Mexikanische Umweltaktivistin Berta Caceres ermordet

Begonnen von Rappelkistenrebell, 11:05:29 Mi. 09.März 2016

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Rappelkistenrebell

Aus: Ausgabe vom 09.03.2016, Seite 7 / Ausland

Gefährdeter Zeuge
Honduras: Behörden verweigern mexikanischem Aktivisten die Ausreise. Angehörige von Mordopfer Berta Cáceres fürchten Vertuschung
Von Volker Hermsdorf



Trauer um Berta Cáceres am Sonnabend in La Esperanza
Foto: Jorge Cabrera/Reuters

In Honduras haben die Behörden den mexikanischen Aktivisten Gustavo Castro Soto auch am gestrigen Dienstag an der Ausreise gehindert. Er ist Augenzeuge des Mordes an der indigenen Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres und wurde bei dem Attentat in der vergangenen Woche selbst verletzt. Jetzt fürchten Angehörige und Freunde auch um sein Leben. Castro Soto liegt nach Behördenauskunft derzeit in einer privaten Klinik und wird dort von Polizisten bewacht. Hunderte Organisationen in aller Welt, darunter die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), haben die Regierung des mittelamerikanischen Landes aufgefordert, »Maßnahmen zum Schutz von Gustavo Castro zu ergreifen und ihm nach seiner Aussage eine zügige Ausreise zu ermöglichen«. Er befinde sich »in akuter Lebensgefahr«, warnt die den deutschen Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung. »Allerdings nicht aufgrund seiner Verletzungen, sondern weil er als einziger lebender Augenzeuge des Verbrechens eine zentrale Rolle in der polizeilichen und juristischen Aufklärung einnimmt.«

Der Mord an Cáceres prägte auch viele Aktivitäten zum gestrigen Internationalen Frauentag. In der Bundesrepublik etwa informierten Solidaritätsgruppen in München über die Rolle der bundesdeutschen Firmen Siemens und Voith Hydro, die an einem Staudammprojekt des Konsortiums »Agua Zarca« in Mexiko beteiligt sind. Der Konflikt um das Projekt gilt als eine mögliche Ursache für das Verbrechen, da sich Cáceres als Mitbegründerin und Koordinatorin der indigenen Menschenrechtsorganisation COPINH zuletzt gegen das Sperrwerk engagiert hatte.

Die Familie der am Donnerstag morgen (Ortszeit) in ihrem Haus in La Esperanza von einem Killerkommando getöteten Aktivistin wirft den Behörden inzwischen vor, die Ermittlungen zu manipulieren. Die Polizei hatte am Wochenende zwei angeblich Verdächtige festgenommen, die ebenfalls der ­COPINH angehören sollen. Ein weiteres Mitglied wurde 48 Stunden festgehalten und verhört, obwohl Zeugen bestätigt hatten, dass es zum Zeitpunkt des Mordes mehr als zwei Autostunden vom Tatort entfernt war.

Wegen ihres politischen Engagements war Cáceres von den Machthabern des Landes schon seit längerer Zeit verfolgt und bedroht worden. Unter anderem gehörte sie zu den führenden Vertretern der Protestbewegung gegen den Staatsstreich vom 28. Juni 2009, bei dem rechte Politiker und Militärs mit Unterstützung Washingtons den damaligen Präsidenten José Manuel Zelaya gestürzt hatten. Wie der lateinamerikanische Nachrichtenkanal Telesur am Montag berichtete, fürchten COPINH-Vertreter jetzt, dass die Ermittlungsbehörden die Hintergründe des aktuellen Verbrechens vertuschen und das Verfahren statt dessen dazu nutzen könnten, ihre Organisation zu kriminalisieren. Als Indiz dafür führen sie an, dass staatliche Stellen einen Antrag der Familie abgelehnt hätten, unabhängige Gutachter an der Autopsie der Ermordeten zu beteiligen. Zudem werde die von mehreren Zeugen angezeigte Verstrickung von Vertretern der mexikanischen »Agua Zarca«-Betreiberfirma DESA in den Auftragsmord nicht oder nur halbherzig untersucht. Für die Menschenrechtsaktivisten steht deshalb außer Frage, dass »der gleiche Staat, der Berta Cáceres kriminalisierte, der den Auftrag gab, sie zu inhaftieren, sie verfolgte und bedrohte«, nicht die wirklichen Gründe für ihren Tod aufklären werde. Gemeinsam mit Töchtern, Sohn und Mutter des Opfers forderte die COPINH deshalb am Wochenende erneut, »unabhängige und unparteiische internationale Experten« an den Untersuchungen und Ermittlungen zu beteiligen.

Am Sonnabend hatten Tausende an der Beisetzung von Berta Cáceres in ihrer Heimatstadt La Esperanza im Westen des Landes teilgenommen. Dort wie auch auf einer Gedenkfeier am Vortag drückten sie neben Trauer auch ihre Wut auf das korrupte Regime und dessen Verflechtung mit den großen Unternehmen aus. In der Menge ertönten immer wieder Rufe wie »Gerechtigkeit, Gerechtigkeit« und »Berta lebt, der Kampf geht weiter!«

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Mord an Naturschützern: Siemens soll sich aus Honduras zurückziehen



Berta Cáceres und Nelson García wurden im März ermordet. Die beiden Umweltschützer führten den Widerstand gegen den Bau des Agua Zarca-Staudamms in Honduras an. Das Wasserkraftwerk bedroht Natur und Einwohner. Die europäischen Geldgeber haben nach den Morden die Finanzierung gestoppt. Jetzt muss sich Siemens aus dem Projekt zurückziehen

Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt sind über die Morde an Berta Cáceres und Nelson Garcia in Honduras schockiert.

Die Geldgeber des Staudammprojeks Agua Zarca haben inzwischen auf die tödliche Gewalt in dem mittelamerikanischen Land reagiert. Die Entwicklungsbanken FMO aus den Niederlanden und FinnFund aus Finnland haben angekündigt, sämtliche Aktivitäten in Honduras ab sofort zu stoppen und alle laufenden Zahlungen zu stornieren.

Jetzt müssen sich auch die deutschen Konzerne Siemens und Voith unverzüglich aus Honduras zurückziehen, fordern 22 Organisationen. Die Firmen liefern die Ausrüstung für die Stromerzeugung des Wasserkraftwerkes.

Bereits 2013 war der global größte Staudammbauer, der chinesische Staatskonzern Sinohydro, wegen des Landkonflikts mit den Einwohnern aus dem Vorhaben ausgestiegen.

Am 2. März wurde Berta Cáceres in ihrem Haus von vermummten Personen erschossen. Seit Jahren wurde die Leiterin der Indigenenorganisation COPINH in Honduras bedroht. 2015 erhielt die weltweit bekannte Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin wegen ihres Kampfes gegen das Staudammprojekt Agua Zarca den Goldman Umweltpreis.

Ihre Tochter Oliva Zúniga Cáceres bringt die Baufirma DESA mit dem Mord in Verbindung. Auch der honduranischen Regierung warf sie eine Mitschuld am Tod ihrer Mutter vor, weil sie zahlreiche Konzessionen für Wasserkraft- und Bergbauprojekte auf dem Land der indigenen Einwohner vergeben habe (Fernsehinterview auf Englisch und Spanisch).

Am 15. März wurde auch der COPINH-Aktivist Nelson García in seinem Haus ermordet. Er hatte indigene Einwohner unterstützt, die durch eine gewaltsame Massenräumung der honduranischen Sicherheitskräfte vertrieben wurden.

Bitte unterstützen Sie das Schreiben an Siemens und Voit

Petition unterzeichnen!

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Aus: Ausgabe vom 29.04.2016, Seite 7 / Ausland

Gerechtigkeit für Berta Cáceres
Tochter von ermordeter Umweltaktivistin aus Honduras fordert in Berlin und Brüssel Aufklärung des Verbrechens. Kritik auch an Siemens
Von Carmela Negrete



Berta Zúñiga verlangt die Aufklärung des Mordes an ihrer Mutter
Foto: Carmela Negrete

Berta Zúñiga verlor nicht viel Zeit: »Wir rufen dazu auf, weiter Druck auf die Regierung in Honduras und auf die Finanzgesellschaften auszuüben«, erklärte sie am Mittwoch bei einer Veranstaltung des katholischen Hilfswerks Misereor in Berlin. Es gehe darum, den Bau eines in der honduranischen Gemeinde Agua Zarca geplanten Wasserkraftwerks zu verhindern. Hinter diesem Projekt steht das internationale Joint Venture »Voith Hydro«, an dem der deutsche Technologiekonzern Siemens zu 25 Prozent beteiligt ist.

International in die Schlagzeilen geriet Agua Zarca Anfang März, als in Honduras die Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cáceres ermordet wurde. Die Mutter von Berta Zúñiga war die Sprecherin der Lenca-Indígenas, die seit Monaten gegen die mit dem Projekt verbundene Zerstörung ihres Lebensraums protestieren. Am 3. März drangen Bewaffnete in ihr Haus in La Esperanza ein und erschossen die 44jährige. Schon in der Vergangenheit war sie Opfer von Verfolgungen geworden, so nach dem Sturz von Präsident Manuel Zelaya 2009, als sie zu den bekanntesten Vertretern der Widerstandsbewegung gegen die Putschisten gehörte.

»Sie war eine echte Anführerin«, erinnerte sich ihre Tochter in Berlin. Die 25jährige Studentin verlangt zusammen mit ihren drei Geschwistern Gerechtigkeit für ihre Mutter und weitere fünf Mitglieder der Copinh, des Bürgerrats indigener und Volksorganisationen von Honduras, die bislang ermordet wurden. Am Mittwoch, bevor sie nach Berlin weiterreiste, trat sie deshalb auch bei der Menschenrechtskommission des Europäischen Parlaments in Brüssel auf, um eine unabhängige Untersuchung des Verbrechens zu fordern. Politiker der Vereinigten Europäischen Linken (GUE/NGL) regten an, als Reaktion auf die Menschenrechtsverletzungen in Honduras die Handelsabkommen mit dem zentralamerikanischen Land auszusetzen, wie dies entsprechende Klauseln in den Verträgen erlauben. Der spanische Europaabgeordnete Miguel Urbán verlangte außerdem, die Zusammenarbeit mit der honduranischen Justiz auf den Prüfstand zu stellen, »damit nicht Geld der EU benutzt wird, um Verteidiger der Menschenrechte zu unterdrücken«.


»Gerechtigkeit für Berta Cáceres« forderten diese Demonstrantinnen am Dienstag in El Salvador
Foto: REUTERS/Jose Cabezas

Die Behörden des zentralamerikanischen Landes haben bislang wenig Energie in die Suche nach den Mördern von Berta Cáceres investiert. »Wenn einige wenige Dinge erreicht werden konnten, dann gelang das aufgrund des internationalen Drucks auf die Regierung von Honduras und nicht, weil es den politischen Willen geben würde, ihre Ermordung aufzuklären«, sagte Zúñiga in Berlin. So hätten zwei der drei Investoren – die niederländische und die finnische Entwicklungsbank – einen zeitweiligen Stopp des Projekts angekündigt. »Wir fürchten jedoch, dass dieser nur solange gilt, wie die durch den Mord an meiner Mutter ausgelöste Empörung anhält«, so Zúñiga. Siemens erklärte nach dem Verbrechen zwar, man sei »beunruhigt«, ansonsten hält sich das Unternehmen auf jW-Nachfrage jedoch für nicht betroffen: »Die Siemens AG hält eine Minderheitenbeteiligung an Voith Hydro und ist nicht in die Geschäfte des Unternehmens eingebunden. Wir haben Voith unsere Bedenken mitgeteilt und das Unternehmen gebeten, sein Engagement in diesem Projekt zu überprüfen – abhängig von den Ergebnissen der behördlichen Untersuchung.«

»Wir wollen, dass die Untersuchung ihres Todes einen Einschnitt in der honduranischen Justizgeschichte darstellt«, verlangte Berta Zúñiga in Berlin. In ihrem Land, in dem es bisher sehr schwer ist, Gerechtigkeit zu bekommen, müsse es ein »davor und danach« geben, so die junge Frau. Die Angehörigen und ihre Unterstützer sind überzeugt davon, dass mit dem Mord an Berta Cáceres der Widerstand gegen das Wasserkraftwerk Agua Zarca getroffen werden sollte. »Wer trotz zahlreicher Gewalttaten gegen Staudammgegner an dem Megaprojekt festhält, macht sich des anhaltenden Blutvergießens mitschuldig«, erklärte deshalb der Sprecher der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam, Sebastian Meyer.

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Weil Mitarbeiter der verantwortlichen Baufirma Desa in die Ermordung der Umweltaktivistin Berta Cáceres verwickelt sein sollen, stellt Voith Hydro seine Lieferungen für das dortige Staudamm-Projekt ein

Mi, 2016-05-04 17:40
Tegucigalpa/Heidenheim (dpa)


Deutsche Firma beendet Engagement in Honduras nach Aktivisten-Mord

Wegen der Beteiligung am Bau eines umstrittenen Wasserkraftwerks in Mittelamerika stand Voith in der Kritik. Möglicherweise war der örtliche Bauträger in den Anschlag auf eine Umweltschützerin verwickelt. Jetzt hat das Unternehmen Konsequenzen gezogen.

Tegucigalpa/Heidenheim (dpa) - Nach dem Mord an der prominenten honduranischen Umweltschützerin Berta Cáceres hat das deutsche Unternehmen Voith seine Lieferungen für das umstrittene Wasserkraftprojekt Agua Zarca eingestellt. Medienberichten zufolge war mindestens ein Mitarbeiter des örtlichen Bauträgers Desa in den Anschlag auf die Aktivistin verwickelt.

«Wir haben unseren Kunden Desa informiert, (...) dass wir bis auf Weiteres alle Lieferungen für das Projekt einstellen», teilte Voith am Mittwoch mit. Über ein Joint Venture sollten Voith und Siemens Turbinen, Generatoren und Automatisierungstechnik im Wert von rund acht Millionen Euro an Desa liefern.

Bislang wurden etwa 20 Prozent der Turbinen geliefert. Zahlungen von Desa an Voith waren bis Ende 2017 geplant. «Abhängig vom weiteren Verlauf und den Ergebnissen der Ermittlungen werden wir entscheiden, ob die Lieferungen wieder aufgenommen werden», teilte die Firma aus dem baden-württembergischen Heidenheim mit.

Siemens unterstützte die Entscheidung des Partners. «Die Entscheidung von Voith, die Lieferungen nach Honduras zu stoppen, war notwendig und ist richtig», teilte das Unternehmen mit. «Wir begrüßen dies ausdrücklich - genauso wie die Schritte der Behörden, vor Ort für Aufklärung der Verbrechen zu sorgen. Wir beobachten die Ermittlungen und mögliche Gerichtsprozesse mit höchster Aufmerksamkeit und verurteilen jegliche Form von Gewalt aufs Schärfste.»

Cáceres war Anfang März in ihrem Haus erschossen worden. Die Aktivistin setzte sich seit Jahren für die Rechte der Lenca-Indianer ein und kämpfte gegen den Bau des Wasserkraftwerks Agua Zarca. Am Montag waren vier Verdächtige festgenommen worden. Bei einem der Männer soll es sich Medienberichten zufolge um einen Desa-Manager handeln, ein weiterer war demnach früher Sicherheitschef der Firma.

Zuletzt hatte die Nichtregierungsorganisation Oxfam Voith und Siemens vorgeworfen, nicht genug gegen Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit ihren Auslandsaktivitäten zu tun. Die Unternehmen würden auf ihre Rolle als bloße Zulieferer verweisen und kämen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nicht nach, kritisierte Oxfam.

Voith wies die Vorwürfe zurück und erklärte, es setze sich gemeinsam mit Naturschutz- und Nichtregierungsorganisationen für hohe Standards bei der Umsetzung von Wasserkraftprojekten ein. Das Unternehmen sei davon überzeugt, dass eine nachhaltige Energieversorgung der Schlüssel für eine erfolgreiche Entwicklung von Ländern wie Honduras sei.

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https://greenpeace-magazin.de/tickerarchiv/deutsche-firma-beendet-engagement-honduras-nach-aktivisten-mord
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us: Ausgabe vom 06.05.2016, Seite 6 / Ausland

Kein Vertrauen in die Justiz
Honduras: Festnahmen im Mordfall Berta Cáceres. Aktivisten prangern Mitverantwortung deutscher Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen an
Von Carmela Negrete



»Für immer am Leben«: Ein zum Weltfrauentag am 8. März gemaltes Graffiti an einer Wand in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa erinnert an Berta Caceres
Foto: AP Photo/Fernando Antonio

Nun ist es amtlich: Die honduranische Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres wurde »wegen ihrer Arbeit ermordet«. Das teilte der Direktor der Agentur für kriminaltechnische Ermittlungen (Agencia Técnica de Investigación Criminal, ATIC) der Staatsanwaltschaft am Dienstag in der Hauptstadt Tegucigalpa mit. Er verwies auf »tatsächliche Beweise«, die im Zuge der Ermittlungen gefunden worden sein.

Bei mehreren Razzien waren vier Männer festgenommen worden. Unter ihnen befanden sich zwei Exmilitärs. Einer von ihnen, Sergio Rodríguez Orellana, ist »Verantwortlicher für soziale und Umweltfragen« des Energiekonzerns Desarrollos Energéticos (DESA). Der andere, Douglas Yovani Bustillo, arbeitete für eine von DESA beauftragte Sicherheitsfirma. Das Unternehmen zeigte sich von den Enthüllungen überrascht und wies jede Verantwortung zurück. An der Glaubwürdigkeit solcher Beteuerungen darf jedoch gezweifelt werden. Bevor Berta Cáceres ermordet wurde, hatte sie gemeinsam mit weiteren indigenen Aktivisten gegen das von DESA geplante Wasserkraftwerk Agua Zarca protestiert. Das Projekt, so die Kritiker, bedrohe den Lebensraum des indigenen Volkes der Lenca.

Fünf weitere Mitglieder des Rats der honduranischen indigenen Organisationen, Copinh, dessen Mitbegründerin und Koordinatorin Cáceres war, wurden bereits im Zusammenhang mit den Protesten ermordet. Sie alle hatten sich öffentlich gegen das Bauvorhaben ausgesprochen. Erst am Montag wurden zudem zwei Mordanschläge auf den Journalisten Félix Molina verübt, der eng mit der Bewegung verbunden ist. Molina wurde laut Berichten des Fernsehsenders Telesur im Zentrum von Tegucigalpa von vier Pistolenkugeln getroffen. Wie am Dienstag vermeldet wurde, war er nach einer Behandlung im Krankenhaus außer Lebensgefahr.

Berta Cáceres selbst war wegen der gegen sie ausgesprochenen Drohungen Polizeischutz zugesichert worden. Am Tag ihrer Ermordung waren jedoch keine Beamten vor Ort. Ihre Familie erklärte daher, sie habe kein Vertrauen in die honduranische Justiz. Sie fordert eine internationale und unabhängige Untersuchung des Falls. Zur Zeit befinden sich Mitglieder von Copinh auf einer Rundreise durch Europa, um über den Mord und seine Hintergründe zu berichten. In München nahmen sie am Mittwoch an einer vom Ökumenischen Büro organisierten und von Oxfam sowie anderen Organisationen unterstützten Protestaktion vor dem örtlichen Büro von Siemens teil. Dabei wurden dem Unternehmen knapp 200.000 Unterschriften von Menschen übergeben, die den Ausstieg von Siemens aus dem Wasserkraftprojekt fordern.

Das deutsche Unternehmen ist mit 35 Prozent an dem Joint Venture »Voith Hydro« mit dem Maschinenbauer Voith beteiligt, welches mit der Lieferung der Staudammturbinen für das geplante Kraftwerk Agua Zarca beauftragt war. Ein Sprecher von Siemens hatte Anfang der Woche gegenüber junge Welt erklärt, dass das Unternehmen »die neusten Medienberichte über Festnahmen in Honduras« zur Kenntnis genommen habe. Man begrüße die »Schritte der Behörden zur Aufklärung«. Weiterhin sei Siemens ein »aufmerksamer« Beobachter, der »jegliche Form von Gewalt« verurteile. Voith erklärte am Mittwoch schließlich, aufgrund der Vorwürfe alle Lieferungen für das Projekt bis auf Weiteres einzustellen.

Oxfam und die Gruppe »GegenStrömung« hatten in einem gemeinsamen Hintergrundpapier mit dem Titel »Schmutzige Geschäfte mit Wasser« zuvor schwere Vorwürfe gegen Siemens und Voith erhoben. Die Firmen seien »mitschuldig an Menschenrechtsverletzungen in Ländern wie Honduras, Brasilien, Kolumbien und China«, da sie ihren in den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte formulierten Sorgfaltspflichten nicht nachgekommen seien. Beide Organisationen fordern die deutsche Regierung auf, eine gesetzliche menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für Unternehmen zu verabschieden.

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https://www.jungewelt.de/2016/05-06/025.php
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Aus: Ausgabe vom 30.05.2018, Seite 6   / Ausland

Diktatur der Unternehmer
Menschenrechtsaktivisten in Honduras kämpfen um Aufklärung des Mordes an Berta Cáceres
Von Carmela Negrete



»Berta Cáceres wird millionenfach wiederkommen«: Aktionstag am 3. März in Tegucigalpa
Foto: Jorge Cabrera/Reuters

Laura Zuniga Cáceres ist jung, aber sie weiß, was Kampf bedeutet. Die Tochter von Berta Cáceres verlor ihre Mutter 2016, als diese von Auftragskillern auf Weisung mächtiger Hintermänner ermordet wurde. Offenbar sollte sie als wichtige Stimme des Widerstandes gegen ein Staudammprojekt am Río Gualcarque zum Schweigen gebracht werden. Trotzdem hatte ihre Tochter am Dienstag in Berlin die Kraft, von ihrer Mutter als der »Genossin Berta Cáceres« zu sprechen. Zusammen mit zwei weiteren Menschenrechtsaktivisten bereist sie derzeit auf Einladung der Hilfsorganisation Oxfam und anderer Verbände Europa. Die Öffentlichkeit hier war und ist für die Aufklärung des Mordes an ihrer Mutter entscheidend. »Wenn es das in Europa geweckte Interesse nicht gegeben hätte, wäre es nicht zu neun Festnahmen in diesem Fall gekommen«, sagte Javier Sánchez, der Präsident des Indigenen Rates in der Gemeinde Río Blanco ist. Das von Cáceres bekämpfte Staudammprojekt konnte durch den anhaltenden Widerstand gestoppt werden, völlig vom Tisch ist es jedoch nicht.

Die Ermittlungen zum Mord an Berta Cáceres könnten für Honduras »eine Chance sein, die kriminellen Netzwerke zu zerschlagen, die das Land kontrollieren«, sagte der Rechtsanwalt Miguel Ángel Urbina bei der Pressekonferenz in Berlin. Doch ihre Bedeutung reiche weit über das Land hinaus, denn ganz Lateinamerika sei »von einem Kontinent der Militärdiktaturen zu einem der Unternehmerdiktaturen geworden«, so der Jurist.


Laura Zuniga Cáceres (rechts) fordert Gerechtigkeit für ihre Mutter
Foto: Carmela Negrete

Die Aktivisten machen das niederländische Finanzinstitut FMO mitverantwortlich für den Mord an der »Compañera Berta«. Die Bank habe ein Projekt mitfinanziert, das auf der gewaltsamen Unterdrückung von Widerstand basiere. Die Bank verwies in einer Pressemitteilung auf anhängige Gerichtsverfahren in Honduras, bei denen über etwaige Verantwortlichkeiten von FMO entschieden werden müsse.

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https://www.jungewelt.de/artikel/333291.diktatur-der-unternehmer.html

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Urteile nach Mord an Aktivistin Berta Cáceres in Honduras

Tegucigalpa. In Honduras sind die Urteile gegen sieben der acht Beschuldigten im Fall der ermordeten Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres gefällt worden. Unter den Verurteilten sind professionelle Auftragsmörder und Mittelsmänner des Verbrechens. Zu letzteren gehören Sergio Rodriguez, Ingenieur des Energieunternehmens Desarollos Energéticos S.A. (Desa), Mariano Díaz, Major der honduranischen Armee, und Douglas Bustillo, ehemaliger Desa-Sicherheitschef. Henry Hernández, Elvin Rápalo, Óscar Torres und Edilson Duarte gehören zu der Gruppe der Auftragsmörder, sie wurden zusätzlich wegen des versuchten Mordes an dem mexikanischen Umweltaktivisten Gustavo Castro verurteilt, der das Attentat verletzt überlebte. Ein Beschuldigter, der seit Mai 2016 inhaftiert war, wurde freigesprochen, so der heutige Bereicht des Lateinamerika-Portals amerika21.
Berta Cáceres war in der Nacht vom 2. auf den 3. März 2016 in ihrem Haus in La Esperanza ermordet worden. Gustavo Castro überlebte das Attentat verletzt. Zusammen mit den im Zivilen Rat der Indigenen- und Basisorganisationen (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras, Copinh) organisierten Gemeinden widersetzte sie sich dem Wasserkraftwerk Agua Zarca, das am Fluss Gualcarque gebaut werden sollte, so amerika21.

Die vollständige Meldung des Lateinamerika-Portals amerika21  unter:


https://amerika21.de/2018/12/218890/honduras-urteile-berta-caceres-mord-copi?fbclid=IwAR2AyesFnB9B9MY1LUopD7E_atqwfHIdHq-nyBX7zCpe5d3lcv52lST1B0k
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