Was tun?

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 02:53:27 Fr. 26.März 2004

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ManOfConstantSorrow

WAS TUN?


Hier in dem Forum findet sich viel haarsträubendes, Berichte von unerträglichen Arbeits - und Lebensbedingungen in fast jedem Thread. Man spürt ein unglaublich hohes Maß an Verzeiflung und Wut.

Doch was nun? Wohin führt das? Wohin könnte das führen? Und am allerwichtigsten: Was ist in dieser Situation zu tun?

Es ist einiges in Bewegung. Der SPD laufen die Mitglieder in Scharen davon. Sie vorlor mit der Einführung der Praxisgebühr allein im Januar 10.000 Mitglieder, diese Entwicklung geht weiter und es ist auch kein Ende abzusehen. Nun, seit wir wieder Rot/Grün regiert werden, gab es mehr soziale Einschnitte als unter 16 Jahren Helmut Kohl. Ich persönlich verspreche mir von diesem ganzen Parteienzirkus nichts mehr, die Politik wird vom Kapital gemacht und die Politiker versuchen sie nur noch medial zu verkaufen. Von mir aus kann die Wahlbeteilung auf amerikanisches Niveau sinken, das entspräche auch der Bedeutungslosigkeit dieses Schmierentheaters.

Aber ein Großteil der User von Chefduzen.de scheint es anders zu sehen. Sonst würde es in dem Thread "Weg mit der SPD" nicht solch ein reges Treiben geben. Es ist ja auch nicht uninteressant sich die politischen Organisationen mal anzusehen. Die GRÜNEN sind als  "parlamentarischer Arm" der ökolgischen und sozialen Protestbewegung angetreten mit dem Programm: basisdemokratisch - ökolögisch - gewaltfrei - sozial. Es gibt nicht einen ihrer Grundsätze, den sie nicht gebrochen hätten. Sie riefen ihre Mitglieder auf sich nicht an den Castorprotesten zu beteiligen, mit ihren Stimmen wurde die Verfassung geändert, damit deutsche Soldaten in aller Welt eingesetzt werden können und nun unterstützen sie die Politik von Lohnsenkungen und breiter Verarmung. Die PDS ist auf bestem Wege in die Fußstapfen der GRÜNEN zu treten. Wan will irgendwie "sozial" bleiben ohne dem Kapitalismus weh zu tun. Hier ist man auch bereit sich zu verkaufen für die albernen Pöstchen, die es zu ergattern gibt und die Chance sein Gesicht hin und wieder ins Fernsehen zu bekommen. Die letzte Entäuschung meinerseits ist Attac. Da erwarte ich auch nix mehr. Und nun die geplante Neugründung einer neuen Linkspartei durch Sozialdemokraten und Gewerkschafter...Partei für Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (oder so) will man sie nennen...seufz...wie erbärmlich.

Ihr seht schon, ich halte dieses ganze langweilige Spektakel komplett für´n Arsch. Da seine Hoffnungen und Aktivitäten zu verschwenden halte ich für überflüssig.

Da ich die Verhältnisse unter denen wir leiden aber nicht für gottgegeben halte, sehe ich aber auch keinen Grund alles frustriert über sich ergehen zu lassen. Es ist nichts wie es scheint und es bleibt nichts wie es ist. Es tut not, daß die Vereinzelung der Menschen durchbrochen wird und man in gemeinsamen Interessen zusammenfindet.

So freue ich mich auf die Massenproteste Anfang April. Ich denke sie sind in erster Linie wichtig für einen selbst. Die Herrschenden werden ihre Politik nicht ändern, egal wieviele auf der Straße sein mögen aber wir können dann merken, daß wir mit unserer Wut nicht allein sind. Und das ist ein verdammt guter Anfang!

Und dann kann´s richtig losgehen. Vom Protest kann man weitergehen um auch spürbaren und handfesten Druck zu entwickeln. Vorausgesetzt,
daß die Politik nicht von den Politikern gemacht wird, sondern von der Wirtschaft gilt es genau an dieser Stelle anzusetzen.

Ich denke es ist wichtig eine Trennung zwischen denen, die arbeiten müssen und denen, die gezwungen sind von Stütze zu leben aufzuheben.
Ich halte nicht viel vom frisch gegründeten "Erwebslosenparlament" oder von den Diskussionen um eine Gründung einer Erwerbslosenpartei.

Ich denke wir gewinnen ein vielfaches an Kraft wenn diejenigen, die so viel malochen, daß sie keine Zeit haben etwas zu organisieren mit all den Hungerleidern zusammenkommen, die kein so wirkungsvolles Druckmittel wie eine Arbeitsniederlegung besitzen.

In vielen Ländern gibt es bereits Basisgruppen, die sich um soziale-und Arbeitskämpfe kümmern, denn das Problem mit Gewerkschaften, die nicht bereit oder in der Lage sind Kämpfe zu organisieren gibt es nicht allein in Deutschland.

Zitat28.02.04 - Gelsenkirchen:
350 Kollegen, ihre Frauen und Kinder blockierten die Tore bei TRW
Der Autozulieferer TRW (Thomson Ramo Wooldrigde) in Gelsenkirchen will die Produktion von Kugelgelenken nach Tschechien verlagern und 440 Kollegen entlassen. Seit Ende Januar wehren sich die Beschäftigten mit großer Unterstützung der Bevölkerung.
Unterstüzung von Streikposten und Blockaden, Öffentlichkeitsarbeit mit Flugblättern und Plakaten bei Arbeitskämfen durch Erwerbslose kann Arbeiter auch daran erinnern, daß sie sich auch in ihren Kämpfen um die Bedingungen der Arbeitslosigkeit kümmern sollten. In Spanien traten die Arbeiter in einen Genearalstreik gegen die Verschlechterung der Bedingungen für Arbeitslose. Denn erst wenn die Bedingungen der Arbeitslosigkeit unerträglich sind kann man Arbeitslose leicht als Streikbrecher oder Lohndrücker rekrutieren.

Wir sollten au den Fehlern der Linken Grüppchen und Organisationen der vergangenen Jahrzehnte lernen und versuchen die Verbohrtheit und Sektierertum zu vermeiden. Man sollte völlig offen sein. Politische Neulinge und alte Hasen sollten einander nicht vergraulen. Diejenigen, die noch an die Gewerkschaften glauben, diejenigen, die es sich zur Aufgabe machen sie zu reformieren und diejenigen, die sie für nicht reformierbar halten sollten nicht aufeinander losgehen, sondern sich daran erinnern, daß unser gemeinsamer Feind das Kapital ist. Es sollte keine Abgrenzungen geben zwischen hochbezahlten Facharbeitern aus Industriebetrieben und ungelernten Leiharbeitern. Ich-AGler, Hausfrau, IT-Spezialist, Schüler und Schwarzarbeiter sollen die Möglichkeit haben sich auszutauschen und auch gemeinsam für bessere Lebensbedingungen zu kämpfen.

Wir werden jede Menge Geduld brauchen! Geduld nicht nur weil wir die Welt nicht von Heut auf Morgen auf den Kopf stellen können. Wir werden es mit so mancher Niederlage zu tun haben und mit so mancher Fehlentscheidung. Das sollte kein Grund für ein Vorzeitiges Strecken der Waffen sein. Und wir werden noch mehr Geduld mit uns selbst haben müssen. Wir werden mit unserer Unterschiedlichkeit, mit den Durchgeballerten und den Nervensägen in unseren Reihen umzugehen lernen (oder scheitern).

Und wir weden unseren Humor zu bewahren haben!!!




Dieser Text sollte kein Monolog sein, sondern meine persönliche Einschätzung der Situation und Vorschläge für praktische Konsequenzen um so eine Diskussion zu starten. Ich erwarte also Kommentare, Widerspruch und weitergehende Vorschläge...
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

DeppVomDienst

Fürs erste ein ganz knappes Statement:
Heute gab es bei Heise.de eine Meldung über Arbeitsbedingungen bei ebay. Im Newsforum gab es einige bemerkenswerte Beiträge (sogar auch mit der leninschen Überschrift "Was tun?"):

http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=5377854&forum_id=54664

In Abwandlung des TV-Spots mit dem FOCUS-Mops:
Vernetzen, Vernetzen, Vernetzen!

Gilt sowohl für Initiativen, die sich des Mediums Internet bedienen (z.B. dieses Forum), als auch für Inititativen, die auf andere Art und Weise gegen den Zynismus und die grenzenlose Habgier der wirtschaftlichen Eliten vorgehen.

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