Linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“

Begonnen von counselor, 15:52:26 Sa. 04.August 2018

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counselor

ZitatLafontaine wirbt für linke Sammlungsbewegung ,,Aufstehen"

,,Bewusst überparteilich": Oskar Lafontaine wirbt für die neue Sammlungsbewegung seiner Frau Sahra Wagenknecht. Bei dem Projekt mit dem Namen ,,Aufstehen" gehe es um die ,,inhaltliche Erneuerung der Politik".

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article180566696/Sammlungsbewegung-Aufstehen-Lafontaine-ruft-zu-Teilnahme-auf.html

Problematisch an dieser Bewegung ist, dass sie den Zuzug zu vieler Flüchtlinge verantwortlich macht für die Verschärfung der sozialen Probleme. Das lenkt von den wahren Ursachen ab: Ausbeutung, Unterdrückung, Kriegswirren und Umweltzerstörung durch den Kapitalismus.

Webseite der Bewegung: https://www.aufstehen.de/
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Zitat von: counselor am 15:52:26 Sa. 04.August 2018
... den Zuzug zu vieler Flüchtlinge verantwortlich macht für die Verschärfung der sozialen Probleme...

Wenn diese Haltung nicht allein die Haltung von Wagenknecht/Lafontaine ist, sondern Teil des Programms von "Aufstehen", dann ist das gesamte Projekt indiskutabel und nicht nur "problematisch".

BGS

"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

counselor

Zitat von: Kuddel am 16:16:19 Sa. 04.August 2018Wenn diese Haltung nicht allein die Haltung von Wagenknecht/Lafontaine ist, sondern Teil des Programms von "Aufstehen", dann ist das gesamte Projekt indiskutabel und nicht nur "problematisch".
Es soll so im Gründungsaufruf stehen.
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Troll

Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

counselor

Zitat von: Troll am 18:14:00 Sa. 04.August 2018
Soll?
Steht es da drin oder nicht?
Ich habe das in einem Artikel offline gelesen, dass es da drin steht.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Troll

Ok danke, ich bin da nur zurückhaltend, Wagenknecht ist für zu viele ein rotes Tuch.

Nach kurzem Google bemühen:
Bemerkenswert, kaum ausgerufen und schon überschlägt sich die Qualitätspresse rundum mit Mutmaßungen und kritischen Tönen, daß ist die gleiche Qualitätspresse die linke Positionen sonst nicht mal mit dem Arsch anguckt oder überhaupt in Erwägung zieht.

Ich lass da erst mal etwas Ruhe einkehren bevor ich mich näher damit beschäftige, die Homepage der Bewegung gefällt mir schon mal nicht.
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CubanNecktie

Ja, schön wie auch die SPD abkotzt  ;D - wäre schön, wenn die Bewegung richtig links wird - antikapitalistisch, selbstverständlich nicht fremdenfeindlich, sozial etc.

https://twitter.com/ralf_stegner?lang=de

Aber habe auch Bedenken, wie schon erwähnt die Gründungsumstände. Deren Webseite sprihct mich auch wenig an - sieht zu sehr nach PR aus - ist aber nur mein persönlicher Eindruck. Werd die Sache auch erstmal beobachten.
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counselor

Seh ich auch so - erst mal abwarten und Tee trinken und sehen, wie sich das Ganze entwickelt.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

dagobert

Zitat von: counselor am 15:52:26 Sa. 04.August 2018Problematisch an dieser Bewegung ist, dass sie den Zuzug zu vieler Flüchtlinge verantwortlich macht für die Verschärfung der sozialen Probleme.
Wenn die sozialen Probleme sich durch den Zuzug der Flüchtllinge verschärft haben, dann müssen diese Probleme doch schon vorher da gewesen sein?  :baby:
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

CubanNecktie

Beziehungsweise es gibt wie bei jeder Krise Ursache und Auswirkung, man benennt nur die Auswirkungen/Symptome und zu selten die Ursachen der Flüchtlingskrise. Ursachen sind vielschichtig:
Krieg/Bürgerkrieg - verschärft durch die tolle Waffenindustrie
Unfairer Welthandel
Rohstoffausbeutung

und demnächst wohl auch Klimawandel :(


Und das betrifft nicht nur den Iran und wenns schon dort schon so schlimm ist, dann siehts in Afrika noch düsterer aus:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-07/iran-proteste-chorramschahr-wassermangel
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Nikita

Ich bin der Auffassung, wir sollten die Bewegung wohlwollend und kritisch begleiten und beitragen, was wir können und wollen. Soviel bekommt die linke Bewegung insgesamt in Deutschland nicht auf die Reihe, dass wir es uns leisten können, uns zurückzulehnen und darauf zu warten, dass wir Neues als inkompatibel abschießen können.

Onkel Tom

So, wie ich die Filmbeiträge der Seite verstanden habe, geht es wohl um den Versuch
"Kräfte zu bündeln". Es ist ja nicht das erste Mal, das Aktionen probiert wurden, diverse
Einzelforderungen "unter einem Hut zu bekommen". Von daher nichts ungewöhnliches.
Jedoch nun auf eine "etwas oberflächliche Thematisierung" gemünzt, permanent
Vernetzung zu erwarten, statt wie bisher meist auf einem Anlass bezogen "Kräfte sammeln"
zu wollen, kratze ich mir doch etwas den Kopf.

Ja, die Oberflächlichkeit der Beiträge juckt unter den Nägeln, zumal anbei nur Forderungen
im Fokus gebracht werden, ohne dessen Ursachen zu ergründen..

Nun gut, die Seite ist ja noch nicht aktiv und ich denke auch, das wir das Geschehen nicht
aus dem Auge verlieren sollten..

Vermutlich werden der Administration dort auch "Meinungen" begegnen, die im linken
Spektrum Unmut auslösen und wenn man schon solch ein "Online-Aktion" zellebriert,
wird dessen Pflege ein Qualitätmerkmal dafür sein, wie ernst es den Schöpfer_innen dieser
Seite ist..

Da haben sie sich einiges vorgenommen  ::)
Lass Dich nicht verhartzen !

Hartzhetzer

Was ist los?
Nein, statt ja aber ...


Das könnte eine gute Frage sein. Vorausgesetzt man beantwortet sie nicht vorschnell dahingehend, dass derzeit eine falsche Politik betrieben wird.

Alles scheint eine Frage der adäquaten Intervention zu sein, als ob es nur darauf ankomme, welche ,,andere" Politik anstatt der herrschenden durchzusetzen sei. Das völlig unkritische Bekenntnis zur Politik gehört immer noch zum guten Ton, obwohl die sich doch stets in allen Varianten blamiert. Bevor alles reflexartig in den Strom Welche Politik? eingeordnet wird, sollte ein Nachdenken, ob Politik überhaupt möglich sei, beginnen. Die Frage ist nämlich nicht: Wohin geht die Politik?, sondern Geht die Politik dahin? Genau das meinen wir. Politik ist ausgereizt. Innerhalb des Politischen liegt keine Perspektive, die nicht in der Immanenz befangen bleibt.

Zu einer kategorialen Kritik wollte oder konnte sich die Linke nie aufschwingen. Kategorial meint, endlich zu fragen, in welchen Koordinaten wir uns bewegen und denken, ob bestimmte Formprinzipien nicht Ergebnisse vorwegnehmen, also nicht beliebig instrumentalisierbar sind, wie man es gerne hätte oder zumindest unterstellt. Sonst erschöpft sich Kritik am Ist-Zustand in der Gebetsmühle leerer Worthülsen: Da wird die Demokratie verteidigt, der Rechtsstaat beschworen, die Gerechtigkeit eingefordert. Bourdieus Frage ,,Wenn ich zum Widerstand kein anderes Mittel habe als die Forderung nach dem, in dessen Namen ich beherrscht werde – ist das wirklich Widerstand?" kann nur mit ,,Nein" beantwortet werden. Ein solcher Widerstand ist letztlich affirmativ, er ist und bleibt Teil des ehernen kapitalistischen Gehäuses, aus dem der Jargon des Werts stammt. Wer solche Einsichten hat, hat keine Aussichten mehr. Dieses ,,Nein" kommt über ,,Ja, aber" nicht hinaus.

Die Linke wird mitunter selbst zu einem zutiefst konservativen Faktor, sie klammert sich an die Zerfallsprodukte, anstatt deren Überwindung ins Auge zu fassen und aktiv zu betreiben. Mit dem Insistieren auf Politik und Recht, Demokratie und Staat, Wirtschaft und Arbeit, Markt und Geld sind die zivilisatorischen Standards nicht zu halten. Schlimmer noch, mit jeder Wahl des vermeintlich ,,kleineren Übels" nähern wir uns dem Unerträglichen. Wer diesen Kosmos der Werte nicht verlässt, wer so redet und fordert, hat schon kapituliert.

Was wird geschehen?

Es wird nicht mehr so weitergehen, selbst wenn es noch einmal für einen kurzfristigen Boom und eine nächste Blase reichen mag. Immobilien-Blase, Fracking-Blase, Aktienblase. – Politik verhält sich im besten Fall so, dass da nichts vorzeitig angestochen wird. Ist die Blase erst einmal geplatzt, bleibt ihr ohnehin nur die Notstandsverwaltung.

Der Souverän, wir sehen es am Aufstieg des Populismus, vermag den Mangel an Gestaltungsmacht nur als fehlenden Willen des politischen Personals zu deuten. Doch die herbeigesehnten Macher sind zu fürchten, und nicht erst, wenn sie weitere Restriktionen oder Ausgrenzung propagieren, sondern auch, wenn sie die Hoffnung auf ein wie immer alternatives Regierungsprogramm befördern, ihren Spielraum gegenüber den Märkten grossreden und selbst daran glauben. Die griechische Syriza kann als Beispiel eines entzauberten Hoffnungsträgers dienen. Ebenso – wenn auch von vornherein als negative Erscheinungen erkennbar – die Vertreter eines Neo-Autoritarismus, etwa in den USA, der Türkei oder in Ungarn. Die durch unsere Lebens- und Wirtschaftsweise verursachten Verwerfungen werden freilich auch diese Autokraten nicht in den Griff bekommen, im Gegenteil lassen forcierte neue Handelskriege eine deutliche Verschärfung der Krise befürchten.

Damit einher geht eine wachsende Frustration in immer grösseren Teilen der Bevölkerung. Verteilungskämpfe, jeder gegen jeden, Neid und Denunziantentum bestimmen zunehmend das soziale Klima. Abstiegs- und Verlustängste lassen sich leicht gegen sogenannte Schmarotzer und immer neue Sündenböcke, die ,,korrupte" Elite oder jeden beliebigen lästigen Gegner instrumentalisieren. Wer sich zudem betrogen fühlt, weil sich nicht erfüllt, was – bei entsprechendem Wohl- sprich Wahlverhalten – in Aussicht gestellt wurde, reagiert gekränkt und nicht selten rabiat.

Sich hingegen von Illusionen bewusst zu verabschieden wäre entschieden nicht dasselbe. Der passiven Enttäuschung wäre eine aktive Ent-Täuschung entgegenzusetzen. Anstatt von einem blindwütigen Aktionismus in den nächsten zu fallen, sollten wir ein Stück zurücktreten und aus der Distanz auf das unselige Gewimmel schauen. Wir kommen sowieso nicht mehr mit, und ehrlich gesagt, wir sollten auch gar nicht mehr die Mitgenommenen sein, was meint, einfach mitzumachen, solange es eben geht. Dabeisein ist gefährlicher als Dagegensein.

Der Blasen sind übrigens viele. Nicht nur monetäre, sondern auch mediale und mentale. Medial meint, dass wir mit Meldungen und Meinungen immer mehr zugemüllt werden, sodass es uns schwerfällt, überhaupt noch zu haltbaren, konsistenten und seriösen Urteilen zu kommen. Nicht aufgeklärt sind wir, sondern aufgezogen. Domestizierte Domestiken. Die subjektive Seite dieser objektiven Wahnwelt demonstriert sich in der Unterwelt der asozialen Medien, wo die Leute ihre aggressive und autoritäre Zurichtung ungeschminkt zeigen. Mental erleben wir ein Desaster sondergleichen. Angsthaber werden Angstmacher. Die Aufklärung geheissene bürgerliche Rationalität ist nichts anderes als die bisher grösste Verzauberung, die die Menschheit kannte. Am Ende der Vorgeschichte steht sie in voller Blüte.

Zurzeit herrscht eine flächendeckende Frontpropaganda: Aufschwung, Hochkonjunktur, Vollbeschäftigung, Wachstum, Sparen, Einschnitte, Nulldefizit. Dabei jagt ein Skandal den nächsten. Jeder Anlass scheint willkommen, um vom gerade erst hochgekochten abzulenken. Im Treibhaus der Affären ist es freilich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, wo es doch darum geht, Übeltäter zu überführen. Und übel sind immer die anderen, die es irgendwie einzuschränken gelte. Freilich geht diese Rechnung nie auf, selbst wenn da jemand weggesperrt wird.

Einen Vorgeschmack, was es heisst, wenn Staatsinstanzen Staatsinstanzen überfallen, konnten wir im Zuge der Vorgänge in und um den heimischen Nachrichtendienst bekommen. Hier erproben sich, noch dazu in einer ,,entwickelten Demokratie" wie der österreichischen, staatliche Institutionen am Failed State, ohne es allerdings zu vermuten. Die Akteure untergraben einander wechselseitig, das Gewaltmonopol löst sich dabei in divergierende Gewaltpole auf, wo konkurrierende Banden versuchen, ihrem Kerngeschäft nachzugehen, ohne auf die Allgemeinheit des bürgerlichen Zusammenhalts Rücksicht zu nehmen. Das ist nicht anachronistisch, nur logisch.

Das Problem ist weniger der viel beklagte Ruck nach rechts als die Zentrifuge der Mitte. ,,Liberalistisch" und ,,rechtspopulistisch" unterscheiden sich weniger, als beide behaupten und wir glauben sollen. In allen zentralen Programmpunkten sind sie sich einig: Arbeit, Demokratie, Wachstum, Konkurrenz, Leistung, Standort. Die Differenz ist eine der Moderation. Wer mit den Liberalen den Populismus bekämpft, wird ihn bekommen. Die geradezu billigen Varianten diskutieren lediglich, ob es Herrschaft mehr nationalistisch oder globalistisch auszurichten gilt. Im gleichen bürgerlichen Boot sitzend, kämpfen sie ums Steuer.

Der Internationalismus der Globalisierungsritter ist freilich nur ein Imperialismus der kapitalistischen Zentren und seiner westlichen Werte, für die es sich in jeder Hinsicht zu bomben und zu destabilisieren lohnt. Nationalstaat gegen Globalisierung, das sind die falschen Fronten! Es geht darum, sich aus diesem Gegensatz zu lösen, nicht irgendwo Flankenschutz zu geben oder in Deckung zu gehen. Da ist nichts zu holen ausser die Barbarei, die übrigens – um es nicht zu vergessen – vielen anderen auf diesem Planeten schon zugemutet wird.

Was tun?

Denken kann Tun nicht ersetzen. Auf der Eigenständigkeit von Theorie und Praxis ist zwar zu beharren, allerdings nicht dahingehend, dass sie nur ihre eigene Parzelle bedienen und sich als einziger Massstab empfinden. Die Frage Was tun? ist so gut, wie die vorschnellen Antworten meist schlecht sind.

Es gibt jedenfalls kein historisches Subjekt der Veränderung, sondern das Subjekt selbst ist zu überwinden. Das Subjekt ist nichts anderes als das bürgerliche Exemplar. Die Subjektform ist Teil der bürgerlichen Gesellschaftlichkeit. Keine Bewegung, keine Partei, keine Klasse. In der Klasse werden wir nichts mehr finden als die Vergangenheit. Bei den Bürgern sowieso, aber auch ans Proletariat anzuknüpfen kommt über ideologischen Kitsch nicht hinaus.

Der Versuch, die Verhältnisse zu überwinden, kann nicht auf das Interesse einer sozialen Gruppe oder Bewegung kurzgeschlossen werden, die nie etwas anderes sein können als identitäre Konkurrenzkollektive. Es gilt, mit dieser Konkurrenzschleife Schluss zu machen, sich nicht in ihr, sondern gegen sie zu bewegen. Das ist freilich leichter gesagt als getan, aber es muss insistierend darauf hingewiesen werden.

Aufstehen statt liegen bleiben ist angesagt. Die Lethargie der stetigen Defensive und die zunehmende Unlust sind unerträglich. Zum Teufel mit dieser Abgeklärtheit und dem Zynismus und vor allem mit dieser elendiglichen Hosenscheisserei, die heutzutage schon die Youngsters befallen hat. Lasst uns doch stattdessen unsere Lüste magazinieren: Ich bin wer. Ich will was. Ich setze mich ein. Ich finde mich nicht ab. Jede und jeder kann Teil derselben Initialisierung als soziales und solidarisches Wesen werden. Wir unser uns uns! – Das Wollen wird stärker als das Nicht-Dürfen, wenn es sich als Können begreift. Scheitern ist erlaubt, kapitulieren nicht!

Abrechnung statt Anknüpfung an den gesunden Menschenverstand ist gefordert. Die Sachlichkeit, die Konstruktivität und wie diese seltsamen Hilfsgeister des Fetischismus allesamt heissen, sind zurückzuweisen. Sachlichkeit meint Sachzwang, Konstruktivität Opportunismus. Ebenso gilt es, die Ratschläge der gutmeinenden Realisten und Reformer auszuschlagen, die sich gegen die angeblichen Auswüchse empören, damit wieder alles ,,in geregelten Bahnen" weiterlaufen kann. Unser künftiges Wohlergehen oder auch nur Überleben davon abhängig zu machen, ob sich investiertes Kapital weiter und weiter und immer noch weiter vermehren lässt, muss als das bezeichnet werden, was es ist. Wem das Leiden an der verrückten Rationalität des marktwirtschaftlichen Diktats nicht Grund genug ist, sich den Verhältnissen zu widersetzen, mag sich deren Auswirkungen andernorts vor Augen führen. Nicht die ,,Realität", wie sie ist, gilt es anzuerkennen, sondern der Frage nach dem ,,Warum?" nachzugehen. Es ist gerade auch die Nicht-Notwendigkeit der herrschenden Zustände, die sie skandalös macht und unannehmbar.

Es wäre an der Zeit, die eigenen leidvollen Erfahrungen an-zuerkennen und die der anderen. Ganz unmittelbar kann das heissen, weitere Zumutungen im Dienste der Wettbewerbsfähigkeit zu verweigern. Drohende Repressalien gegenüber Schwächeren müssen gemeinsam abgewehrt werden. Es braucht Warmherzigkeit und Sorge gegenüber allen Drangsalierungen, aber nicht um einen alten Zustand aufrechtzuerhalten, sondern um die uns einengenden Verhältnisse insgesamt zu überwinden. Worum es geht, ist, Rahmenbedingungen für gesellschaftliche Selbstorganisation zu schaffen. Aneignungen und Besetzungen sind zu entkriminalisieren. Es braucht Unterstützung bei drohenden Sanktionen, nach Verweigerung von ,,Massnahmen" vonseiten des AMS etwa.

Beschäftigungsprogrammen ist offensiv entgegenzutreten. Wir sind keine Betreuungsfälle, die wieder fit für den Job gemacht werden müssen, damit sie ja nicht auf den Gedanken kommen, vorgebliche Notwendigkeiten zu hinterfragen. Schon gar kein Arbeitsmob, der bespielt und bei Laune gehalten werden muss. ,,Nieder mit dem Lohnsystem!", sagte Marx. Sagen wir auch. Das setzt vor allem freie Verfügung über die eigene Zeit voraus. Wir sollten sie uns nicht länger stehlen lassen.

Die Frage nach der Finanzierbarkeit ist radikal zu streichen. Lustvolles Dasein hat nicht von gelingender Geschäftstüchtigkeit genannter Wertverwertung abzuhängen, das gute Leben kann nie und nimmer Abfallprodukt eines zerstörerischen Wirtschaftens sein. Der Raubbau an Mensch, Tier und Natur ist zu beenden. Auskommen und Einkommen sind zu entkoppeln, Machbarkeit und Finanzierbarkeit sind völlig unterschiedliche Dinge.

Was wir tun oder unterlassen, darf nicht länger strukturellen Zwängen gehorchen, die sich einzig aus der Vermehrung des Geldes um seiner selbst willen ergeben. Nein! zu den Geboten einer Logik, die blind bleibt noch gegen jede bessere Einsicht. Andernfalls droht uns deren selbstmörderische Dynamik am Ende mitzureissen. Ein Zurück zu Kreisky, in den selig verklärten Sozialstaat, wird es nicht spielen. Bei uns nicht und in anderen Teilen der Welt sowieso nicht. Und ganz ehrlich, abgesehen vom Können: Soll man derlei Abgestandenheit wollen? Das Gestern wagen war bestenfalls ein Programm für vorgestern.

Quelle:http://www.untergrund-blättle.ch/politik/theorie/was_ist_los_was_wird_geschehen_4888.html
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Troll

Da hat sich aber einer richtig ins Zeug gelegt, der Text ist für mich furchtbar zu lesen bis nicht zu verstehen od. verstehen wollen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

counselor

Was für ein intellektuelles Geschwurbel. Ich bekomme bei solchen Traktaten immer Haare auf den Zähnen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

CubanNecktie

Diese Bewegung kommt nicht bei allen Linken gut an - schaut man sich Beiträge von Susan Bonath an, hat findet sie in dieser Bewegung absolut kein gutes Haar. Und ja, ich finde Ihre JW-Artikel oft sehr gut geschrieben. Ziemlich große Wut bei Ihr ...

Beiträge von ihr kann man auch ohne Fressenheft-Account (da oft öffentlich) lesen:
https://www.facebook.com/susan.bonath

Bin schon gespannt auf baldige Artikel von ihr in der JungenWelt.

Eine Kritik wendet sich auch wegen diesem Artikel hier

Vielleicht findet Ihr hier auch Gründe, warum Susan Bonath nichts von Sarah Wagenknecht hält?!

ZitatAufstehen für ein gerechtes Land

Sahra Wagenknecht und Bernd Stegemann   

,,Aufstehen" soll im besten Fall eine parteiübergreifende linke Massenbewegung werden.

Die Sammlungsbewegung der Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht heißt ,,Aufstehen". Nur, warum braucht Deutschland solch eine Bewegung? Sahra Wagenknecht und der Theatermacher Bernd Stegemann haben in einem exklusiven Gastbeitrag für die NWZ aufgeschrieben, warum aus ihrer Sicht jetzt der richtige Zeitpunkt für solch ein politisches Projekt ist.

Berlin Nach neuesten Umfragen kommen die drei Parteien, die traditionell dem linken Lager zugerechnet werden, zusammen auf 40 Prozent der Stimmen. Eine parlamentarische Mehrheit links von CDU/CSU ist also weit entfernt. Was könnten mögliche Gründe für diesen Verlust einer Mehrheit sein, die es zumindest rechnerisch bis zur letzten Bundestagswahl noch gab?

Eine Partei ist neu hinzugekommen und bestimmt seit 2015 die emotionale Stimmung im Land. Alle anderen Parteien drohen seitdem von der AfD in Geiselhaft genommen zu werden, da sie sich von ihr Fragen aufdrängen lassen, die sich so niemand stellen müsste.
Autorin dieses Textes ist Sahra Wagenknecht, die Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke. Sie ist Mitbegründerin der Sammlungsbewegung ,,Aufstehen". (Foto: DPA)

Die politisch sinnvolle Grenze verläuft nicht zwischen den Ressentiments der AfD und der allgemeinen Moral einer grenzenlosen Willkommenskultur. Eine realistische linke Politik lehnt beide Maximalforderungen gleichermaßen ab. Sie unterstützt die vielen freiwilligen Helfer in der Zivilgesellschaft, die sich um die Integration der Flüchtlinge kümmern. Und zugleich lässt sie sich nicht von kriminellen Schlepperbanden vorschreiben, welche Menschen auf illegalen Wegen nach Europa gelangen.

Wir meinen, dass die Fixierung auf das Thema Flüchtlinge der falsche Ausdruck einer Wut ist, die sich in ganz anderen Bereichen des Lebens angesammelt hat. Wer nur befristete Arbeitsverträge hat, wessen Rente zu klein ist und wessen Kinder keine anständige Schuldbildung mehr bekommen können, weil die öffentlichen Schulen vergammeln und Lehrerstellen unterbesetzt sind, der hat jeden Grund, auf ,,die da oben" sauer zu sein. Und wer gleichzeitig eine Erfolgsmeldung nach der anderen hört, wie reich dieses Land doch sei und wie gut es uns allen angeblich gehe, der bekommt immer öfter das Gefühl, das hier nicht mehr über sein Leben gesprochen wird. Wir wollen diesen Stimmen wieder Gehör verschaffen.

Die Lösungen für die vielen alltäglichen Probleme sind nicht so unmöglich, wie die CDU-geführten Regierungen seit nunmehr 13 Jahren behaupten, eine Legende, der auch SPD und Grüne in jüngster Zeit nicht mehr viel entgegengesetzt haben. Während der Bankenkrise wurden wir belehrt, dass es nun alternativlos sei, viele Milliarden in einem Handstreich in die Rettung maroder Banken zu stecken. Seither wird das Dogma von der marktkonformen Demokratie und der schwarzen Null wiederholt, weswegen unsere Straßen angeblich nicht repariert werden können und kein Geld für den Unterricht der Kinder oder für die Pflege von Kranken und Alten da sein soll.
Mitautor dieses Textes ist Bernd Stegemann. Der Dramaturg und Autor ist der Vorsitzende des Vereins ,,Aufstehen Trägerverein Sammlungsbewegung". (Foto: Ribbe)

Die Formel einer solchen Politik ist die immer gleiche. Alle sollen sich noch mehr anstrengen, denn der globale Markt nimmt keine Rücksicht auf unsere sozialen Bedürfnisse. Doch diese Behauptung gilt nur genau so lange, bis es eine demokratische Mehrheit für eine andere Politik gibt. Denn der globale Markt ist kein schicksalhaftes Verhängnis, sondern die Folge von politischen Entscheidungen. Die Politik der Großen Koalition benutzt die Globalisierung als Druckmittel, um die Menschen besser gängeln zu können. Denn nach ihrem Weltbild sind Menschen, die Angst um ihre Zukunft haben, die fügsameren Arbeiter und Angestellten.

Um eine andere Politik in Deutschland machen zu können, braucht es andere Mehrheiten. Um diese wieder zu erreichen, muss es eine linke Sammlungsbewegung geben, die den Mut hat, sich mit den mächtigen Akteuren anzulegen. Die Grundlage einer solchen Bewegung ist die klassisch sozialdemokratische Tradition, dass sich Politik um die materiellen Lebensbedingungen kümmert und dafür Sorge trägt, dass sie für alle Menschen gut und die Chancen gleich verteilt sind. Für ein gerechtes Land nehmen wir den Kampf gegen die Privilegien der globalen Konzerne auf wie gegen die Superreichen, die ihre Steuern hinterziehen und zugleich alle Vorteile eines friedlichen Gemeinwesens beanspruchen. Wir glauben nicht länger dem Märchen, dass es allen besser geht, wenn zuerst die Reichen noch reicher geworden sind.

Die Gesellschaft driftet auseinander, denn das Versprechen eines solidarischen Wohlfahrtsstaates wird von immer weniger Menschen als Realität erfahren. Damit die Wut nicht die Falschen trifft, sondern zu einer Änderung der sozialen Verhältnisse führt, finden sich in der Sammlungsbewegung viele Stimmen aus den unterschiedlichen Milieus. Gemeinsam stehen wir auf gegen rechte Hetze und gegen die ,,Weiter so"-Prediger der Mitte.

https://www.nwzonline.de/meinung/berlin-nwz-gastbeitrag-von-sahra-wagenknecht-und-bernd-stegemann-aufstehen-fuer-ein-gerechtes-land_a_50,2,719263146.html


Meine Kritik in diesem Artikel auch leider kein einziges Wort, das sich gegen den Kapitalismus wendet- und was ist an "Grenzenloser Willkommenskultur" schlecht, im letzteren sehe ich nur ein Problem mit einigen wenigen Terroristen und mit billigen Arbeitskräften - aber billige Arbeitskräfte => unschöne Wortwahl von mir!!!! Wer will schon als billige Arbeitskraft in einem fremden Land enden? Ohne Kapitalismus gäbe es auch keine billige Arbeitskräft, weder Arbeitslose und Hartz IV Opfer, noch Flüchtlinge und Auswanderer man in prekäre Jobs pressen kann. Und in einer gerechten/besseren Welt - hmm, ok, auch da gäbe es vielleicht Auswanderungsgründe - da gibts noch immer Naturkatastrophen oder auch schöne Gründe - wie zum Bsp. die Liebe :D -oder man das ein oder andere Klima besser findet. Ich selber würde mir ja mal die Karibik oder Südsotasien für so eine längere Zeit anschauen wollen :D
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Onkel Tom

Zitat von: Hartzhetzer am 05:36:10 Di. 07.August 2018
...
Aufstehen statt liegen bleiben ist angesagt. Die Lethargie der stetigen Defensive und die zunehmende Unlust sind unerträglich. Zum Teufel mit dieser Abgeklärtheit und dem Zynismus und vor allem mit dieser elendiglichen Hosenscheisserei, die heutzutage schon die Youngsters befallen hat. Lasst uns doch stattdessen unsere Lüste magazinieren: Ich bin wer. Ich will was. Ich setze mich ein. Ich finde mich nicht ab. Jede und jeder kann Teil derselben Initialisierung als soziales und solidarisches Wesen werden. Wir unser uns uns! – Das Wollen wird stärker als das Nicht-Dürfen, wenn es sich als Können begreift. Scheitern ist erlaubt, kapitulieren nicht!
...

Jo, ich habe da auch einiges nicht mehr mitverfolgen können.. Das ganze in etwas
einfachere Sprache und ohne Fremdworte, muss wohl in diesen Zeiten auch gelernt
sein, damit Bleiwüsten noch eine Chance haben nicht wegen Unverständlichkeit im
Altpapier zu landen..

Tja, das Zitat sprüht ja so von Selbstbewustsein und Drang nach Selbstverwirklichung.

Der erste Schritt sei, die (subtile) Leithammeldenke aus dem Hirn zu verbannen..
Dadurch werden Kolektive sinvoll, die das EGO jedes einzelnen soweit abschwächt,
das ein Zusammenschmeißen von Fähigkeiten in positiver Richtung ausschlägt und
im Detail eine Bemaßung des Beitrag eines einzelnen überflüssig erscheint..

::)
Lass Dich nicht verhartzen !

Troll

ZitatMeine Kritik in diesem Artikel auch leider kein einziges Wort, das sich gegen den Kapitalismus wendet- und was ist an "Grenzenloser Willkommenskultur" schlecht ...

Genau, die grenzenlose Willkommenskultur wird durch den Kapitalismus zerquetscht bzw. gnadenlos mißbraucht, der EU-Rechtsruck spricht Bände.
Ich bekomme bei diesem pauschalen Willkommen für alle ein ungutes Gefühl, nicht weil sich ein paar Terroristen darunter mischen könnten sondern weil die gesellschaftliche Voraussetzung nicht gegeben ist um das vernünftig zu bewältigen, die Gesellschaft driftet auseinander und lässt sich bei jeder Gelegenheit in noch kleinere Grüppchen zerreißen, die angebliche Offenheit ist eine politische Floskel, ein Wohlfühlblabla, hört sich gut an und der eigentliche Feind Kapitalismus feut sich ein Loch in den Bauch, er nutzt und gewinnt.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

ManOfConstantSorrow

ZitatSahra Wagenknecht steht auf, andere winken schon ab

,,Aufstehen", die neue Sammlungsbewegung der Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht, stößt prompt auf Kritik, auch in ihrer eigenen Partei. Ihre Ziele bleiben schwammig – so wie die Haltung zur Flüchtlingspolitik.

...
Noch vor dem offiziellen Start ihrer neuen Sammlungsbewegung ,,Aufstehen" erntet die Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht dafür scharfe Kritik – auch aus den eigenen Reihen. Am Samstag ging die Bewegung mit einer eigenen Plattform online. Darauf wird der offizielle Start für den 4. September angekündigt. Auf der Plattform sind keine politischen Erklärungen zu sehen, sondern eine Reihe von Videos, in denen Bürger über Probleme in Deutschland und über ihre Hoffnungen sprechen. Daneben stehen zwei Slogans: ,,Den Bürgern muss zugehört werden!" und ,,Flaschen sammeln darf keine Lösung sein!"
...
Mit Blick auf umstrittene Äußerungen Wagenknechts zur Flüchtlingspolitik sagte Vollmer, man müsse stärker als bisher über Fluchtursachen sprechen wie etwa Kriege im Nahen Osten. Man müsse gleichzeitig aber auch menschliche Solidarität üben. Wörtlich sagte sie: ,,Es gibt keinen Grund, Leute zu diffamieren, die sich um Flüchtlinge kümmern."

In den vergangenen Monaten waren zwei Entwürfe eines Gründungsaufrufs von ,,Aufstehen" bekannt geworden. Der erste Entwurf war sehr flüchtlingskritisch ausgefallen und forderte zudem zur Wahrung kultureller Identität auf. Dies zielte offenbar auf AfD-nahe Wähler. Der zweite Entwurf war sichtbar entschärft.
...
http://www.fr.de/politik/sammelbewegung-aufstehen-sahra-wagenknecht-steht-auf-andere-winken-schon-ab-a-1557457,0#artpager-1557457-1
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

counselor

ZitatSahra Wagenknechts ,,Aufstehen" ist eine Bewegung ohne Bewegte, sagt Niema Movassat

Was man so an Inhalten hört, ist allenfalls ein schwacher sozialdemokratischer Aufguss, der weit hinter den Positionen der Linken zurückbleibt. Zum Thema Flüchtlingspolitik heißt es, man wolle weder die ,,Ressentiments der AfD" noch eine ,,grenzenlose Willkommenskultur". Hier wird rechts und links auf eine Stufe gestellt. Inhaltlich reiht sich das in Wagenknechts fortwährende Positionierung ein, offene Grenzen seien ,,weltfremd".

Quelle: http://www.taz.de/!5521396/
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CubanNecktie

Wir werden sehen, ob die Kritiker (vor allem Kritiker aus dem linken Bereich) recht behalten - wir brauchen weder eine Pegida 2.0 noch einen weichgespülten SPD 2.0 Kuschelkurs, sondern knallharten, kompromisslosen antikapitalistischen/antifaschistischen Kurs. Alles andere bringt uns nichts. Was die rechten (pseudolinken) Kritiker aus SPD/CDU/CSU denken - sollte uns total egal sein, je mehr Aufruhr dort herrscht - desto besser.
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Kuddel

Zitatantikapitalistischen/antifaschistischen Kurs

Das wäre eine Grundlage für eine menschliche Zukunft.

counselor

ZitatLafontaine für Beschränkung der Zuwanderung

In der Flüchtlings- und Migrationspolitik vertritt Lafontaine die Ansicht, die AfD zu schwächen, wenn man den Zuzug von Migranten einschränkt. 1993 war Lafontaine, damals noch in der SPD, maßgeblich für die Verschärfung des Asylrechts verantwortlich. ,,Damals kamen über eine Million Asylbewerber und Aussiedler zu uns. In verschiedenen Orten brannten Flüchtlingsunterkünfte und Häuser. In dieser Situation haben wir den Asyl-Kompromiss verabschiedet, nach dem Personen, die aus einem europäischen Nachbarland kommen, kein Recht auf Asyl in Deutschland haben. Die Zustimmung zu den Republikanern ging danach deutlich zurück", sagte Lafontaine WELT AM SONNTAG.

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article180994946/Oskar-Lafontaine-Sammlungsbewegung-Aufstehen-richtet-sich-auch-gegen-AfD.html
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Troll

ZitatAus der Geschichte lernen

...
...
... In Deutschland, im Land der Bedenkenträger, wird es eine linke Sammlungsbewegung nicht leicht haben. Ihre Gegner sind zahlreich und eloquent.
Mit Häme und Popcorn schauen sie von der Seitenlinie aus zu, wie sich die Sammler abmühen. Manche schleudern Bannflüche, schlagen in Panik um sich, spenden vergiftetes Lob. Ihr Ziel ist es, das Projekt kaputtzureden oder für eigene Zwecke zu instrumentalisieren. Statt die Chance der Bewegung zu erkennen, hören wir, warum das Ganze ein falscher Ansatz für linke Erneuerung ist.

Quelle: der Freitag

Via NDS
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Aufgrund des des allgemeinen Stillstands und der Planlosigkeit der Linken ruft dieses Projekt ein (für mich befremdliches) Interesse hervor.
Es ist kein Bewegungsprojekt. Es ist die Karrikatur einer Bewegung,  initiiert von ein paar Führungspersönlichkeiten der Parteispitze.

Folgender Kommentar stammt übrigens auch aus dem Freitag:
ZitatDie »Bewegung«, die seit wenigen Tagen unter dem Titel #aufstehen in den sozialen Medien und in den Zeitungen diskutiert wird, ist im Vergleich zu anderen Bewegungen untypisch. Sie wurde am Reißbrett von einer Handvoll politischer Akteure entworfen, medial gestaltet und nun in die Öffentlichkeit gebracht. In diesem Sinne ist #aufstehen autoritär.
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Die »von oben nach unten«-Strategie verfehlt dazu noch einen grundsätzlichen strategischen Punkt marxistischen Gedankenguts - und zwar dass die Parteien und Politiker der allerletzte Kulminationspunkt von Bewegungen sind (und nicht wie hier der Ausgangspunkt).
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Sollte es der »Bewegung« tatsächlich gelingen in den nächsten ein oder zwei Jahren stark genug zu werden, um merklichen Druck auf die Parteien auszuüben, dann muss jedem Mitglied der Linkspartei klar sein, dass dies auch Druck auf DIE LINKE bedeutet. Innerparteiliche Kritiker einer solchen »Bewegung« müssen befürchten, dass die Partei dadurch zu einer restriktiveren Migrationspolitik geführt wird. So würde DIE LINKE zu einer Partei werden, die ein Einwanderungsgesetz formuliert und demnach auch Abschiebungen befürwortet. Ein klarer Bruch mit dem Selbstverständnis der Partei.
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Zu denken, dass die SPD momentan etwas anderes macht als sozialdemokratische Politik, ist allerdings abstrus. Die SPD ist nicht von irgendeinem linken Kurs abgekommen, auf den man sie wieder zurückbringen müsste. Der Trick ist: Das, was wir täglich erleben, ist sozialdemokratische Politik. Ein Erfolgsmodell seit 1914. Die SPD versucht nicht einmal die Systemfrage zu stellen, sondern ist ihrem Selbstverständnis nach bemüht, den Kapitalismus so einzudämmen, dass die Verlierer dieses Systems nicht allzu viel verlieren. Dass die Partei selbst dieses bescheidene Ziel längst aufgegeben hat, liegt auf der Hand und begründet sich durch die Logik der Sozialdemokratie.
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Der »Dritte Weg« führte geradewegs in den ersten Weg des Neoliberalismus. Und dies bedeutete ihren Untergang. Für die »Bewegung« #aufstehen heißt dies, dass sie sich inhaltlich irgendwo zwischen der jetzigen SPD und LINKE positionieren wird. Für Vertreter der politischen und gesellschaftlichen Linken – also jener Leute, die sich auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht berufen – muss dies unzumutbar sein. Denn für Luxemburg und Liebknecht war die SPD schon zu rechts als sie noch links war.
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LINKE, SPD und Grüne sind jedoch grundverschieden, weil sie von verschiedenen Ideologien geleitet werden: neoliberal versus kollektivistisch. Für die einen steht das selbstverantwortliche Individuum im Vordergrund, für die anderen die solidarische Gemeinschaft. Dazwischen gibt es kein Drittes.
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https://www.freitag.de/autoren/bastian-reichardt/autoritaer-und-ohne-dialektischen-anspruch


Troll

Ja, mag alles sein, aber warum bekämpfen, gibt es sonst in der Politik etwas das unterstützenswert wäre?
Ich verstehe es ja, es ist eine Bewegung aus dem gleichen Dunstkreis des bisherigen politischen Molochs, sollen wir deshalb auf eine winzige Möglichkeit zur Besserung von vorn herein verzichten?
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Ich bekämpfe dieses Projekt nicht, sondern ich halte die Hoffnungen, die man damit verknüpft, für unbegründet.

Zitatwinzige Möglichkeit zur Besserung
Ich sehe darin die Aufgabe der Möglichkeit einer Besserung. Die realen rot-roten Regierungen setzten härtere soziale Einschnitte durch, als ihre Vorgänger.

Man darf nicht populistisch auftreten und sich an einen (angeblichen!) Grenzen-zu-Mainstream hängen.
Man sollte ebensowenig politisch elitär und sektiererisch sein. Es geht darum, Vorstellungen von einer Gesellschaft jenseits kapitalistischen Konkurrenzdenkens und dem Zwang zur Proftimaximierung gut verständlich und massentauglich zu vermitteln.

Ich sehe es auch so, daß wir nicht nur auf ein angeblich linkes Potential schielen sollten, sondern auf Mehrheiten, auf die große Masse der Menschen, die weder über Reichtum, noch über Produktionsmittel verfügen. Das kann man aber nur mit den richtigen Fragen und Forderungen.

Genau die sind mit dem sozialdemokratischen #aufstehen-Wischiwaschi über Bord geschmissen worden.

Troll

Zitat... Es geht darum, Vorstellungen von einer Gesellschaft jenseits kapitalistischen Konkurrenzdenkens und dem Zwang zur Proftimaximierung gut verständlich und massentauglich zu vermitteln.

... Das kann man aber nur mit den richtigen Fragen und Forderungen.
Genau die sind mit dem sozialdemokratischen #aufstehen-Wischiwaschi über Bord geschmissen worden.

Im Parteipolitischen-Wischiwaschi gab es diese Fragen und Forderungen nicht, mit dieser Bewegung wird es nicht vom Himmel fallen aber genausowenig wird diese Bewegung solche Entwicklungen ggf. verhindern bzw. verhindern können.
Daher stimme ich dir zu, so eine Bewegung bewegt nichts weg vom Kapitalismus, dennoch sehe ich es als mögliche Verbesserung, so gesehen eine Verbesserung im Elend, so traurig es auch ist.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

dagobert

ZitatDie Chancen der Linken
#fairLand Braucht es denn wirklich Sahra Wagenknechts und Oskar Lafontaines neue Sammlungsbewegung? Ja. Unbedingt

Neulich wurde der Preis ,,Deutschlands Bürger des Jahres" verliehen. Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, Mathias Döpfner, würdigte das Werk der Preisträger – ein Ehepaar aus Westdeutschland – als ,,echte Sammlungsbewegung freiheitlicher demokratischer Kräfte". Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte in seiner Laudatio, freiheitliche Gesellschaften brauchten ,,mehr als Konsumenten und Untertanen" – nämlich Bürger, die bereit seien, sich zu engagieren. Einer der Preisträger sagte: ,,Alle vier Jahre wählen zu gehen, reicht nicht mehr."

Die Preisträger waren nicht Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine – obwohl die auch der Ansicht sind, dass Bürger mehr sein sollten als Konsumenten und Untertanen und gerade an einer neuen Sammlungsbewegung arbeiten. Aber Lafontaine und Wagenknecht reden von ,,Abrüstung" und ,,Entspannung", von einer ,,Umverteilung von Arbeit", von einem ,,erneuerten starken Sozialstaat, der Armut verhindert", von ,,gerechten Steuern" und von einem Stopp von Privatisierungen. Dafür bekommt man in Deutschland keinen Preis. Man wird schief angeguckt. Und zwar von allen.

Braucht Deutschland eine linke Sammlungsbewegung? Ja. Unbedingt. Wenn es daran Zweifel gab, haben sie die Reaktionen ausgeräumt, die die Veröffentlichung der ersten Bruchstücke aus dem Programm dieser  #fairLand getauften Bewegung hervorrief: Sie waren erbärmlich, die Reaktionen. Zweifel, Häme, Ablehnung. Sammlung tut immer dann not, wo Zerstreuung herrscht. Die deutsche Linke ist so was von zerstreut. Sie hat glatt vergessen, wo der Gegner steht. Sie ist schwach und kümmert sich in ihrer Schwäche vor allem um sich selbst. Der Zerfall der Linken in immer kleinere Spaltprodukte mit immer kürzeren Halbwertszeiten ist ein altes Phänomen der politischen Physik. Aber was wie ein Naturgesetz daherkommt, ist nur menschliches Versagen.

Reißt euch am Riemen, will man Leuten wie Kevin Kühnert zurufen. Der Juso-Chef hat die inhaltlichen Konturen, die sich da unter dem Namen #fairLand abzeichneten, sofort verwischen wollen: ,,In jedem Themenfeld die gesellschaftliche Applaus-Position zu vertreten, ist nicht links, sondern auf eine unpolitische Art populär. Links redet Menschen nicht nach dem Mund." Sein Fazit: ,,Nicht meine Sammlungsbewegung." Das kam so schnell, da merkte man gleich: Kühnert hat gar kein Interesse an einer Sammlungsbewegung, er will seine liebe alte SPD wiederbeleben.

Leute wie Kühnert sind das Problem der deutschen Linken: Sie glauben mehr an die Institutionen als an ihre Ideale. Um die Institutionen zu retten, beschädigen sie ihre Ideale. Am Ende verlieren sie beides. Das gilt für die SPD besonders. Aber nicht nur für sie. In der Linkspartei und bei den Grünen müsste langsam dämmern, dass ein Politikwechsel in den Gegebenheiten der deutschen Parteienlandschaft nicht möglich ist. Darum ja ist die Große Koalition eine solche Katastrophe. Diese Koalition tut so, als könne alles so weitergehen wie immer. Das ist eine Täuschung. Vieles spricht dafür, dass dies die letzte Koalition ist, die nach den Regeln der alten Bundesrepublik ausgehandelt wurde. Aber das alte Parteiensystem ist Geschichte. Das liegt an der SPD. Die Partei ist tot. Sie hat es nur noch nicht bemerkt. Sie hält ihre Regierungsbeteiligung für ein Lebenszeichen, obwohl diese nicht mehr ist als eine lebensverlängernde Maßnahme. Kühnert, Andrea Nahles, Olaf Scholz: Sie erkennen das nicht. Das ist die Blindheit der Funktionäre. Auch sie machen jetzt den Martin-Schulz-Fehler: wenn man ohnehin keine Chance mehr hat, muss man alles auf eine Karte setzen. Dafür fehlt der Mut.

Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht haben diesen Mut. Sie sehen die begrenzten Chancen der deutschen Linken klarer: Es gibt einen Unmut im Land über Ungerechtigkeit, Ungleichheit und außenpolitisches Versagen. Vieles spricht dafür, dass Wagenknecht recht hatte, als sie sagte, eine Mehrheit der Deutschen sei für höhere Löhne, eine Vermögenssteuer, ein anständiges Rentensystem und gegen Waffenlieferungen in Spannungsgebiete und sinnlose Kriegseinsätze in Übersee. Das demokratische System spiegelt diese Mehrheiten aber nicht wider. Das ist nicht die Schuld der Wähler. Es ist die Schuld der Eliten in Parteien, Medien und Verbänden, die Politik immer weniger für die Menschen und immer mehr für ihresgleichen betreiben.

Es ist richtig, dass Wagenknecht und Lafontaine ihre Sammlungsbewegung nicht zur Partei machen wollen. Parteien gibt es genug in Deutschland. Um erfolgreich zu sein, bräuchte diese Bewegung auch keinen Zugang zu den Wahllisten der Linkspartei – was ohnehin eine abwegige Vorstellung ist. Es würde schon genügen, dass sich in einer solchen Bewegung ausreichend viele und ausreichend verschiedene Menschen in Deutschland zum Wunsch nach einem linken Politikwechsel bekennen würden.

Es darf aber nicht Lafontaines Telefonbuch sein, das sich da beim Roten Bock zum Rentnerbier trifft. Es muss eine bunte Truppe sein, die sich da sammelt – so bunt, wie das linke Leben in Deutschland ist, Alt und Jung, Frau und Mann, Kartoffeln und Migranten, Kosmopoliten und Kommunitaristen. Wenn es Wagenknecht und Lafontaine gelingt, eine solche Bewegung auf die Beine zu stellen, dann würden sie jeden Bürgerpreis verdienen. Dann könnte man da nicht nur mitmachen – dann müsste man es.

25.05.2018
https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/die-chancen-der-linken
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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