Morgen Vorstellungstermin bei einer Zeitarbeitsfirma - wie am Besten verhalten?

Begonnen von tleary, 07:57:26 So. 25.September 2016

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tleary

Hallo!

Also, wie der Titel bereits sagt, habe ich morgen ein Vorstellungsgespräch bei einer Zeitarbeitsfirma. Mein erster Kontakt zu dieser Branche im übrigen. Deshalb habe ich nun ein paar Fragen hierzu, wie ich mich am Besten verhalte, um von denen nicht über den Tisch gezogen zu werden.
Die Stelle, auf die ich mich bewarb, wurde mir von meiner SB beim Jobcenter vorgeschlagen. Ich war also verpflichtet, dies zu tun, ansonsten hätte es eine Sanktion zur Folge gehabt. Am Tag nach der eMail-Bewerbung kam dann gleich der Telefonanruf von der Leiharbeitstusse, ob ich "Interesse" an der ausgeschriebenen Stelle hätte, was ich leider bejahen musste.  >:( Konkret handelt es sich um eine Buchhalterstelle bei der Leiharbeitsfirma selbst mit dem Anforderungsprofil in MS-Office fit zu sein sowie eines "Lohn- und Gehaltsbuchhalters mit mehrjähriger Berufserfahrung". Letztere Bedingung erfülle ich nun überhaupt nicht, da ich noch nie aktiv in diesem Bereich tätig war. Das einzige was ich vorweisen kann, ist eine 4-monatige Weiterbildung zur Buchführungskraft mit tatsächlich einem Lohn- und Gehaltsbuchführungsteil (leider guten Noten, weil ich Meister im Manipulieren (= Spicken) war) und zweimonatigem Praktikum bei einer Steuerkanzlei. Das war's dann damals aber auch schon, und ich blieb arbeitslos. Da die Weiterbildung bereits vor mehr als 3 Jahren stattfand, wurde so gut wie alles von meiner "internen Festplatte" gelöscht (= aus meinem Hirn getilgt). Ich könnte momentan glaube ich nicht mal mehr Soll von Haben unterscheiden. Aber das soll jetzt nicht unbedingt meine Frage sein. Da ich Leiharbeitsklitschen als ziemlich fies einschätze, bin ich mir nicht 'mal sicher, ob dieses Stellenangebot überhaupt real ist. Es *könnte* auch sein, daß es nur eine Finte ist, um unbedarfte Leute wie mich zu ködern. Soll heißen: Um an deren Adresse und Qualifikationsprofil zu kommen für deren Entleihpool, aus dem sie einen dann für nen Appel und ein Ei billig auf irgendeine Hilfsarbeiterstelle (gibt's ja auch für den Bürobereich oder eben in der Industrie) bei Bedarf weitervermitteln können. Vielleicht haben sie deshalb auch den Zusatz "mehrjährige Berufserfahrung" gezielt reingeschrieben, weil sie genau wissen, daß dies so gut wie kein Langzeitarbeitsloser erfüllen kann, und dann käme eben automatisch der "Plan B" mit der Ersatzarbeit. Ich hab' mal nach dieser Leiharbeitsfirma gegoogelt, und herausgefunden, daß es die noch nicht länger als 2 oder 3 Jahre gibt. Sie hat geschätzt ca. 8 bis 10 Leiharbeiter beschäfitgt, will wachsen und braucht dazu eben mehr Menschenmaterial, damit sie im Fall der Fälle einem Kunden diese schnell anbieten kann.

Meine Fragen nun hierzu:
a) Ich habe mir vorgenommen, keinen Personalfragebogen auszufüllen. - Kann es da irgendwelche Probleme mit dem Jobcenter geben, wenn die davon Wind bekommen, daß ich mich beim Bewerbungsgespräch geweigert habe dies zu tun? - Ich weiß, daß meine Sachbearbeiterin einen direkten Draht (im wörtlichen Sinne) zu dieser Personalagentur hat, und sicher auch nachhaken wird, warum ggf. diese Bewerbung erfolglos war, wenn ich ihr das beim nächsten Mal mitteilen muß.
b) Wenn die Leihe mich fragt, ob ich Interesse habe, in ihre Kartei aufgenommen zu werden... Kann ich das ablehnen, ohne daß mir daraus beim Jobcenter ein Strick gedreht werden kann? - Grundsätzlich: Spricht irgendetwas dafür in deren Datei aufgenommen zu werden? - Wohl eher nicht, oder?
c) Wenn die Leihklitsche nun beim Treffen sagt, daß es mit dem angebotenen Job nichts wird (vielleicht weil's den Job eben gar nicht gibt ;) oder eben offiziell wegen manngelnder Berufserfahrung), sie aber für mich etwas anderes hätten (vermutlich im Hilfsarbeiterbereich), kann ich das ablehnen, ohne daß dies Folgen beim Jobcenter hat (Sperrzeit)? - Schließlich habe ich mich ja explizit auf diese kaufmännische Stelle beworben, und nicht auf irgendeine x-beliebige. Andererseits weiß ich, daß man als Hartz IV-Empfänger ja keinerlei Bestandsschutz was die Art der Arbeit angeht mehr hat.
d) Bei meiner PDF-Bewerbung habe ich das Ausdrucken dieser passwortgeschützt, um zu vermeiden, daß die meine Bewerbung ohne mein Wissen ausgedruckt irgendwo hingeschickt werden kann. Viel helfen wird's wohl nicht, da sie die PDF-Datei ja trotzdem an irgendeine interssierte Firma schicken können. Wenn sie mich nach dem Passwort fragen, stelle ich mich blöd, und weiß ich davon einfach nichts.
e) Habt ihr sonst noch irgendwelche Tipps und Strategien, wie man sich bei Bewerbungsgesprächen bei Leihfirmen am besten verhält, wenn man nicht unbedingt interssiert ist, bei denen zu arbeiten? Selbst wenn es mit einer Direktanstellung klappen sollte (was realistisch gesehen sehr unwahrscheinlich ist), bekäme ich ehrlich gesagt Bauchschmerzen, da ich dann bei jeder Buchung immer an die armen Schweine denken müsste, die "hinter dem Buchungssatz" stehen und ich mit meiner Arbeit zur Aufrechterhaltung dieser extremen Art der Ausbeutung beitragen würde.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

Rudolf Rocker

Moin tleary,
ich fülle diese Personalfragebögen auch nie aus, weil sie allermeistens gegen Datenschutzrichtlinien verstoßen.
Wenn es bei dem Vorstellungsgespräch um einen Job geht, dann um den, der im VV genannt wird. Wenn der Job weg ist, sollte man als Bewerber auch schnell wieder weg sein! ;D
Fragen nach Tarifen udn Betriebsrat sind auch immer sehr beliebt! ;D Hast Du ein Auto? Wenn nicht ist das von Vorteil! (Aber nur wenn Du wirklich keines hast! Alles andere kostet deine SB einen Anruf beim Starßenverkehrsamt)

Das Problem ist, das Du von deiner SB letztendlich für jeden noch so unsinnigen Scheiß sanktioniert werden kannst.
Die Frage, die sich stellt ist aber, ob man sich seiner Würde berauben lassen möchte und ob man bereit ist sich wie ein Stück Scheiße behandeln zu lassen! Wenn die Antwort "Nein" lautet geht man mit erhobenem Kopf in das Vostellungsgepräch, lässt sich keine Beleidigungen bieten, bleibt aber selbst stets höflich aber doch bestimmt, man kennt seine Rechte (Tarifrecht, Datenschutz, Arbeitsschutz, Arbeitszeitgesetz) und lässt keinen Zweifel daran, das man diese auch durchzusetzen vermag.
Menschen, die ihren Kopf zum Denken benutzen und einen selbstbestimmten Eindruck machen, mögen die bei ZAFten gar nicht! ;D

Ach ja: Auf gar keinen Fall irgendwas unterschreiben! Auch einen AV würde ich erst Mal mit nach Hause nehmen und in aller Ruhe überprüfen (lassen)!

tleary

Jo, eigentlich bräuchte man für das Vorstellungsgespräch bei einer ZAF auch noch einen Beisitzer. ;) - Aber das mit dem "nicht-unterschreiben" hätte ich ohnehin so gehandhabt, muß ich mir aber trotzdem noch einmal einbläuen. Zur Frage nach einem Betriebsrat (haha, die wissen gar nicht, daß es so etwas überhaupt gibt).... weiß nicht, ob ich mich das traue. Außerdem haben Arbeitnehmer bei Kleinbetrieben bis 8 (?) Mitarbeitern ohnehin keinen Rechtsanspruch auf Gründung eines Betriebsrates. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie viele Leute diese ZAF tatsächlich beschäftigt.
Zur Bezahlung: Ich habe 'mal gegoogelt und ein Lohn- und Gehaltsbuchhalter mit deren Anforderungsprofil (mehrjährige Berufserfahrung, gute Office-Kenntnisse) hat in Deutschland ein durchschnittliches Bruttogehalt von 3.300 €. Ich bin mir absolut sicher, daß die nie und nimmer bereit wären, solch ein Gehalt zu bezahlen. Wenn 's gut geht, evtl. 2.000 oder 2.200 brutto. Jeder der dort anfängt, verkauft sich also eindeutig zu billig. Noch eine letzte Frage: Kann man überhaupt in der Bewerbung seine Gehaltsvorstellung reinschreiben, ohne daß das Jobcenter als Provikation empfindet und mit Sanktionierung droht? Meist steht ja in der Stellenausschreibung nur drin, man solle sich das gebotene Gehalt beim Arbeitgeber erfragen, oder es wird nach "iGZ-Tarif" gezahlt. Ich könnte dann ja gleich reinschreiben, wo geldmäßig der Hammer hängt, und sie dadurch "abschrecken" (beim nächsten Mal).
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

antonov

unter 2500 € jeht janich, und dit von amts wegen, und das war die parole die die leyen schon vor jahren aus gab als se noch fest im sattel als arbeitsministerin oda sowat sass

also 2500 € brutto ist einstiegsgehalt für hilfsarbeiter selbstverständligst und das bei einer 30 stundenwoche, denk ick mal, da bekommt man bei schlappe 40 jahre oda sowat beitragszahlung am ende ne armutsrente

wie die uff 8,50 € mindestlohn jekommen sind blebt mir ein rätsel

Rudolf Rocker

Ich nenne als Gehaltsvorstellung immer das, was der Tariflohn für die Festangestellten hergibt. Das kann dann schwerlich als Abschreckung oder Vereitelung angesehen werden.
Außerdem sollte man sehr genau durchrechnen, ob man von den Lohn auch leben kann!
Brauchst Du ein Auto? Wieviele Kilometer musst Du damit jeden Tag fahren und was kostet das alles pro Monat? Oder die Fahrt mit den Öffis. Was kostet eine Monatkarte? Was zahlt die ZAF an Fahrtkosten? (Gute Frage an die ZAF übrigens!)
Von 8,50 € Stundenlohn ist es nicht möglich, ein Auto zu unterhalten, geschweige denn den Sprit für die tägliche Fahrt zur Arbeit zu bezahlen.
Deshalb frage ich auch immer nach den Fahrtkosten und wenn die sagen "gibt nix" frage ich, ob sie einen Firmenwagen stellen! Da gucken sie dann immer mit großen Augen! ;D Naja, von 8,50 kann ich mir kein Auto leisten und Fahrkarten auch nicht!

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