November 2012 soll VW einen ,,Sprechzettel für den MP" kontrollieren.

Wirtschaftsminister Bode lässt sich vor einem Interview mit dem ZDF-Magazin ,,Zoom" im Januar 2013 zu Steuerfragen zur ,,Vorbereitung Informationen aus Sicht von Volkswagen" schicken. Er hält ein ,,Kernbotschaften-Papier". Ex-Minister Bode sieht darin kein Problem. ,,Eine Abstimmung mit VW habe ich nie kritisiert. Das ist die Pflicht eines Aufsichtsrates".

Unterlagen aus der Wulff-Ära finden sich nicht mehr in der Staatskanzlei. Sie wurden ,,nicht archiviert", bedauert die Staatskanzlei auf eine Nachfrage der NWZ.
https://www.nwzonline.de/wirtschaft/hannover-wolfsburg-landesregierung-in-niedersachsen-vw-sprach-sich-auch-mit-cdu-und-fdp-ab_a_32,0,1851667053.html

Auch BR hat recherchiert:
Zitat(...)"Volkswagen wäre dem Land Niedersachsen sehr dankbar, wenn es unsere Position gegenüber der Bundesregierung und den EU-Institutionen vertreten könnte. Ich bedanke mich sehr für die Unterstützung und die ausgezeichnete Kooperation."(...)
http://www.br.de/nachrichten/niedersachsen-vw-schwarz-gelb-100.html

Troll

Das Gute im Schlechten, es zeigt die Erbärmlichkeit unserer Politiker, im großen und ganzen eine unnütze Staffage, aus Bevölkerungssicht, nicht mal als Pressesprecher für Unternehmen taugen sie, ohne professionelle Redenschreiber wäre der Bundestag ein Kasperletheater.

Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

counselor

Das zeigt doch, dass die niedersächsische Landesregierung sich vollständig VW unterordnet - egal welche Parteien regieren.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rudolf Rocker

ZitatDas zeigt doch, dass die niedersächsische Landesregierung sich vollständig VW unterordnet
Nicht nur die, sondern auch die komplette Opposition! Sogar die DKP steckt einen halben Kilometer tief im VW- Arsch!

counselor

Bei der DKP wundert mich langsam gar nichts mehr.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rudolf Rocker

ZitatVW in Brasilien: Eine Chronik der Schande
Jetzt gibt es eine ausführliche Doku dazu (weiter unten im Bericht, 45 min.)
http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/VW-in-Brasilien-Eine-Chronik-der-Schande,vwkommentar104.html

Nao

Es ist bereits bekannt, daß Leiharbeitern im FAW-Volkswagenwerk in Changchun nicht einmal eine den chinesischen Gesetzen entsprechende Bezahlung und behandlung erfuhren. Als die Leiharbeiter mit Protestaktionen ihre Rechte einforderten, reagierte die Polizei mit Verhaftungen. Einer der Sprecher der Leiharbeiter befindet sich noch immer in Haft.

Die Leiharbeiter erhofften sich Unterstützung aus Deutschland. Sie schickten einen Offenen Brief an den Konzern, an den Betriebsrat von VW in Wolfsburg und an den Eurobetriebsrat von VW.

Als der Brief unbeantwortet blieb, wandte ich mich an die Tageszeitungen in Wolfsburg, um so VW Beschäftigte in der Stadt zu erreichen. Aber die Macht des Konzerns scheint bis in der Redaktionsstuben der Lokapresse zu reichen. Man zeigte keinerlei Interesse an der Thematik.

Es haben inzwischen Betriebsräte der SPIE GmbH, Sulzer GmbH, Humbold Wedag GmbH und KHD Humbold Wedag AG den IGM Vorstand in Frankfurt informiert und einen Brief an das VW Management in Changchun gesandt. Es bleibt abzuwarten, ob die IGM aus ihrer Totenstarre erwacht und ihre Stimme erhebt für die Rechte der Leiharbeiter bei der chinesischen Niederlassung des großen deutschen Autokonzerns.

Da sich bisher aber noch nichts erkennbares bewegt hat, haben die Leiharbeiter mit einem weiteren offenen Brief nachgelegt:

http://www.labournet.de/?p=120251

dagobert

Zitat von: Nao am 16:55:18 Fr. 18.August 2017Es bleibt abzuwarten, ob die IGM aus ihrer Totenstarre erwacht und ihre Stimme erhebt für die Rechte der Leiharbeiter bei der chinesischen Niederlassung des großen deutschen Autokonzerns.
Würde ich nicht mit rechnen.
Auch hier in Deutschland gelten Leiharbeiter den Gewerkschaften nur als Verfügungsmasse zur Sicherung der Stammarbeitsplätze. Mehr Bedeutung haben auch LAN im Ausland für die DGB-Gewerkschaften nicht.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Nao

Immerhin hat der ,,Weltbetriebsrat" des VW-Konzerns eine ,,Charta der Arbeitsbeziehungen im Volkswagen-Konzern" abgeschlossen, die die momentanen Bedingungen unmöglich machen sollte. Es scheint, die Einhaltung dieser Charta wird von der Gewerkschaft nicht eingefordert. Papier ist geduldig.

dagobert

Diese Vereinbarungen sind als Gewissens-Beruhigungspille für die Kollegen gedacht, mehr nicht.
Zitat von: Nao am 19:56:30 Fr. 18.August 2017Papier ist geduldig.
Eben.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Fritz Linow

Arbeitsbeschaffung bei VW 1976/77:

Zitat3000 Neueinstellungen bei VW in diesem Jahr. Die bürgerliche Presse feiert es als ,,Soziale Großtat". Was die VW-Kapitalisten wirklich vorhaben, sieht man am Bericht eines Arbeiters.

Dezember 1976, Brief vom Arbeitsamt:" Sie haben sich am ... um 9 Uhr auf dem Arbeitsamt zu melden."
Drei Tage später auf dem Arbeitsamt. 10 Arbeiter vor mir. Einer nach dem anderen kommt aus dem Zimmer und flucht:" Wolfsburg, die spinnen wohl." ... ,,Die können mich mal!" usw.
Im Zimmer:" Ja, Herr ..., Sie wollen doch sicher arbeiten, erzählen Sie mal, was können Sie denn so? Wozu haben Sie denn Lust?" - ,,Bisher war ich in der Metallverarbeitung". - ,,Na sehen Sie, da haben wir doch was. Es dreht sich konkret um VW in Wolfsburg." - ,,Haben Sie nicht was in Göttingen?" - ,,Nein, VW ist das einzige, was wir haben. Sie kriegen aber sehr großzügige Hilfen von uns, wenn Sie nach Wolfsburg umziehen. 500 DM Mobilitätszulage und 4000 DM Einrichtungsbeihilfe."
Anfang Januar 1977. Brief vom Arbeitsamt. ,,Sie haben sich am Montag, ... um 7:45 Uhr zur Abfahrt nach Wolfsburg zu melden."
Montag, 7:45 Uhr. Ein Bus, vollgepfropft mit 50 Arbeitern. Kaum einer älter als 25 bis 30, alle ungelernt, alle mindestens ein halbes Jahr arbeitslos, viele schon länger.
Abfahrt nach Wolfsburg zur betriebsärztlichen Untersuchung, zur Werks- und Wohnheimbesichtigung. Aus der ,,Begrüßungsrede" des Typs vom Arbeitsamt: ,,... es ist doch großzügig und fair von ihren Arbeitgebern, daß sie in einer ausführlichen Betriebsbesichtigung sich ihren Arbeitsplatz ansehen können, ob er ihnen zusagt ... Sie wissen ja, wenn die diesen Arbeitsplatz ablehnen, wird ihnen das Arbeitslosengeld für vier Wochen oder sogar ganz gestrichen, wenn sie schon mal eine Arbeit abgelehnt haben."
10 Uhr. Ankunft in Wolfsburg. Nach einer Stunde Wartezeit beginnt dann die Führung. Gruppenweise werden wir gewogen, gemessen, geröntgt, usw. Gegen 17 Uhr, sieben Stunden nach der Ankunft in Wolfsburg, ist die Musterung beendet. 40 von den 50 Arbeitern sind als tauglich für die Ausbeutung befunden.
Anschließend ,,Werksbesichtigung". Eine viertel Stunde, einmal am Band rauf und wieder runter. Zuletzt Besichtigung des Wohnheims. Ein Hochhaus, fast noch auf Werksgelände, pro Etage vier oder fünf Wohnungen. Pro Wohnung vier Zimmer. Einrichtung: ein Bett, ein Spind, zwei Betten, zwei Spinde, drei Betten, drei Spinde, vier Betten, vier Spinde. Miete fürs Einzelzimmer 155 DM, Vierbettzimmer sind 60 DM pro Mann, Gesamtmiete pro Wohnung 850 DM.
Zwei Waschbecken für zehn Leute, Duschen pro Etage für 40 bis 50 Arbeiter, geöffnet von 11 bis 21 Uhr. Nach 22 Uhr absolutes Frauenverbot.
Die Kapitalisten streben nach Höchstprofit. Dafür brauchen sie Arbeiter, die sich bis zum letzten ausbeuten lassen, also eine Anweisung an die Arbeitsämter raus: ,, Wir brauchen 3000 Leute, jung müssen sie sein, gesund müssen sie sein, und ungelernt müssen sie sein!" VW ruft, und die Arbeitsämter springen. Die Kapitalisten bestimmen und der Staat führt es aus.
http://www.mao-projekt.de/BRD/NS/BRS/Wolfsburg.shtml
http://mao-archiv.de/Scans/BRD/NS/BRS/BS/Sonstige/SONS_KJB005.jpg

Fritz Linow

Zitat20.9.17
Chemnitz ehrt den Vater von Carl Hahn

Wolfsburg/Chemnitz  Vorausgegangen ist eine Debatte um seine Rolle im Dritten Reich.

Trotz vorausgegangener öffentlicher Kontroverse um die Rolle des Managements der Auto-Union während des Dritten Reiches hat die Stadt Chemnitz auf Initiative des örtlichen Rotary Clubs den ehemaligen Spitzenmanager Carl Hahn senior (1894 bis 1961) öffentlich geehrt. Der Vater des späteren VW-Chefs Carl H. Hahn junior erhielt eine ,,Denk-Mal-Platte", mit der die sächsische Stadt bekannte und verdiente Männer und Frauen der Stadt ehrt.

Die historische Aufarbeitung und Bewertung der Verstrickung des Managements in die Rüstungsproduktion des nationalsozialistischen Regimes inklusive der Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen hatte im Vorjahr zu einem Streit geführt, in dessen Verlauf sich die Wege von Volkswagen und Chefhistoriker Manfred Grieger trennten. Grieger hatte die von der Audi AG angeregte und geförderte Untersuchung der Historiker Martin Kukowski und Rudolf Boch (,,Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz bei der Auto Union AG Chemnitz im Zweiten Weltkrieg") in einem Aufsatz kritisch rezensiert. Die Rolle der beiden Manager Richard Bruhn und Carl Hahn senior im Gefüge des nationalsozialistischen Kriegswirtschaftssystems sei darin heruntergespielt worden.

Während Hahn senior nun geehrt wurde, entschied sich die Stadt Ingolstadt im Vorjahr nach langer Diskussion, die Richard-Bruhn-Straße umzubenennen. Michael Wagner, Vorsitzender der Chemnitzer Rotarier, sagte laut der Tageszeitung ,,Freie Presse" vor 100 Ehrengästen, es gebe ,,keinen Grund, Carl Hahn nicht zu ehren". Er habe durch sein unternehmerisches Wirken viele Arbeitsplätze in Chemnitz gesichert. Carl H. Hahn junior betonte, die Auto Union habe sich während des Zweiten Weltkrieges gegenüber ,,Fremdarbeitern" besser verhalten als viele andere Betriebe. So hätten selbst KZ-Häftlinge eine ärztliche Betreuung erhalten, zitiert die Zeitung Hahn.

In Wolfsburg hat es immer wieder Diskussionen um Käfer-Konstrukteur Ferdinand Porsche gegeben. Konsequenzen wurden aber nicht gezogen. In Stuttgart findet nun am 10. Oktober in der Universität eine Tagung zur Rolle des von Adolf Hitler geschätzten und protegierten Technikers statt. Im VW-Werk waren Tausende Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge ausgebeutet worden.
http://www.wolfsburger-nachrichten.de/wolfsburg/vw-das-werk/article211987749/Chemnitz-ehrt-den-Vater-von-Carl-Hahn.html

Carl Hahn Junior (der mit den Hottentotten in Brasilien und anderswo) mag Richard Bruhn, dessen Straßenname in Ingolstadt umbenannt wurde:



Vorstellung des ersten Nachkriegs-DKW in Ingolstadt in Juli 1950 (von rechts):
Mein Vater, Carl Hahn, stellvertretender Vorsitzender der Auto Union, August Horch, der legendäre Automobilpionier, Walter Osswald, der Senior der Motorjournalisten, sowie Richard Bruhn, gemeinsam mit meinem Vater Gründer der Auto Union und Vorsitzender
.

Aktualisierung 19.12.17:
ZitatStadt entfernt Platte für Carl Hahn senior
Chemnitz revidiert die Ehrung des Managers.

Die Ehrung für Carl H. Hahn senior (1894 - 1961) sorgt in Chemnitz für politische Turbulenzen. Die erst im Spätsommer verlegte ,,Denk-mal"-Platte für den einstigen Manager der Auto Union AG und Vater von Ex-VW-Chef Carl H. Hahn ist wieder entfernt worden. Das berichtet unter anderem die Zeitung ,,Freie Presse" aus Chemnitz. Vorausgegangen war das einhellige Votum von Historikern, die die maßgeblich vom Rotarier-Club betriebene Ehrung kritisiert hatten. Auf Anweisung von Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) sei die Platte nun entfernt worden.

,,Der einstige Manager der Auto Union AG soll nicht länger zum Kreis der ,,Großen Chemnitzer" gehören, an die am Roten Turm mit einer Art ,,Walk of fame" erinnert wird", schreibt die Zeitung. Die Oberbürgermeisterin begründet ihre Entscheidung so: ,,Carl Hahn sen. war als Vorstand der Auto Union AG verstrickt mit der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft und mitverantwortlich für den Einsatz tausender Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in den Werken des Unternehmens." Er stehe damit auch symbolisch für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte und könne nicht in einer Reihe mit anderen ,,Großen Chemnitzern" stehen. ,,Dabei bleiben seine Verdienste um die sächsische Auto-Industrie und die damit verbundene Schaffung von Arbeitsplätzen unbestritten", zitiert die ,,Freie Presse" das Stadtoberhaupt.

Der 91-jährige Carl H. Hahn junior, der Ehrenbürger der Stadt Chemnitz ist, wollte sich nicht zu der Entfernung der Platte äußern.

Die historische Aufarbeitung und Bewertung der Verstrickung des Managements der Auto-Union in die Rüstungsproduktion des nationalsozialistischen Regimes inklusive der Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen hatte im Vorjahr zu einem Streit geführt, in dessen Verlauf sich die Wege von Volkswagen und Chefhistoriker Manfred Grieger trennten. Grieger hatte die von der Audi AG angeregte und geförderte Untersuchung der Historiker Martin Kukowski und Rudolf Boch in einem Aufsatz kritisch rezensiert. Die Rolle der beiden Manager Richard Bruhn und Carl Hahn senior im Gefüge des nationalsozialistischen Kriegswirtschaftssystems sei darin heruntergespielt worden.
https://www.wolfsburger-nachrichten.de/wolfsburg/vw-das-werk/article212900313/Stadt-entfernt-Platte-fuer-Carl-Hahn-senior.html



Nao

9 Monate nach den Protesten der VW Leiharbeiter in Changchun und 3 Monate nach dem Schreiben der Leiharbeiter an den Betriebsrat in Wolfsburg und den Eurobetriebsrat von VW, gab es nun eine Antwort von beiden:


http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2017/10/vw_gbr_d.pdf

Das Labournet hat es so kommentiert:
ZitatErstens verweisen die beiden Autoren darauf, daß bei dem Joint-Venture FAW-VW die Personalhochheit  beim chinesischen Mehrheitseigner liege... "Nichts desto trotz nehmen wir Ihr Schreiben sehr ernst" deutet vor diesem Hintergrund daraufhin, dass man sich nicht zuständig fühlt. Wir haben es auf die schnelle in unseren zig Seiten zu VW nicht gefunden, aber können uns dunkel an eine Selbstverpflichtung erinnern, auf deren Durchsetzung bei VW der WBR mal sehr stolz gewesen war – kann uns jemand einen Hinweis liefern?
Zweitens allerdings können sich die chinesischen KollegInnen aber wohl über die Unzuständigkeit freuen. Erdreisten sich doch die beiden obersten Gewerkschafter bei VW, den – wegen ihrer Proteste gegen skandalöse Arbeitsbedingung inhaftierten! – KollegInnen das Hinweisgebersystem von VW zu nutzen (also doch zuständig?) bzw. ihr Anliegen "der chinesischen Gesetzeslage entsprechend bei den hierfür zuständigen Stellen in China zu artikulieren"! Es handelt sich wohlgemerkt um diejenige chinesische Gesetzeslage, die ihre Verhaftung ermöglicht. Aber, wir erinnern, es handelt sich ja um Leiharbeiter, und da ist die IG Metall auch bei uns sehr gesetzesgläubig...
http://www.labournet.de/?p=119093

Dem BR Vorsitzenden Bernd Osterloh eilt auch ein besonderer Ruf voraus:
Zitat
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Personalvorstände, die dem Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh zu viel Gehalt genehmigt haben sollen. http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vw-verdient-osterloh-zu-viel/19796292.html
Osterloh war im Werk Wolfsburg seit dem Start des vom damaligen Personalvorstand Peter Hartz erarbeiteten Projektes ,,5000 mal 5000" im Jahr 2000 der dafür Verantwortliche im zuständigen Ausschuss des Betriebsrats. Er verteidigte es gegen erheblichen Widerstand aus den Reihen seiner eigenen Gewerkschaft gegen den Vorwurf des Tarifdumping. Laut Handelsblatt verkörpert er ,,den neuen Typ des Arbeitnehmer-Managers" und laut Frankfurter Allgemeine Zeitung den des ,,Co-Managers", der wie ein Abteilungsleiter bezahlt wird. https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Osterloh

counselor

Der Osterloh hat in der Spitze bis zu 750000 € Jahresgehalt bezogen. Da singt er natürlich das hohe Lied auf VW und die Leiharbeit.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

dagobert

Zitat von: Nao am 11:16:20 Sa. 07.Oktober 2017Das Labournet hat es so kommentiert:
ZitatWir haben es auf die schnelle in unseren zig Seiten zu VW nicht gefunden, aber können uns dunkel an eine Selbstverpflichtung erinnern, auf deren Durchsetzung bei VW der WBR mal sehr stolz gewesen war – kann uns jemand einen Hinweis liefern?
Ich rate mal:
https://www.igmetall.de/charta-der-zeitarbeit-im-volkswagen-konzern-10997.htm
http://www.labournet.de/category/internationales/china/arbeitsbedingungen-china/vw-china/
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Nao

Hier ist die von Management und Betriebsrat unterzeichte Charta für Zeitabeit bei VW (in englischer Sprache):
Zitat
Charter on Temporary Work for the Volkswagen Group


Preamble
The Volkswagen Group Board of Management, the Volkswagen European Group Works Council and the Volkswagen Group Global Works Council agree on the principles of this Charter on Temporary Work for the Volkswagen Group. This serves as a safeguard for appropriate employment and pay conditions of temporary external employees at Volkswagen as well as uniform use of the temporary work tool throughout the entire Volkswagen Group.

The employees' and company's sides agree upon the following:
(...)
Equal pay and equal treatment
Reference basis for Equal Pay is the respective base salary. 
All further components of pay, i.e. shift and overtime supplements, depend on the rates typical for the location and/or sector, and if available, regulated by wage agreements. 
(...)
After a period of 9 months at the latest, a temporary external employee shall receive the same basic pay as a permanent employee on the same level. (...)


Munich, 30 Nov. 2012
 
On behalf of the Volkswagen European Board of Management Group
On behalf of the Volkswagen Works Council
and the Volkswagen Group Global Works Council
For IndustriALL Global Union

http://www.industriall-union.org/sites/default/files/uploads/documents/GFAs/Volkswagen/precarious_agreement_Nov_2012/charta_der_zeitarbeit_englisch_final.pdf

dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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