Scheinheiliger geht es wirklich nicht

Begonnen von Hartzhetzer, 20:19:15 Do. 08.März 2007

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Kuddel

ZitatKatholische Kirche
Rektor hat einmal zu oft geheiratet

Die Neuwahl eines Rektors an der Katholischen Hochschule NRW scheitert an moralischen Bedenken. Der Kölner Erzbischof hatte die zweite Heirat als schwerwiegenden Verstoß gegen die Loyalitätspflicht bewertet.
http://www.fr-online.de/home/1472778,1472778.html

Kuddel

ZitatEvangelium des Wohlstands

In Brasiliens Freikirchen folgt der Teufelsaustreibung die Zeche. Denn die Gemeinden müssen an den Mutterkonzern Franchise-Gebühren zahlen.


...
Seit 1980 hat sich die Anzahl aktiver evangelikaler Kirchgänger in Brasilien verdreifacht, jeder siebte ist inzwischen Mitglied einer Freikirche, die Zahl der regelmäßig Praktizierenden dürfte bald vergleichbar sein mit jener unter Katholiken. Unterstützt werden diese ,,charismatischen Freikirchen" von 76 Radiostationen, 20 TV-Sendern und 100 Senderbeteiligungen. Evangelikale Abgeordnete repräsentieren mittlerweile den wichtigsten Block im brasilianischen Kongress.

Der neue Papst hat sich keineswegs aus sentimentalen Gründen auf seiner ersten Auslandsreise nach Brasilien begeben; die katholische Kirche ist drauf und dran, hier ihre Marktführung zu verlieren.
...
Während des gesamten Gottesdienstes ist eine Vielzahl von hervorragend geschulten Mitarbeitern, gekleidet wie Stewards und Stewardessen, im Laufschritt in dem Konferenzsaal unterwegs. Ihr Pensum ist beachtlich: geweihtes Wasser in kleinen Plastikbechern verteilen, Blätter einsammeln, auf denen die Gläubigen ihre Sorgen, Nöte, Wünsche notiert haben, Formulare austeilen, auf denen Spenden zugesichert werden, und wieder einsammeln. Der erfolgreichen Teufelsaustreibung folgt die Zeche. Barzahler eilen nach vorne, um ihren Obolus in die weinroten Säckel zu entrichten.

Die Universalkirche des Bischofs Edir Macedo, eines Millionärs, der seinen internationalen Konzern von New York aus leitet, bildet Gemeinden auf kommerzieller Basis, die nach dem Franchise-Prinzip funktionieren: Wer eine neue Filiale eröffnet, muss Lizenzgebühren an den Gründer zahlen. Einige der Gläubigen trugen passenderweise Avon-Taschen, Brasilien ist inzwischen der weltweit größte Markt dieser ähnlich operierenden Kosmetikfirma. Hier herrscht das Evangelium des Wohlstands. Weitere Gesänge heben an. Eine Erleichterung nach vollbrachter Arbeit ist spürbar. Entspannt singen wir dem Ende entgegen.
http://www.taz.de/Kolumne-Schlagloch/!5057128/

Kuddel

Gary R. Herbert gehört der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) an.

ZitatUtah erklärt Pornografie zum Risiko für die Volksgesundheit

Staatssenator sieht Erotikdarstellungen als süchtigmachend an und vergleicht sie mit Tabak, von dem man vor 70 Jahren auch glaubte, dass er harmlos sei

In Deutschland will Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) "sexistische" Werbung verbieten. Gary Herbert, der Gouverneur von Utah, geht noch einen Schritt weiter: Er unterzeichnete am Dienstag die Resolution S.C.R. 9, die Pornografie zu einem "Risiko" für die Volksgesundheit erklärt und die "Aufklärung" von "Individuen und Familien" über angebliche schädliche Effekte als "Notwendigkeit" einstuft.

Schon das Entschlusspapier selbst soll dem Gouverneur zufolge auf die "zahlreichen Gefahren" der Bild-, Film- und Literaturgattung aufmerksam machen...
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48015/1.html

Rudolf Rocker

Na, da gibt es bestimmt bald entsprechende Warnhinweise auf den Produkten!
Vielleicht auch solche Horrorbildchen wie auf den Kippenschachteln?
´n Typ mit krummen Fingern, oder sowas! ;D ;D

dagobert

ZitatStaatssenator sieht Erotikdarstellungen als süchtigmachend an und vergleicht sie mit Tabak, von dem man vor 70 Jahren auch glaubte, dass er harmlos sei
Pornos sind krebserregend?  :o
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Rudolf Rocker

Ja, wenn Du die Verpackung rauchst ist das bestimmt auch krebserregend! ;D ;D

BGS

Gary R. Herbert gehört  m. E. schleunigst in Therapie.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Rudolf Rocker

Ja, der soll sich erst mal ´n schönen Porno angucken! ;D ;D

Kuddel

ZitatProteste bei Colonia Dignidad vor Besuch von Joachim Gauck in Chile


Protesttransparent vor den Toren der ehemaligen Colonia Dignidad in Chile

Parral, Chile. Angehörige von Verschwundenen und Folterüberlebende aus der Zeit der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) haben am Sonntag erneut an den Toren der ehemaligen deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad im Süden von Chile protestiert. Die Protestteilnehmer forderten Wahrheit über die begangenen Verbrechen und Gerechtigkeit für die Opfer des Sektenregimes ein. Auch sprachen sie sich für ein Ende von touristischen Aktivitäten in der Deutschensiedlung aus, die inzwischen in "Villa Baviera" umbenannt wurde. Etwa sechzig Personen befestigten Transparente in spanischer und deutscher Sprache mit der Aufschrift "Geschlossen wegen Menschenrechtsverletzungen" am Eingangstor.

Die Proteste finden zwei Wochen vor der Ankunft von Bundespräsident Joachim Gauck statt, der sich vom 12. bis zum 14. Juli 2016 zum Staatsbesuch in Chile aufhalten wird. Nach dem kürzlichen Eingeständnis von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), nach dem die bundesdeutsche Diplomatie schwerwiegende Fehler im Fall Colonia Dignidad begangen und auf Informationen über Menschenrechtsverletzungen in der Siedlung nicht angemessen reagiert hat, wird in Chile nun erwartet, dass dieses Thema einen zentralen Platz während des Besuch des Bundespräsidenten einnehmen wird.

Die derzeitigen Proteste begannen bereits am vergangenen Freitag mit einer Demonstration durch die Regionalhauptstadt Talca und einem zweitägigen Hungerstreik der Angehörigenorganisation. Dieser fand in den Räumlichkeiten der Lehrergewerkschaft statt und wurde von verschiedenen sozialen und Studierenden-Organisationen unterstützt. Von Talca aus fuhren die Protestierenden gestern gemeinsam zur etwa 40 Kilometer entfernt gelegenen Colonia Dignidad.

Zu einem Austausch zwischen Angehörigen der Opfer und derzeitigen Bewohnern der Siedlung kam es, als die für den Tourismus in der "Villa Baviera" Verantwortliche, Anna Schnellenkamp, auf die Protestierenden zuging. Sie versprach, dieses Jahr kein Oktoberfest durchzuführen und bot den Angehörigen und Überlebenden weitere Gespräche an. Sie merkte jedoch an, dass sie sich gegenüber den Angestellten des Tourismusbetriebes in der Pflicht fühle.

In Vorbereitung der Reise des Bundespräsidenten ist nach Angaben der chilenischen Zeitung La Segunda indes der Beauftragte für Lateinamerika und die Karibik im Auswärtigen Amt, Dieter Lamlé, in das südamerikanische Land gereist. Das chilenische Nachrichtenportal El Mostrador berichtet, dass Lamlé in den kommenden Tagen die ehemalige Colonia Dignidad besuchen will. Lamlé will sich auch mit Adriana Bórquez, einer chilenischen Folterüberlebenden, und Efraín Vedder, einem von der Colonia Dignidad zwangsadoptierten ehemaligen Siedlungsbewohner treffen.
https://amerika21.de/2016/06/155238/joachim-gauck-chile-protest

Kuddel


Rudolf Rocker

Der Gipfelkreuz- Hacker! ;D
Schöner Titel für einen Horror- Roman!
Wundert mich, das noch keine Sondersendung im Fernsehen kam und das Ganze als Terroranschlag des IS gewertet wurde!
Wo bleiben die Gebirgsjäger und die Drohnen? :o

Strombolli

Vielleicht war der Blitzableiter zu kurz?
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

Kuddel

ZitatRegensburg:
Mehr als 400 Misshandlungs- und Missbrauchsfälle bei Domspatzen

Die Aufklärung der Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen hat ein System der Angst aufgedeckt.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-10/regensburger-domspatzen-sexueller-missbrauch-opfer-rudolf-voderholzer


Rudolf Rocker

ZitatEs darf gefeiert werden
Das Bundesverfassungsgericht hat den strikten Schutz von Feiertagen eingeschränkt. So galt der Karfreitag in Bayern bislang als "stiller Feiertag", Feste zu feiern war verboten. So ein Schutz verstößt nach Ansicht der Richter gegen das Grundgesetz.
http://www.tagesschau.de/inland/bverfg-feiertage-101.html

dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Zitat Colonia Dignidad
BND seit Jahrzehnten über ,,KZ-ähnliche" Folter informiert

Jahrzehntelang kam es in der von Deutschen gegründeten Siedlung zu Folterszenen. Zuletzt sorgte die Anwesenheit eines damaligen Mittäters bei einem Empfang des Bundespräsidenten für einen Eklat.


1966 will der Bundesnachrichtendienst (BND) erstmals von ,,KZ-ähnlichen" Methoden in der von Deutschen gegründeten Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile erfahren haben. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion vom Mittwoch hervor. Allerdings will der BND dies nur aus örtlichen Presseberichten erfahren haben. In der Antwort des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, Stephan Steinlein, wird zudem eingeräumt, dass die Regierung bis 1987 Menschenrechtsverletzungen ignoriert und sich schützend vor die Colonia Dignidad gestellt habe.
http://www.faz.net/aktuell/politik/bnd-ueber-folter-in-colonia-dignidad-seit-1966-informiert-14361387.html

Zitat

Colonia Dignidad
Deutsche Renten für die Sekte

Deutsche Diplomaten haben der Colonia Dignidad bei der Geldbeschaffung geholfen. Deshalb konnten über Jahrzehnte Millionenbeträge aus deutschen Rentenkassen in die Sekte fließen. Erstmals sprechen Diplomaten darüber, die in Chile Dienst leisteten.


Die Recherchen der ARD-Doku "Die Sekte der Folterer - Deutsche Diplomaten und die Verbrechen der Colonia Dignidad" möchte das Auswärtige Amt nicht kommentieren. Sie sind heikel. Denn sie zeigen, dass deutsche Rentenversicherer die Sekte von 1961 bis 1989 mitfinanzierten - aufgrund unzulänglicher Informationen der deutschen Botschaft in Chile.


Paul Schäfer, der Gründer der Colonia Dignidad, im Jahr 2005

In der Colonia Dignidad herrschten unter dem damaligen Chef, dem Deutschen Paul Schäfer, grausame Zustände: Sklavenarbeit, Selbstjustiz und Folter. Deutsche Staatsbürger wurden an einer Flucht gehindert. Die Botschaft wusste das - und trotzdem flossen die Gelder.

Die etwa 50 Rentenberechtigten in der Colonia Dignidad mussten jährlich mit sogenannten Lebensbescheinigungen nachweisen, dass sie noch leben. Das ist gängige Praxis für den Bezug von Renten im Ausland. Die Botschaft stellte diese Bescheinigungen aus. "Dafür mussten sich im Prinzip die Leute persönlich vorstellen. Das geschah bei der Kolonie aber nicht", erklärt Werner Kaufmann-Bühler, Konsul an der deutschen Botschaft in Chile von 1970 bis 1973.

Kritiker wurde versetzt

Der pensionierte Diplomat äußert sich erstmals öffentlich zu den merkwürdigen Vorgängen in der Botschaft. "Da hatte sich der Brauch eingebürgert, dass jemand mit einem Stoß von Formularen und Vollmachten kam und sich pauschal die Genehmigung geben ließ." Der Diplomat hatte sich 1972 in einem Bericht an das Auswärtige Amt gegen diese Praxis der "Sammelverfahren" gewandt. Vergeblich. Kaufmann-Bühler wurde auf eine andere Dienststelle versetzt, dieser "Brauch" wurde fortgeführt.

Als Dieter Haller 1984 in der deutschen Botschaft in Chile die Konsularabteilung übernahm, hat auch er "ein paar Verhaltensweisen vorgefunden", die er "nicht gut fand". Dazu gehörte, "dass es nie einen persönlichen Kontakt gab zwischen Angehörigen der Colonia Dignidad und Vertretern der Botschaft". Die Rentenberechtigten hätten "alle ihre konsularischen Dienstleistungen" über einen Stellvertreter - ein Mitglied aus der Führungsriege der Colonia Dignidad - abgewickelt. Dieter Haller, der heute Botschafter in Saudi-Arabien ist, hatte darauf bestanden, diese Praxis abzuschaffen, konnte sich aber offenbar zunächst nicht durchsetzen.

"Dieses System muss beendet werden"

Noch im März 1987 schrieb Konsul Haller in einem vertraulichen Brief an das Auswärtige Amt: "In der Vergangenheit ist ein Verbindungsmann bisweilen mit Sammelvollmachten mit bis zu 40 Unterschriften hier erschienen." Und er mahnte: "Dieses System muss beendet werden." Als wenig später dem damaligen Staatssekretär Jürgen Sudhoff die Sache vorgelegt wurde, schrieb er zornig an den Rand des Dokuments: "Warum haben wir das zugelassen?" Und: "Hier tickt eine Zeitbombe." Auf Hallers Initiative wurden die Sammelverfahren eingestellt, vermutlich erst 1987.

Dennoch vertrauten bis dahin die Rentenversicherer der deutschen Botschaft in Chile. Was blieb ihnen übrig? Sie zahlten. Es waren Altersrenten, Kriegsversehrten- und Vertriebenenrenten. Die Gelder "wurden voll eingesteckt von der Leitung der Kolonie. Das war der Botschaft bekannt", erinnert sich Kaufmann-Bühler. "Diese Leute hatten keine individuellen Konten, die wussten wahrscheinlich gar nicht, dass es das gab."

Dieter Haller forschte Mitte der 1980er-Jahre nach und fand heraus, dass die Renten "auf ein Sammelkonto der Colonia Dignidad" überwiesen wurden. "Das war eine monatliche Summe von um die 50.000 Mark." Genau lässt sich der Geldfluss nicht mehr rekonstruieren. Wenn diese Angabe zutrifft, ist im gesamten Zeitraum eine zweistellige Millionensumme aus deutschen Rentenkassen an die Sekte geflossen - in begehrten Auslandsdevisen.

Zusammenarbeit mit der Botschaft war schlecht

Norbert Blüm, damals Bundesminister für Arbeit, bestätigt, dass die Renten direkt der Führungsriege der Colonia Dignidad zugute kamen. "Die deutsche Rentenversicherung zahlte auf ein Sonderkonto", sagt er. Und er kommentiert mit drastischen Worten: "Das war ein saftiges Einkommen für einen Folterapparat, mitfinanziert von der Deutschen Rentenversicherung - ohne ihr Wissen."

Als Blüm im Sommer 1987 bei Diktator Augusto Pinochet persönlich die Einhaltung der Menschenrechte anmahnte, hatte er keinen guten Eindruck von der damaligen deutschen Botschaft. "Die Zusammenarbeit mit der Botschaft war schlecht." Der Minister traute nun auch nicht mehr den von der Botschaft ausgestellten Lebensbescheinigungen. Er ließ eigene Mitarbeiter nach Chile reisen. Sie sollten herausfinden, ob die "Rentenberechtigten" in der Colonia Dignidad noch leben. Das Ergebnis: Im Februar 1989 stellten die deutschen Rentenversicherer alle Zahlungen ein.
http://www.tagesschau.de/ausland/colonia-dignidad-deutsche-renten-101.html

Kuddel

ZitatKirche und Faschismus
Die Geschäfte des Vatikans mit dem Teufel

Pius XI. begeisterte sich für Italiens "Duce" Mussolini, wie Kirchenforscher David I. Kertzer dokumentiert. Skrupel überkamen den Papst erst kurz vor seinem Tod - wegen Hitler. 


Sein Name kommt nur auf einer Seite vor, gleichwohl ist Rolf Hochhuth in David Kertzers Studie über Papst Pius XI. und den italienischen Faschismus omnipräsent. Sein Drama "Der Stellvertreter" war in den 1960er-Jahren ein Welterfolg; die von Hochhuth provozierten Debatten über Pius XII. und den Holocaust sind seither nicht zur Ruhe gekommen. "Hitlers Papst" garantiert noch immer Schlagzeilen.

Aber gilt das auch für seinen Vorgänger Pius XI.? Kertzers deutscher Verlag knüpft mit dem Titel "Der erste Stellvertreter" jedenfalls an Hochhuths Skandalstück an, und auch der Kirchenhistoriker Hubert Wolf schlägt in seinem Vorwort nicht gerade leise Töne an: "Ohne Römische Kurie kein Faschismus, ohne Achille Ratti kein Benito Mussolini, ohne Pius XI. kein Duce". Pius XI. sei der "erste Stellvertreter" gewesen, "der den Faschismus und damit vielleicht auch den Nationalsozialismus überhaupt erst möglich machte". Geschichte kann so einfach sein.

Achille Ratti war von 1922 bis 1939 Papst. In diese Zeit fielen Ereignisse von welthistorischer Relevanz: die Machtergreifung Mussolinis, die Lateranverträge von 1929, das Konkordat mit dem Deutschen Reich 1933 und die Rassengesetze des faschistischen Regimes 1938. Überall war der Papst - so oder so - beteiligt.

Die Literatur darüber füllt ganze Bibliotheken, ohne dass die Forschung zu einem Konsens gefunden hätte; auch Pius XI. steht schon lange im Zentrum eines zähen Meinungsstreits. Daran hat sich nach der Öffnung der Vatikanischen Archive für die Amtszeit von Pius XI. im Jahr 2006 wenig geändert. Zahlreiche Forscher haben seither Neues über die Politik des Vatikans zutage gefördert.
Mussolinis Agenten saßen überall

Kertzer bereichert diesen Kenntnisstand, während ihm der Faschismus und Mussolini ein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Er hat sich nämlich nicht damit begnügt, die neu zugänglichen kirchlichen Akten zu konsultieren. Kertzer zieht auch staatliche italienische Dokumente heran, unter denen die Berichte faschistischer Spitzel im Herzen des Katholizismus besonders brisant sind. Mussolinis Agenten saßen überall, sie hörten mit und schrieben auf, was ihnen in der Gerüchtekirche des Vatikans zu Ohren kam.

Was kann Kertzer nicht alles auftischen! Hinter den Mauern des Kirchenstaates toben erbitterte Machtkämpfe, der Papst wird abgeschirmt, überspielt und ausgeschaltet, in seiner Nähe treiben Päderasten ihr Unwesen.

Moralisches Versagen mag man der Kirche hier vorwerfen und diesen Vorwurf mit guten Gründen erneuern, wenn es um das Verhältnis zum Faschismus geht. Das ist Kertzer aber nicht genug. Angetrieben und mitgerissen von einem rätselhaften Enthüllungsfuror spricht er von "Partnerschaft", gar von einem "geheimen Pakt" zwischen Papst und Mussolini, der namentlich für den "Duce" lebenswichtig gewesen sei.

Die Belege für diese prallen Thesen sind allerdings dünn. Das, was Kertzer und andere vor ihm ausgegraben haben, eignet sich nicht zum Bildersturz. Es dient höchstens der Ergänzung einer alten öffentlichen Debatte über die politischen Do-ut-des-Geschäfte zwischen der katholischen Kirche und dem faschistischen Regime.

Nicht wenige dieser Geschäfte hatten mit weltanschaulichen Affinitäten zu tun; Kirche und faschistischer Staat waren sich einig in der Ablehnung von Kommunismus und Demokratie; beim Papst selbst muss schließlich eine gehörige Portion Patriotismus in Rechnung gestellt werden.

Pius XI. begeisterte sich für Mussolinis Visionen von italienischer Pracht und Größe und räumte dem "Duce" deshalb viel Kredit ein. Mussolini griff der Kirche finanziell unter die Arme, er erlaubte Kreuze in den Schulen und ließ, auf einen Wink des Vatikans, unliebsame Bücher aus dem Verkehr ziehen. Die Kirche revanchierte sich, indem sie kritische Stimmen im eigenen Lager unterdrückte und dem Regime ihren Segen erteilte. Die Verklärung Mussolinis als "Mann der Vorsehung" war nur eine von vielen dieser verbalen Entgleisungen.

Keine Frage: Viele der von Kertzer beschriebenen Geschäfte und Kompromisse waren faul. Namentlich gilt das für die fast wortlose Hinnahme der Rassengesetze von 1938, die Juden das Leben in Italien unmöglich machen sollten. Pius XI. war selbst nicht frei von antisemitischen Ressentiments. Juden zu diskriminieren, brachte ihn nicht um den Schlaf. Er duldete sogar fanatische Judenfeinde in seiner Umgebung, die noch in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre ihr Gift im Osservatore Romano und der Civiltà Cattolica, dem Kampfblatt der Jesuiten, verspritzten.

Von hier aus war es nicht weit zu dem von Kertzer mit Recht angeprangerten Deal vom 16. August 1938. Der Papst verpflichtete sich darin, zur Judenpolitik Mussolinis zu schweigen, während der "Duce" im Gegenzug versprach, die Katholische Aktion in Ruhe zu lassen, jene Laienorganisation, die dem Papst besonders am Herzen lag, weil er in ihr ein wichtiges Instrument zur Rechristianisierung Italiens erblickte.

Das heißt aber nicht, dass die Kooperation zwischen Papst und "Duce" ungetrübt gewesen wäre. Sie stand von Beginn an im Zeichen lauernder Skepsis; man traute einander nicht über den Weg.

Kertzer verschweigt die daraus resultierenden Konflikte nicht, er gibt ihnen aber analytisch kein Gewicht. Dabei kann auch er nicht übersehen: Der Gegensatz zweier Weltanschauungen, die auf je ihre Weise den ganzen Menschen beanspruchten, war unüberbrückbar und durch keinen noch so geheimen Pakt zu entschärfen.

Der seit Längerem bekannte Deal vom August 1938 hielt denn auch nicht lange. Der Papst fand häufig Mittel und Wege, um seine abweichende Meinung kundzutun, und Mussolini träumte nicht nur einmal davon, der Kirche als Konkurrenzinstanz den Garaus zu machen.

Mussolini raste, als der Pontifex maximus schon im September 1938 vor einer Gruppe von Katholiken sagte: "Im geistigen Sinne sind wir alle Semiten." Pius XI. zog aus dieser Einsicht nur halbherzige Konsequenzen.
Eindringliche Warnung vor Hitler

Ganz so viel hatte er für die Juden dann doch nicht übrig, als dass er den großen Konflikt mit dem faschistischen Regime riskiert hätte; er sah im "Duce" immer noch einen Mann, mit dem man reden konnte und der vielleicht sogar Hitler zu bremsen vermochte.

Pius XI. verwickelte die Regierung aber in eine zähe Auseinandersetzung über die Frage, wie mit zum Katholizismus übergetretenen Juden und den Ehen zu verfahren sei, die diese Konvertiten mit Katholiken geschlossen hatten. Außerdem warnte er seine Landsleute und Mussolini eindringlich vor einem Bündnis mit Hitler, den er bereits 1937 scharf angegriffen hatte.

Schließlich bereitete Pius XI. nicht nur einen Weckruf gegen Rassismus und Judenverfolgung, sondern auch eine Enzyklika über diese brennenden Themen vor. Er haderte mit sich und seinen Versäumnissen und wollte am Ende seiner Tage doch noch ein klares Zeichen setzen.

Der Tod nahm dem Papst im Februar 1939 diese Dinge aus der Hand. Aber nicht nur er - das gleiche Geschäft besorgten zuvor seine engsten Berater. Eine besondere Rolle spielte dabei der spätere Pius XII., dessen Seligsprechungsverfahren in die entscheidende Phase getreten ist.

Er verhinderte als Kardinalstaatssekretär alles, was die "Zusammenarbeit des Vatikans mit dem (faschistischen) Regime stören konnte". Und er war es auch, der den bereits gedruckten Weckruf vernichten ließ und die Entwürfe für eine Enzyklika in die Archive verbannte. Zwei Tage nach seiner Wahl zum Papst versicherte er dem deutschen Botschafter, dass er eine Ära der Verständigung mit der NS-Regierung anstrebe. Sein Vorgänger dürfte sich im Grab umgedreht haben.

Neu sind auch diese Einsichten nicht. Kertzer selbst hat bereits vor 15 Jahren darüber berichtet. Sein mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Buch ist keine Sensation und auch kein Musterbeispiel angelsächsischer Geschichtsschreibung.

Mut zur Zurückhaltung und zur ausgewogenen Deutung hätten dem Werk ebenso gutgetan wie weniger historische Detailmalerei, die am Ende alles zu überwuchern droht. Erzählkunst in allen Ehren, sie darf aber kein Selbstzweck sein und kann differenzierte Analysen nicht ersetzen.

David I. Kertzer: Der erste Stellvertreter. Pius XI. und der geheime Pakt mit dem Faschismus. Aus dem Englischen von Martin Richter. Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2016. 608 Seiten, 38 Euro. E-Book: 31,99 Euro.
http://www.sueddeutsche.de/politik/kirche-und-faschismus-die-geschaefte-des-vatikans-mit-dem-teufel-1.3312349

Kuddel

Klerikalfaschisten haben einen neuen Chef:

ZitatDer Wahlkongress der katholischen Gemeinschaft hat in Rom den Spanier Fernando Ocariz Brana zum Oberhaupt des Opus Dei ernannt.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-01/fernando-ocariz-opus-dei-chef

ZitatDie Ehemaligen berichten einstimmig von einem starken Gefühl von Gemeinschaft und Exklusivität. Ein "geistlicher Leiter" verlangt eine regelmäßige "Gewissenserforschung", die intimsten Gedanken dürfen dem Werk nicht verborgen bleiben.

Nach eigenen Angaben hat die Glaubensgemeinschaft weltweit etwa 92.600 Laien sowie 2.083 Priester. Sie zählt damit zu den einflussreichsten und zugleich konservativsten Gruppierungen in der katholischen Kirche. In Deutschland hängen ihr 600 Menschen an. Opus Dei betreibt auch Universitäten, Krankenhäuser und Sozialstationen. An der Spitze steht ein Prälat mit Sitz in Rom, in Deutschland hat die Regionalleitung ihren Sitz in Köln.

Rudolf Rocker

ZitatTausendfacher Kindesmissbrauch in Australien
Sieben Prozent der katholischen Priester haben in den vergangenen 30 Jahren Kinder sexuell missbraucht. So das Ergebnis einer Untersuchungskommission der Regierung in Australien. Das Ausmaß der Taten schockiert.
http://www.tagesschau.de/ausland/australien-kindesmissbrauch-101.html

Troll

Ups, noch ein religiöser Kollateralschaden!
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

ZitatColonia Dignidad:
Bleibt Ex-Sektenarzt Hartmut Hopp unbehelligt?

Von Peter Kurz

Der Krefelder Hartmut Hopp von der Colonia Dignidad ist trotz des Strafurteils weiter in Freiheit. Menschenrechtler sind empört, ein Staatsanwalt erklärt die Verfahrensdauer.



Hartmut Hopp beim Interview Ende Januar in unserer Krefelder Redaktion.

Krefeld. Nachdem unsere Zeitung am vergangenen Samstag ein Interview mit Hartmut Hopp, dem früheren Sektenarzt der berüchtigten Colonia Dignidad in Chile, veröffentlicht hatte, erreichten uns verbitterte Leseranfragen: Und das lässt die deutsche Justiz so lange laufen? Hopp war schon 2011 in Chile zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden, flüchtete aus Südamerika und lebt seither unbehelligt in Krefeld.

Menschenrechtler Kaleck ist verbittert über die Justiz in NRW

Diese Verbitterung teilt auch Wolfgang Kaleck, Generalsekretär des Menschenrechtsverbands ,,European Center for Constitutional and Human Rights" (ECCHR). Der ECCHR hatte bereits im Jahr 2011 Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Krefeld gestellt. Jurist Kaleck sagt: ,,Der erste Skandal ist, dass die Staatsanwaltschaft Bonn seit den 1980er Jahren auf Aktenbergen gesessen und nichts unternommen hat. ,,So konnte in der Colonia Dignidad die Gruppe um Sektenführer Paul Schäfer und Sektenarzt Hartmut Hopp unzählige Kinder vergewaltigen und Kritiker der Pinochet-Diktatur foltern – unbeeinträchtigt von der deutschen Justiz." Auch im Fall Hopp habe die deutsche Justiz zunächst gesagt, dass sie in der Sache nicht aktiv werden könne. Das habe sich erst durch die Strafanzeige des ECCHR im August 2011 geändert.

Kaleck fährt verbittert fort: ,,Der zweite Skandal ist, dass nun das Verfahren der Vollstreckung des chilenischen Haft-Urteils in Deutschland schon wieder so viele Jahre dauert." Das sei auch ein Schlag ins Gesicht der chilenischen Justiz. Chile sei schon lange keine Diktatur mehr und auch kein ,,failed state" (gescheiterter Staat, der seine grundlegenden Funktionen nicht erfüllt). Kaleck: ,,Es geht um Gerechtigkeit gegenüber den Opfern. Und auch um den Ruf der nordrhein-westfälischen Justiz, die nach dem früheren Versagen doch spätestens jetzt das Verfahren gegen Hopp, aber auch weitere Ermittlungen im Zusammenhang mit den Verbrechen der Colonia Dignidad, schnellstens vorantreiben müsste." Deutschland könne so nicht nur den Opfern sexueller Misshandlung zu ihrem Recht verhelfen, sondern auch dazu beitragen, die Diktaturverbrechen in Chile juristisch aufzuarbeiten.
http://www.wz.de/home/politik/colonia-dignidad-bleibt-ex-sektenarzt-hartmut-hopp-unbehelligt-1.2367383

Kuddel

Interessiert sich eigentlich niemand mehr für Geschichte?

Dieses Massenspektakel ist unerträglich.




Es geht mir nicht nur um den Christenscheiß im allgemeinen, sondern auch um Luther im speziellen, den man ja besonders feiert.

Es hat sich inzwischen ja herumgesprochen, daß Luther ein glühender Antisemit war.
Wie weit er im Arsch der Herrschenden steckte und wie sehr er den Pöbel haßte, scheint den wenigsten klar zu sein.
Er verhandelte mit dem Adel, wenn er Unterstützung erhielt, würde er einige kirchliche Feiertage abschaffen, damit das einfache Volk dann auch schuften kann. Luther kämpfte gegen soziale Erhebungen und für den Erhalt der bestehenden Machtsrukturen.

Er wurde der Gegenspieler des Theologen Thomas Münzer, der sich auf Seiten der Bauern stellte, um mit ihnen für eine gerechtere Gesellschaftsordnung zu kämpfen. Münzer befürwortete die gewaltsame Befreiung der Bauern und betätigte sich in Mühlhausen/Thüringen, wo er Pfarrer in der Marienkirche war, als Agitator und Förderer der Aufstände. Dort versuchte er, seine Vorstellungen einer gerechten Gesellschaftsordnung umzusetzen: Privilegien wurden aufgehoben, Klöster aufgelöst, Räume für Obdachlose geschaffen, eine Armenspeisung eingerichtet.  Bei den sogenannten Bauernkriegen gab es auch eine Beteiligung von Städtern und Bergleuten, die eine ,,Revolution des Gemeinen Mannes" anstrebten. Die Veränderung der weltlichen Ordnung lag fernab von Luthers Vorstellungen. Die Obrigkeit ist für ihn göttlich legitimiert.  Er verlangte in seiner Schrift "Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern" die Vernichtung der Aufrührer. Die Schlacht bei Frankenhausen endete mit der Gefangennahme und Hinrichtung von Müntzer. Am 27. Mai wurde er vor den Toren der Stadt Mühlhausen enthauptet, sein Leib aufgespießt, sein Kopf auf einen Pfahl gesteckt. Viele tausend Bauern fanden den Tod.

Tausende Vollidioten feiern diese reaktionäre Drecksau.

Daß führende Poltiker bei diesem Spektakel nicht fehlen, wundert wenig.

Rudolf Rocker

ZitatTausende Vollidioten feiern diese reaktionäre Drecksau.
Danke, das das endlich mal wer ausspricht!
Und dieser Scheiß wird dann auch noch Live bei den ÖRs übertragen!

Onkel Tom

Und da konnten alle wiedermal auf Scheinheilig reden, über Dinge,
die sie im ihren politischen Positionen ignorieren.

kotz
Lass Dich nicht verhartzen !

Rudolf Rocker


Kuddel

ZitatRegensburger Domspatzen:
Mindestens 547 Chorknaben wurden missbraucht

"Gefängnis, Hölle und Konzentrationslager": Der Abschlussbericht zum Skandal bei den Regensburger Domspatzen dokumentiert hundertfache Gewalt und sexuellen Missbrauch.


Das Ausmaß des Skandals um die Regensburger Domspatzen ist noch größer als bisher angenommen: Mindestens 547 ehemalige Domschüler sind seit 1945 nach Angaben des Sonderermittlers Ulrich Weber missbraucht worden. Der Anwalt hat nach einer zweijährigen Untersuchung des Missbrauchsskandals bei dem weltberühmten Knabenchor seinen Abschlussbericht vorgelegt. 500 Chorkinder hätten körperliche Gewalt erlitten, 67 sexuelle Gewalt. Es gebe aber eine Dunkelziffer, sagte Weber. Er gehe von mindestens 700 Opfern aus.

Die Opfer beschrieben die Zeiten bei den Domspatzen im Nachhinein als "Gefängnis, Hölle und Konzentrationslager" oder als "schlimmste Zeit ihres Lebens, geprägt von Angst, Gewalt und Hilflosigkeit". Besonders in der Vorschule des Chores seien die Übergriffe umfassend gewesen, sagte Weber weiter.

Alle Taten sind verjährt

Als mutmaßliche Täter seien 49 Personen ermittelt worden, neun von ihnen seien sexuell übergriffig geworden. Die Taten haben sich laut Bericht hauptsächlich in den 1960er und 1970er Jahren ereignet. Bis 1992 sei durchgängig von körperlicher Gewalt berichtet worden. Fast alle Vorfälle waren zu den jeweiligen Zeiten nach den jeweils gültigen Gesetzen strafbar, inzwischen seien sie aber alle nach dem Strafrecht verjährt. Somit ist keine Strafverfolgung mehr möglich.

Weber sprach von einer Kultur des Schweigens. Die Regensburger Domspatzen sollten als Institution vor einer Rufschädigung geschützt werden. So habe auch eine frühe kritische Medienberichterstattung nicht zu Konsequenzen geführt.

Der Opferanwalt erhob auch Vorwürfe gegen den heutigen Kardinal Gerhard Ludwig Müller und den ehemaligen Chorleiter Georg Ratzinger, den Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Ratzinger sei sein Wegschauen und "fehlendes Einschreiten trotz Kenntnis" vorzuwerfen. Im Umgang mit konkreten Fällen habe der Schutz der Institution im Vordergrund gestanden. Opferschicksale seien ignoriert, teilweise sogar Beschuldigte geschützt worden.

Chorleiter Ratzinger war vom Ehrgeiz getrieben

Ratzinger sei von den für die Untersuchung befragten ehemaligen Domspatzen sehr unterschiedlich, positiv wie negativ, beschrieben worden. Er leitete den Chor von 1964 bis 1994 und war nach Aussage ehemaliger Schüler "sehr ehrgeizig" hinsichtlich der Leistung des Chors. Darüber habe er wohl den Blick für die Gesamtverantwortung für die Kinder verloren. Es hätten sich aber keine Erkenntnisse ergeben, dass Ratzinger auch von sexueller Gewalt gewusst habe.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller hatte als Regensburger Bischof eine Aufarbeitung in die Wege geleitet, als der Skandal 2010 bekannt wurde. Diese Aufarbeitung sei aber mit vielen Schwächen behaftet gewesen, etwa weil die Ermittler nicht den Dialog mit den Opfern gesucht hatten. Eine klare Verantwortung für die strategischen, organisatorischen und kommunikativen Schwächen müsse Müller zugeschrieben werden.

Im Frühjahr 2010 berichteten ehemalige Domspatzen erstmals von der Gewalt in Regensburg. Über Jahrzehnte hinweg sollen der damalige Direktor und andere Lehrer Kinder misshandelt haben. Die Aufklärung kam zunächst kaum voran. Erst als 2013 Bischof Rudolf Voderholzer das Amt von Müller übernahm, kam Bewegung in die Aufarbeitung. Er beauftragte im April 2015 schließlich Ulrich Weber als unabhängigen Gutachter.
http://www.zeit.de/gesellschaft/2017-07/regensburger-domspatzen-abschlussbericht-misshandlung

Troll

Es war aber früher ein beschissenes Verhältnis der Eltern allgemein zur Kirche, Kinder die nach Hause gekomen wären mit dem Hinweis auf Missbrauch durch kirchliche Mitarbeiter hätten meistens eine üble Züchtigung dann durch die eigenen Eltern durchleben dürfen, die Kirche war über jeden Zweifel erhaben.
Dass die Kirche sich diese Zeiten gerne zurückwünscht und dabei den heutigen moralischen Verfall als Argument anführen ist mehr als zynisch.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Zitat,,Luther war Antisemit und Arbeitsfanatiker"

Der Philosoph Nikolas Lelle spricht heute Abend in Frankfurt über den Reformator Martin Luther und die Nationalsozialisten.


Es kommt nicht von ungefähr, dass Luther nicht nur Antisemit, sondern auch Arbeitsfanatiker war. Für ihn ist Arbeit keine Mühsal, sondern eine Pflichterfüllung Gott gegenüber. Während Deutsche arbeitsam und fleißig seien, würden Juden ihr Geld mit ,,Tricks" wie Wucher, Geldleihen und Handel verdienen und somit vom Reichtum der anderen leben. Luther propagierte diese Idee ,,deutscher Arbeit" auf besondere Weise, das prägte auch den Nationalsozialismus: Hitler hält 1920 eine Rede, in der er zum ersten Mal begründet, wie die Nazis über Arbeit nachdenken.

Er sagt, Deutsche arbeiteten gemeinnützig, als Dienst an der Volksgemeinschaft. Demgegenüber stehe der Jude, der eigennützig Geschäfte mache und keine Gemeinschaft im Blick habe. Aber zwischen Luther und Hitler liegen 400 Jahre. Luther ist eine Art Stichwortgeber für die Debatten, die es im 19. Jahrhundert gab und an die Hitler anschließt. Während Luther eher en passant darüber spricht, radikalisiert Hitler das und gibt sogar Kriterien dafür an, welche Arbeit ,,deutsch" sei und welche nicht.

Die evangelischen Kirchenverbände wollen mit Luthers Antisemitismus völlig zu Recht nichts zu tun haben. Die Frage ist nur, ob man diesen einfach so von allen anderen Ideen Luthers abspalten kann. Meiner Meinung nach muss man seine Vorstellungen von Arbeit ins Zentrum rücken. Das hat die Konsequenz, dass auch sein Antisemitismus stärker hervortritt. Man kann sich nicht einfach von Letzterem distanzieren, ohne Luthers Äußerungen über Faule oder Müßiggänger miteinzubeziehen. Im Programm des Evangelischen Kirchentags habe ich keine einzige Veranstaltung zu diesem Thema gefunden. Man distanziert sich zwar auf eine Art, doch es findet keine ausreichende inhaltliche Auseinandersetzung statt.
http://www.fr.de/frankfurt/lutherjahr-2017-luther-war-antisemit-und-arbeitsfanatiker-a-1317208

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