Hunderttausende bei Protesten gegen »Gesetz der Bosse« in Frankreich. »La nuit d

Begonnen von Rappelkistenrebell, 19:17:08 So. 10.April 2016

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

shitux

Basisinitiative in der Bahngewerkschaft EvG
http://www.bahnvonunten.de/?p=922
Zitat
Weil wir es satt waren, dass die Vorstände deutscher Gewerkschaften keinerlei Solidarität mit der aktuellen französischen Streikbewegung gegen arbeiterfeindliche Gesetze zeigen, entschlossen wir uns zum Besuch bei streikenden KollegInnen der französischen Eisenbahn SNCF. Paris ist für einen Tagesbesuch zu weit entfernt. Daher entschieden wir uns für Ostfrankreich. KollegInnen der linken Basisgewerkschaft SUD Rail in Paris vermittelten uns Kontakt zu den Streikenden in Nancy (Lothringen). Das liegt etwa drei Autostunden von Stuttgart oder Frankfurt entfernt. Auto war in diesem Fall in der Tat sicherer, weil die Bahn SNCF ja bestreikt wird und wir keine eventuellen Streikbrecherzüge benutzen wollten.

Bei der Fahrt durch Ostfrankreich am frühen Morgen deutete zunächst nichts auf die Streikbewegung hin. Viele Tagespendler aus dem Elsass in Richtung Karlsruhe kamen uns entgegen. In französischen Radiosendern wurde derweil kräftig Stimmung gegen die Streiks bei der Bahn, in Häfen, bei Kraftwerken, Raffinerien und anderswo gemacht. Regierungsmitglieder riefen zum Abbruch der Streiks auf, weil im Rahmen der Flutkatastrophe im Raum Paris die Seine und andere Flüsse über die Ufer getreten waren. Ein Sprecher des Bauernverbandes antwortete prompt: Nicht die Streikenden sind schuld an den Überschwemmungen, sondern die zunehmende Versiegelung der Landschaft.

In Nancy angekommen fanden wir nach der Wegbeschreibung schließlich die streikenden EisenbahnerInnen. Sie hatten sich unter einem großen Viadukt unweit des Hauptbahnhofs versammelt und waren sehr erfreut darüber, dass wir zu dritt aus Deutschland angereist waren, um uns zu solidarisieren. Brennende Autoreifen, Nebelkerzen und Böller – sie gehören zu jedem ordentlichen Streik in Frankreich – waren unübersehbar und unüberhörbar. Sofort waren wir in viele Gespräche verwickelt

Wenig später gingen wir zusammen mit den KollegInnen in die Kantine, wo die Streikversammlung stattfand. Wie jeden Werktag seit Streikbeginn versammelten sich die Streikenden, hörten von den Vertretern der drei am Streik beteiligten Gewerkschaften CGT, SUD Rail und FO aktuelle Informationen und stimmten einmütig ab, der Streik für weitere 24 Stunden fortzusetzen. Ein Beispiel gelebter Demokratie. Unsere Grußworte wurden mit Interesse und Beifall aufgenommen.

Zurück unter dem Viadukt setzten wir die Gespräche beim Imbiss aus dem Streikgrill fort. Eindrucksvoll war für uns, dass die Mitglieder der drei konkurrierenden linken Richtungsgewerkschaften, die die Mehrheit der SNCF-Belegschaft hinter sich haben, Schulter an Schulter kämpfen. Die gemäßigte, sozialdemokratische und immer weiter nach rechts tendierende Gewerkschaft CFDT unterstützt den Streik nicht. Die französische Lokführergewerkschaft FGAAC hat sich mit der CFDT vereinigt und ist ebenfalls gegen den Streik. Zwei der vier Mitglieder von FGAAC in Lothringen seien aber aktiv am Streik beteiligt, berichteten uns die KollegInnen.

Anders als bei offiziellen Streiks in Deutschland gibt es für die Streikenden in Frankreich keine Streikgelder. Das bedeutet: Streiken ist kein Zuckerschlecken, sondern ein großes Opfer. ,,Ich verliere hier vielleicht 80 Euro am Tag. Aber wenn sich die Regierung durchsetzt, dann verliere ich für den Rest meines Arbeitslebens 200 Euro im Monat", bringt es ein Kollege auf den Punkt. Viele Streikende sind in keiner Gewerkschaft organisiert, stehen aber genau so solidarisch bei den Streikposten wie die Organisierten und die ehrenamtlichen Funktionäre der örtlichen Gewerkschaftsgliederungen. Im Hauptbahnhof Nancy springt die gähnende Leere ins Auge. 80 Prozent der Züge in Lothringen fallen streikbedingt aus. Aus Strasbourg wurden Streikbrecher herangekarrt, um einige Verbindungen aufrecht zu erhalten.

Ein Problem, das uns auffällt: Die Streikenden sind hochmotiviert. Viele junge KollegInnen machen engagiert mit. Aber Solidarität von außen ist zumindest an diesem Tag zu gering. Außer uns kommt in diesen vier Stunden augenscheinlich niemand sonst zu Besuch. In anderen Branchen wird weiter gearbeitet. Offensichtlich setzt die Regierung auf Aushungern und Ermattung. In anderen Branchen warten die KollegInnen ab. Alles setzt auf den Aktionstag – wenige Tage später – am 14. Juni, der mit einer Beteiligung in Millionenhöhe auch zum Erfolg wurde. Aber das reicht nicht aus. ,,Drei Tage landesweiter Generalstreik und die Gesetze wären weg", sagt uns eine Kollegin in Nancy.

Wir bleiben dran. Solidarität tut not! Französisch lernen! Hoch die internationale Solidarität!

Text: Hans-Gerd Öfinger

Wenn jmd nen Tritt in den Hintern benötigt- und zwar sehr, sehr dringend!!!- dann sind es die Deutschen Gewerkschaften.
Aber nein- die verhandeln ja lieber mit den Bossen über Kürzungen. Scheiß arbeiterfeindlichen Gesox
Kadavergehorsam begünstigt Verbrechen u. Verbrecher

Rudolf Rocker

In den deutschen Medien kommt so gut wie nichts über die Proteste in Frankreich!

https://www.youtube.com/watch?v=iEYRGmsM6s4

Ein schöner Beitrag auf Radio dreyeckland (Oben rechts zum anhören!)
ZitatWir sprachen mit Paul von der Anarchistischen Gruppe Freiburg über die französische Form der Agenda 2010, die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre echte Arbeitskämpfe zu führen statt eine Kundgebung zu machen und warum es in Frankreich gelingt, dass auch SchülerInnen und Studierende auf die Straße gehen, wo man doch hierzulande den Eindruck haben kann, dass sich die sogenannte ,,Linke Szene" eher für lifestyle, als für Kämpfe zum Thema Lohnarbeit interessiert.

Troll

Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Rudolf Rocker



Onkel Tom

Danke  ;)

Da haben ja einige Gewerkschaften in D und Frankreich was gemein..  >:(

Es sind also wieder die Arbeiter_innen gefragt, ein französiches Harz 4 zu hindern.
Ich kann nur hoffen, das den Demonstrannten nicht so flott die Puste ausgeht, wie
es hier in D passiert ist.

Lass Dich nicht verhartzen !

Fritz Linow

Auf die Frage, ob es eine Solidaritätsbekundung mit den Streikenden geben werde, heißt es am 23.6. im Mitgliedernetzvon verdi:

,,Der Gewerkschaftsrat wird sich in der kommenden Woche mit dem Thema befassen"

Na dann...

dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

xyu

ein bisschen scheint es (den internetberichten zufolge), als ob die bewegung in fr erstmal in die ebbe, oder optimistischer ausgedrückt: sommerpause gehen wird (edit: eigentlich ist ja ebbe der optimistischere begriff, denn es folgt darauf die ...).

auch wenn es so kommen sollte kann es nicht schaden, wenn wir hier versuchen zu verklickern, was dort seit nunmehr vier monaten passiert und was das ganze auch mit unseren lebensverhältnissen zu tun hat.

die auf z.b. labournet und solidarité ouvrière dokumentierten zahlreichen solidaritätsaktionen aus brasilien, italien, bangladesch,...
zeigen bildhaft auf, dass eine weltarbeiterinnenklasse existiert, wenn sie sich in ihrer mehrzahl auch so begreifen würde, dann...

und: klassenkampf ist magisch, das gilt ebenso für die ganzen französisch- oder deutsch-nationalen, wenn sie denn als arbeiterInnen mit ihrer klasse kämpfen sollten:

"""Auf ähnliche Weise nahm die an sich lächerliche Formel "Wir sind alle deutsche Juden" im Mund der Araber, die diese am 24. Mai an der Bastille skandierten, einen wirklich beunruhigenden Tonfall an. Denn jeder dachte daran, dass man eines Tages das Massaker des Oktober 1961 rächen müßte und daß kein Ablenkungsmanöver in Bezug auf den israelisch-arabischen Krieg das verhindern könnte."

Aus: René Viénet: Wütende und Situationisten in der Bewegung der Besetzungen

Die Parole ,,Wir sind alle deutsche Juden" bezieht sich auf Propaganda und (Ausweisungs-)Drohungen gegen den damals (Mai 68) grob auf der Seite der Revolte zu verortenden Daniel Cohn-Bendit, welcher in der bürgerlichen Presse als ,,allemand juif" und in der Presse der konterrevolutionären offiziellen Kommunistischen Partei leicht abgewandelt als ,,deutscher Anarchist" bezeichnet wurde.
Das ,,lächerlich" in obigem Zitat bezieht sich m.E. auf die damalige Situation, in der mehr greifbar gewesen ist, als nur die Ausweisung von Daniel C-B zu verhindern."
http://www.chefduzen.de/index.php?topic=29086.130;wap2

(über google gefunden, cd-suchfunktion spuckt für das stichwort "wütende und situationisten" nichts aus)
(Massaker vom Oktober 1961: https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Paris )

Fritz Linow

Solidaritätsschreiben von ver.di an die CGT und FO vom 28.6.:

ZitatResolution zu den Protesten gegen die Arbeitsmarktreformen in Frankreich

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Gewerkschaftsrat der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), das höchste Organ zwischen den Bundeskongressen, erklärt sich im Namen aller Mitglieder solidarisch mit den aktuellen Protesten und Arbeitskämpfen der französischen Kolleginnen und Kollegen gegen die geplanten Arbeitsmarktreformen der französischen Regierung.
Eure landesweite Bewegung hat zu Recht breite Unterstützung gefunden und geht weit über die betriebliche Basis hinaus. Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter euren Forderungen.
Wir verurteilen nachhaltig die zunehmend brutalen Polizeieinsätze gegen die Protestierenden, die Demonstrationsverbote sowie menschenrechtswidrigen Maßnahmen wie Hausarreste.
Darüber hinaus verurteilen wir auf das Schärfste die Offensive zur massiven Einschränkung der Einflussmöglichkeit der Gewerkschaften auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen und die Lohnfindung.
Mit großer Sorge haben wir die Pläne zur Einschränkung des Kündigungsschutzes und zur Verlängerung der Wochenarbeitszeit in eurem Land zur Kenntnis genommen.
Die Parallelen der französischen Gesetzgebung zur deutschen Agenda-Politik sind unübersehbar. Diese hat zu einem hohen Druck auf die Löhne, zu Prekarisierung und schlechter Arbeit wie auch zu gesellschaftlicher Verunsicherung geführt und den europaweit größten Niedriglohnsektor geschaffen.
Die Verlagerung der Flächen- und Branchentarifvertragsverhandlungen auf die Unternehmensebene, verbunden mit der Ermöglichung übergreifende Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene zu unterlaufen, ist nichts anderes als ein aggressiver Angriff auf die Rechte der Beschäftigten. Dieser schwächt die Gewerkschaften und setzt die betrieblichen Vertretungen massiv unter Druck.
Seit Beginn der Krise haben wir als Gewerkschaften europaweit in immer mehr Ländern mit aggressiven Angriffen auf die Arbeits- und Gewerkschaftsrechte zu kämpfen. Flächen- und Branchentarifvertragsverhandlungen und die Mitwirkungsrechte auf betrieblicher Ebene werden immer weiter ausgehöhlt.

ver.di sieht den Angriff auf die Rechte sowie die Arbeits- und Einkommensbedingungen der Beschäftigten in Frankreich als Teil des Angriffs auf die Arbeits- und Gewerkschaftsrechte in ganz Europa.

Ein Angriff auf einen von uns ist ein Angriff auf alle!
Wir solidarisieren uns daher mit euch und unterstützen eure Forderungen!

Onkel Tom

Lass Dich nicht verhartzen !

shitux

hrhr.

Lest bitte dieses sogenannte Solischreiben mal ganz, ganz genau durch. Satz für Satz.

Das ist Geschwafel, inhaltloses Geschwafel- mehr nicht.

Die Gewerkschaften in de haben gerade den Mindestlohn von 8,84 als " akzeptabel" gepriesen.
Ich hatte es schon verlinkt in einem vorherigen Post, worüber verdi gerade mit Arbeitgebern verhandelt ....

Nein solche trojanischen Soligrüße brauchen die in fr definitiv nicht.
Kadavergehorsam begünstigt Verbrechen u. Verbrecher

dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Onkel Tom

Jo, das ist mir auch aufgefallen, aber wollte nicht gleich so auf den Tisch hauen.

Im Prinzip habt ihr Recht, das sich ver.di damit selbst ein Armutszeugnis ausstelltt.

Schade, das so viele Gewerkschaftsmitglieder darauf reinfallen, dadurch ihre
Füße still halten und hoffen, das der Arbeiter_innen-Kampf von der entsprechenden
Gewerkschaft ausgerufen wird..

Schön, das es auch Leute gibt, die nach merkwürdigem Gerwerkschafts-Hin und
Her nicht mehr darauf achten und ihr Anliegen in die eigene Hand nehmen.

Die Geschichte hat ja schon einiges zu bieten, das manche Kämpfe ohne Rücksicht
auf Gewerkschaft besser ausgegangen sind, wie mit einer "Speerspitze" der
Gewerkschaft.

Mut und Kraft der französichen Arbeiterklasse  ;)

Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

ZitatWir solidarisieren uns daher mit euch und unterstützen eure Forderungen!
Heiße Luft.
Solidarität zeigt sich nicht in warmen Worten, sondern in solidarischem Handeln.
Verdi hat kein Interesse daran hier Proteste zu organisieren.

shitux

Onkel Tom:
ZitatMut und Kraft der französichen Arbeiterklasse
Falsch Onkel Tom.

Mut von den französischen Gewerkschaften den deutschen Gewerkschaften zu zeigen wo der Hammer hängt!

Frei dem Spruch unseren Eltern, Großvätern oder gar aktuellen Recken:
" Wenn der Arbeiter es will, stehen Bänder und Betriebe still"

Kadavergehorsam begünstigt Verbrechen u. Verbrecher

counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Nikita

Es ist unerträglich, dass der französische Premierminister Manuel Valls die Notstandsgesetze und Fussball-EM nutzt, um in Frankreich am Parlament vorbei Hartz IV einzuführen und nahezu die gesamte deutsche Presse schaut weg. Fussball-Nachrichten überall. So sieht eine gleichgeschaltete Presse aus.  poo

Rudolf Rocker

Frankreich hat scheinbar gar kein Bock mehr auf Demokratie!
Warum die das Parlament nicht gleich auflösen ist mir ein Rätsel!
ZitatValls drückt Reform durchs Parlament
ZitatSeit Monaten streiten die Franzosen über die Arbeitsmarkpläne der Regierung, heftige Streiks inklusive - jetzt ist die Reform so gut wie beschlossen. Die Regierung von Premier Valls nutzte dabei erneut einen Trick, den die Verfassung ermöglicht.
Die französische Regierung hat auch in letzter Lesung eine Abstimmung über ihre seit Monaten umstrittene Arbeitsmarktreform umgangen. Premierminister Manuel Valls griff dazu in der Nationalversammlung wie erwartet auf eine Sonderregel in der Verfassung zurück. Damit gilt das Gesetz als angenommen, sofern nicht ein Misstrauensantrag gegen die Regierung gestellt wird und Erfolg hat.
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/frankreich-arbeitsmarktreform-111.html

Rudolf Rocker

ZitatDie Hochsicherheitsrepublik
Die politische Rechte in Frankreich ist im Terrortaumel. »Totaler Krieg« gegen nicht definierten Gegner
http://www.jungewelt.de/2016/07-20/033.php

Kuddel

Nach der Somerpause geht's weiter.

Zitatnach den Ferien sehen wir uns wieder,

wir lassen nicht locker,

gegen das Arbeitsgesetz

erster landesweiter Streik- und Aktionstag

15. september überall

Rudolf Rocker

ZitatNach der Somerpause geht's weiter.
Yepp, nur in den deutschen Medien ist dazu kein einziges Wörtchen zu finden! >:(

ZitatClashes, tear gas in Paris as anti-labor reform protest turns violent
https://www.rt.com/news/359433-paris-clashes-labor-reform/

*Edit*

Ok, offenbar lesen einige Redakteure hier meine Beschwerden! ;D
tagesschau.de hat mittlerweile einen Bericht veröffentlicht:
http://www.tagesschau.de/ausland/frankreich-proteste-arbeitsmarktreformen-101.html

  • Chefduzen Spendenbutton