Unruhige Krankenhäuser?

Begonnen von , 03:45:04 Di. 31.Dezember 2002

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

xyu

ZitatWorker Center Initiative Freiburg (Arbeitstitel) lädt ein
29. April 20 Uhr | Treffen "Gesundheitssektor"

Die Uniklinik ist mit fast 10000 ArbeiterInnen der größte Arbeitgeber der Stadt. Der sog. Gesundheitssektor ist überhaupt einer der größten "Wirtschaftsbereiche" der Stadt. Hier finden sich alle möglichen Ausbeutungsverhältnisse - vom sog. Normalarbeitsverhältnis bis hin zu prekären Jobs. Ende letzten Jahres sind Pläne bekannt geworden, die mehr Neubauten und weniger Personal an der Uniklinik bedeuten würden – seit dem ist Einiges passiert. Ausgehend von einem Bericht zur Situation an der Uniklinik, wollen wir aber eine breitere Bestandsaufnahme des "Gesundheitssektors" versuchen: wer arbeitet wo unter welchen Bedingungen, welche sog. "Gesundheit" wird da produziert...

Wir laden alle ArbeiterInnen des "Gesundheitssektor" und Interessierte für den 29.4. um 20 Uhr ein: Strandcafe im Grethergelände (Adlerstrasse 12)
https://linksunten.indymedia.org/de/node/84186
http://www.fau.org/ortsgruppen/freiburg/art_130420-212519

Kuddel

ZitatProtestaktion am Freiburger Uniklinikum



Freiburg (Korrespondenz), 15.05.13: Gegen die angekündigte Streichung von 10 Prozent der Pflegestellen am Freiburger Uniklinikum zogen am Dienstag über 100 Beschäftigte in Arbeitskleidung und mit bunten Transparenten vors Freiburger Rathaus. Folgende Meinungen wurden auf der Protestkundgebung geäußert.

Luisa, Reinigungskraft: "Wir können unsere Arbeit nicht richtig machen, weil wir nicht mehr mit dem Herzen dabei sind. Die Patienten brauchen jemanden, der ihnen zuhört, sie aufmuntert. Immer mehr von meinen Kollegen werden krank wegen der Arbeitsbelastung. Dagegen zu protestieren, macht Mut."

Eine Krankenschwester und Stationsleiterin: "Tagtäglich müssen wir wichtige Dinge wie das Umlagern von Patienten zurückstellen, weil wir sonst die vital gefährdeten Menschen nicht versorgen könnten. Ständig solche Prioritäten setzen zu müssen, geht an die Substanz. ..."

Zwei Kolleginnen einer Intensivstation: "Unsere Station hat 4.800 Überstunden aufgebaut. Wir Beschäftigte sollen die Neubauten finanzieren, damit die Klinik lukrativer wird. Krankenhäuser werden mittlerweile als Profitunternehmen gesehen. Dabei ist Gesundheit doch ein Bereich, wo es um den Menschen gehen soll. Wir müssen unbedingt weiter protestieren und auf die Straße gehen."

Auch an der Uniklinik in Freiburg bahnt sich ein Stimmungsumschwung an. Die Patientenversorgung wird immer miserabler, wenn mit weniger Beschäftigten auf den Stationen gearbeitet wird, die durch den zunehmenden Stress dann selber auch krank werden. Dieser Arbeitshetze wird zunehmend der Kampf angesagt.
http://www.rf-news.de/2013/kw20/protestaktion-am-freiburegr-uniklinikum

Kuddel

ZitatStreik bei Asklepios für höhere Löhne

100 Servicemitarbeiter fordern einen einheitlichen Haustarifvertrag. Doch die Unternehmensleitung lehnt weitere Verhandlungen ab
Von Hanna-Lotte Mikuteit

Sie haben Trillerpfeifen mitgebracht, Fahnen und ein großes Transparent. "Keine 2-Klassenbelegschaft bei Asklepios" steht darauf. "Wir kämpfen für faire Löhne auch im Servicebereich", sagt Holger Schoop und lässt einen ohrenbetäubenden Pfiff erklingen. Wenn sich Wut in Dezibel messen lassen würde, wäre die Obergrenze fast erreicht: Riesenwut. Gemeinsam mit etwa 100 anderen Servicemitarbeitern der Asklepios Kliniken steht Schoop vor dem Eingang des AK St. Georg an der Langen Reihe. Es sind Reinigungskräfte, Wachleute, Küchenhilfen, Lagerarbeiter aus allen Häusern. Schoop ist im Bereich Hol- und Bringservice in Rissen tätig. "Ich bekomme 9,01 Euro pro Stunde", sagt der 48-jährige Familienvater, "nach allen Abzügen habe ich 1170 Euro am Monatsende, für einen Vollzeitjob. Das ist zu wenig."

Bereits zum dritten Mal seit Mitte Mai hat Ver.di zu einem Warnstreik aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert einen Haustarifvertrag für die Tochterfirma Asklepios Services Hamburg (ASH). Der Klinikkonzern, an dem die Stadt Hamburg mit 25,1 Prozent beteiligt ist, lehnt das ab. "Nach wie vor gibt es keine Bereitschaft, die 900 Beschäftigten angemessen zu entlohnen", kritisiert Björn Krings von Ver.di. Die Gewerkschaft will unter anderem Einstiegslöhne zwischen 9,50 Euro und 10,60 sowie eine Jahressonderzahlung von 900 Euro durchsetzen. In den bisherigen Verhandlungsrunden hatte die Unternehmensleitung einzig Lohnsteigerungen von 13 bis 14 Cent pro Stunde angeboten. Laut Krings herrscht in den einzelnen Kliniken inzwischen enorme Unruhe. "Es wären noch mehr ASH-Mitarbeiter auf der Straße, wenn nicht die Hälfte befristete Verträge hätte."

Nach der Privatisierung des Hamburger Landesbetriebes Krankenhäuser 2007 waren die Servicebereiche in Tochterfirmen des Asklepios-Konzerns ausgelagert worden. Die Folge: Der Tarifvertrag der Hamburger Krankenhäuser muss nicht angewendet werden. Im Reinigungsbereich etwa wird der hier gültige Mindeststundenlohn von neun Euro gezahlt, in der Logistik gibt es Pauschalentgelte von 1400 bis 1600 Euro im Monat. Zusätzliche Leistungen wie Zuschläge oder Urlaubsgeld fehlten in vielen Fällen. "Löhne, die bis zu 50 Prozent niedriger sind als der Krankenhaustarif, bleiben für uns inakzeptabel", sagt Gewerkschaftler Krings und verweist auf einen Konzerngewinn von 60 Millionen Euro für 2012.

Margerit Amori verdient 1100 Euro im Monat. Seit zwei Jahren arbeitet sie als Servicekraft im Klinikum Nord, ist etwa für Essenverteilung zuständig. Die Schichten gehen von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends - mit zwei Stunden Pause. "Harte Arbeit, wenig Geld", sagt die 48-Jährige, während sie mit den anderen Demonstranten über den Steindamm zieht. Viele Kollegen hätten Zweitjobs oder seien auf Hartz IV angewiesen. Auch Amori denkt darüber nach.

So geht es vielen. Küchenhelfer Harald Lünstedts Bruttostundenlohn liegt bei 8,38 Euro. Das geht aus Gehaltsabrechnungen hervor, die dem Abendblatt vorliegen. Das ist unterhalb des Landesmindestlohns, der in Hamburg von 10. Juni an in Kraft tritt. Pikant: Die Unternehmensführung hatte weitere tarifliche Reglungen bislang mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass Asklepios bereits 2012 den Mindestlohn von 8,50 Euro auch in Bereichen mit geringeren Abschlüssen eingeführt habe. Der Konzern sagte eine Prüfung des Falls zu. Es gebe eine klare Vorgabe, dass alle Verträge auf 8,50 Euro umgestellt sein sollten.

"Mein Eindruck ist, dass in der ASH eine Hand nicht weiß, was die andere tut", sagt Krings. Gerade deshalb sei ein einheitlicher Tarifvertrag erforderlich. Für weitere Unruhe sorgen derzeit Pläne für eine Strukturveränderung im Servicebereich. Danach soll die ASH aufgelöst und stattdessen sollen vier neue Gesellschaften für die Gewerke Reinigung, Logistik, Küche und Wachdienst/Empfang gebildet werden. Folgen für die Beschäftigen ungewiss.

Vor diesem Hintergrund forderten Betriebsrat und Gewerkschaft die Politik erneut auf, sich für faire Löhne im Servicebereich des Klinikkonzerns einzusetzen. Vor knapp zwei Wochen hatten die Beschäftigten eine entsprechende Resolution an den Senat übergeben. "Wir nehmen das zur Kenntnis, werden es aber nicht kommentieren", hieß es auf Nachfrage in der zuständigen Gesundheitsbehörde. Ver.di kündigte unterdessen eine Ausweitung des Streiks an, sollte die Unternehmensleitung sich nicht bewegen. Krings: "Zum ersten Mal wird ein Solidaritätsstreik aus dem Bereich der Pflege vorbereitet."
http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article116823148/Streik-bei-Asklepios-fuer-hoehere-Loehne.html

xyu

ZitatTrotz sommerlichen Wetters Proteste in Göttingen.

Heute protestierten ca. 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger vor dem Fachklinikum Asklepios in Göttingen gegen die Verschlechterungen bei der PatientInnenversorgung und der Arbeitsbedingungen. Dafür versammelten sie sich schweigend vor dem Haupteingang und zeigten ihre mitgebrachten Schilder und Transparente mit Aufschriften wie: ,, Bessere Bedingungen für alle" und ,,Solidarität". Danach drehten sie eine Runde über das Gelände und verteilten Flyer. ,,Wir haben uns bewusst für eine sehr ruhige Aktion entschieden, weil wir niemanden bei seiner Genesung stören wollen.", sagte Oliver Winterbach, einer der Protestierenden. ,,Unser Ziel war es, zu zeigen, dass es Menschen in dieser Stadt nicht egal ist, wie die Versorgung von PatientInnen organisiert ist und dass wir solidarisch sind mit Menschen, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen." Immer wieder bezogen sich AktivistInnen auf den offen Brief der Assistenzärzte und -ärztinnen des Asklepios, in dem diese die Verschlechterungen in der Klinik seit der Privatisierung anprangerten.


Trotz des ruhigen Auftretens der Aktivisten rief ein Vertreter des Asklepios sofort die Polizei. Dazu Winterbach: ,,Das Asklepios muss lernen mit öffentlicher Kritik umzugehen, immerhin übernehmen sie eine gesellschaftliche Aufgabe und es ist notwendig, dass ihre rigide Sparpolitik von der Öffentlichkeit kritisch begleitet wird."
https://linksunten.indymedia.org/de/node/89219

xyu

Zitat,,Mehr von uns ist besser für alle"
12. Juli 2013

Bündnis ,,Berlinerinnen und Berliner für mehr Personal im Krankenhaus" gegründet

Mit circa einhundert Anwesenden sprengte die Beteiligung am Gründungstreffen des Bündnisses ,,Berlinerinnen und Berlin für mehr Personal im Krankenhaus" alle Erwartungen. Der Versammlungsraum in der ver.di Bundeszentrale war brechend voll, als Dana Lützkendorf für die ver.di-Betriebsgruppe am Universitätsklinikum Charité die Anwesenden begrüßte und darlegte, dass es um die Schaffung eines Mitmach-Bündnisses geht.

Von Sascha Stanicic

Hintergrund der Bündnis-Gründung sind die Tarifverhandlungen an der Charité. Hier fordert die Gewerkschaft ver.di einen Tarifvertrag zur Mindestbesetzung. Die KollegInnen an Europas größter Universitätsklinik wollen nicht warten, bis es (möglicherweise) zu einer gesetzlich festgelegten Personalbemessung kommt und marschieren voran, um eine tarifliche Regelung zu erkämpfen. Damit wollen sie gleichzeitig Beispiel für andere Krankenhausbelegschaften sein und den politischen Kampf für eine gesetzliche Regelung stärken.

Die Beteiligung an der Veranstaltung war breit aufgestellt. Neben Beschäftigten der Charité und vom Charité Facility Management (CFM) waren, eine Reihe von ver.di-Mitgliedern aus verschiedenen Fachbereichen und Mitgliedern der Partei DIE LINKE, eine Vertreterin der jungen GEW Berlin und andere GewerkschafterInnen anwesend, Aktive aus dem Solidaritätskomitee für die CFM-Beschäftigten und vom Forum Betriebe, Gewerkschaften und soziale Bewegungen, eine Gruppe von Medizin-Studierenden, linke Gruppen, weitere Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen. Sogar Jusos, ,,Gewerkschaftsgrüne" und Christliche Arbeitnehmerschaft hatten VertreterInnen geschickt.

Stephan Gummert, Personalrat und Gewerkschaftsvertreter an der Charité, nannte die Entwicklung für Beschäftigte eine ,,Brutalisierung der Arbeitsbedingungen" und legte ausführlich und eindrucksvoll die inakzeptable Personalsituation in den Charité-Kliniken dar. 300 Vollzeitstellen fehlen dort, was für die Beschäftigten oftmals unerträgliche Arbeitsbelastungen bedeutet. Basierend auf internationalen Studien legte er dar, dass ,,Unterbesetzung tötet", weil die Mortalitätsrate mit sinkendem Personalstand in Krankenhäusern steigt. Seine Schlussfolgerung: das Gesundheitssystem versagt!

Conny Koop von der ver.di Betriebsgruppe trug dann eine Reihe von konkreten Beispielen aus den verschiedenen Stationen und Funktionsbereichen für die Überlastung der KollegInnen vor, die unter den Anwesenden zu ungläubigem Kopfschütteln und großen Augen führten. Eine Kollegin einer Entbindungsstation fasste ihre Erfahrungen mit dem Begriff ,,gefährliche Pflege" zusammen.

Ver.di fordert für das Pflegepersonal eine Quote von einer Pflegekraft auf fünf PatientInnen auf einer Normalstation, ein Verhältnis von 1:2 auf Intensivstationen und ,,keine Nacht allein" für Pflegekräfte in der Nachtschicht. Die Leiterin des zuständigen Fachbereichs 3 von ver.di Berlin/Brandenburg, Meike Jäger, wies darauf hin, dass Krankenhausbeschäftigte bundesweit auf die Auseinandersetzung in Berlin schauen und diese einen Beispielcharakter hat.

Das Bündnis wird mit einem Massenflugblatt und Unterschriftenlisten in den nächsten Wochen auf die Straßen und Plätze ziehen, um die Forderungen der Charité-Beschäftigten bekannt zu machen und Unterstützung zu mobilisieren. Eine Webseite wird eingerichtet und Veranstaltungen sind geplant. In vier Arbeitsgruppen wurden Ideen gesammelt und Pläne geschmiedet. Das Thema soll in die anderen ver.di Fachbereiche, DGB-Gewerkschaften und Parteien getragen werden. Der Bundestagswahlkampf soll genutzt werden, um den Druck auf die politisch Verantwortlichen zu erhöhen. Eine Verknüpfung mit den Arbeitskämpfen im Einzelhandel und der Berliner LehrerInnen wurde ebenso angeregt, wie der Aufbau von Verbindungen zu Patientenvertretungen.

Die Versammlung war ein gelungener Auftakt für die Organisierung breiter gesellschaftlicher Unterstützung für die Tarifforderungen von ver.di an der Charité.

Kontakt zum Bündnis: charite.buendnis@gmail.com

www.facebook.com/ver.di.charite.buendnis

Quelle: http://www.sozialismus.info/2013/07/mehr-von-uns-ist-besser-fuer-alle/

xyu


Betriebszeitungen/ -flugschriften:

einen überblick zu konflikten, aktivitäten und aktionen von beschäftigten im gesundheitssektor versucht die unabhängige betriebsgruppe amperkliniken dachau in der juli-ausgabe der flugschrift "antigen" zu geben:

http://www.betriebsgruppen.de/bgak/download/Antigen_Nr_6_Juli_2013.pdf

"Die rote Kanüle", Zeitung der unabhängigen betriebsgruppe "wir wehren uns" (gesundheit nord bremen):
http://www.betriebsgruppen.de/wirwehrenuns/download/RoteKan_le2.pdf

bg "uns reicht`s" (ebendort):
http://www.betriebsgruppen.de/bgunsreichts/download/unsreichts33_0513.pdf




Kuddel

ZitatStreik am Nordhäuser Klinikum: Gespräche

Landrätin Birgit Keller ist heute zu den streikenden Mitarbeitern des Südharz Klinikums gegangen. "Das Streikrecht ist ein wichtiges Grundrecht von Arbeitnehmern", sagte Birgit Keller. Sie sprach sich dafür aus, die Tarifverhandlungen fortzusetzen...



Keller vor dem Klinikum (Foto: J. Piper)

Eindeutig positionierte sich die Landrätin, die den Landkreis als Mehrheitsgesellschafter vertritt, gegen eine Privatisierung des Klinikums. "Lassen Sie uns gemeinsam für ein Südharz Klinikum in kommunaler Trägerschaft eintreten. In ganz Europa läuft ein erbarmungsloser Kampf um Krankenhäuser. Unser kommunales Klinikum ist ein hohes Gut für unsere Region und beispielgebend für Thüringen, Deutschland und Europa", so Landrätin Keller.

"Ich appelliere an Sie, die Mitarbeiter, die Gewerkschaft und die Geschäftsführung, sich nicht auf ein risikobehaftetes Spiel einzulassen, dass das Klinikum in seiner Gesamtheit gefährdet." Lohnsteigerungen müssen aus betriebswirtschaftlicher Perspektive auch finanzierbar sein, so Keller. Das machte die Landrätin bei den Streikenden und in einem anschließenden Treffen mit der Geschäftsführung deutlich. Mit der Geschäftsführung ist sich Landrätin Keller einig, das dargestellt werden muss, welches Entwicklungspotential die Leitung des Klinikums auch in längerfristiger Perspektive sieht.

"Im Unterschied zu privat geführten Krankenhäusern werden im kommunalen Südharz Klinikum alle Dienstleistungen aus einer Hand erbracht", sagt Birgit Keller. "Bei uns stehen nicht Gewinne für Aktionäre im Vordergrund. Unser Klinikum arbeitet eben nicht in Richtung Maximalprofit, sondern für eine Maximalversorgung der Bevölkerung."
http://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=134445

xyu

ZitatAktivisten unterstützen Arbeitskämpfe

Immer häufiger unterstützen linke Aktivisten Arbeitskämpfe mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und zivilem Ungehorsam

»Wenn die Pflegerinnen zur Toilette müssen, lassen sie die Tür offen, damit sie die Patienten im Auge behalten, weil alleine auf der Station sind.« Mit solch drastischen Worten schilderten Ulla  Hedemann und Carsten Becker von der verdi-Betriebsgruppe der Charite kürzlich auf einer Veranstaltung die Arbeitssituation in dem Berliner Klinikum.  Die Beschäftigten sprechen von griechischen Verhältnissen  und haben sich zum Widerstand entschlossen. Seit Monaten organisieren sie Kundgebungen und andere öffentlichkeitswirksame  Aktionen. Sie fordern einen Tarifvertrag, in dem die Mindestbesetzung neu geregelt ist. Das wäre  ein Beitrag für die Gesundheit der Krankenhausmitarbeiter  und der Patienten, betonen  Becker und Hedemann.         Sie hätten sich von ihrer Gewerkschaft mehr Engagement erhofft.  ,,Uns wird vom verdi-Bundesvorstand immer wieder zu verstehen gegeben, dass wir nicht die einzige Klinik mit Personalproblemen seien, erklärt Becker. ,,Wir sind aber eine der wenigen Kliniken, in denen sich die Belegschaft gegen die Arbeitsbedingungen wehrt", kontern  der Gewerkschafter. Für diese Haltung kommt Anerkennung und Unterstützung von Teilen der Interventionistischen Linken. Das Bündnis der außerparlamentarischen Linken hat eine Arbeitsgruppe gegründet, die die Forderungen der Belegschaft mit Kundgebungen, Infoständen und Flashmobs unterstützt. ,,Unser Knowhow ist die Erfahrung mit zivilen Ungehorsam", erklärt Anna,  eine Aktivistin der Unterstützungsgruppe,  die ihren vollständigen Namen nicht in der Zeitung lesen will.         Für sie sei es wichtig,  bei Belegschaftstreffen den Mitarbeitern zuzuhören. In Teilen der außerparlamentarischen Linken hätte es am Anfang  kritische Fragen gegeben, ob man sich damit nicht  der reformistischen verdi-Politik unterordne. Nach  den Kontakten  mit der Belegschaft ist sich Anne sicher, dass es sehr wohl radikal ist, wenn sich eine Pflegerin gegen ihre Arbeitsbedingungen wehrt und dafür sogar zum Streik bereit sei.      Noch allerdings laufen die Tarifverhandlungen und Belegschaft sowie Unterstützer sorgen mit ungewöhnlichen Aktionen für die Öffentlichkeit.
Anne sieht in dem  Widerstand an der Charite ein Beispiel, dass ansteckend wirken kann.     Schließlich sind schlechte Arbeitsbedingungen heute weit verbreitet. Daher wurde auf der Veranstaltung auch eine  Verbindung zur Situation im Einzelhandel gezogen. Auch dort wehren sich die Beschäftigten, wie im Pflegebereich hauptsächlich Frauen, gegen eine Ausweitung des  Niedriglohnsektors in der Branche. Auch die durch die  längeren  Ladenöffnungszeiten erfolgen längeren Arbeitszeiten sind für die Beschäftigten ein Ärgernis. Zur Unterstützung des Verkaufspersonals haben sich in den letzten Wochen Unterstützergruppen gebildet, die mit ungewöhnlichen Aktionen aufgefallen sind. So staunten Kunden nicht schlecht, als sie am 22.September  vor einer H &M-Filiale in Berlin-Mitte  am Eingang von Menschen begrüßt wurden, die mit ihnen über die Folgen des verkaufsoffenen Sonntags für die Beschäftigten reden wollten.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/834393.aktivisten-unterstuetzen-arbeitskaempfe.html
Peter Nowak
http://peter-nowak-journalist.de/2013/09/29/aktivisten-unterstutzen-arbeitskampfe/

ZitatDemonstration "Pflege braucht Zukunft"

Datum: 17.Oktober.2013

Beginn: 15:00

Ende: 18:00

Ort: Neustädter Bahnhof Dresden





    mehr Angebote zur Entlastung von Angehörigen

    ein Pflegezeitgesetz mit verbesserten Ansprüchen für Pflegende

    höhere Entgelte für ambulante Pflegeleistungen

    mehr Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen

    weniger Bürokratie im Pflegealltag


Das Allgemeine Syndikat Dresden FAU IAA wird mit Freunden einen kleinen libertären Block auf der Demo bilden und eigene Flugblätter mitbringen.
https://www.libertaeres-netzwerk.org/gruppen/allgemeines-syndikat/termine/?tx_cal_controller[view]=event&tx_cal_controller[type]=tx_cal_phpicalendar&tx_cal_controller[uid]=317&tx_cal_controller[lastview]=view-list|page_id-220&tx_cal_controller[year]=2013&tx_cal_controller[month]=10&tx_cal_controller[day]=17&cHash=6c663c9cef465d565adaf12c74cb171c

Kuddel

ZitatProteste gegen Klinikkollaps

Saarbrücken. Am Sonnabend haben rund 4000 Menschen in Saarbrücken für mehr Personal und eine ausreichende Finanzierung der Krankenhäuser demonstriert. Die Demonstration – zu der die Gewerkschaft ver.di, die Saarländische Krankenhausgesellschaft (SKG) und viele andere Organisationen aufgerufen hatten (siehe jW vom 10. Oktober) – war den Initiatoren zufolge »die größte Gesundheitsdemonstration, die das Saarland je gesehen hat«. Sylvia Bühler vom ver.di-Bundesvorstand sagte, die Krankenhausbeschäftigten seien an der Grenze ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit angekommen. »Die Arbeitsbelastung ist nicht mehr zumutbar. Die Krankenhäuser brauchen mehr Personal, um die Aufgaben in der geforderten Qualität zu leisten.«

Bewußt hatten ver.di und SKG die Demonstration noch vor Beginn der offiziellen Koalitionsverhandlungen in Berlin angesetzt, um die künftigen Regierungsparteien von Beginn an unter Druck zu setzen. Die Aktion sei »ein starkes Signal«, das von dem kleinen Bundesland im Südwesten an Berlin ausgehe, so Bühler. SKG-Chef Alfons Vogtel kritisierte im Landtag die Ankündigung der großen Koalition im Saarland, die Investitionszuschüsse für die Kliniken um weitere 3,7 Millionen Euro zu kürzen. Die Häuser könnten nicht mehr beim Personal sparen. Wenn es so weitergehe, stehe jede zweite Klinik vor dem Aus. (dab)
http://www.jungewelt.de/2013/10-15/008.php

xyu

ZitatAktive Mittagspause gegen Leiharbeit
Lübben. Die Beschäftigten der Asklepios-Fachklinik im brandenburgischen Lübben demonstrieren am heutigen Dienstag zum vierten Mal während der Mittagspause gegen Leiharbeit und Scheinwerkverträge. Unter dem Motto »Süße Arbeitsbedingungen, sonst gibt's saure Arbeitnehmer!« hat die ver.di-Betriebsgruppe alle Beschäftigten zu einer aktiven Mittagspause aufgerufen. Bei den Asklepios­kliniken in Teupitz und in Lübben werden jeweils rund ein Drittel der Angestellten durch die konzerneigenen Leiharbeitsfirmen beschäftigt. Sie erhalten rund 20 Prozent weniger Entgelt, als der Stammbelegschaft nach dem ver.di-Tarifvertrag zusteht.
http://www.jungewelt.de/2013/10-29/005.php

xyu

ZitatDeutliche Warnung
Beschäftigte des Berliner Uniklinikums Charité planen Warnstreik mit Stationsschließungen. Ziel sind personelle Mindeststandards per Tarifvertrag
Herbert Wulff
Warnstreiks in Krankenhäusern sind normalerweise eine recht harmlose Angelegenheit. Zumeist beteiligt sich eine überschaubare Zahl von Beschäftigten für wenige Stunden an einer Protest­aktion oder einer Demo. Die Patientenversorgung wird per Notbesetzung aufrechterhalten, was wegen der ohnehin ausgedünnten Personaldecke kaum einen Unterschied macht.

Am Berliner Uniklinikum Charité soll das am 17. März aber ganz anders sein. Für diesen Tag ruft ver.di zu Arbeitsniederlegungen auf, um der Forderung nach personellen Mindeststandards Nachdruck zu verleihen. Bereits jetzt hat die Gewerkschaft angekündigt, daß zehn Stationen und etliche Betten wegen der Aktion nicht belegt werden können.

Die seit Monaten laufende Tarifauseinandersetzung an der Charité ist in verschiedener Hinsicht außergewöhnlich. Das betrifft auch den Gegenstand des Konflikts: Die Gewerkschaft kämpft nicht wie sonst üblich für mehr Lohn und Gehalt, sondern für mehr Personal. Ver.di fordert, per Tarifvertrag festzuschreiben, wieviel Personal in welchem Bereich mindestens vorhanden sein muß. Auf einer »Normalstation« soll eine Pflegekraft künftig für höchstens fünf Patienten zuständig sein. Auf Intensivstationen soll das Verhältnis eins zu zwei, in besonders schweren Fällen eins zu eins betragen. Zudem wollen die Gewerkschafter durchsetzen, daß in den Nachtschichten keine Krankenschwester mehr allein auf ihrer Station Dienst tun muß.

Darüber wird an Europas größtem Uniklinikum nun seit geraumer Zeit verhandelt. Zu Beginn bestritt die Geschäftsleitung, daß es überhaupt Tarifverhandlungen zu personellen Mindeststandards geben darf, da dies ein »Eingriff in die unternehmerische Freiheit« sei. Davon sind die Klinikmanager mittlerweile abgerückt. In den Gesprächen haben sie auch immer wieder den Eindruck erweckt, zu einem Kompromiß bereit zu sein. Doch ein konkretes Angebot blieben die Vertreter des dem Land Berlin gehörenden Krankenhauses bislang schuldig, zuletzt bei Verhandlungen am 26. Februar. Ver.di sprach daraufhin von einem »Affront« und kündigte Aktionen an.

Am Dienstag hat die Gewerkschaft dies konkretisiert: Für kommenden Montag ruft sie die Beschäftigten zur ganztägigen Arbeitsniederlegung auf. Zugleich überreichte ver.di der Charité-Spitze eine Liste von Bereichen, in denen die Streikbereitschaft so groß ist, daß Teile oder die gesamte Station geschlossen werden müssen. »Wir sind durch die Bereiche gegangen und haben die Kolleginnen und Kollegen konkret gefragt, in welchem Umfang sie sich am Warnstreik beteiligen möchten«, berichtete ver.di-Betriebsgruppensprecher Carsten Becker am Dienstag gegenüber junge Welt. »Das Ergebnis ist überwältigend.«

In der Tat wäre ein Ausstand im angekündigten Umfang sicher der größte Warnstreik, den es in einem deutschen Krankenhaus jemals gab. Neben zehn Komplettschließungen soll es demnach in etlichen Stationen zur sogenannten Stillegung von Betten kommen. Laut Becker haben noch mehr Bereiche ihre Beteiligung zugesagt als zu Beginn des Erzwingungsstreiks 2011. In dem damals einwöchigen Arbeitskampf hatte ver.di an der Charité bis zu 90 Prozent der Operationen und fast der Hälfte der 3200 Betten verhindert. Der wirtschaftliche Schaden war beträchtlich und veranlaßte die Klinikleitung, den ver.di-Forderungen nach deutlichen Gehaltsverbesserungen nachzugeben.

Damals wie heute muß die Geschäftsleitung im Streikfall dafür Sorge tragen, daß die genannten Stationen geräumt, die Patienten verlegt und die Betten nicht neu vergeben werden. Das schreibt eine zwischen ver.di und Charité geschlossene Notdienstvereinbarung fest. Demnach muß aber die Gewerkschaft die Stillegung von Betten mindestens drei, die Schließung von Stationen wenigstens sechs Tage vorher ankündigen. Der Klinikleitung bleibt noch eine Möglichkeit, den Arbeitskampf zumindest hinauszuschieben: Sie könnte die Schlichtung anrufen. Dadurch wäre es ver.di vorübergehend untersagt, zu Arbeitsniederlegungen aufzurufen.

»Unser Ziel ist die dringend nötige Entlastung der Beschäftigten durch die Einstellung zusätzlicher Kräfte«, erklärte Becker. »Die Kolleginnen und Kollegen haben schon jetzt deutlich gemacht, daß sie bereit sind, dafür zu kämpfen. Ich kann der Charité nur raten, dem endlich nachzugeben.« Eine Verbesserung der Personalsituation sei schließlich nicht nur im Interesse der Beschäftigten, sondern auch einer qualitativ hochwertigen Krankenversorgung, so der Gewerkschafter.

Tatsächlich ist der Zusammenhang zwischen fehlenden Pflegekräften und schlechter Patientenversorgung vielfach nachgewiesen. So kommt beispielsweise eine aktuelle Untersuchung der University of Pennsylvania zu dem Schluß, daß übermäßige Arbeitsbelastung die Todesraten im Krankenhaus deutlich nach oben treibt. Der im Fachmagazin The Lancet veröffentlichten Studie zufolge erhöht jeder Patient, den eine Krankenschwester zusätzlich versorgt, das Todesfallrisiko um sieben Prozent.

Nicht nur an der Charité, auch anderswo ist die Personalsituation in den Kliniken desaströs. Nach ver.di-Berechnungen fehlen in den Krankenhäusern bundesweit 162000 Beschäftigte, allein 70000 davon in der Pflege. Die Gewerkschaft fordert deshalb ein Gesetz, das den Häusern personelle Mindeststandards verbindlich vorschreibt. Der Konflikt an der Charité könnte diesem Anliegen noch einmal große Aufmerksamkeit bescheren.
http://www.jungewelt.de/2014/03-12/026.php?print=1

seite des solidaritätsbündnisses: http://www.mehr-krankenhauspersonal.de

Edit: den im zitierten artikel angekündigten (warn)streik hat es nicht gegeben, da die "arbeitgeber"seite ein sogenanntes schlichtungsverfahren angerufen hat, dieses soll wohl spätestens ende mai enden.

Kuddel

ZitatStreik an Unikliniken
Verdi ruft für Mittwoch erneut zum Ausstand auf

Erneut ruft Verdi die Mitarbeiter der Unikliniken in Baden-Württemberg zum Streik auf. Am Mittwoch müssen sich Patienten in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm daher auf den Ausstand einstellen.


Stuttgart - Die Patienten der Unikliniken in Baden-Württemberg müssen sich an diesem Mittwoch auf Warnstreiks einstellen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ruft zu mehrstündigen Arbeitsniederlegungen auf, um die Arbeitgeber zu einem Angebot in den zweiten Tarifgesprächen am Dienstag kommender Woche zu bewegen. Örtlich seien Kundgebungen geplant, teilte Verdi weiter mit. Es müsse mit Einschränkungen im Klinikbetrieb gerechnet werden. Betroffen könnten mehrere tausend Kranke sein; denn die Klinken an den Standorten Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm haben laut Baden-Württembergischer Krankenhausgesellschaft insgesamt rund 6300 Betten.

Sockelbeitrag von 120 Euro und zusätzlich drei Prozent gefordert

Die Gewerkschaft fordert für die rund 25.000 nicht-ärztlichen Beschäftigten - von der Krankenschwester bis zum Laboranten - einen Sockelbetrag von 120 Euro und zusätzlich drei Prozent. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Für alle Beschäftigen einschließlich der Auszubildenden soll es 30 Tage Jahresurlaub geben. Außerdem sollen alle Auszubildenden übernommen werden.

Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Günter Busch, warnte die Arbeitgeber vor ausgedehnteren Warnstreiks, sollten sie kein verhandlungsfähiges Angebot mitbringen. In der ersten Verhandlungsrunde am 1. April hatten die Arbeitgeber keine Offerte vorgelegt. Die Ärzte fallen als Landesbeschäftigte unter die Tarifbestimmungen des Landes.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.streik-an-unikliniken-verdi-ruft-fuer-mittwoch-erneut-zum-ausstand-auf.0ab68f38-89b8-4d47-b5e5-d0bd84ec8f6d.html

xyu

der termin ist zwar schon vorüber, aber wie es scheint überlegen leute in kiel, dem berliner beispiel zu folgen:
ZitatPflegenotstand am UK S-H beenden!

Für viele Beschäftigte in der Pflege und den Funktionsdiensten ist das Alltag: zu wenig Personal,
Arbeit, die kaum zu schaffen ist, keine Freizeit, vollflexible Dienstpläne, Überlastung und absoluter Stress. In Schleswig-Holstein fehlen tausende Arbeitsplätze für Pflegekräfte. Auch am UK S-H ist die Situation dramatisch. Die unerträgliche Situation in der Pflege ist allen bekannt: dem Vorstand, dem Eigentümer und der Landespolitik. Alle schauen weg. Seit Jahren fordert die Gewerkschaft ver.di eine gesetzliche Personalbemessung und führt darüber hinaus Gespräche mit dem Land Schleswig-Holstein.

Jetzt ist die Zeit zum Handeln. So kann es nicht weiter gehen!
Deshalb wollen wir einen Tarifvertrag zur Personalbemessung Pflege am UK S-H verhandeln und durchsetzen. Unser Ziel: tariflich geregelte und festgesetzte Standards bei der Personalbemessung.
Beispielsweise an der Berliner Charité laufen derzeit solche Verhandlungen.
Hier gibt es Beispiele, wie es gehen kann.

ver.di will den Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen auffordern.
Dafür brauchen wir eure Unterstützung!
Deshalb laden wir zum Informationstreffen am 7. Mai 2014, 16 Uhr,
DGB-Haus Kiel, Legienstraße 22, Garbesaal

Wir wollen über den Verlauf der Verhandlungen an der Charité Berlin oder im Paracelsus-Konzern sowie den Stand der politischen Gespräche mit der Bundesregierung berichten. Wir wollen uns über mögliche UK S-H-spezifische Forderungen austauschen.
Und: Wir wollen eine ver.di-Tarifkommission Pflege bilden.
http://nord.verdi.de/branchen-und-berufe/gesundheit-soziale-dienste-wohlfahrt-und-kirchen/++co++9dd1b918-d9e1-11e3-ab77-525400248a66

xyu

aus "Das Rote Tuch" Nr. 63, April 2014:
ZitatUni-Klinikum Essen: Zwangsversetzung? Nein danke!

Seit Januar wehren sich 6 Krankenschwestern der HNO-Station O3 am Essener Uniklinikum gegen ihre Zwangsversetzung. Die Leitung des Klinikums will sie in verschiedene andere Stationen versetzen, und dafür neue Pfleger auf die O3 holen. Und zwar deshalb, weil das alte Team sich nicht alles gefallen lässt. Weil sie sich zum Beispiel weigern, ständig an ihren freien Tagen angerufen und gedrängt zu werden, doch arbeiten zu kommen, wenn – wieder einmal – nicht genug Personal da ist. Weil sie sich weigern, den massiven Personalmangel auf ihren Knochen auszubaden.
Die Kolleginnen wollen sich die Zwangsversetzung nicht gefallen lassen. In diesem großen Klinikum mit den vielen Gebäuden, in denen man oft schon die Kollegen im Nachbargebäude nicht mehr kennt, gehen sie nach ihrer Arbeit zu anderen Stationen, um ihre Lage bekannt zu machen und Unterschriften gegen ihre Versetzung zu sammeln. Die Unterstützung ist groß, und viele Kollegen sagen auch: Wogegen ihr euch wehrt, davon sind wir alle betroffen. Diese Botschaft werden die Beschäftigten zusammen mit den Unterschriften der Leitung überbringen.
Und wenn man bedenkt, dass die Leitung all das gemacht hat, um den Zusammenhalt auf der O3 zu brechen und zu verhindern, dass er auf anderen Stationen Schule macht, dann haben die Kolleginnen eigentlich schon heute gewonnen.
Quelle: http://www.bund-revolutionaerer-arbeiter.org/spip.php?article438

xyu

ZitatBerliner Charité: Tarifvertrag für mehr Personal gilt als Testlauf für gute Arbeit und Pflege

Carsten Becker ist Sprecher der ver.di-Betriebsgruppe und Mitglied der gewerkschaftlichen Verhandlungskommission am Berliner Uniklinikum Charité. Mit ihm sprach Daniel Behruzi über den Stand des Tarifkonflikts.
Wochenlang hat man in der Öffentlichkeit kaum etwas vom Tarifkonflikt um mehr Personal am Berliner Uniklinikum Charité mitbekommen. Nun gibt es eine Einigung. Wie ist das gekommen?

Der Grund für die relative Stille war das Schlichtungsabkommen, auf das die Arbeitgeber zu Beginn der Verhandlungen bestanden hatten. Während der Schlichtungsphase durfte es demnach keine Kommunikation nach außen geben. Wir hatten in diesen Gesprächen harte Auseinandersetzungen, da die Diskrepanz zwischen den Forderungen von ver.di und den Angeboten des Arbeitgebers sehr groß war. Der Kompromiss sieht vor, in einer nur bis Ende 2014 laufenden Vereinbarung Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu testen. Die Charité-Leitung sagt verbindlich zu, in dieser Zeit 80 zusätzliche Pflegekräfte einzustellen.
80 neue Stellen bei rund 3.500 Vollkräften im Pflege- und Funktionsdienst der Charité – reicht das aus, um der Überlastung der Beschäftigten ein Ende zu setzen?

Ganz gewiss nicht. Das gibt selbst der Arbeitgeber zu. Die 80 zusätzlichen Vollkräfte können keinesfalls das Ende der Fahnenstange sein, sondern nur der erste Schritt zu einer wirklichen Verbesserung der Situa­tion. Die nun erzielte Vereinbarung ist dennoch ein wichtiger Erfolg: Damit wird weiterem Personalabbau ein Riegel vorgeschoben, die 80 Stellen müssen tatsächlich oben drauf kommen. Wir haben bis Jahresende die Möglichkeit zu erproben, was nötig ist, um die Überlastung im Interesse von Beschäftigten und Patienten zu beenden.

Das ist auch aus einem ganz praktischen Grund sinnvoll: Es gibt bislang in keinem Krankenhaus einen Tarifvertrag über Personalstandards. Nun können wir ausprobieren, wie das funktioniert. Und zum Jahreswechsel haben wir alle Karten in der Hand, auf Grundlage dieser Erfahrungen weitere Verbesserungen durchzusetzen. Dies ist also nicht das Ende der Auseinandersetzung um genügend Personal, sondern ein wichtiger Zwischenschritt.
Was passiert, wenn zum Jahresende klar ist: Die 80 Stellen haben nicht gereicht, um die Arbeitsbedingungen grundlegend zu verbessern?

Dann liegt die Pistole auf dem Tisch. Die Friedenspflicht läuft am 31. Dezember aus. Die von den Schlichtern gesetzte Messlatte ist: Es muss “eine wirksame Entlastung des Personals” geben. Daran werden wir die Realität messen.
Eine paritätisch besetzte Gesundheitskommission soll über die Verteilung der zusätzlichen Stellen entscheiden. Was hat es damit auf sich?

Das ist ein Novum: Gewerkschaft und Belegschaft können mit darüber entscheiden, wo diese Pflegekräfte eingesetzt werden. Mit Ultimaten und sogenannten Notruf-Aktionen haben in den vergangenen Monaten etliche Stationen und Bereiche dem Arbeitgeber angezeigt, dass sie dringend Entlastung brauchen. Nun bekommen wir Einfluss darauf, dass dort auch wirklich gehandelt wird. Alle Kolleginnen und Kollegen sind jetzt aufgefordert, ihre Bedarfe anzumelden. Sie müssen sagen, wieviel Personal im Früh-, Spät- und Nachtdienst benötigt wird, um gute Arbeit und gute Pflege zu gewährleisten. Das wird der Maßstab für die Verhandlungen über das weitere Vorgehen im kommenden Jahr.

Als ver.di an der Charité die Tarifforderung nach personellen Mindeststandards 2012 aufstellte, hielt die Klinikleitung das noch für einen Verstoß gegen die “unternehmerische Freiheit” und das Grundgesetz.

Das hat sich nun wohl erledigt. Wir haben bewiesen, dass tarifliche Regelungen für bessere Arbeitsbedingungen möglich und durchsetzbar sind. Jetzt müssen wir ausprobieren, welche Maßnahmen notwendig sind für einen Tarifvertrag, der allen Beschäftigten Entlastung bringt. Zugleich können wir gemeinsam mit anderen Häusern den Druck für eine gesetzliche Personalbemessung erhöhen.

Wir konnten mit dem Tarifkonflikt an der Charité dazu beitragen, das Thema Personalmangel in Krankenhäusern in den Medien und in der Politik zu platzieren. Konkret machen wir Druck dafür, dass das Land Berlin zum Vorreiter wird und gesetzliche Mindeststandards beim Personal festschreibt. Letztlich brauchen wir ein solches Gesetz auf Bundesebene. Betriebliche Auseinandersetzungen wie an der Charité können helfen, dafür Druck zu entwickeln.
Quelle: http://www.sozialismus.info/2014/06/erster-schritt-zu-wirklicher-verbesserung/
siehe auch: http://www.jungewelt.de/2014/06-05/006.php?print=1
und http://www.labournet.de/category/branchen/dienstleistungen/gesund/gesund-arbeitskampf-divers/charite/

xyu

zwei veranstaltungen in kassel

ZitatPflege am Boden?
Politische und gewerkschaftliche Strategien gegen den Pflegenotstand in Krankenhäusern

Ratschlag der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Freitag | 27. Juni 2014 | 11 bis 17 Uhr
Philipp-Scheidemann-Haus | Holländische Str. 72–74 | 34127 Kassel


aus dem programm

Zitat13:45 – 15:30 Workshops 


Workshop I: Vom Ultimatum bis zum Streik: Arbeitskonflikte gegen den Pflegenotstand organisieren und gewinnen
Aktion Notruf und Tarifvertrag für Mindestpersonalbemessung – Carsten Becker und Ulla Hedemann (ver.di-Betriebsgruppenvorstand Charité Berlin)
Personalmangel mit Stations- und Bettenschließungen beantworten – Brigitte Schuhmacher (Personalrätin und ver.di-Vertrauensfrau im Klinikum Stuttgart)
Die Kampfform Ultimatum bei Arbeitsüberlastung und Personalnot – Michael Quetting (Gewerkschaftssekretär ver.di Region Saar Trier)
Moderation: Jutta Krellmann (MdB DIE LINKE)
gesamtes programm unter http://linksfraktion.de/krankenhausratschlag

ZitatSa, 28.06.2014 10:00
ver.di Nordhessen | Kölnische Straße 81| 34117 Kassel
Vernetzungstreffen der Krankenhäuser

Die ver.di Betriebsgruppe der Charité lädt alle Interessierten zu einem Erfahrungsaustausch über den tariflichen Kampf für mehr Personal im Krankenhaus ein.
http://mehr-krankenhauspersonal.de/1378

Kuddel

ZitatEifelhöhen-Klinik Marmagen
Warnstreik für höheren Lohn



Zwei Stunden lang demonstrierten rund 100 Mitarbeiter der Eifelhöhen-Klinik in Marmagen für eine bessere Vergütung. Unterstützt wurden sie dabei von der Gewerkschaft Verdi.

Mitarbeiter der Eifelhöhen-Klinik haben am Dienstag für höhere Löhne demonstriert. Die rund 100 Beschäftigten forderten Zuwachs um 3,5 Prozent. Der Klinikbetrieb kam nicht zum Erliegen, aber etliche Therapien fielen aus.  Von Günter Hochgürtel

Nettersheim-Marmagen. Die Mitarbeiter der Eifelhöhen-Klinik in Marmagen zeigten sich am Dienstag kampfbereit. Unter Führung der Gewerkschaft Verdi hatte der Betriebsrat zu einem Warnstreik aufgerufen. Mehr als 100 Beschäftigte bauten sich von 11 bis 13 Uhr vor der Klinik mit Spruchbändern auf, um ihrer Forderung nach mehr Lohn Nachdruck zu verleihen.

Bis zum vergangenen Jahr gab es noch einen gültigen Tarifvertrag, der zwischen der Geschäftsleitung der Eifelhöhen-Klinik und der Belegschaft vereinbart worden war. In den übrigen vier Kliniken, die noch zum Aktien-Konzern gehören, gab es gar keinen Tarifvertrag. Da vor Kurzem die Geschäftsführung in Marmagen wechselte, war der Betriebsrat mit seinen höheren Gehaltsforderungen bislang nicht durchgedrungen. ,,Man hat den Beschäftigten bisher nur eine Einmalzahlung von 500 Euro angeboten. Das ist ein Witz", sagte Arbeitnehmervertreterin Birgit Wöstemeyer. Sie und ihre Kollegen fordern eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent, mindestens jedoch die Übernahme des Tarifabschlusses im öffentlichen Dienst. Der sieht im ersten Jahr drei Prozent und im zweiten Jahr weitere 2,4 Prozent mehr Gehalt vor. ,,Wir sind beim Warnstreik auch von etlichen unserer Patienten unterstützt worden", erklärte Wöstemeyer auf Anfrage.

Der Klinikbetrieb kam durch die Streikaktion nicht zum Erliegen, aber etliche Therapien fielen schon aus. ,,Unsere Lohnentwicklung liegt in den letzten 15 Jahren sehr weit hinter der allgemeinen Entwicklung im Gesundheitswesen", heißt es in einem Verdi-Flugblatt. Seit 1999 sei die Vergütung einer Krankenschwester oder eines Therapeuten nur um 3,5 Prozent gestiegen. Der allgemeine Kaufkraftverlust bis 2013 habe dagegen 23,9 Prozent betragen.
http://www.ksta.de/nettersheim/eifelhoehen-klinik-marmagen-warnstreik-fuer-hoeheren-lohn,15189156,27918766.html


Zitat
Eifelhöhen-Klinik
Erneuter Streik für höhere Löhne

Mitarbeiter der Eifelhöhen-Klinik in Marmagen sind am Dienstag erneut für eine Tariferhöhung auf die Straße gegangen. Das Angebot der Geschäftsführung über eine Einmalzahlung wurde entschieden abgelehnt.
Von Stephan Everling



Nettersheim-Marmagen.  Mit Trillerpfeifen und Lautsprechern zog die Gewerkschaft Verdi in einem Kundgebungszug von der Eifelhöhen-Klinik auf den Eiffelplatz, um dort beim Wochenmarkt für ihre Lohnforderungen zu demonstrieren. Dabei blieb sie nicht wirkungslos, auch wenn die spontane Reaktion nicht die erwünschte gewesen sein dürfte. Denn eine Rinderherde war derart erschrocken über die lärmende Demonstration, dass sie durchging und ein Tier sogar ausbrach. Doch die rinderaffinen Eifeler Streikenden fingen den Flüchtling schnell wieder ein und reparierten flugs den Zaun.


Mit Transparenten zogen die Mitarbeiter der Eifelhöhen-Klinik am Dienstagmorgen durch Marmagen.
Foto: Everling

Der Warnstreik war anberaumt worden, da Verhandlungen von Verdi mit dem Arbeitgeber nicht zu einer Einigung geführt hatten. ,,Uns ist eine Einmalzahlung von 500 Euro angeboten worden", berichtete Birgit Wöstemeyer, Betriebsratsvorsitzende. Das würde die Beschäftigten von der allgemeinen Lohnentwicklung abkoppeln, fuhr sie fort. Insgesamt sei in den vergangenen 15 Jahren der Tariflohn an der Eifelhöhen-Klinik nur um im Schnitt 2,5 Prozent gestiegen, rechnete Gewerkschaftssekretär Arno Appelhoff vor. 2012 habe es eine Lohnerhöhung gegeben, ,,davor aber zwölf Jahre nichts", beklagte Wöstemeyer. Um nicht nur Lärm zu machen, hatten die Physiotherapeuten kostenlose Gesundheitsangebote für die Marmagener Bevölkerung im Gepäck. Auch die Musik der ,,Quetschemänn", die an jedem Dienstag den Wochenmarkt mit Akkordeonmusik beschallen, wurde von den Gewerkschaftern freudig begrüßt.

,,Bei einer Betriebsversammlung ist das Angebot der Geschäftsleitung einer Einmalzahlung einhellig abgelehnt worden", erzählte Wöstemeyer. Diese 500 Euro würden wirkungslos verpuffen, meinte sie. Richtige Verhandlungen habe es bisher nicht gegeben, berichtete Appelhoff. Er forderte eine Tariferhöhung entsprechend dem Öffentlichen Dienst, also drei Prozent im ersten Jahr und 2,4 Prozent im zweiten.

Demnächst sollen ganztägige Streiks erfolgen. Doch Geschäftsführer Rüdiger Pfeifer sieht dafür keinen Spielraum: ,,Die Klinik schafft das wirtschaftlich nicht." Seit März hat er die Nachfolge von Dr. Michael Nolte angetreten und sieht jede Menge Baustellen. Auch wenn zur Zeit die Belegung gut sei, könne sich das auch ganz schnell wieder ändern, befürchtet er. ,,Ich habe auch eine Verantwortung für die Arbeitsplätze und möchte nicht im November die ersten Entlassungslisten ausfüllen müssen", sagt er. Er habe der Gewerkschaft bereits vergeblich vorgeschlagen, einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, die Zahlen zu überprüfen. Für das Frühjahr könnte er sich Tarifverhandlungen vorstellen, doch das werde von der Gewerkschaft nicht gewünscht. ,,Mit diesem Kurs gefährdet Verdi Arbeitsplätze in der Eifel", sagt er. Außerdem wolle er den Manteltarifvertrag neu verhandeln. ,,Da stehen Regelungen drin, die sind längst nicht mehr EU-konform", beklagt er.
http://www.ksta.de/nettersheim/eifelhoehen-klinik-erneuter-streik-fuer-hoehere-loehne,15189156,28104998.html

xyu

Zitat
Holpriger Testlauf

Berliner Charité: Bislang keine ausreichende Entlastung durch Tarifvertrag

Verzögerungen, Unzufriedenheit, Konflikte. Die Umsetzung des Tarifvertrags für mehr Personal an der Charité läuft schleppend. »Mit der Vereinbarung wollten wir testen, ob die vom Arbeitgeber vorgeschlagenen Maßnahmen tatsächlich zu einer wirksamen Entlastung der Beschäftigten führen«, erläutert Dana Lützkendorf von der ver.di-Betriebsgruppe.

Danach sieht es im Moment nicht aus. Von den 80 Vollkräften, die das Berliner Uniklinikum laut Vertrag in Pflege- und Funktionsdiensten bis zum Jahresende zusätzlich einstellen muss, sind auf den Stationen und in den Bereichen bislang noch nicht viele angekommen. Zugleich versucht das Management immer wieder, an anderer Stelle zu kürzen.

Schon bis zur Unterschrift war es ein langer Weg: Erst Ende September gab der Aufsichtsrat endgültig grünes Licht für die schon im Juni ausgehandelte »mehrgliedrige Vereinbarung«. Neben den Verzögerungen sorgte die Charité-Spitze auch anderweitig für Unmut. Statt wie vorgesehen unbefristet wollte sie Auszubildende plötzlich nur noch befristet übernehmen. Erst als ver.di Proteste ankündigte, lenkte das Management ein.

»Von einer spürbaren Entlastung der Beschäftigten sind wir noch meilenweit entfernt und es ist nicht abzusehen, dass dieses Ziel zum Jahresende erreicht wird. Wahrscheinlich müssen wir dann deshalb erneut Druck machen. Die Kolleginnen und Kollegen sind dazu bereit.«

Grit Wolf, Neurologie, Campus Virchow





Kürzungen abgewehrt

Für noch mehr Empörung sorgten Pläne, etwa jede sechste der 120 Stellen in der Medizinischen Dokumentationsassistenz abzubauen. Die Betroffenen wehrten sich mit wöchentlichen Protestaktionen und einer Unterschriftensammlung, die binnen zwei Wochen 2.000 Beschäftigte aller Berufe unterzeichneten. Auch hier machte die Geschäftsleitung daraufhin einen Rückzieher und stoppte die Kürzungen bis auf weiteres.

Bei der Einstellung zusätzlicher Pflegekräfte – Kern des Tarifvertrags – gibt es ebenfalls Probleme. Zwar arbeiten Gewerkschafts- und Charité-Vertreter in der neu geschaffenen, paritätisch besetzten Gesundheitskommission konstruktiv zusammen. So hat das Gremium bereits sogenannte Brennpunktbereiche identifiziert und die Verteilung neuer Stellen beschlossen. Doch davon wurde bislang nur wenig umgesetzt.

Abzüglich der Fluktuation sind kaum neue Kollegen eingestellt worden, berichtet Lützkendorf. »Die Charité bekommt allein 600 Initiativ-bewerbungen pro Jahr. Warum ist es da so schwer, die Leute einzustellen?«, fragt die Gewerkschafterin. Auch die bereits im November vergangenen Jahres versprochenen Neueinstellungen für den Nachtdienst bringen keine ausreichende Entlastung. Eine neue Pflegekraft für den Nachtdienst wird von der Charité auf vier Stationen aufgeteilt. »Das heißt, man hat mal eine zweistündige Entlastung, aber der Grundsatz ›Keine Nacht allein‹ ist längst nicht eingelöst«, betont Grit Wolf, die ebenfalls in der ver.di-Betriebsgruppe aktiv ist. Eine Verbes-serung der Situation in den nicht-pflegerischen Bereichen – die in der Vereinbarung gleichfalls als Ziel formuliert ist – sei zudem überhaupt nicht in Sicht.

»Der Kurzzeit-Tarifvertrag ist ein wichtiger Testlauf. Meine Erkenntnisse daraus sind: Erstens brauchen wir klare und nachprüfbare Besetzungsregeln für jede Schicht. Zweitens müssen Sanktionen greifen, wenn der Arbeitgeber seine Zusagen nicht einhält.«

Dana Lützkendorf, Krankenschwester





Verhandlungen ab November

Ab Mitte November wollen Management und Gewerkschaft gemeinsam Bilanz ziehen und über weitere Maßnahmen zur Entlastung der Beschäftigten verhandeln. Vor dem Hintergrund der bisherigen Entwicklung könnte die Luft am Verhandlungstisch allerdings schnell dünn werden.
https://drei.verdi.de/2014/ausgabe-52/aktiv/seite-6/holpriger-testlauf

Kuddel

ZitatEs geht um mehr

Charité-Streik An der Berliner Charité streiken die Beschäftigten für mehr Pflegepersonal und machen damit auf ein grundsätzliches Problem des Gesundheitssystems aufmerksam


...
Der Personalabbau an der Charité lässt sich auch an den Zahlen ablesen, die die Klinik in ihren Jahresberichten veröffentlicht. Demnach sank die Zahl der Vollkräfte im Krankenpflegedienst zwischen 2005 und 2014 von rund 2.567 auf rund 2.411 im Jahr 2014. Zugleich stieg jedoch die Zahl der stationären Fälle und um rund zehn Prozent auf 139.311.

,,Immer mehr Patienten in kürzerer Zeit", bringt Grit Wolf die Zahlen auf den Punkt. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Charité sitzt als Ver.di-Mitglied auch in der Tarifkommission der Charité. Auf ihren Berufsalltag hat die zunehmende Unterbesetzung starke Auswirkungen: ,,Wir haben kaum mehr Zeit für Gespräche mit Patienten, kaum mehr Zeit für Anleitungen, die wichtig sind, wenn die Patienten wieder nach Hause entlassen werden. Wir sind immer kurz angebunden und verbreiten Hektik." Um das auszugleichen, arbeiteten viele Pflegekräfte in ihrer Pause und würden Überstunden machen. Die Pflegekräfte haben die Wahl, ihren Berufsethos über Bord zu werfen, oder die zusätzliche Belastung zu schultern. Aus Kreisen der Pfleger heißt es, dass viele Kollegen nur noch teilzeit arbeiteten oder häufiger erkrankten.

Die Charité zeigte sich von dem angekündigten Warnstreik überrascht.
...
,,Seit Mitte der 90er Jahre erleben wir einen erheblichen Stellenabbau beim Pflegepersonal der Krankenhäuser. Das geht bis hin zur Unterversorgung in vielen Bereichen und ist ein bundesweites Problem", fasst Michael Simon, Professor für Gesundheitssystem und Gesundheitspolitik an der Hochschule Hannover die Entwicklung zusammen.

Sie ist Folge gesundheitspolitischer Entscheidungen, die die Kosten im Gesundheitssystem eindämmen und kalkulierbarer machen sollten, jedoch auch dazu führten, dass Krankenhäuser unter größeren wirtschaftlichen Druck gerieten.

So wurde beispielsweise 1996 die sogenannte Pflegepersonal-Regelung (PPR) abgeschafft. Diese hatte bis dahin dafür gesorgt, dass der Bedarf an Pflegern anhand der Patienten eines Krankenhauses errechnet wurde. Mit der Abschaffung der PPR setzte der Abbau von Pflegestellen im Krankenhaus ein.

Die Pfleger selbst sehen eine weitere zentrale Ursache für die derzeitige Überlastung an deutschen Kliniken in der sogenannten Fallpauschale, die 2004 eingeführt wurde.
...
https://www.freitag.de/autoren/bennyk/es-geht-um-mehr

Kuddel

ZitatCharité-Konflikt
Streik an Charité könnte massiv werden

Der Streik an der Charité wird wohl nicht mehr abgewendet – und massiver ausfallen, als erwartet. Verdi erklärt, die Universitätsklinik habe Spielräume.


Der Streik an der Charité wird wohl nicht mehr abgewendet – und massiver ausfallen, als erwartet. Ab 22. Juni müssten ,,Stationen im zweistelligen Bereich" geschlossen werden, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Meike Jäger am Freitag, weil sich so viele Schwestern und Pfleger streikbereit gemeldet hätten. Dies könnte bedeuten, dass schon am ersten Tag 800 der 3000 Charité-Krankenbetten nicht belegt werden. Die Gewerkschaft ruft ab 22. Juni alle Beschäftigten der landeseigenen Universitätsklinik zum unbefristeten Streik auf. Wie viele Mitglieder man an der Charité habe, sagte Jäger nicht. Bekannt ist, dass der in der Pflege oft niedrige gewerkschaftliche Organisationsgrad an der Charité höher ist.

Die Ärzte haben einen eigenen Tarifvertrag, streiken werden Schwestern, Pfleger und Techniker. Sie fordern mehr Personal. Für die Normalpflege soll eine Schwester fünf statt bisher im Schnitt zehn Patienten betreuen. Denn dies bedeute Überstunden und Überlastung: Nicht der Streik, hieß es am Freitag, sondern der Normalzustand gefährde die Patienten. Pro Streiktag gehen der Charité mindestens 500.000 Euro für abgesagte Behandlungen verloren. Der Klinikvorstand hatte erklärt, die Forderungen ergeben insgesamt 600 neue Stellen – bei derzeit 4200 Pflegekräften. Die kostete bis zu 35 Millionen Euro im Jahr. Bei Verdi wies man daraufhin, dass das gerade 2,5 Prozent des Gesamtbudgets entspricht.

Verdi: Charité hat Spielraum für Verbesserungen

Angesichts des Präzedenzcharakters dieser Tarifrunde hatten Kenner erwartet, dass der Senat oder Bundespolitiker eine Lösung vermitteln. Charité-Aufsichtsratschefin und Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sagte: Das Verhandeln der Verträge und Ausloten der Möglichkeiten sei im Rahmen der Tarifautonomie die Aufgabe der Tarifparteien. Sie erklärte erneut, laut Bundesregelungen haben die Krankenkassen das Personal zu finanzieren. Dies betonen auch Krankenhausgesellschaft und Charité-Vorstand. Die Verdi-Verhandler weisen daraufhin, Charité und Land hätten aber eben auch Spielraum. ,,Die Charité hat auch hausgemachte Probleme", sagte Jäger. Die vielen Einzelzentren auf den drei Campussen funktionierten zuweilen wie ,,kleine Königreiche", was Synergien koste. Wegen fehlender Medizinischer Dokumentationsassistenten könne die Klinik zudem nicht alle Fallpauschalen bei den Kassen abrechnen. Ein Charité-Sprecher sagte, beides stimme nicht; Geld gehe nicht verloren.

Ein Beitrag des Landes zur Deeskalation könnte sein, dass der Senat dem Charité-Vorstand gestattet, das Jahresplus von 7,5 Millionen Euro für Pflegestellen auszugeben. Außerdem könnten Sondermittel quasi als Vorleistung für angestrebte Gesetzesänderungen erwogen werden: Die Charité hätte dann Personalstandards in der Aussicht darauf gesetzt, dass sich die Bundespolitik auf eine bessere Versorgung aller Kliniken verpflichtet. Die kürzlich beschlossene Krankenhausreform gilt vielen in der Branche zwar als Enttäuschung. Aus dem ebenfalls neuen Versorgungsstärkungsgesetz aber ließe sich womöglich mehr Geld für die Hochschulambulanzen generieren.

Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres soll künftig mit Bund über Hochschulen verhandeln

Derweil wurde Scheeres am Freitag auf der Kultusministerkonferenz zur Verhandlungsführerin bestimmt: Mit ihren Amtskollegen aus Bayern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Hamburg handelt sie mit dem Bund die Mittel für die Hochschulmedizin aus. Wolfgang Albers (Linke), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus, sagte: Über den Tarifstreit hinaus müssten gesetzliche Personalschlüssel her, damit Sparen ,,nicht auf die Beschäftigten und damit letztlich auf die Patienten abgeladen" werden könne. Schwestern und Pfleger anderer Kliniken haben Grußadressen an ihre Charité-Kollegen geschickt, kommenden Freitag will der Schauspieler Rolf Becker bei einer Solidaritätsveranstaltung für die Charité-Pflegekräfte auftreten.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/charite-konflikt-streik-an-charite-koennte-massiv-werden/11911710.html

Kuddel

ZitatArbeitskampf im Krankenhaus
Streik um Streik

An der Charité beginnt ein unbefristeter Streik – die Klinikleitung versucht ihn gerichtlich zu verhindern. Etwa tausend OPs werden abgesagt.


Nun also doch: Mit der Frühschicht am heutigen Montag beginnt der Streik an der Charité. Krankenschwestern, Pfleger und weitere Beschäftigte treten in den Ausstand – unbefristet. Wegen des Streiks sollen allein in der ersten Woche etwa 1000 geplante Operationen abgesagt werden, lebensnotwendige Operationen finden aber statt. Mehr als 20 Stationen der Klinik sollen geschlossen werden. Die streikenden Krankenhausmitarbeiter streiken nicht für ein höheres Gehalt, sondern für bessere Arbeitsbedingungen.

Bis zum letzten Moment versucht die Leitung der Charité, den Streik gerichtlich zu verbieten. Am Freitag scheiterte eine einstweilige Verfügung beim Arbeitsgericht. Die Charité argumentierte, dass die Personalausstattung tariflich geregelt sei und der Streik deshalb gegen die Friedenspflicht verstoße. Außerdem sei durch die Schließung vieler Stationen die Versorgung der Patienten gefährdet. Das Gericht lehnte es jedoch sowohl ab, den Streik ganz zu verbieten, als auch den Streik auf weniger Stationen zu beschränken. Es verwies auf den Notfallplan, der die Notversorgung der Patienten sicherstellt.

Ein Pfleger auf zehn Patienten

,,Nicht der Streik, sondern der Alltag gefährdet das Wohl der Patienten", meint Stephan Gummert. Der 44-jährige ist Pfleger auf der kardiologischen Station im Virchow-Klinikum, das zur Charité gehört. Gummert erzählt, dass er im Monat durchschnittlich auf 25 Überstunden, also etwa drei Arbeitstage komme. Auf seiner Station käme häufig nur ein Pfleger auf zehn Patienten. Gummert und seine Kollegen wollen durch den Streik ein Betreuungsverhältnis von sieben zu eins erreichen.

Seit 1998 arbeitet Gunnert auf der Station, seit dem hätten sich die Arbeitsbedingungen ,,hanebüchen verschlechtert." Auf der Station mit 31 Betten seien sie tagsüber zu dritt, am Wochenende und nachts nur zwei Pfleger. ,,Gerade die jungen Kollegen hatten jahrelang Angst vor der Nachtschicht", so Gummert. Am gestrigen Sonntag ist er damit beschäftigt, die Räumung seiner Station vorzubereiten. Er und seine Kollegen werden ab Montag streiken. Am frühen Morgen sollen die letzten Patienten auf andere Stationen verteilt und die Station geschlossen werden.
Kämpferischer Kalle Kunkel

Trotzdem ist unklar, ob der Streik wie geplant und in vollem Umfang stattfinden wird. Nach der Entscheidung des Arbeitsgerichts am Freitag legt die Leitung der Charité nun Berufung vor dem Landesarbeitsgericht ein. Wann über die Berufung entscheiden wird, ist noch unklar. Die Charité wollte sich auf Anfrage der taz erst im Laufe des heutigen Montags zu ihrem weiteren Vorgehen äußern. Da die Berufung jedoch keine aufschiebende Wirkung hat, könnte der Streik erst im Nachhinein eingeschränkt werden. ,,Die Charité sollte besser mit den politisch Verantwortlichen sprechen, statt den Streik zu torpedieren", sagte Kalle Kunkel, der als Gewerkschaftssekretär von verdi für den Streik zuständig ist, und nahm damit auch die Berliner Politik in die Verantwortung. Im Aufsichtsrat der Charité sitzen sowohl die Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres als auch Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen.

Kunkel ist zuversichtlich, dass trotz der sehr kurzfristigen Entscheidung des Gerichts viele Pfleger in den Streik treten werden. ,,Die Kollegen sind jetzt noch wütender", so Kunkel. Weil der Notfallplan eingehalten werden muss, könnten gar nicht alle streiken, die wollten. Den Versuch der Charité, den Streik gerichtlich zu verhindern, da sonst das Wohl der Patienten gefährdet sei, kritisierte Kunkel: ,,Jahrelang hat man die Notrufe der Pfleger ignoriert."

Für Dienstag planen Gewerkschaft und Streikende eine Kundgebung vor dem Brandenburger Tor.
http://www.taz.de/Arbeitskampf-im-Krankenhaus/!5205460/

Kuddel

ZitatGesundheitswesen
Protestaktion gegen Pflegenotstand



162.000 Beschäftigte fehlen nach Einschätzung von Verdi in den Kliniken, darunter 70.000 in der Pflege. Die bundesweite Aktion gegen den Pflegenotstand in den Krankenhäusern erfreut sich reger Beteiligung.


Zum Auftakt der Gesundheitsministerkonferenz der Länder in Bad Dürkheim hat Verdi zu der bisher größten Protestaktion im Gesundheitswesen aufgerufen: Zwischen 13 und 13.10 Uhr beteiligten sich am Mittwoch allein in Hessen die Pflegekräfte von über 75 Krankenhäusern, wie der zuständige Verdi-Sekretär, Stefan Röhrhoff, auf Anfrage erklärte. In der Zeit von 13 bis 13.10 Uhr findet in der Pflege die sogenannte Übergabe statt: Der Spätdienst wechselt den Frühdienst ab. Dadurch hoffte Verdi auf eine besonders gute Beteiligung.

,,Unsere Erwartungen wurden übertroffen", berichtete Röhrhoff, und auch die für die Rhein-Main-Region zuständige Sekretärin Hilke Sauthof-Schäfer war mit der Teilnehmerzahl sehr zufrieden. Mit dabei waren unter anderem das Klinikum in Höchst, die Uniklinik, die Krankenhäuser in Offenbach, Hanau, Langen und die Hochtaunuskliniken.

Bundesweit erhielt jeder Teilnehmer eine Nummer zwischen 1 und 162.000. Die Zahlen sollen den Personalmangel symbolisieren, denn 162.000 Beschäftigte fehlen nach Einschätzung von Verdi in den Kliniken, darunter 70.000 in der Pflege.

,,Der Frust ist enorm groß", sagte Röhrhoff. Es gebe ,,Überstunden ohne Ende". In der Industrie würde das kein Arbeitgeber durchhalten. Verdi fordert unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Belastungen auf den einzelnen Stationen einen Pflegeschlüssel, also eine Vorgabe, wie viele Pflegekräfte für welche Anzahl von Patienten zuständig sind.
Kreisverband der Grünen unterstützt Protest

Die Enttäuschung über den am 11. Juni vorgestellten Entwurf des Krankenhaus-Strukturgesetzes ist aber nicht nur bei den Beschäftigten und der Gewerkschaft groß. Der Entwurf sieht nach Angaben von Verdi keine grundlegende Verbesserung, sondern nur maximal drei Stellen mehr pro Krankenhaus in der Pflege vor.

Nicht wenige Arbeitgeber teilen die Kritik an diesem Entwurf. Nach Einschätzung des Klinikverbundes Hessen ist von dem neuen Gesetz ,,keine Entlastung und Verbesserung der Situation von Pflegekräften und anderen Berufsgruppen in Krankenhäusern zu erwarten".

Der Kreisverband der Grünen unterstützt die Verdi-Aktion. ,,Als Gesellschaft müssen wir endlich anerkennen, dass für Pfleger und Pflegerinnen mehr Geld aufgewendet werden muss, damit auch der Nachwuchs langfristig gesichert ist", schrieben die Vorstandssprecher Marina Ploghaus und Bastian Bergerhoff am Mittwoch in einer Pressemitteilung.
http://www.fr-online.de/rhein-main/gesundheitswesen-protestaktion-gegen-pflegenotstand,1472796,31032978.html

xyu

ver.di hat eine Petition an den Bundestag für eine gesetzliche Personalbemessung in Krankenhäusern gestartet. Ziel ist -wie u.a. bei der Petition gegen Sanktionen im SGB II geschehen- mindestens 50.000 Unterzeichnende innerhalb der Frist zu gewinnen.

Die Petition kann online unterzeichnet werden unter: https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2015/_08/_21/Petition_60583.nc.html

Möglichkeit Unterschriftenlisten in Papierform auszudrucken (gibt es sicherlich auch zum mitnehmen in den Gewerkschaftsbüros): http://www.der-druck-muss-raus.de/die-krankenhauspetition/unterschriftenliste-info-und-hinweise


ZitatText der Petition

Die Krankenhauspetition für mehr Personal
Wir fordern vom Bundestag ein Gesetz zur Personalbemessung im Krankenhaus, das regeln soll, dass der reale Personalbedarf ermittelt wird sowie, dass die benötigten Stellen in allen Bereichen des Krankenhauses geschaffen und zweckgebunden außerhalb der Fallpauschalen finanziert werden. Das Pflegestellenförderprogramm im aktuellen Krankenhausstrukturgesetzentwurf reicht nicht, um eine sichere Patient/innenversorgung zu gewährleisten.
Begründung
Gefährlicher Personalmangel im Krankenhaus
Wer in den letzten Jahren zur Behandlung im Krankenhaus war oder dort Angehörige besucht hat, weiß: Das Personal in deutschen Krankenhäusern ist überlastet. Für notwendige Pflege- und Hygienemaßnahmen ist nicht genügend Zeit. Das hat einen Grund: Nach ver.di-Hochrechungen fehlen 162.000 Stellen an Krankenhäusern, davon alleine 70.000 in der Pflege. Diese werden dringend benötigt, um eine gute Versorgung der Patient/innen sicherzustellen. Denn die Zahl der Patient/innen und die Schwere der Erkrankungen nehmen zu. In Pflege, Therapie und Reinigung wurden zur gleichen Zeit aber massiv Stellen abgebaut. Während in der Schweiz eine Pflegefachkraft 5,5 Patient/innen versorgt und in Polen 9,3, ist eine Pflegekraft in Deutschland für 10,3 Patient/innen zuständig. Damit ist Deutschland europäisches Schlusslicht. Jede/r dritte Patient/in wird Opfer von Komplikationen oder muss krank wieder nach Hause gehen. Der Personalmangel kann sogar lebensgefährlich sein: Eine britische Studie belegt, dass das Risiko, in einem Krankenhaus zu sterben, bei einer schlechteren personellen Betreuung um 26 Prozent erhöht ist. Nicht nur die Patient/innen, auch das Personal leidet unter den Zuständen: Die starke körperliche und emotionale Belastung führt zu Burn-Out und anderen Erkrankungen. Krankenhäuser werden kaputt gespart – und wir alle zahlen dafür mit unserer Gesundheit. Das Gesetz der Ökonomie wird über das Gebot der Menschlichkeit gestellt.

Protestbewegung wächst
In den letzten Monaten haben hunderttausende Krankenhausbeschäftigte und Unterstützer/innen für mehr Personal im Krankenhaus demonstriert, Protestaktionen gestartet und gestreikt. Die Bewegung wächst und zeigt erste Erfolge. Immer mehr Politiker/innen nehmen die Sorgen der Krankenhausbeschäftigten und der Bevölkerung wahr. Uns reichen aber keine Versprechungen, wir wollen eine gesetzliche Regelung für ausreichend Personal im Krankenhaus. Nur so kann eine gute Versorgung der Patient/innen sichergestellt werden.

Geht nicht? Geht doch!
Im Bereich der Psychiatrien gibt es bereits eine Personalverordnung. Diese funktioniert und ist finanzierbar. Sie sichert Qualitätsstandards. In den 1990er-Jahren führte die ,,Pflegepersonalregelung" in Krankenhäusern innerhalb von zwei Jahren zu 21.000 zusätzlichen Stellen im Pflegebereich. Diese Regelung wurde aber nach wenigen Jahren wieder außer Kraft gesetzt.

Gesetzliche Personalbemessung jetzt!
ver.di fordert eine wissenschaftlich gestützte und bedarfsgerechte Personalermittlung bis 2017 in allen deutschen Krankenhäusern, zunächst für die Pflege und dann für alle anderen Berufsgruppen. Das geforderte Gesetz soll den Einsatz des Personalbemessungsinstruments, dessen Kontrolle sowie die benötigte Finanzierung regeln. Die Finanzierung muss außerhalb der Fallpauschalen erfolgen und zweckgebunden sein. Der Bedarf soll pro Krankenhaus ermittelt werden und auch die Kontrollen sollen in jedem Krankenhaus stattfinden.

Kuddel

Zitat Wolfsburg
Klinikum: Proteste gegen Reform

Mitarbeiter des Klinikums Wolfsburg protestieren gegen den Entwurf des Krankenhausstrukturgesetzes. Sie beteiligen sich am Mittwoch, 23. September, um 13 Uhr, an einem bundesweiten Aktionstag gegen die geplante Reform.



,,Aktive Mittagspause": Zuletzt hatte es im Juni Proteste am Wolfsburger Klinikum gegeben. Diesmal wollen Mitarbeiter Luftballons steigen lassen.

Unter anderem lassen sie Luftballons steigen und legen eine "aktive Mittagspause" ein.

,,Stellvertretend für alle werden 15 Kollegen am Brandenburger Tor in Berlin an der zentralen Protestaktion teilnehmen", kündigt Klinikumssprecher Thomas Helmke an. Insgesamt werden über 10.000 Krankenhausmitarbeiter aus der gesamten Bundesrepublik bei der Aktion erwartet. Aber auch in Wolfsburg soll ein Zeichen gesetzt werden: Die Mitarbeiter werden um 13 Uhr eine ,,Aktive Mittagspause" einlegen. Unter dem Motto ,,Wir gehen in die Luft" wollen sie vor dem Klinikum Luftballons steigen lassen, um auf die Unzulänglichkeiten der Reform hinzuweisen.

,,Das geplante Gesetz ist keine Reform, es verschlechtert unsere Situation, statt sie zu verbessern", macht Klinikumsdirektor Wilken Köster deutlich. So würde der Versorgungszuschlag von 0,8 Prozent wegfallen und es gäbe Kürzungen bei der jährlichen Vergütungsanpassung. Auch für die in Niedersachsen bestehende Investitionslücke von 1,5 Milliarden Euro biete das Gesetz keine nachhaltige Lösung. Dabei sei es wichtig, einen Weg zu finden, der eine vollständige Finanzierung der Personal- und Sachkosten der Krankenhäuser sowie notwendiger Investitionen schafft, meint Köster: Nur so könne ,,eine qualitativ hochwertige Versorgung der Bevölkerung mit stationären Krankenhausleistungen" sichergestellt werden.
http://www.waz-online.de/Wolfsburg/Stadt-Wolfsburg/Klinikum-Proteste-gegen-Reform

Kuddel

ZitatProteste gegen Klinikreform

Auch in Stuttgart sind Krankenhausbeschäftigte bei einer bundesweiten Aktion gegen die geplanten Klinikreform der Bundesregierung auf die Straße gegangen. Kritiker werfen Gesundheitsminister Gröhe vor, mit seinen Plänen ein weiteres Kliniksterben zu provozieren. Die Krankenhausbeschäftigten wollen keine weiteren Einbußen hinnehmen.




Mit hunderten grüner Luftballons und Transparenten protestierten am Mittwoch Mitarbeiter verschiedener Krankenhäuser der Region Stuttgart auf dem Schlossplatz gegen die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung. Das Vorhaben von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sei ein geschickt getarnter Versuch, die Krankenhäuser weiter ,,auszuhungern" und so Kliniken und Betten zu reduzieren, kritisierte Stuttgarts Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne). An der bundesweiten Protestaktion in vielen Städten der Republik beteiligten sich mehrere tausend Klinikbeschäftigte. In Stuttgart waren es laut Polizei etwa 400.

Nicht nur von Stuttgarter Kliniken waren Mitarbeiter auf den Schlossplatz gekommen, auch aus Sindelfingen oder Esslingen waren Beschäftigte angereist. Auf Protesttafeln (,,Auch Krankenhäuser sind systemrelevant", ,,Diese Reform belastet das Personal") machten sie ihrem Ärger Luft. ,,Für alles ist Geld da, aber nicht für Gesundheit", erklärte Margit Weinmann, die im Patientenmanagement des städtischen Klinikums arbeitet. Ihre Erfahrung der vergangenen Jahre: ,,Es werden immer mehr Stellen eingespart, die verbleibenden Leute haben immer mehr Arbeit. Es darf kein Geld mehr gestrichen werden."

Seit Jahren werden Stellen gestrichen

,,Die Krankenhäuser sind völlig unterfinanziert", ist auch die Meinung von Thomas Lepke, der im Robert-Bosch-Krankenhaus in der EDV arbeitet. ,,Immer mehr Personalstellen werden gestrichen, es zählt nur noch die Optimierung", kritisierte Lepke. Katrin Schröder, die als OP-Schwester in der Charlottenklinik für Augenheilkunde tätig ist, erklärte: ,,Personalkürzungen sind auch im OP ein Thema." Die Folge sind immer mehr Überstunden für die Beschäftigten. ,,Die Arbeitsbelastung hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen", erklärte die OP-Schwester.

Peter Stöckel, der am Standort Sindelfingen des Klinikverbunds Südwest arbeitet, erläuterte dies beispielhaft. Als er Anfang der 1990er Jahre in der Pflege angefangen habe, seien auf einer Station vier bis fünf Vollzeitkräfte für 27 Patienten zuständig gewesen, heute seien es noch zwei. ,,Aber nur, wenn's gut läuft, selbst dafür gibt es keine Garantie", erzählte Stöckel, der zehn Jahre Stationsleiter war. Dazu komme ein enormer Dokumentationsaufwand: ,,Die Leute haben keine Zeit mehr das auszuüben, was sie gelernt haben."

Kritiker fürchten: Reform wird Probleme verschärfen

Die geschilderte Entwicklung wird sich durch die geplante Krankenhausreform nochmals deutlich verschärfen, befürchten Kritiker. Die Arbeitsbedingungen des Personals und damit der Service für die Patienten werden sich verschlechtern, sagte Krankenhausbürgermeister Wölfle. Insgesamt werde den 230 Kliniken im Land etwa 125 Millionen Euro durch die Reform entzogen. Beim Diakonie-Klinikum würden alleine durch die Streichung des sogenannten Versorgungszuschlags etwa 650 000 Euro im Jahr entfallen, beim Klinikum Esslingen geht es um etwa eine Millionen Euro, beim Klinikum der Stadt Stuttgart um zwei Millionen Euro. ,,Das wäre fatal", sagte Bernd Sieber vom Klinikum Esslingen. Und die genannten Zahlen umfassten nur etwa die Hälfte der befürchteten Kürzungen, machte Ralf-Michael Schmitz deutlich, der Geschäftsführer des städtischen Klinikums. Bernd Rühle, Geschäftsführer des Diakonie-Klinikums, erläuterte, dass schon heute der sogenannte Landesbasisfallwert, auf dessen Grundlage die Vergütungen berechnet werden, nicht die Tarifsteigerungen abdecke. ,,Weitere Kürzungen darf man dem Personal nicht zumuten", sagte Rühle. ,,An der Stellschraube Personal kann man nicht mehr drehen – wir sind am Limit", betonte Andrea Kiefer vom Bundesverband für Pflegeberufe (DBfK). Dass freilich alle Kürzungen auf den Personaletat durchschlagen, machte Ralf-Michael Schmitz deutlich: Die Personalkosten machen etwa zwei Drittel der Ausgaben in Krankenhäusern aus.

AOK-Landeschef widerspricht

AOK-Landeschef Christopher Hermann nannte die bundesweite Aktion dagegen eine ,,unsachliche Kampagne" der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Die Betriebskostenfinanzierung der Krankenhäuser sei ausreichend. Defizite und unnötige Mengenausweitungen seien auf ineffiziente Krankenhausstrukturen und die unzureichende Finanzierung der Investitionen durch die Länder zurückzuführen.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.krankenhaeuser-proteste-gegen-klinikreform.1b71042e-5375-414d-9303-9419808f9526.html

Bowie

Luftballons als Kampfmittel gegen die Gesundheitsindustrie?
Hat sich Verdi das ausgedacht?
Als Steigerung Wattebäuschchenwerfen gegen den Arbeitgeber!

dagobert

Zitat von: Bowie am 10:58:58 So. 27.September 2015
Als Steigerung Wattebäuschchenwerfen gegen den Arbeitgeber!
Selbstverständlich, es soll ja schließlich nicht weh tun.
Wo kämen wir denn sonst hin?  >:D
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Zitat Demo in Kiel
Krankenhaussterben im Land befürchtet

Gemeinsamer Protest von Klinikpersonal, Ärzten und Krankenhausbetreibern: Sie befürchten weitere Kürzungen bei der ohnehin chronischen Unterfinanzierung der Krankenhäuser. Stein des Anstoßes ist der Entwurf für ein geplantes Bundesgesetz.




Vor einem Krankenhaussterben in Schleswig-Holstein haben Klinikmitarbeiter und Arbeitgeber bei einer gemeinsamen Demonstration in Kiel gewarnt. Rund 500 Menschen beteiligten sich nach Angaben der Polizei und der Gewerkschaft Verdi an der Protestaktion am Mittwoch. Aufgerufen hatte zu der Kundgebung die Schleswig-Holsteinische Allianz für die Krankenhäuser. Neben Verdi und der Krankenhausgesellschaft als Arbeitgeberverband wird die Allianz von zahlreichen weiteren Organisationen wie der Diakonie, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband oder dem Marburger Bund unterstützt.

Im Zentrum der Kritik steht das von der Bundesregierung geplante Krankenhausstrukturgesetz, das die Finanzierung der Krankenhäuser künftig regeln soll. Die Kliniken dürften nicht die Sparschweine der Nation sein, hieß es auf der Kundgebung vor dem Rathaus. Die geplante Finanzierung sei unzureichend, es drohe weiterer Personalabbau und noch mehr Arbeitsverdichtung, was zu einer schlechten Patientenversorgung führen werde. Die Krankenhausgesellschaft kritisiert eine permanente Unterfinanzierung der Personal- und Sachkostensteigerungen in den Kliniken. Das künftige Gesetz sehe bei wenigen punktuellen Verbesserungen massive finanzielle Kürzungen vor.

Nach Einschätzung von Verdi lässt der bisherige Entwurf kleineren und mittleren Krankenhäusern keine Zukunftschancen. Große Konzerne seien wegen ihrer Kapitalkraft im Vorteil. Der Wettbewerb werde durch Personalabbau auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen, kritisierte Verdi-Landesfachbereichsleiter Steffen Kühhirt. Verdi fordert, dass die Personalausstattung von Klinikabteilungen gesetzlich geregelt werde. Dies sei bisher nicht der Fall. Es gebe nur Empfehlungen.

Das Krankenhausstrukturgesetz solle die Qualität verbessern. ,,Was als Qualitätssicherung daher kommt, ist in Wahrheit ein Programm, Krankenhäuser zu schließen und die Kapazitäten zu reduzieren", berichtete Kühhirt. Das werde vor allem Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft treffen, weil sie nicht die Finanzkraft privater Krankenhäuser hätten.

Laut Verdi fehlen bundesweit 162 000 Stellen in den Krankenhäusern, allein in Schleswig-Holstein 3000 Stellen, vor allem in der Pflege. Scharf kritisierte Verdi das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: Es sei ein Skandal, dass das landeseigene Uniklinikum — wieder einmal - mit schlechten Beispiel vorangehe. ,,Dort werden hunderte Stellen in der Pflege abgebaut aus wirtschaftlichen Gründen — und das, obwohl die Qualität schon jetzt im Keller ist und die Beschäftigten permanent überlastet sind", kritisierte Kühhirt.

Der schleswig-holsteinische Marburger-Bund-Chef, der geriatrische Chefarzt Henrik Herrmann vom Westküstenklinikum in Brunsbüttel, forderte: ,,Krankenhäuser müssen durch eine sichere und ausreichende Finanzausstattung in die Lage versetzt werden, ihrer Verantwortung gegenüber ihren Patienten und ihren Beschäftigten nachkommen zu können." Eine vernünftige Qualität medizinischer und pflegerischer Leistungen sei nur mit entsprechendem Personal möglich.
http://www.kn-online.de/News/Aktuelle-Nachrichten-Kiel/Nachrichten-aus-Kiel/Krankenhaussterben-in-Schlewig-Holstein-befuerchtet-Demo-in-Kiel

Klar, ich bin gegen Kürzungen. Ich bin aber wenig begeistert, wenn ich sehe, wie Arbeitgeber und Belegschaften gemeinsam demonstrieren.
Ich erinnere, wie damals HDW Arbeiter in von der Gewerkschaft organiserten Demos zum Landeshaus zogen, um für den Konzern staatliche Zuschüsse zu fordern. Das Ganze fand während der Arbeitszeit statt und wurde vom Arbeitgeber bezahlt.

xyu

ZitatAls Kommunistischer Aufbau sind wir auf die kürzlich gegründete 'Initiative Kämpferische Pflege' (IKP) aufmerksam geworden. Dabei handelt es sich um einen klassenkämpferischen Organisierungsansatz von Pflegerinnen und Pflegern aus verschiedenen Arbeitsbereichen und Krankenhäusern. Wir drucken in dieser Ausgabe ein Interview der IKP mit zwei KollegInnen aus dem Krankenhaus ab, sowie einen kapitalismuskritischen Artikel dieser Initiative. Bitte sendet Rückmeldungen direkt an die Initiative unter organisierte.pflege[a]gmx.de
ZitatAus der weißen Fabrik – Interview mit zwei KrankenpflegerInnen
http://komaufbau.org/aus-der-weisen-fabrik-interview-mit-zwei-krankenpflegerinnen/
ZitatGute Pflege im Kapitalismus?!
http://komaufbau.org/gute-pflege-im-kapitalismus/


Kuddel

ZitatBerliner Landesunternehmen
In Tochterfirmen der Kliniken droht Streik

Eigentlich hatte sich die Lage beruhigt, als die Charité sich verpflichtete mehr Schwestern und Pfleger einzustellen. Doch nun droht Streik bei einer Tochterfirma - und auch bei Vivantes.



Arbeitskämpfe gab es in den Berliner Kliniken öfter. An der Charité das erste Mal 2006, zu sehen auf dem Bild, zuletzt 2015.

In den Berliner Kliniken spitzt sich der Streit um die Tochterfirmen zu. Zunächst geht es um Reinigungskräfte, Hausmeister und Boten der Charité. Sie sind oft bei der ,,Charité Facility Management" (CFM) beschäftigt, die geringere Löhne zahlt, als die landeseigene Universitätsklinik selbst. Für die meisten der mehr als 2000 CFM-Mitarbeiter gilt kein Tarifvertrag. Kalle Kunkel von der Gewerkschaft Verdi sagte: ,,Angesicht der Spaltungsversuche der CFM-Geschäftsführung sind Streiks nicht ausgeschlossen."

Man orientiere sich an branchenüblichen Löhnen, reagierte ein CFM-Sprecher, höhere Forderungen gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit der Firma. Der Charité-Haustarif sei außerdem auf Ärzte und Pflegekräfte ausgerichtet. Zuletzt gab es Schlagzeilen, als die Charité dem bundesweit ersten Tarifvertrag für mehr Personal zustimmte. Die gewerkschaftlich organisierten Pflegekräfte der Klinik hatten 2015 nicht für mehr Lohn, sondern für mehr Kollegen gestreikt. Zuvor bestimmten Überstunden und Stress den Alltag auf den Stationen.

Kürzlich hatten sich auch 90 Prozent der Verdi-Mitglieder in der wichtigsten Tochterfirma der landeseigenen Vivantes-Kliniken für Streik ausgesprochen. Für 250 jener 900 Service-Beschäftigten gilt kein Tarifvertrag. Verdi fordert, dass alle 15.000 Vivantes-Beschäftigten nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt werden. Der Vivantes-Vorstand hat nun bis Anfang nächster Woche Zeit zu reagieren. Ein SPD-Landesparteitag hatte 2015 beschlossen, Ausgliederungen aus Landesunternehmen sollten rückgängig gemacht werden.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-landesunternehmen-in-tochterfirmen-der-kliniken-droht-streik/14456060.html#

  • Chefduzen Spendenbutton